Atomoxetin

Atomoxetin 

ATC-Code

N: Nervensystem

N06: Psychoanaleptika

N06B: Psychostimulanzien, Mittel zur Behandlung der ADHS und Nootropika

N06BA: Zentral wirkende Sympathomimetika

N06BA09: Atomoxetin

Wirkungsmechanismus

Atomoxetin ist ein hochselektiver und potenter Hemmstoff des präsynaptischen Noradrenalin-Transporters. Die Substanz hat keine direkte Wirkung auf Serotonin- oder Dopamin-Transporter und eine sehr geringe Affinität zu noradrenergen Rezeptoren oder zu anderen Neurotransmitter-Transportern oder Rezeptoren.

Pharmakokinetik

Atomoxetin zeigt bei Kindern und Jugendlichen eine ähnliche Pharmakokinetik wie bei Erwachsenen. Bei Kindern unter 6 Jahren wurde sie nicht systematisch untersucht.

  • Resorption: Nach oraler Anwendung wird Atomoxetin schnell und fast vollständig resorbiert. Mittlere maximale Plasmakonzentrationen (Cmax) wurden etwa 1 bis 2 Stunden nach Einnahme beobachtet. Die absolute Bioverfügbarkeit von Atomoxetin nach oraler Anwendung reicht von 63 bis 94% in Abhängigkeit von interindividuellen Unterschieden in der Stärke des First-pass-Effektes. Atomoxetin kann unabhängig von den Mahlzeiten gegeben werden.
  • Verteilung: Atomoxetin wird gut verteilt und ist weitgehend (98%) an Plasmaproteine, vor allem an Albumin, gebunden.
  • Metabolisierung: Atomoxetin wird hauptsächlich durch Cytochrom P450 2D6 (CYP2D6) verstoffwechselt. Der durch Oxidation gebildete Hauptmetabolit ist das 4-Hydroxyatomoxetin, das schnell glucuronidiert wird. 4-Hydoxyatomoxetin hat im Vergleich zu Atomoxetin eine gleich starke Wirkung, liegt aber in viel geringeren Plasmakonzentrationen vor. Obwohl 4-Hydroxyatomoxetin hauptsächlich über CYP2D6 gebildet wird, kann es bei Personen mit fehlender CYP2D6-Aktivität über verschiedene andere Cytochrom-P450-Enzyme gebildet werden, allerdings langsamer. In therapeutischen Dosen hemmt oder induziert Atomoxetin nicht die CYP2D6-Aktivität.
  • Ausscheidung: Die mittlere Halbwertszeit bezogen auf die Ausscheidung nach oraler Anwendung beträgt 3,6 Stunden bei Patienten mit einer stark ausgeprägten Verstoffwechselung durch CYP2D6 ("extensive metabolizer", EM) und 21 Stunden bei Patienten mit einer schwach ausgeprägten Verstoffwechselung durch CYP2D6 ("poor metabolizer", PM). Atomoxetin wird vor allem als 4-Hydroxyatomoxetin-O-glucuronid ausgeschieden, hauptsächlich im Urin.
  • Linearität/Nicht-Linearität: Die Pharmakokinetik von Atomoxetin ist im beobachteten Dosisbereich sowohl bei PMs als auch bei EMs linear.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die tägliche Gesamtdosis kann als Einzeldosis am Morgen mit oder ohne Nahrung eingenommen werden. Wenn Patienten bei einmal täglicher Einnahme der Gesamttagesdosis kein zufrieden stellendes klinisches Ansprechen zeigen, können sie auch jeweils die halbe Gesamtdosis am Morgen und am späten Nachmittag oder frühen Abend einnehmen.

  • Dosierung bei Kindern und Jugendlichen bis zu 70 kg Körpergewicht: Die Behandlung sollte mit einer Gesamttagesdosis von etwa 0,5 mg/kg begonnen werden. Diese Initialdosis sollte für mindestens 7 Tage beibehalten werden, bevor die Dosis entsprechend der klinischen Wirksamkeit und Verträglichkeit auftitriert wird. Die empfohlene Tagesdosis während der Dauerbehandlung beträgt etwa 1,2 mg/kg. Für Tagesdosen über 1,2 mg/kg konnte kein zusõtzlicher Nutzen nachgewiesen werden.
  • Dosierung bei Kindern und Jugendlichen über 70 kg Körpergewicht: Die Behandlung sollte mit einer Gesamttagesdosis von 40 mg begonnen werden. Diese Initialdosis sollte für mindestens 7 Tage beibehalten werden, bevor die Dosis entsprechend der klinischen Wirksamkeit und Verträglichkeit auftitriert wird. Die empfohlene Erhaltungsdosis beträgt 80 mg täglich. Für Dosen über 80 mg konnte kein zusätzlicher Nutzen nachgewiesen werden. Die maximale empfohlene Tagesdosis beträgt 100 mg.
  • Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Atomoxetin bei Kindern unter 6 Jahren ist nicht untersucht. Daher darf Strattera® bei Kindern unter 6 Jahren nicht angewendet werden.
  • In den klinischen Studien wurden keine ausgeprägten Entzugsymptome beschrieben. Im Falle nennenswerter Nebenwirkungen kann Atomoxetin abrupt; ansonsten über einen angemessenen Zeitraum ausschleichend abgesetzt werden.
  • Bei Patienten, bei denen die Symptomatik bis ins Erwachsenenalter fortbesteht und die eindeutig von der Behandlung profitierten, kann es angemessen sein, die Behandlung fortzuführen. Der Beginn einer Behandlung mit Atomoxetin im Erwachsenenalter ist jedoch nicht angemessen. Leberinsuffizienz: Bei Patienten mit mäßiger Leberinsuffizienz (Child-Pugh Class B) sollten die Initialdosen sowie die angestrebten Zieldosen auf 50% der üblichen Dosis, bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz (Child-Pugh Class C) auf 25% der üblichen Dosis reduziert werden.
  • Niereninsuffizienz: Bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz war die Bioverfügbarkeit von Atomoxetin um etwa 65% im Vergleich mit gesunden Patienten erhöht. Allerdings gab es keine Unterschiede, wenn die Bioverfügbarkeit auf Basis der mg/kg-Dosis berechnet wurde. Dementsprechend kann Atomoxetin bei ADHS-Patienten mit einer Nierenerkrankung im Endstadium oder weniger schwerer Niereninsuffizienz in den üblichen Dosen angewendet werden. Atomoxetin kann allerdings bei Patienten mit einer Nierenerkrankung im Endstadium einen vorbestehenden Bluthochdruck verstärken.

Kontraindikationen

  • Überempfindlichkeit gegen Atomoxetin oder einen der sonstigen Bestandteile.
  • Atomoxetin darf nicht in Kombination mit einem Mono-aminoxidase- (MAO-) Hemmer angewendet werden. Die Therapie mit einem MAO-Hemmer muss seit mindestens 2 Wochen beendet sein, bevor Atomoxetin angewendet werden darf. Auch Atomoxetin muss mindestens 2 Wochen lang abgesetzt sein, bevor die Behandlung mit einem MAO-Hemmer begonnen werden darf.
  • Atomoxetin darf bei Patienten mit Engwinkelglaukom nicht angewendet werden, da in klinischen Studien seine Anwendung mit einer erhöhten Inzidenz einer Mydriasis verbunden war.

Unerwünschte Wirkungen

Abdominale Beschwerden und verminderter Appetit sind die häufigsten Nebenwirkungen unter einer Atomoxetin-Therapie. Sie wurden für 18 bzw. 16% der Patienten berichtet, führen aber nur selten zu einem Absetzen des Arzneimittels. Diese Nebenwirkungen sind üblicherweise vorübergehend. Bei einigen Patienten ist mit dem verminderten Appetit ein Gewichtsverlust zu Therapiebeginn verbunden (durchschnittlich etwa 0,5 kg); diese Wirkungen waren bei den höchsten Dosen am stärksten ausgeprägt. Nach dem anfänglichen Gewichtsverlust zeigten Atomoxetin-Patienten während der Langzeitbehandlung einen durchschnittlichen Gewichtsanstieg.

Wachstumsraten (Gewicht und Größe) nach zweijähriger Behandlung sind nahezu normal. Übelkeit und Erbrechen traten vorübergehend bei 9 bzw. 11% der Patienten auf, vor allem während des ersten Therapiemonats. Allerdings waren diese Symptome nur leicht bis mäßig ausgeprägt, und es kam nicht zu einer signifikanten Zahl von Therapieabbrüchen (Abbruchrate 0,5%).

  • Bei Erwachsenen waren die unter Atomoxetin-Behandlung am häufigsten berichteten unerwünschten Ereignisse gastrointestinaler oder urogenitaler Natur. Falls Erwachsene Beschwerden hinsichtlich eines Harnverhalts oder einer Harnverzögerung haben, sollte ein möglicher Zusammenhang mit der Atomoxetinanwendung erwogen werden.
  • In plazebokontrollierten pädiatrischen Studien zeigten Atomoxetin-Patienten im Vergleich zu Plazebo einen mittleren Pulsanstieg von etwa sechs Schlägen pro Minute sowie einen mittleren Anstieg des systolischen und des diastolischen Blutdrucks von etwa 2 mmHg. In plazebokontrollierten Erwachsenenstudien führte Atomoxetin im Vergleich mit Plazebo zu einem mittleren Pulsanstieg von etwa sechs Schlägen pro Minute sowie zu einem mittleren Blutdruckanstieg von 3 mmHg systolisch und 1 mmHg diastolisch.
  • Aufgrund seiner Wirkung auf den noradrenergen Tonus traten bei AtomoxetinPatienten orthostatische Hypotonie und Ohnmacht auf. Atomoxetin sollte dementsprechend bei Patienten, die zu Hypotonie neigen, mit Vorsicht eingesetzt werden.
  • Die folgenden Angaben zu Nebenwirkungen basieren auf den unerwünschten Ereignissen sowie den Ergebnissen von Laboruntersuchungen aus klinischen Studien bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (sehr häufig: > 10%, häufig: 1 - 10%, gelegentlich: 0,1 - 1%).
  • Infektionen und parasitäre Erkrankungen: häufig: Influenza (Erkältung, grippeartige Symptome)- Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen: sehr häufig: verminderter Appetit; häufig: Appetitlosigkeit
  • Psychiatrische Erkrankungen: sehr häufig: Schlaflosigkeit; häufig: frühmorgendliches Erwachen, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, reduzierte Libido, Schlafstörungen
  • Erkrankungen des Nervensystems: häufig: Schwindel, Somnolenz, Kopfschmerzen
  • Augenerkrankungen: häufig: Mydriasis
  • Herzerkrankungen: Palpitation, Sinustachykardie
  • Gefäßerkrankungen: häufig: Hitzewallungen; gelegentlich: Kältegefühl in den Extremitäten
  • Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: sehr häufig: Mundtrockenheit, Übelkeit; abdominale Beschwerden, Erbrechen; häufig: Verstopfung, Dyspepsie, Blähungen
  • Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: häufig: Dermatitis, Pruritus, Hautausschlag, vermehrtes Schwitzen
  • Erkrankungen der Nieren und Harnwege: häufig: Schwierigkeiten beim Harnlassen, Miktionsverlängerung, Harnverhalt
  • Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse: häufig: Dysmenorrhö, Ejakulationsstörungen, Ejakulationsversagen, Erektionsstörungen, Impotenz, unregelmäßige Menstruation, ungewöhnlicher Orgasmus, Prostatitis
  • Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort: häufig: Müdigkeit, Lethargie, Muskelsteifigkeit
  • Untersuchungen: häufig: Gewichtsverlust. Die folgenden Ereignisse wurden sehr selten berichtet: Von der Norm abweichende Leberfunktionstests, Gelbsucht und Hepatitis.
  • Zahlreiche Nebenwirkungen traten bei Patienten mit schwach ausgeprägter CYP2D6-Verstoffwechselung (PM = "poor metabolizer") deutlich häufiger auf als bei Patienten mit stark ausgeprägter CYP2D6-Verstoffwechselung (EM = "extensive metabolizer").

Wechselwirkungen

  • MAO-Hemmer: Atomoxetin darf, wie erwähnt, nicht zusammen mit MAO-Hemmern angewendet werden.
  • CYP2D6-Inhibitoren (z. B. Fluoxetin, Paroxetin): Bei Patienten mit einer stark ausgeprägten Verstoffwechselung durch CYP2D6 ("extensive metabolizer") können selektive CYP2D6-Inhibitoren die Atomoxetin-Steady-state-Plasmakonzentration auf ein ähnliches Niveau erhöhen, wie es bei Patienten mit schwach ausgeprägter Verstoffwechselung durch CYP2D6 ("poor metabolizer") beobachtet wurde. In-vitro-Studien sprechen dafür, dass bei Patienten mit schwach ausgeprägter Verstoffwechselung durch CYP2D6 die gleichzeitige Anwendung von Cytochrom-P450-Inhibitoren die Atomoxetin-Plasmakonzentration nicht erhöhet. Ein langsameres Auftitrieren von Atomoxetin kann bei Patienten notwendig werden, die gleichzeitig CYP2D6-Inhibitoren einnehmen.
  • Werden Patienten mit hohen Dosen von inhalativ oder systemisch (oral oder intravenös) angewandtem Salbutamol (oder anderen Beta2-Agonisten) behandelt, ist Atomoxetin vorsichtig anzuwenden, da die Wirkung von Salbutamol auf das Herz-Kreislauf-System verstärkt werden kann.
  • Wegen der möglichen Wirkungen auf den Blutdruck sollte Atomoxetin in Kombination mit blutdrucksenkenden Arzneimitteln vorsichtig eingesetzt werden.
  • Arzneimittel mit einer Wirkung auf Noradrenalin sollten bei gleichzeitiger Anwendung von Atomoxetin vorsichtig eingesetzt werden, da additive oder synergistische pharmakologische Effekte m÷glich sind. Beispiele sind hier Antidepressiva wie Imipramin, Venlafaxin und Mirtazapin oder schleimhautabschwellende Mittel wie Pseudoephedrin oder Phenylephrin.
  • Arzneimittel, die den pH-Wert des Magens erhöhen (Magnesiumhydroxid, Aluminiumhydroxid, Omeprazol) hatten keinen Einfluss auf die Bioverfügbarkeit von Atomoxetin.
  • Arzneimittel mit hoher Plasmaproteinbindung: Warfarin, Acetylsalicylsäure, Phenytoin oder Diazepam hatten keine Wirkung auf die Bindung von Atomoxetin an Humanalbumin. Gleichzeitig beeinflusste Atomoxetin nicht die Bindung dieser Substanzen an Humanalbumin.
  • Cytochrom-P450-Enzyme: Atomoxetin besitzt keine klinisch signifikante hemmende oder induzierende Wirkung auf Cytochrom-P450-Enzyme, einschließlich CYP1A2, CYP3A, CYP2D6 und CYP2C9.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Wenn auch nur gelegentlich, wurde bei Patienten, die Atomoxetin eingenommen hatten, über allergische Reaktionen, ein schließlich Hautausschlag, angioneurotische Ödeme und Urtikaria, berichtet.
  • Viele Atomoxetin-Patienten zeigten eine mäßige Pulserhöhung (im Mittel < 10 Schläge/min) und/oder einen Blutdruckanstieg (im Mittel < 5 mmHg). Bei den meisten Patienten sind diese Veränderungen klinisch nicht von Bedeutung. Atomoxetin sollte jedoch bei Patienten mit Bluthochdruck, Tachykardie sowie einer kardiovaskulären oder zerebrovaskulären Erkrankung mit Vorsicht eingesetzt werden. Puls und Blutdruck sind während der Therapie in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren.
  • Über orthostatische Hypotonie wurde ebenfalls berichtet. Atomoxetin sollte bei Patienten mit einer Prädisposition für eine Hypotonie mit Vorsicht angewendet werden. Sehr selten wurde über Lebertoxizität berichtet, die an Hand von erhöhten Leberenzymwerten und erhöhtem Bilirubin in Verbindung mit Gelbsucht erkennbar wurde. Bei Patienten, die eine Gelbsucht entwickeln oder für die aufgrund von Laborwerten eine Leberschädigung nachgewiesen werden konnte, muss Atomoxetin abgesetzt werden. Die Behandlung darf nicht wieder aufgenommen werden.
  • Längenwachstum und Entwicklung sollen während einer Atomoxetin-Behandlung beobachtet werden. Eine Dosisreduktion oder Unterbrechung der Therapie ist in Betracht zu ziehen, wenn die Patienten nicht ausreichend wachsen oder nicht ausreichend an Gewicht zunehmen.
  • Klinische Daten weisen nicht auf einen nachteiligen Effekt bezüglich der Kognition oder Sexualentwicklung hin. Allerdings ist der Umfang verfügbarer Langzeitdaten begrenzt. Daher sollten Patienten, die eine Langzeittherapie benötigen, sorgfältig überwacht werden.
  • Wie bei anderen psychotropen Arzneimitteln kann die Möglichkeit seltener, schwerwiegender psychiatrischer Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen werden.

Schwangerschaft und Stillzeit

Für Atomoxetin liegen keine klinischen Daten bei exponierten Schwangeren vor. Generell lassen tierexperimentelle Studien nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf die Schwangerschaft, embryonale/fetale Entwikklung, Geburt oder postnatale Entwicklung schließen.

  • Atomoxetin darf trotzdem während der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden, es sei denn, der mögliche Nutzen rechtfertigt das mögliche Risiko für den Fetus.
  • Atomoxetin und/oder seine Metaboliten werden bei Ratten in die Milch ausgeschieden. Es ist nicht bekannt, ob Atomoxetin in Muttermilch ausgeschieden wird. Aufgrund der unzureichenden Datenlage dürfen stillende Mütter Atomoxetin nicht anwenden.

Handelspräparat Strattera® 

Hersteller

Einführungsdatum

Zusammensetzung

Jede Strattera® 10-, 18-, 25-, 40- oder 60-mg-Hartkapsel enthält die Menge Atomoxetinhydrochlorid, die 10, 18, 25, 40 oder 60 mg Atomoxetin entspricht.

Sonstige Bestandteile

Kapsel: vorverkleisterte Maisstärke, Dimeticon 350. Kapselhülle: Natriumdodecylsulfat, Gelatine, essbare schwarze Tinte SW-9008 oder essbare schwarze Tinte SW-9010 (enthält Schellack und Eisen(II,III)-oxid E 172). Farbe des Kapseloberteils: 18 mg: Eisen(III)-hydroxid-oxidgH2O (E 172); 10 mg: Titandioxid (E 171); 25, 40 und 60 mg: Indigocarmin (E 132) und Titandioxid (E 171);

Farbe des Kapselunterteils: 60 mg: Eisen(III)-hydroxid-oxidgH2O (E 172); 10 mg, 18 mg und 25 mg: Titandioxid (E 171); 40 mg: Indigocarmin (E 132) und Titandioxid (E 171).

Packungsgrößen, Preise, PZN

Strattera 10 mg Hartkapseln:
7 Stück, 33,12 Euro, PZN 4192769;
28 Stück, 103,37 Euro, PZN 4192775.
Strattera 18 mg Hartkapseln:
7 Stück, 33,12 Euro, PZN 4192781;
28 Stück, 103,37 Euro, PZN 4192798.
Strattera 25 mg Hartkapseln:
7 Stück, 33,12 Euro PZN 4192806;
28 Stück, 103,37 Euro, PZN 4192812;
Strattera 40 mg Hartkapseln:
7 Stück, 33,12 Euro PZN 4192829;
28 Stück, 103,37 Euro, PZN 4192858;
Strattera 60 mg Hartkapseln:
28 Stück, 103,37 Euro, PZN 4192870.

Indikation

Zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern ab 6 Jahren und bei Jugendlichen als Teil eines umfassenden Behandlungsprogramms.

Dosierung

Die tägliche Gesamtdosis Atomoxetin kann als Einzeldosis am Morgen mit oder ohne Nahrung eingenommen werden. Wenn Patienten bei einmal täglicher Einnahme der Gesamttagesdosis kein zufrieden stellendes klinisches Ansprechen zeigen, können sie auch jeweils die halbe Gesamtdosis am Morgen und am späten Nachmittag oder frühen Abend einnehmen. Dosierung bei Kindern und Jugendlichen bis zu 70 kg Körpergewicht: Initialdosis 0,5 mg/kg für mindestens 7 Tage, dann entsprechend der klinischen Wirksamkeit und Verträglichkeit auftitrieren, empfohlene Tagesdosis während der Dauerbehandlung: etwa 1,2 mg/kg. Dosierung bei Kindern und Jugendlichen über 70 kg Körpergewicht: Initialdosis 40 mg für mindestens 7 Tage, dann entsprechend der klinischen Wirksamkeit und Verträglichkeit auftitrieren, empfohlene Erhaltungsdosis: 80 mg täglich, maximale empfohlene Tagesdosis: 100 mg.

Kontraindikationen

Kombination mit einem Monoaminoxidase- (MAO-)Hemmer; Engwinkelglaukom

Unerwünschte Wirkungen

Sehr häufig: Mundtrockenheit, Übelkeit; abdominale Beschwerden, Erbrechen, verminderter Appetit, Schlaflosigkeit. Häufig: Influenza, Appetitlosigkeit; frühmorgendliches Erwachen, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, reduzierte Libido, Schlafstörungen; Schwindel, Somnolenz, Kopfschmerzen; Mydriasis; Palpitation, Sinustachykardie; Hitzewallungen; Verstopfung, Dyspepsie, Blähungen; Dermatitis, Pruritus, Hautausschlag, vermehrtes Schwitzen; Schwierigkeiten beim Harnlassen, Miktionsverlängerung, Harnverhalt; Dysmenorrhö, Ejakulationsstörungen, Ejakulationsversagen, Erektionsstörungen, Impotenz, unregelmäßige Menstruation, ungewöhnlicher Orgasmus, Prostatitis; Müdigkeit, Lethargie, Muskelsteifigkeit; Gewichtsverlust

Wechselwirkungen

Atomoxetin wird hauptsächlich durch CYP2D6 zu 4-Hydroxyatomoxetin verstoffwechselt. Bei Patienten mit einer stark ausgeprägten Verstoffwechselung durch CYP2D6 ("extensive metabolizer") können selektive CYP2D6-Inhibitoren die Atomoxetin-Steady-state-Plasmakonzentration auf ein ähnliches Niveau erhöhen, wie es bei Patienten mit schwach ausgeprägter Verstoffwechselung durch CYP2D6 ("poor metabolizer") beobachtet wurde. Ein langsameres Auftitrieren von Atomoxetin kann bei Patienten notwendig werden, die gleichzeitig CYP2D6-Inhibitoren einnehmen. Atomoxetin kann die Wirkung von Salbutamol auf das Herzkreislaufsystem verstärken. Wegen der möglichen Wirkungen auf den Blutdruck sollte Atomoxetin in Kombination mit blutdrucksenkenden Arzneimitteln vorsichtig einge-setzt werden. Auch Arzneimittel mit einer Wirkung auf Noradrenalin sollten bei gleichzeitiger Anwendung von Atomoxetin vorsichtig angewandt werden, da additive oder synergistische pharmakologische Effekte möglich sind.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Wenn auch nur gelegentlich, wurde bei Patienten, die Atomoxetin eingenommen hatten, über allergische Reaktionen, einschließlich Hautausschlag, angioneurotische Ödeme und Urtikaria, berichtet. Viele Atomoxetin-Patienten zeigten eine mäßige Pulserhöhung und/oder einen Blutdruckanstieg. Atomoxetin sollte bei Patienten mit einer Prädisposition für eine Hypotonie mit Vorsicht angewendet werden. Bei Patienten, die eine Gelbsucht entwickeln oder für die aufgrund von Laborwerten eine Leberschädigung nachgewiesen werden konnte, muss Atomoxetin abgesetzt werden. Längenwachstum und Entwicklung sollen während einer Atomoxetin-Behandlung beobachtet werden.

 

Kurz zusammengefasst 

Atomoxetin (Strattera®) ist ein neues Mittel für Kinder und Jugendliche mit dem "Zappelphilipp"-Syndrom ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung).

Atomoxetin ist für Kinder von sechs Jahren an sowie auch zur Weiterbehandlung im Erwachsenenalter geeignet. ADHS-Patienten haben oft typische Verhaltensauffälligkeiten wie extreme Ablenkbarkeit, übertriebenen Bewegungsdrang, Konzentrationsschwäche und Reizbarkeit. Bis jetzt erhielten diese Patienten vor allem Methylphenidat (Ritalin®), das jedoch nur bei 70 Prozent wirksam ist. In seiner Struktur ähnelt Atomoxetin dem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Fluoxetin. Es wurde ursprünglich als Antidepressivum konzipiert. Die Substanz hemmt die Wiederaufnahme von Noradrenalin im zentralen Nervensystem. In der Folge steigt die Noradrenalin-Konzentration im synaptischen Spalt. Durch das Zusammenspiel von noradrenergem und dopaminergem System beeinflusst Atomoxetin dabei indirekt auch die Dopamin-Aktivität im präfrontalen Kortex (Teil des vorderen Aufmerksamkeitszentrums), nicht jedoch im Striatum und Nucleus accumbens, die mit Tics und Suchtverhalten in Verbindung gebracht werden. Atomoxetin ist vergleichbar gut verträglich wie Methylphenidat, untersteht aber nicht der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung. Die Wirksamkeit von Atomoxetin wurde in zahlreichen plazebokontrollierten randomisierten Doppelblindstudien an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nachgewiesen. Dabei reduzierte der selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität signifikant besser als Plazebo und war mit Methylphenidat vergleichbar. Auch die Responderraten lagen mit rund 80% in vergleichbarer Größenordnung. Atomoxetin wurde in Studien bei Kindern auch erfolgreich zur Behandlung des Bettnässens und der nächtlichen Enurese eingesetzt.

Atomoxetin darf nicht zusammen mit MAO-Hemmern eingenommen werden. Hemmstoffe von CYP2D6, wie Fluoxetin und Paroxetin, führen zu einer deutlich verlängerten Serumhalbwertszeit.

An unerwünschten Arzneimittelwirkungen traten in den Studien in erster Linie abdominelle Beschwerden, verminderter Appetit, Mundtrockenheit und Kopfschmerzen auf, die jedoch im Laufe der Behandlung wieder abklangen. Einige Patienten zeigten eine geringfügige Steigerung von Puls und diastolischem Blutdruck. In seltenen Fällen kann der Wirkstoff die Leber schädigen. Ende 2004 warnte die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA vor schweren Leberfunktionsstörungen nach Einnahme des Wirkstoffs. Strattera® muss sofort abgesetzt werden, wenn Symptome einer Leberschädigung (z. B. Gelbwerden der Haut oder der Augen) auftreten.

Um potenzielle Nebeneffekte zu minimieren, wird die Atomoxetin-Behandlung mit einer niedrigen Startdosis begonnen und nach einer Woche mit der Erhaltungsdosis fortgeführt. Um eine Dosisabstufung in der Praxis zu ermöglichen, wird Strattera® in fünf Kapselstärken mit 10, 18, 25, 40 und 60 mg Atomoxetinhydrochlorid angeboten.

Während Methylphenidat einen schlagartigen, so genannten "On-Off-Wirkbeginn" zeigt, stellt sich die Wirkung von Atomoxetin erst allmählich im Lauf einer Woche ein. Bis zur vollen Wirksamkeit können vier bis sechs Wochen vergehen. Seit seiner Erstzulassung in den USA vor über zwei Jahren erhielten weltweit mehr als zwei Millionen Patienten den Wirkstoff.

Strattera® ist im Dezember 2004 vom BfArM zur ADHS-Behandlung von Kindern ab sechs Jahren und Jugendlichen im Rahmen eines umfassenden Behandlungsprogramms, das psychologische, pädagogische und soziale Maßnahmen einschließt, zugelassen worden. Eine Weiterbehandlung ins Erwachsenenalter ist ebenfalls möglich. Die Indikation zur Erstbehandlung von Erwachsenen, wie sie in den USA bereits besteht, wird auch für Deutschland angestrebt.

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