Cinacalcet

 

Hintergrundinformation

Sekundärer Hyperparathyroidismus
Ein sekundärer Hyperparathyroidismus ist eine häufige Begleiterscheinung chronischer Nierenerkrankungen. Erhöhte Parathormonspiegel entwickeln sich in der Regel, sobald die Nierenfunktion unter 50% des Normbereiches reduziert ist. Dann reagiert der Körper auf einen erhöhten Phosphat- und einen erniedrigten Calciumspiegel, indem die Nebenschilddrüsen vermehrt Parathormon ausschütten.

Parathormon, ein Polypeptid aus 84 Aminosäuren, hält den Plasma-Calciumspiegel konstant. Das Hormon erhöht den Calciumgehalt des Blutes, indem es Calciumionen aus den Knochen ins Blut freisetzt. Bei einem erhöhten Phosphatspiegel wird Calciumphosphat im ganzen Körper abgelagert - in Gefäßen, Gelenken und Geweben, auch in den Nieren. Dieser Prozess beschleunigt die Sklerose des Nierengewebes oder der Nierengefäße, was wiederum das Fortschreiten des Nierenversagens zur Folge hat.

Die Knochen werden brüchiger, die Betroffenen leiden unter Knochenschmerzen und -abbau sowie Verkalkungen von verschiedenen Geweben einschließlich denen des Herzkreislaufsystems.

Cinacalcet 

ATC-Code

H: Systemische Hormonpräparate, exkl. Sexualhormone und Insuline

H05: Calciumhomöostase

H05B: Nebenschilddrüsenhormonantagonisten

H05BX: Andere Nebenschilddrüsenhormonantagonisten

H05BX01: Cinacalcet

Wirkungsmechanismus

Cinacalcet ist ein calcimimetisch wirksames Agens. Es erniedrigt die Parathormonspiegel direkt, indem es die Empfindlichkeit des calciumempfindlichen Rezeptors auf extrazelluläres Calcium erhöht. Dieser Rezeptor befindet sich auf der Oberfläche der Hauptzellen der Nebenschilddrüse und reguliert die Parathormon-Sekretion. Sinkt der Parathormon-Spiegel, nimmt gleichzeitig auch der Serum-Calciumspiegel ab.

Kurz nach der Anwendung von Cinacalcet beginnt der Parathormon-Spiegel mit steigender Cinacalcet-Konzentration zu sinken. Verringern sich die CinacalcetSpiegel wieder, steigen die Parathormon-Spiegel bis zu zwölf Stunden nach der Anwendung an. Anschließend wird die Parathormon-Sekretion ungefähr bis zum Ende des Eintages-Dosisintervalls konstant supprimiert. Nach Erreichen eines Steady state bleiben die Serumcalcium-Konzentrationen über das gesamte Dosierungsintervall konstant.

Pharmakokinetik

  • Absorption: Nach oraler Anwendung von Cinacalcet werden die maximalen Plasmakonzentrationen nach etwa 2 bis 6 Stunden erreicht. Die absolute Bioverfügbarkeit liegt bei nüchternen Patienten zwischen 20 und 25%. Wird Cinacalcet mit Nahrungsmitteln eingenommen, erhöht sich die Bioverfügbarkeit um 50 bis 80%, sowohl bei einer fettreichen als auch bei einer fettarmen Mahlzeit. Nach der Absorption fällt die Cinacalcet-Konzentration zweiphasig ab, mit einer initialen Halbwertszeit von ungefähr 6 Stunden und einer terminalen Halbwertszeit von 30 bis 40 Stunden. Das Steady state des Wirkstoffspiegels wird innerhalb von sieben Tagen mit einer minimalen Akkumulation erreicht.
  • Verteilung: Die AUC und Cmax von Cinacalcet steigen ungefähr linear über den einmal täglich gegebenen Dosierungsbereich von 30 bis 180 mg. In Dosierungen über 200 mg war die Absorption, wahrscheinlich aufgrund der schlechten Löslichkeit, gesättigt. Die Pharmakokinetik von Cinacalcet verändert sich nicht im Laufe der Zeit. Das Verteilungsvolumen ist hoch (ungefähr 1000 l), was auf eine umfangreiche Verteilung hinweist. Cinacalcet wird zu ungefähr 97% an Plasmaproteine gebunden und verteilt sich minimal in die roten Blutkörperchen.
  • Metabolismus: Cinacalcet wird vorwiegend durch CYP3A4 und CYP1A2 metabolisiert. Die zirkulierenden Hauptmetaboliten sind inaktiv. Cinacalcet ist ein starker Hemmstoff von CYP2D6. In Konzentrationen, die klinisch erreicht werden, hemmt es andere CYP-Enzyme nicht, einschließlich CYP1A2, CYP2C8, CYP2C9, CYP2C19 und CYP3A4.
  • Elimination: Nach Anwendung einer radioaktiv markierten Dosis von 75 mg bei gesunden Probanden wurde Cinacalcet schnell und umfangreich durch Oxidation mit nachfolgender Konjugation metabolisiert. Renale Exkretion war der vorherrschende Eliminationsweg der radioaktiven Metaboliten. Ungefähr 80% der Dosis wurden im Urin, 15% in den Fäzes wiedergefunden.
  • Das pharmakokinetische Profil von Cinacalcet bei Patienten mit milder, mittelgradiger oder schwerer Niereninsuffizienz und Patienten unter Hämodialyse oder Peritonealdialyse ist vergleichbar mit gesunden Probanden.
  • Leichte Leberfunktionsstörungen beeinflussen die Pharmakokinetik von Cinacalcet nicht merklich. Da die Dosis für jeden Patienten individuell auf Basis von Wirksamkeits- und Unbedenklichkeitsparametern titriert wird, ist keine zusätzliche Dosisanpassung abhängig vom Grad der Leberinsuffizienz notwendig.
  • Die Clearance von Cinacalcet kann bei Frauen niedriger sein als bei Männern. Da die Dosis für jeden Patienten jedoch individuell titriert wird, ist eine Dosisanpassung basierend auf dem Geschlecht ebenfalls nicht erforderlich.
  • Die Clearance von Cinacalcet ist bei Rauchern höher als bei Nichtrauchern, möglicherweise aufgrund der Induktion eines durch CYP1A2 vermittelten Metabolismus. Eine Dosisanpassung kann notwendig sein, wenn ein Patient mit dem Rauchen beginnt oder aufhört, da sich dadurch die Cinacalcet-Plasmaspiegel verändern können.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme wird die Bioverfügbarkeit von Cinacalcet verbessert. Daher wird empfohlen, Mimpara® mit oder kurz nach einer Mahlzeit einzunehmen. Die Tabletten müssen ungeteilt eingenommen werden.

  • Sekundärer Hyperparathyreoidismus: Die empfohlene Anfangsdosis für Erwachsene ist 30 mg einmal täglich. Um einen Zielwert des Parathormons (PTH) bei Dialysepatienten zwischen 150 und 300 pg/ml (15,9 - 31,8 pmol/l), gemessen als intaktes PTH (iPTH), zu erreichen, sollte die Dosis von Cinacalcet alle 2 bis 4 Wochen bis zu einer Maximaldosis von 180 mg einmal täglich erhöht werden. Die PTH-Spiegel sollten frühestens 12 Stunden nach der Gabe von Cinacalcet gemessen werden. Ein bis vier Wochen nach Therapiebeginn oder Dosisanpassung von Cinacalcet muss der Parathormon-Spiegel gemessen werden sowie während der Erhaltungsphase alle ein bis drei Monate kontrolliert werden. Während der Dosistitration müssen auch die Serumcalciumspiegel häufig, und sobald die Erhaltungsdosis eingestellt wurde, ungefähr einmal monatlich gemessen werden. Die gleichzeitige Behandlung mit Phosphatbindern und/oder Vitamin D muss entsprechend angepasst werden.
  • Nebenschilddrüsenkarzinom: Die empfohlene Anfangsdosis von Cinacalcet für Erwachsene ist 30 mg zweimal täglich. Die Dosis von Cinacalcet sollte alle 2 bis 4 Wochen in sequenziellen Schritten auf 60 mg zweimal täglich, 90 mg zweimal täglich bis zu 90 mg drei- bis viermal täglich erhöht werden, um die Serumcalciumkonzentration auf die obere Grenze des Normalwertes oder darunter zu reduzieren. Die Maximaldosis, die in klinischen Studien angewendet wurde, waren 90 mg viermal täglich. Der Serumcalciumspiegel muss innerhalb der ersten Woche nach Beginn der Therapie oder Dosisadjustierung, ferner in der Erhaltungsphase alle 2 bis 3 Monate und nach Titration bis zur maximalen Dosis von Cinacalcet in regelmäßigen Abständen gemessen werden.
  • Die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wurde nicht belegt.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber dem arzneilich wirksamen Bestandteil oder einem der sonstigen Bestandteile.

Unerwünschte Wirkungen

Daten aus kontrollierten Studien schlossen 656 Patienten mit sekundärem Hyperparathyreoidismus ein, die bis zu 6 Monate Cinacalcet und 470 Patienten, welche über denselben Zeitraum Plazebo erhielten. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Übelkeit und Erbrechen, welche bei 31% der Cinacalcet-Patienten und bei 19% der Plazebo-Patienten bzw. bei 27% der Cinacalcet-Patienten und 15% der Plazebo-Patienten auftraten. Übelkeit und Erbrechen waren bei der Mehrzahl der Patienten vorübergehend und mild bis mäßig. Ein Abbruch der Therapie aufgrund von Nebenwirkungen war hauptsächlich auf Übelkeit (1% bei Plazebo; 5% bei Cinacalcet) und Erbrechen (< 1% bei Placebo; 4% bei Cinacalcet) zurückzuführen.

Das Sicherheitsprofil von Calcitonin bei Patienten mit Nebenschilddrüsenkarzinom ist im Allgemeinen vergleichbar mit dem von Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz.

Unerwünschte Wirkungen, die zumindest möglicherweise mit der CinacalcetBehandlung im Zusammenhang stehen und welche in doppelblinden klinischen Prüfungen häufiger als unter Plazebo auftraten, werden entsprechend folgender Einteilungskonvention aufgeführt: sehr häufig (> 1/10); häufig (> 1/100, < 1/10).

  • Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen: häufig: Anorexie
  • Erkrankungen des Nervensystems: häufig: Schwindel, Parästhesien; gelegent lich: Krampfanfälle
  • Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: sehr häufig: Übelkeit, Erbrechen; gelegentlich: Dyspepsie
  • Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: häufig: Rash
  • Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen: häufig: Myalgie
  • Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort: häufig: Asthe nie
  • Untersuchungen: häufig: Hypokalzämien, verringerte Testosteronwerte

Wechselwirkungen

  • Cinacalcet wird teilweise durch das Enzym CYP3A4 metabolisiert. Gleichzeitige Anwendung von Ketoconazol, einem starken Hemmstoff von CYP3A4, führte zu einer ungefähr zweifachen Erhöhung der Cinacalcet-Spiegel. Eine Dosisanpassung von Cinacalcet kann notwendig sein, wenn ein Patient, der Cinacalcet einnimmt, eine Therapie mit einem starken Hemmstoff (z. B. Ketoconazol, Itraconazol, Telithromycin, Voriconazol, Ritonavir) oder einem Induktor dieses Enzyms (z. B. Rifampicin) beginnt oder beendet.
  • Cinacalcet wird außerdem teilweise über das Enzym CYP1A2 metabolisiert. Rauchen induziert CYP1A2; die Clearance von Cinacalcet ist daher bei Rauchern 36 bis 38% höher als bei Nichtrauchern. Die Auswirkungen von CYP1A2-Hemmern (z. B. Fluvoxamin, Ciprofloxacin) auf die Cinacalcet-Plasmaspiegel wurden nicht untersucht. Eine Dosisanpassung kann notwendig sein, wenn ein Patient mit dem Rauchen beginnt oder aufhört oder wenn eine begleitende Behandlung mit einem starken CYP1A2-Hemmer initiiert oder beendet wird.
  • Cinacalcet ist ein starker Hemmstoff von CYP2D6. Daher sind eventuell Dosisanpassungen gleichzeitig angewendeter Arzneimittel notwendig, falls Cinacalcet zusammen mit Arzneimitteln angewendet wird, die hauptsächlich über CYP2D6 metabolisiert werden und eine enge therapeutische Breite haben (z. B. Flecainid, Propafenon, Metoprolol bei der Indikation Herzversagen, Desipramin, Nortriptylin, Clopramin). Wahrscheinlich ist Cinacalcet beim Menschen kein Induktor von CYP3A4, CYP1A2 oder CYP2C9.
  • Die gleichzeitige Anwendung von Calciumcarbonat (1500 mg), Sevelamer (2400 mg dreimal täglich) und Pantoprazol (240 mg) verändert die Pharmakokinetik von Cinacalcet nicht.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • In drei klinischen Studien bei dialysepflichtigen Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz berichteten je 5% der Patienten zu Beginn der Studie sowohl im Cinacalcet- als auch im Plazeboarm über Krampfanfälle in der Anamnese. In diesen Studien traten bei 1,4% der mit Cinacalcet und bei 0,4% der mit Plazebo behandelten Patienten Krampfanfälle auf. Die Gründe für die unterschiedliche Rate der Krampfanfälle sind nicht klar, jedoch ist bekannt, dass durch eine signifikante Reduktion der Serumcalciumspiegel die Schwelle für die Auslösung von Krampfanfällen gesenkt werden kann.
  • Bei Patienten mit einem Serumcalciumspiegel unterhalb der Untergrenze des Normalbereiches sollte eine Behandlung mit Cinacalcet nicht begonnen werden. Da Cinacalcet die Serumcalciumspiegel senkt, müssen Patienten hinsichtlich des Auftretens einer Hypokalzämie sorgfältig kontrolliert werden. Bei Patienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz mit oder ohne begleitende Dialysebehandlung, die mit Cinacalcet behandelt wurden, lagen 4% bzw. 6% der Serumcalciumwerte unterhalb von 7,5 mg/dl (1,875 mmol/l). Um den Serumcalcium-Spiegel bei Vorliegen einer Hypokalzämie anzuheben, können calciumhaltige Phosphatbinder oder Vitamin D angewendet und/oder die Calciumkonzentration im Dialysat angepasst werden. Bei einer länger andauernden Hypokalzämie muss die Cinacalcet-Dosis reduziert oder die Anwendung beendet werden. Eine Hypokalzämie kann sich in den Symptomen Parästhesien, Myalgien, Muskelkrämpfe, Tetanie und Krampfanfälle manifestieren.
  • Wenn die Parathormon-Spiegel dauerhaft ungefähr 1,5-mal unterhalb des oberen Normwertes (gemessen als iPTH Wert) gehalten werden, kann sich eine adynamische Knochenerkrankung entwickeln. Dehalb muss bei Patienten, bei denen unter einer Therapie mit Cinacalcet die PTH-Spiegel unter den empfohlenen Zielwert absinken, die Dosis von Cinacalcet und/oder Vitamin D gesenkt oder die Therapie unterbrochen werden.
  • Bei Patienten mit renaler Erkrankung im Endstadium liegen die Testosteronspiegel häufig unter dem Normalwert. In einer klinischen Studie mit dialysepflichtigen Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz sanken nach einer sechsmonatigen Behandlung die Spiegel an freiem Testosteron im Median um 31,3% bei Patienten, die mit Cinacalcet behandelt wurden, und um 16,3% bei den mit Plazebo behandelten Patienten. Die klinische Bedeutung der Reduktion des Serumtestosterons ist nicht bekannt.
  • Wegen der Wahrscheinlichkeit eines zwei- bis vierfach höheren CinacalcetPlasmaspiegels bei Patienten mit mittelgradiger bis schwerer Lebererkrankung (Child-Pugh-Klassifikation) muss Cinacalcet bei diesen mit Vorsicht angewendet werden.

Schwangerschaft und Stillzeit

Zur Anwendung von Cinacalcet bei schwangeren Frauen liegen keine klinischen Daten vor. Tierexperimentelle Studien zeigen keine Hinweise auf direkte schädliche Wirkungen hinsichtlich Schwangerschaft, Geburt oder postnataler Entwicklung. In Studien mit trächtigen Ratten und Kaninchen wurden keine embryonalen/ fetalen Toxizitäten gesehen, mit Ausnahme eines verminderten fetalen Gewichtes bei Ratten in Dosen, die beim Muttertier toxisch wirkten. Cinacalcet sollte trotzdem während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der potenzielle Nutzen das potenzielle Risiko für den Fetus rechtfertigt. Es ist nicht bekannt, ob Cinacalcet beim Menschen in die Muttermilch übertritt. Cinacalcet wird bei stillenden Ratten in einem hohen Milch/Plasma-Verhältnis in die Muttermilch abgegeben. Nach sorgfältiger Nutzen/Risiko-Analyse sollte entweder abgestillt oder die Behandlung mit Cinacalcet beendet werden.

Handelspräparat Mimpara® 

Hersteller

Einführungsdatum

Zusammensetzung

Jede Tablette enthält 30/60/90 mg Cinacalcet (als Hydrochlorid).

Sonstige Bestandteile

Tablettenkern: vorverkleisterte Stärke (aus Mais), mikrokristalline Cellulose, Povidon, Crospovidon, Magnesiumstearat, hochdisperses Siliciumdioxid. Tablettenfilm: Karnaubawachs. Opadry II grün: Lactose-Monohydrat, Hypromellose, Titandioxid (E 171), Glyceroltriacetat, Indigocarmin (E 132), Eisen(III)hydroxid-oxid x H2O (E 172). Opadry klar: Hypromellose, Macrogol. Opadry schwarze Tinte: Schellack, Eisen(II,III)-oxid (E 172).

Packungsgrößen, Preise, PZN

Mimpara 30 mg:
28 Tabletten, 226,85 Euro, PZN 0619136.
Mimpara 60 mg:
28 Tabletten, 410,85 Euro, PZN 0619142.
Mimpara 90 mg:
28 Tabletten, 611,58 Euro, PZN 611,58.

Indikation

Zur Behandlung des sekundären Hyperparathyreoidismus bei dialysepflichtigen Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz und zur Verminderung von Hyperkalzämie bei Patienten mit Nebenschilddrüsenkarzinom.

Dosierung

Bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme wird die Bioverfügbarkeit von Cinacalcet verbessert. Daher wird empfohlen, Mimpara® mit oder kurz nach einer Mahlzeit einzunehmen. Sekundärer Hyperparathyreoidismus: Die empfohlene Anfangsdosis für Erwachsene ist 30 mg einmal täglich, die Dosis von Cinacalcet wird alle 2 bis 4 Wochen bis zu einer Maximaldosis von 180 mg einmal täglich erhöht. Nebenschilddrüsenkarzinom: Die empfohlene Anfangsdosis von Cinacalcet für Erwachsene ist 30 mg zweimal täglich, sie sollte alle 2 bis 4 Wochen in sequenziellen Schritten auf 60 mg zweimal täglich, 90 mg zweimal täglich bis zu 90 mg drei- bis viermal täglich erhöht werden, um die Serumcalciumkonzentration auf die obere Grenze des Normalwertes oder darunter zu reduzieren.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber dem arzneilich wirksamen Bestandteil oder einem der sonstigen Bestandteile.

Unerwünschte Wirkungen

Übelkeit, Erbrechen; Anorexie, Schwindel, Parästhesien, Rash, Myalgie, Asthenie, Hypokalzämie, verringerte Testosteronwerte; Krampfanfälle, Dyspepsie.

Wechselwirkungen

Cinacalcet darf nur mit Vorsicht gleichzeitig mit starken Hemmstoffen oder Induktoren von CYP3A4 und/oder CYP1A2 angewendet werden. Cinacalcet darf ebenfalls nur mit Vorsicht zusammen mit einem individuell titrierten Arzneimittel mit enger therapeutischer Breite, welches vorwiegend über CYP2D6 metabolisiert wird, angewendet werden. Die Cinacalcet-Plasmaspiegel können bei Rauchern aufgrund der Induktion eines durch CYP1A2 vermittelten Metabolismus erniedrigt sein.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Durch eine signifikante Reduktion der Serumcalciumspiegel kann die Schwelle für die Auslösung von Krampfanfällen gesenkt werden. Bei Patienten mit einem Serumcalciumspiegel unterhalb der Untergrenze des Normalbereiches sollte eine Behandlung mit Cinacalcet nicht begonnen werden. Da Cinacalcet die Serumcalciumspiegel senkt, müssen Patienten hinsichtlich des Auftretens einer Hypokalzämie sorgfältig kontrolliert werden. Eine Hypokalzämie kann sich in den Symptomen Parästhesien, Myalgien, Muskelkrämpfe, Tetanie und Krampfanfälle manifestieren. Wenn die Parathormon-Spiegel dauerhaft ungefähr 1,5-mal unterhalb des oberen Normwertes (gemessen als iPTH Wert) gehalten werden, kann sich eine adynamische Knochenerkrankung entwickeln.

 

Kurz zusammengefasst 

Cinacalcet (Mimpara®) ist das erste calcimimetisch wirksame Agens, das in die Therapie eingeführt wird. Es wird zur Behandlung des sekundären Hyperparathyreoidismus bei dialysepflichtigen Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz eingesetzt. Die Substanz kann als Teil eines therapeutischen Regimes angewendet werden, das je nach Bedarf Phosphatbinder und/oder Vitamin D umfassen kann. Außerdem eignet sich Cinacalcet zur Verminderung von Hyperkalzämie bei Patienten mit einem Nebenschilddrüsenkarzinom.

Parathormon, ein Polypeptid aus 84 Aminosäuren, ist an der Regulation des Calciumhaushaltes beteiligt. Das Hormon hält den Plasma-Calciumspiegel konstant. In den Nieren fördert Parathormon die Calcium- und Magnesium-Resorption im distalen Tubulus, die Ausscheidung von Phosphat im proximalen Tubulus sowie die Synthese von Calcitriol, der Wirkform von Vitamin D3. Im Knochen aktiviert Parathormon die Osteoklasten und bewirkt dadurch eine Osteolyse. Cinacalcet bindet an die calciumempfindlichen Rezeptoren an der Oberfläche der Nebenschilddrüsenzellen. Diese Rezeptoren regulieren die Parathormon-Sekretion. Durch die Bindung erhöht Cinacalcet deren Empfindlichkeit auf extrazelluläres Calcium und täuscht so einen erhöhten Serum-Calciumspiegel vor. Als Folge sinkt die Parathormon-Sekretion.

Cinacalcet wird vor allem durch die Cytochrom-Isoenzyme CYP3A4 und CYP1A2 metabolisiert und überwiegend renal ausgeschieden. Ungefähr 80% der Dosis werden im Urin, 15% in den Fäzes eliminiert.

Cinacalcet wurde in drei sechsmonatigen, doppelblinden, plazebokontrollierten klinischen Studien an dialysepflichtigen Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz untersucht. 66 Prozent der Patienten erhielten bei Studienstart Vitamin D und mehr als 90 Prozent Phosphatbinder. Verglichen mit den mit Plazebo behandelten Patienten mit Standardtherapie reduzierte sich bei den Patienten, die zusätzlich Cinacalcet erhielten, die Serumspiegel von Parathormon, Calcium und Phosphat. In den einzelnen Studien erreichten 41%, 46% und 35% der Patienten mit Cinacalcet den primären Endpunkt (Parathormon-Spiegel unter 250 pg/ml, entsprechend < 26,5 pmol/l), verglichen mit 4%, 7% und 6% der Patienten in den Plazebo-Gruppen. Bei ungefähr 60% der mit Cinacalcet behandelten Patienten reduzierte sich der Parathormon-Spiegel um mehr als 30%. Die Werte von Calciumphosphatprodukt, Calcium und Phosphat verminderten sich im Mittel um 14%, 7% bzw. 8%. Knochenbrüche und Parathyreoidektomien waren in der Cinacalcet-Gruppe seltener als in der Kontrollgruppe.

Mimpara® steht als Filmtabletten in einer Dosierung von 30, 60 und 90 mg zur Verfügung, die mit einer Mahlzeit eingenommen werden sollten, um die Bioverfügbarkeit zu verbessern. Die Dosis wird je nach Indikation und Wirkung von 30 mg einmal täglich bis zu viermal täglich 90 mg angepasst. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Übelkeit und Erbrechen, welche bei 31% der Cinacalcet-Patienten und bei 19% der Plazebo-Patienten bzw. bei 27% der Cinacalcet-Patienten und 15% der Plazebo-Patienten auftraten.

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