Efalizumab

Efalizumab 

ATC-Code

L: Antineoplastische und immunmodulierende Mittel

L04: Immunsuppressiva

L04A: Immunsuppressiva

L04AA: Selektive Immunsuppressiva

L04AA21: Efalizumab

Wirkungsmechanismus

Efalizumab ist ein rekombinanter humanisierter monoklonaler Antikörper, der in gentechnisch modifizierten Ovarialzellen des Chinesischen Hamsters (CHO) hergestellt wird. Das IgG1-kappa-Immunglobulin enthält humane Sequenzen in den konstanten Regionen und murine Sequenzen in den komplementaritätsbestimmenden Regionen der leichten und schweren Ketten.

Der Antikörper Efalizumab bindet an die CD11a-Untereinheit des LFA-1 (lymphocyte function-associated antigen-1). Dieses Protein befindet sich auf der Oberfläche von Leukozyten. Durch diesen Mechanismus verhindert Efalizumab die Bindung von LFA-1 an das Adhäsionsmolekül ICAM-1. Dies wiederum hemmt die Bindung von T-Lymphozyten an andere Zelltypen. LFA-1 befindet sich auf aktivierten T-Lymphozyten; ICAM-1 ist hochreguliert auf den Zellen des Gefäßendothels und den Keratozyten in den Psoriasisplaques. Indem Efalizumab die Bindung LFA-1/ICAM inhibiert, schwächt es vermutlich durch die Hemmung mehrerer Schritte in der immunologischen Kaskade Psoriasis-Symptome ab.

 

Hintergrundinformation

Adhäsionsmoleküle bei Psoriasis
Bei lokalen Entzündungen oder Gewebeschäden wandern Leukozyten aus dem Blut in das betroffene Gewebe ein und vermitteln dort die zelluläre Immunabwehr. Voraussetzung für die Einwanderung, die Migration, ist das Anheften, die Adhäsion, der im Blut zirkulierenden Leukozyten am Gefäßendothel. Dieses Anheften wird durch Adhäsionsmoleküle vermittelt. Adhäsionsmoleküle werden in Selektine, Integrine und die Immunglobulin-Superfamilie (ICAM) unterteilt. Selektine vermitteln den ersten Kontakt zwischen dem weißen Blutkörperchen und dem Endothel. Dann rollen die Leukozyten langsam an der Wand der Blutgefäße entlang und heften sich über Integrine auf den Endothelzellen fest an das Gefäßendothel an. Der Durchtritt in das Gewebe wird vor allem über die interzellulären ICAM-Adhäsionsmoleküle ermöglicht.

Hintergrundinformation

Psoriasis: Entzündung in der Haut
Die Bezeichnung "Psoriasis" leitet sich vom griechischen Wort "psora" (Krätze) ab. Der deutsche Name "Schuppenflechte" bezieht sich auf die typischen roten, scharf begrenzten, erythematösen Herde, die mit silbrig-weißen Schuppen (Plaques) bedeckt sind und zuweilen jucken. Hauptsächlich werden Ellenbogen, Knie, Kreuzbeingegend und Kopfhaut befallen. Die Erkrankung verläuft normalerweise in Schüben unterschiedlicher Ausprägung und Ursache. Charakteristisch für die Psoriasis ist die beschleunigte epidermale Zellneubildung: Statt in 28 Tagen wandern die in der untersten Epidermis-Schicht gebildeten Hautzellen innerhalb von drei bis vier Tagen an die Hautoberfläche. Weil die Zellen in dieser kurzen Zeit ihre Entwicklung nicht abschließen können, kommt es zu Verhornungsstörungen und den typischen starken Schuppenauflagerungen.

Immunologische Veränderungen - unter anderem die Aktivierung von T-Zellen, deren Wanderung in die Hautläsionen und eine Interaktion der T-Zellen mit den Keratinozyten sowie die Ausschüttung von Entzündungsmediatoren, den "Zytokinen" - halten den pathophysiologischen Prozess und damit die Entzündung aufrecht.

Hintergrundinformation

Formen der Psoriasis
Häufigste Form der Schuppenflechte ist die bereits beschriebene Psoriasis vulgaris vom Plaquetyp (75 - 80%) mit den typischen erhabenen, verdickten Flecken geröteter Haut, bedeckt von silbrig-weißen Schuppen. Die Psoriasis guttata (15 - 20%) hat charakteristische tröpfchenförmige Läsionen mit nur wenigen feinen Schuppen. Sie kommt vor allem bei Kindern und Jugendlichen vor und stellt häufig die erste Manifestation der Psoriasis dar. Die pustulöse Psoriasis (2%) ist dagegen eher für ältere Patienten charakteristisch und therapeutisch schwer zu beeinflussen. Die Erythrodermie (1 - 2%) fällt durch extreme Rötung der gesamten oder zumindest eines großen Teils der Hautoberfläche auf. Die Psoriasis kann sich auch außerhalb der Haut (extrakutan) manifestieren, etwa in Form einer Psoriasis-Arthritis (bei circa 20%) mit Entzündung und Schwellung der Gelenke oder Nagel-Psoriasis (bis zu 50%) mit großen unregelmäßigen Vertiefungen der Nagelplatte. Die Krankheitsschübe werden oft durch äußere Faktoren getriggert,etwa durch Infektionskrankheiten, Stress, emotionale Belastung, Sonnenbrand, Hautverletzungen oder auch Medikamente (z. B. Malariamittel oder Betablocker).

Hintergrundinformation

Die Behandlung der Psoriasis

  • Die topische Behandlung mit Salben, Cremes oder Lösungen eignet sich vor allem bei leichten bis mittelschweren Verläufen. Wirkstoffe: Externa mit Salicylsäure, Milchsäure und Harnstoff; Dithranol, Vitamin-A-Säure-Derivate, Glucocorticoide, synthetische Vitamin-D3-Analoga wie Calcipotriol; Teerpräparate
  • Bestrahlung und UV-Licht, zum Teil kombiniert mit Badeanwendungen oder Medikamenten
  • Systemische Therapien sind in der Regel schweren Fällen vorbehalten. Wirkstoffe: Retinoide; Fumarsäureester; Methotrexat; Ciclosporin A; neu: Etanercept

Pharmakokinetik

  • Absorption: Nach subkutaner Injektion werden die höchsten Plasmakonzentrationen nach 1 bis 2 Tagen erreicht.
  • Verteilung: Das Steady state wird in Woche 4 erreicht. Bei einer Dosierung von 1 mg/kg/Woche (mit einer Anfangsdosierung von 0,7 mg/kg in der ersten Woche), betrugen die niedrigsten Plasmawerte von Efalizumab im Mittel 11,1 ± 7,9 mg/ml.
  • Biotransformation: Efalizumab wird durch Internalisierung metabolisiert, gefolgt von einem intrazellulären Abbau als Folge einer Bindung am Zelloberflächenrezeptor CD11a, oder durch Endozytose. Die erwarteten Metabolite sind kleine Peptide und einzelne Aminosäuren, die durch glomeruläre Filtration ausgeschieden werden. Cytochrom-P450-Enzyme sowie Konjugationsreaktionen spielen beim Metabolismus von Efalizumab keine Rolle.
  • Elimination: Efalizumab zeigt eine dosisabhängige nichtlineare Pharmakokinetik, die sich durch seine spezifische Bindung mit Sättigung der Zelloberflächenrezeptoren CD11a erklären lässt. Die rezeptorvermittelte Clearance von Efalizumab weist Sättigungseffekte bei Plasmakonzentrationen von Efalizumab über 1 mg/ml auf. Die mittlere Clearance im Steady state beträgt 24ml/kg/Tag (Spanne: 5 - 76 ml/kg/Tag) bei subkutaner Verabreichung von 1 mg/kg/Tag. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa 5,5 bis 10,5 Tage bei subkutaner Verabreichung von 1 mg/kg/Tag.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Raptiva® ist zur subkutanen Injektion bestimmt. Die Injektionsstelle muss regelmäßig gewechselt werden. Einer initialen Einzeldosis von 0,7 mg/kg Körpergewicht folgen wöchentliche Injektionen von 1,0 mg/kg Körpergewicht. Eine maximale Einzeldosis von 200 mg Efalizumab sollte dabei nicht überschritten werden. Die Behandlungsdauer beträgt 12 Wochen. Die Behandlung sollte nur bei den Patienten fortgeführt werden, die auf die Behandlung angesprochen haben.

  • Kinder und Jugendliche (< 18 Jahre): Die Sicherheit und Wirksamkeit von Efalizumab wurde bei Patienten dieser Altersgruppe bisher nicht untersucht. Efalizumab sollte daher bei Patienten dieser Altersgruppe nicht angewendet werden.
  • Ältere Menschen (> 65 Jahre): Für ältere Patienten gilt dieselbe Dosierung und dasselbe Verabreichungsschema wie für Erwachsene.
  • Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörungen: Es wurden bisher keine Studien mit Patienten durchgeführt, bei denen eine Nieren- oder Leberfunktionsstörung vorlag. Efalizumab ist bei dieser Patientengruppe mit Vorsicht einzusetzen.

Kontraindikationen

  • Überempfindlichkeit gegen Efalizumab oder einen der sonstigen Bestandteile,
  • Patienten mit malignen Erkrankungen in der Anamnese,
  • Patienten mit aktiver Tuberkulose und anderen schweren Infektionen,
  • Patienten mit speziellen Formen der Psoriasis wie Psoriasis guttata, erythrodermatica oder pustulosa als einzige oder vorherrschende Form der Psoriasis,
  • Patienten mit Immunschwächen.

Unerwünschte Wirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Efalizumab waren dosisabhängige leichte bis mäßig schwere akute grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit und Muskelschmerzen. In großen plazebokontrollierten Studien traten diese Reaktionen bei 41% der über 12 Wochen mit Raptiva® behandelten bzw. bei 24% der mit Plazebo behandelten Patienten auf. Im Laufe der Behandlung nahm die Häufigkeit dieser Symptome ab. Nach der dritten und den folgenden wöchentlichen Injektionen waren sie in der Verum- und Plazebo-Gruppe vergleichbar häufig.

In großen plazebokontrollierten klinischen Studien war der Prozentsatz unerwünschter Ereignisse, die auf eine Überempfindlichkeit hinweisen, wie Urtikaria, Hautausschlag und allergische Reaktionen, in der Efalizumab-Gruppe geringfügig höher (8%) als in der Plazebo-Gruppe (7%).

Nebenwirkungen nach Häufigkeit: sehr häufig (> 1/10), häufig (> 1/100, < 1/10), gelegentlich (> 1/1000, < 1/100), selten (> 1/10 000, < 1/1000), sehr selten (> 1/10 000)

  • Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems: sehr häufig: Leukozytose und Lymphozytose; gelegentlich: Thrombozytopenie
  • Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: häufig: Psoriasis; gelegentlich: Urtikaria
  • Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen: häufig: Arthralgie, Psoriasis-Arthritis Exazerbation/Schub)
  • Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort: sehr häufig: grippeähnliche Symptome, einschließlich Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Übelkeit und Muskelschmerzen; häufig: Überempfindlichkeitsreaktionen, Rückenschmerzen, Asthenie; gelegentlich: Reaktionen an der Injektionsstelle
  • Untersuchungen: häufig: Anstieg der alkalischen Phosphatase, Anstieg von ALAT

Wechselwirkungen

Mit Raptiva® wurden bisher keine gezielten Untersuchungen zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln durchgeführt. Möglicherweise wird die Wirkung von Efalizumab auf das Immunsystem durch systemische Immunsuppressiva, die üblicherweise zur Behandlung der Psoriasis eingesetzt werden, potenziert. Raptiva® wurde in Verbindung mit topischen Glucocorticoiden bei PsoriasisPatienten eingesetzt, ohne dass unerwünschte Wirkungen auftraten. Allerdings wirkte die Kombinationstherapie nicht besser als eine Monotherapie mit Efalizumab.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Efalizumab kann die Immunabwehr beeinflussen. Die Auswirkung einer Behandlung mit Efalizumab auf Entwicklung und Verlauf akuter und/oder chronischer Infektionen ist noch nicht vollständig bekannt. Patienten, die während der Behandlung mit Efalizumab an einer Infektion erkranken, sollten überwacht werden. Je nach Schweregrad der Infektion sollte Efalizumab abgesetzt werden. Bei Patienten mit klinisch signifikanten rezidivierenden Infektionen in der Anamnese sollte Efalizumab mit Vorsicht verwendet werden.
  • Informationen in Bezug auf die Wirkung von Impfungen bei Patienten, die mit Raptiva® behandelt wurden, liegen nicht vor. Während einer Behandlung mit Efalizumab dürfen die Patienten weder azelluläre Impfstoffe noch Lebendimpfstoffe oder abgeschwächte Lebendimpfstoffe erhalten. Die Efalizumab-Behandlung sollte acht Wochen vor einer Impfung ausgesetzt werden und kann zwei Wochen nach der Impfung wieder aufgenommen werden.
  • Es ist nicht bekannt, ob Efalizumab das Risiko der Entwicklung von malignen Tumoren und lymphoproliferativen Erkrankungen erhöhen kann. Efalizumab muss abgesetzt werden, wenn der Patient während der Behandlung einen bösartigen Tumor entwickelt.
  • Efalizumab wurde nicht in Kombination mit immunsuppressiven systemischen antipsoriatischen Arzneimitteln untersucht. Deshalb wird eine Kombinationstherapie mit diesen Arzneimitteln nicht empfohlen.
  • Während der Behandlung mit Raptiva® kann eine Thrombozytopenie auftreten, die mit klinischen Anzeichen wie Ekchymosen, spontaner Hämatombildung oder mukokutanen Blutungen einhergehen kann. Wenn solche Symptome auftreten, muss Efalizumab sofort abgesetzt werden, eine Thrombozytenbestimmung durchgeführt werden und sofort eine geeignete symptomatische Behandlung eingeleitet werden. Es wird empfohlen, zu Beginn und in regelmäßigen Abständen während der Behandlung mit Raptiva® eine Bestimmung der Thrombozytenzahl durchzuführen. Zu Beginn der Behandlung ist es empfehlenswert, Thrombozytenbestimmungen häufiger (z. B. monatlich) durchzuführen. Im weiteren Behandlungsverlauf können Thrombozytenbestimmungen in größeren Abständen durchgeführt werden (z. B. alle drei Monate).
  • Wie jedes andere rekombinante Arzneimittel ist Efalizumab potenziell immunogen. Folglich ist Raptiva® im Falle einer schweren Überempfindlichkeitsoder allergischen Reaktion sofort abzusetzen und eine geeignete Behandlung einzuleiten.
  • Während der Behandlung mit Efalizumab traten Fälle von Arthritis auf. In solchen Fällen wird empfohlen, die Behandlung abzusetzen.
  • Während der Behandlung mit Efalizumab kam es zu Exazerbationen von Psoriasis, einschließlich pustulöser, erythrodermatischer und Guttata-Formen. In solchen Fällen wird empfohlen, die Behandlung abzusetzen. Ein abruptes Absetzen kann zu einem Wiederauftreten oder einer Exazerbation der Psoriasis vulgaris vom Plaque-Typ sowie zu Erythrodermie und pustulöser Psoriasis führen.
  • Patienten, die Efalizumab absetzen, müssen eng überwacht werden. Bei Wiederauftreten oder Exazerbation der Krankheit sollte der behandelnde Arzt eine andere geeignete Psoriasisbehandlung einleiten. Eine Wiederaufnahme der Behandlung kann mit geringerem oder unzureichendem Ansprechen auf Efalizumab verbunden sein, verglichen mit früheren Behandlungszeiträumen. Die Behandlung sollte nur bei den Patienten fortgesetzt werden, die ausreichend auf die Behandlung ansprechen.
  • In Bezug auf Sicherheit und Wirksamkeit wurde kein Unterschied zwischen älteren (> 65 Jahre) und jüngeren Patienten beobachtet. Da im Allgemeinen ältere Menschen häufiger unter Infektionen leiden, ist allerdings bei ihrer Behandlung Vorsicht geboten.
  • Efalizumab wurde bei Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörungen nicht untersucht und muss deshalb bei solchen Patienten mit Vorsicht angewendet werden.

Schwangerschaft und Stillzeit

Immunglobuline können die Plazentaschranke passieren. Bei schwangeren Frauen gibt es nur vereinzelte klinische Erfahrungen mit Efalizumab. Tierversuche weisen auf eine Beeinträchtigung der Immunfunktion der Nachkommen hin. Schwangere Frauen sollten daher nicht mit Efalizumab behandelt werden. Frauen im gebärfähigen Alter ist eine adäquate Verhütungsmethode anzuraten. Wahrscheinlich tritt Efalizumab in die Muttermilch über. Frauen sollten daher während der Behandlung mit Efalizumab nicht stillen.

Handelspräparat Raptiva® 

Hersteller

Einführungsdatum

Zusammensetzung

Jede Durchstechflasche enthält 125 mg Efalizumab. Rekonstitution mit dem Lösungsmittel ergibt eine Lösung mit 100 mg Efalizumab pro ml.

Sonstige Bestandteile

Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung: Polysorbat 20, Histidin, Histidinhydrochlorid-Monohydrat, Sucrose. Lösungsmittel: Wasser für Injektionszwecke.

Packungsgrößen, Preise, PZN

4 Durchstechflaschen, Euro 1354,40, PZN 3639429

Indikation

Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis vulgaris vom Plaque-Typ, bei denen andere systemische Therapien einschließlich Ciclosporin, Methotrexat und PUVA nicht angesprochen haben, kontraindiziert sind oder nicht vertragen wurden.

Dosierung

Initiale Einzeldosis: 0,7 mg/kg Körpergewicht als subkutane Injektion, dann wöchentliche Injektionen von 1,0 mg/kg Körpergewicht. Eine maximale Einzeldosis von 200 mg Efalizumab sollte dabei nicht überschritten werden.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegen Efalizumab oder einen der sonstigen Bestandteile; maligne Erkrankungen in der Anamnese; aktive Tuberkulose und andere schwere Infektionen; spezielle Formen der Psoriasis wie Psoriasis guttata, erythrodermatica oder pustulosa als einzige oder vorherrschende Form der Psoriasis; Patienten mit Immunschwächen.

Unerwünschte Wirkungen

Akute grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit und Muskelschmerzen.

Wechselwirkungen

Während einer Behandlung mit Efalizumab dürfen die Patienten weder azelluläre Impfstoffe noch Lebendimpfstoffe oder abgeschwächte Lebendimpfstoffe erhalten. Die Wirkung von Efalizumab auf das Immunsystem könnte durch systemische Immunsuppressiva, die üblicherweise zur Behandlung der Psoriasis eingesetzt werden, potenziert werden.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Efalizumab kann die Immunabwehr beeinflussen. Patienten, die während der Behandlung mit Efalizumab an einer Infektion erkranken, sollten überwacht werden. Bei Patienten mit klinisch signifikanten rezidivierenden Infektionen in der Anamnese sollte Efalizumab mit Vorsicht verwendet werden. Während einer Behandlung mit Efalizumab dürfen die Patienten weder azelluläre Impfstoffe noch Lebendimpfstoffe oder abgeschwächte Lebendimpfstoffe erhalten. Die Efalizumab-Behandlung sollte acht Wochen vor einer Impfung ausgesetzt werden und kann zwei Wochen nach der Impfung wieder aufgenommen werden. Efalizumab muss abgesetzt werden, wenn der Patient während der Behandlung einen bösartigen Tumor entwickelt. Eine Kombinationstherapie von Efalizumab mit immunsuppressiven systemischen antipsoriatischen Arzneimitteln wird nicht empfohlen. Während der Behandlung mit Raptiva® kann eine Thrombozytopenie auftreten. Wie jedes andere rekombinante Arzneimittel ist Efalizumab potenziell immunogen.

Literatur

Gordon, K. B., et al.: Efalizumab for patients with moderate to severe plaque psoriasis. J Am Med Assoc 2003; 290: 3073 - 80.

Lebwohl, M, et al.: A novel targeted t-cell modulator, efalizumab, for plaque psoriasis. N Engl J Med 2003; 349: 2004 -13.

 

Kurz zusammengefasst 

Der neue Antikörper Efalizumab (Raptiva®) wird zur Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis vulgaris vom Plaque-Typ eingesetzt, bei denen andere systemische Therapien einschließlich Ciclosporin, Methotrexat und PUVA nicht angesprochen haben, kontraindiziert sind oder nicht vertragen wurden. Efalizumab richtet sich gezielt gegen die T-Lymphozyten, die beim Krankheitsprozess der Psoriasis eine wichtige Rolle spielen. Es bindet an die Oberfläche von T-Zellen und verhindert dadurch, dass sich diese T-Zellen an die Blutgefäßwand heften und ins Gewebe einwandern.

Efalizumab blockiert das CD11a-Molekül auf den T-Zellen, das ist die AlphaKette von LFA-1, dem Lymphozyten-Funktions-Antigen. Als Folge kann LFA-1 nicht mehr an seinen Liganden an der Endothelzelle, das interzelluläre Adhäsionsmolekül ICAM-1, binden. Wenn die Interaktion von LFA-1 mit ICAM-1 verhindert wird, können die T-Zellen nicht mehr an die Endothelzellen andocken und von dort aus dem Blut in die Dermis übertreten. Die T-Zellen werden nicht mehr aktiviert und setzen keine inflammatorischen Zytokine mehr frei. Der Entzündungsprozess wird unterdrückt.

Raptiva® wird einmal wöchentlich in einer Dosis von 1 mg/kg Körpergewicht vom Patienten selbst subkutan injiziert.

In großen Phase-III-Studien wurde Raptiva® bei mehr als 3000 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis erfolgreich getestet. Insgesamt liegen Daten zu mehr als 3500 Patienten in Europa und den USA vor. Im Vergleich zu Plazebo besserten sich die Hautläsionen bei einem hohen Prozentsatz der Patienten signifikant. Die Wirkung setzte rasch ein. Schon nach den ersten beiden Injektionen zeigten sich klinisch relevante Besserungen des Hautbildes. Nach zwölf Wochen Therapie war bei 56 Prozent der Patienten der Schweregrad PASI (Psoriasis Activity and Severity Index) um mehr als 50 Prozent verbessert, bei 28 Prozent betrug die Besserung sogar mehr als 75 Prozent. Unter der langfristigen Behandlung nahm der Erfolg sogar noch zu: In den folgenden 12 Wochen stieg der Anteil der Patienten mit einer mindestens 75-prozentigen PASI-Verbesserung auf 51 Prozent, mehr als 22 Prozent wiesen nach dem ersten halben Jahr eine 90-prozentige Verbesserung der Hautläsionen auf. Nach zwei Jahren kontinuierlicher Therapie zeigte sich bei über 70 Prozent der Patienten eine signifikante Verbesserung des Hautzustandes (PASI 50). Toleranzentwicklungen wurden bislang nicht beobachtet.

Die häufigsten Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Efalizumab waren dosisabhängige leichte bis mäßig schwere akute grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit und Muskelschmerzen. Am häufigsten traten diese Symptome nach der ersten Injektion auf, bei der zweiten Injektion wurden sie um mehr als 50% seltener und sanken bei weiteren Injektionen auf einen der Plazebo-Gruppe vergleichbaren Wert.

Wenn eine Behandlung die Funktion der T-Lymphozyten beeinflusst, kann sich das Risiko für die Entwicklung schwerer Infektionen erhöhen. Eine derartige unerwünschte Wirkung ist aber für Efalizumab bisher nicht bekannt geworden. In plazebokontrollierten klinischen Studien waren Infektionen bei den mit Raptiva® behandelten Patienten im Vergleich zu den Plazebo-Patienten nur minimal erhöht (27,3% vs. 24,0%).

Auch das Risiko von Tumorerkrankungen könnte steigen, wenn das Immunsystem medikamentös beeinträchtigt wird. Ein derartiges Risiko erhöhte sich unter der Behandlung mit Efalizumab bisher nicht: Bösartige Tumoren jeder Art (in der Mehrzahl nicht-melanotische Hautkrebsarten) traten gleich häufig in der Verumund der Plazebo-Gruppe auf.

Während einer Behandlung mit Efalizumab dürfen die Patienten weder azelluläre Impfstoffe noch Lebendimpfstoffe oder abgeschwächte Lebendimpfstoffe erhalten. Die Wirkung von Efalizumab auf das Immunsystem könnte durch systemische Immunsuppressiva, die üblicherweise zur Behandlung der Psoriasis eingesetzt werden, potenziert werden.

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