Eflornithin
Eflornithin
ATC-Code
D: Dermatika
D11: Andere Dermatika
D11A: Andere Dermatika
D11AX: Andere Dermatika
D11AX16: Eflornithin
Wirkungsmechanismus
Eflornithin (2-[Difluormethyl]-dl-ornithin) hemmt irreversibel die OrnithinDecarboxylase, die die Reaktion von Ornithin zu Putrescin katalysiert. Polyamine wie Putrescin sind Bestandteile aller lebenden Zellen und spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation des Zellwachstums, so auch im Haarfollikel. Die Ornithin-Decarboxylase ist dementsprechend an der Bildung des Haarschaftes durch den Haarfollikel beteiligt. Vaniqa® verlangsamt erwiesenermaßen das Haarwachstum.
Hintergrundinformation
Lebensrettung und Lifestyle
Eflornithin wurde 1985 als Zufallsprodukt der Krebsforschung entdeckt. Das Mittel ist bei der westafrikanischen Schlafkrankheit sehr gut wirksam und relativ gut verträglich. Eflornithin wirkt als einziges Mittel sogar noch im Spätstadium, wenn die Patienten schon ins Koma gefallen sind. Die Schlafkrankheit zählt zu den Tropenkrankheiten, die 11,4% aller weltweiten Erkrankungen ausmachen.
1995 nahm die Firma Aventis (damals Hoechst Marion Roussel) Eflornithin vom Markt, weil es zur Behandlung der Schlafkrankheit unrentabel war. Im Jahr 2001 wurde zwischen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Pharmaunternehmen Aventis ein Abkommen unterzeichnet, in dem Aventis zusichert, die Produktion von Eflornithin noch einmal für fünf Jahre aufzunehmen. Seitdem kann die tödliche Krankheit wieder mit Eflornithin behandelt werden. Der Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb, der die Enthaarungscreme Vaniqa® international auf den Markt bringt, hat die Bereitstellung von Eflornithin im ersten Jahr mitfinanziert.
Pharmakokinetik
Bei Frauen, die sich rasierten, betrug die kutane Penetration von Eflornithin in Vaniqa® im Steady state, das innerhalb von 4 Tagen erreicht wird, 0,8%. Die Plasma-Halbwertszeit im Steady state lag bei ca. 8 Stunden, die höchste bzw. niedrigste Plasmakonzentration bei etwa 10 ng/ml bzw. 5 ng/ml. Eflornithin wird, soweit bekannt, nicht metabolisiert und primär im Urin ausgeschieden.
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Creme wird zweimal täglich in einem Abstand von mindestens acht Stunden dünn auf die betroffenen Hautflächen, die gereinigt und trocken sein sollen, aufgetragen und sorgfältig einmassiert. Um die größtmögliche Wirksamkeit zu erzielen, sollte die behandelte Hautfläche nach dem Auftragen der Creme vier Stunden lang nicht gereinigt werden. Kosmetika (inklusive Sonnenschutzmittel) können auf die behandelten Hautflächen aufgetragen werden, jedoch frühestens fünf Minuten nach Anwendung der Creme.
Die Wirksamkeit wurde nur für befallene Bereiche im Gesicht und unterhalb des Kinns nachgewiesen. Die Anwendung sollte daher auf diese Bereiche beschränkt werden. Die Maximalmengen, die in klinischen Studien sicher ermittelt wurden, betrugen bis zu 30 Gramm pro Monat.
Eine Besserung des Zustands kann innerhalb von acht Wochen nach Therapiebeginn festgestellt werden. Eine Dauerbehandlung kann zu einer weiteren Besserung führen und ist für einen dauerhaften Therapieerfolg notwendig. Innerhalb von acht Wochen nach Absetzen der Therapie kann sich der gleiche Zustand wie vor Behandlungsbeginn wieder einstellen. Falls innerhalb von vier Monaten nach Therapiebeginn kein Therapieerfolg festzustellen ist, sollte die Behandlung abgebrochen werden.
Es kann notwendig sein, dass die Patientinnen in Verbindung mit Vaniqa® weiterhin eine Methode zur Haarentfernung (z. B. Rasieren oder Auszupfen) anwenden. In diesem Fall sollte die Creme frühestens fünf Minuten nach der Rasur oder der Anwendung einer anderen Methode zur Haarentfernung aufgetragen werden, da es ansonsten zu vermehrtem Stechen oder Brennen kommen kann.
Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegenüber Eflornithin oder einem der sonstigen Bestandteile.
Unerwünschte Wirkungen
Über 1350 Patientinnen wurden in klinischen Studien über einen Zeitraum von 6 Monaten bis zu einem Jahr mit Vaniqa®, etwas mehr als 200 Patientinnen 6 Monate lang mit der Cremegrundlage behandelt. Hautreaktionen wie Brennen, Stechen, Kribbeln, Hautausschlag und Erythem (mit Sternchen [*] gekennzeichnet), kamen häufiger bei Patientinnen vor, die mit Vaniqa® behandelt wurden, als bei solchen, die nur die Cremegrundlage erhielten.
Die Nebenwirkungen, die in der Regel die Haut betrafen, waren zumeist von geringer Intensität und verschwanden ohne Absetzen von Vaniqa® oder Einleitung einer medizinischen Behandlung. Die häufigste Nebenwirkung war eine im Allgemeinen leichte Akne.
Die folgende Liste enthält die Häufigkeiten unerwünschter Hautreaktionen, die in klinischen Prüfungen aufgetreten sind (sehr häufig: > 10%, häufig: > 1% bis < 10%, gelegentlich: > 0,1% bis < 1%, selten: > 0,01% bis < 0,1%, sehr selten: < 0,01%, einschließlich Einzelfälle).
- sehr häufig: Akne.
- häufig: Pseudofolliculitis barbae, Alopezie, Stechen*, Brennen*, trockene Haut, Pruritus, Erythem*, Kribbeln*, Hautreizungen, Hautausschlag*, Follikulitis.
- gelegentlich: eingewachsene Haare, Gesichtsödeme, Dermatitis, Ödeme am Mund, papulöser Ausschlag, Hautblutungen, Herpes simplex, Ekzeme, Cheilitis, Furunkulose, Kontaktdermatitis, Haarwuchsstörungen, Hypopigmentierung, Hautrötung, Taubheitsgefühl in den Lippen, Empfindlichkeit der Haut.
- selten: Rosacea, seborrhoische Dermatitis, Hautneoplasien, makulopapulöser Ausschlag, Hautzysten, vesikulobullöser Ausschlag, Hautstörungen, Hirsutismus, Spannen der Haut.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen sind nicht bekannt.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Übermäßiger Haarwuchs kann durch eine schwerwiegende Grunderkrankung verursacht sein (z. B. polyzystisches Ovarialsyndrom, Androgene produzierendes Neoplasma) oder durch bestimmte Arzneimittel (z. B. Ciclosporin, Glucocorticoide, Minoxidil, Phenobarbital, Phenytoin, kombinierte Estrogen-AndrogenHormonersatztherapie). Diese Faktoren sollten generell bei der medizinischen Behandlung von Patientinnen, die für eine Verschreibung von Vaniqa® in Frage kommen, berücksichtigt werden.
Vaniqa® ist ausschließlich zur Anwendung auf der Haut bestimmt. Ein Kontakt mit Augen oder Schleimhäuten (z. B. Nase oder Mund) ist zu vermeiden. Beim Auftragen der Creme auf wunder oder rissiger Haut kann es zu vorübergehendem Stechen oder Brennen kommen.
Bei einer Hautreizung oder Unverträglichkeitsreaktion sollte die Anwendung vorübergehend auf einmal täglich reduziert werden. Falls die Hautreizung andauert, sollte die Behandlung abgesetzt werden und der Arzt zu Rate gezogen werden.
Es wird empfohlen, nach der Anwendung die Hände zu waschen. Da bei Patientinnen mit schweren Nierenfunktionsstörungen die Sicherheit von Vaniqa® nicht untersucht ist, ist bei dessen Verschreibung bei diesen Patientinnen Vorsicht geboten.
Schwangerschaft und Stillzeit
Daten aus klinischen Studien liegen nur zu einer begrenzten Zahl von Schwangerschaften vor. Von den insgesamt 22 Schwangerschaften, die während der Studien beobachtet wurden, traten 19 während der Anwendung von Vaniqa® durch die Patientin auf.
Aus diesen 19 Schwangerschaften gingen neun gesunde Kinder hervor, fünf Schwangerschaften wurden abgebrochen, in vier Fällen kam es zu einer Fehlgeburt und in einem Fall trat eine angeborene Behinderung auf (Down-Syndrom beim Kind einer 35-Jährigen). Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind keine anderen relevanten epidemiologischen Daten verfügbar. Tierversuche ergaben allerdings Hinweise auf eine Reproduktionstoxizität. Das potenzielle Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Daher sollten Frauen, die schwanger sind oder eine Schwangerschaft planen, eine andere Methode zur Entfernung von Gesichtshaar anwenden.
Es ist nicht bekannt, ob Eflornithin in die Muttermilch übertritt. Frauen sollten Vaniqa® während der Stillzeit nicht anwenden.
Handelspräparat Vaniqa®
Hersteller
Einführungsdatum
Zusammensetzung
Ein Gramm Vaniqa 11,5 % Creme enthält 115 mg Eflornithin (als Hydrochlorid).
Hilfsstoffe:
emulgierender Cetylstearylalkohol, Macrogolcetylstearylether 20, Dimeticon, Glycerolstearat, Polyethylenglykol-100-stearat, Methyl-4-hydroxybenzoat (E 218), dickflüssiges Paraffin, Phenoxyethanol, Propyl-4-hydroxybenzoat (E 216), gereinigtes Wasser und Stearylalkohol.
Packungsgrößen, Preise, PZN
30 g Creme: Euro 54,98, PZN 0096678.
Indikation
Zur Behandlung von Hirsutismus im Gesicht bei Frauen.
Dosierung
Die Creme wird zweimal täglich in einem Abstand von mindestens acht Stunden dünn auf die betroffenen Hautflächen, die gereinigt und trocken sein sollen, aufgetragen und sorgfältig einmassiert. Eine Besserung des Zustands kann innerhalb von acht Wochen nach Therapiebeginn festgestellt werden. Eine Dauerbehandlung kann zu einer weiteren Besserung führen und ist für einen dauerhaften Therapieerfolg notwendig. So kann sich innerhalb von acht Wochen nach Absetzen der Therapie der gleiche Zustand wie vor Behandlungsbeginn wieder einstellen.
Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegenüber Eflornithin oder einem der sonstigen Bestandteilen.
Unerwünschte Wirkungen
Akne; Pseudofolliculitis barbae, Alopezie, Stechen, Brennen, trockene Haut, Pruritus, Erythem, Kribbeln, Hautreizungen, Hautausschlag, Follikulitis.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen sind nicht bekannt.
Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme
Vaniqa® ist ausschließlich zur Anwendung auf der Haut bestimmt, ein Kontakt mit Augen oder Schleimhäuten ist zu vermeiden. Beim Auftragen der Creme auf wunder oder rissiger Haut kann es zu vorübergehendem Stechen oder Brennen kommen. Bei einer Hautreizung oder Unverträglichkeitsreaktion sollte die Anwendung vorübergehend auf einmal täglich reduziert werden. Falls die Hautreizung andauert, sollte die Behandlung abgesetzt werden und der Arzt zu Rate gezogen werden.
Kurz zusammengefasst
Eflornithin (Vaniqa®) Creme wird zur Behandlung des übermäßigen Gesichtshaarwuchses bei Frauen eingeführt. Die Creme ist kein Enthaarungsmittel, sondern verzögert den Haarwuchs. Der Wirkstoff wurde 1985 als Zufallsprodukt der Krebsforschung entdeckt. Unter dem Warenzeichen Ornidyl® 20g 200mg/ml (nur in den USA) wird er in intravenös als systemisch wirkendes Antiprotozoikum zur Behandlung der afrikanischen Schlafkrankheit (Trypanosomiasis) eingesetzt.
Eflornithin wirkt als irreversibler Hemmstoff der Ornithin-Decarboxylase. Dieses Enzym katalysiert die Reaktion von Ornithin zu Putrescin. Polyamine wie Putrescin sind Bestandteile aller lebenden Zellen und spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation des Zellwachstums. So sind sie auch im Haarfollikel an der Bildung von Polyaminen beteiligt und für Zellproliferation sowie Synthesefunktionen notwendig. In den Zellen des Haarfollikels führt die Hemmung der Ornithin-Decarboxylase zu einer Verlangsamung des Haarwachstums, unabhängig davon, ob das vermehrte Haarwachstum erblich bedingt oder auf eine hormonelle Störung zurückzuführen ist.
Die Creme enthält 11,5% Wirkstoff. Perkutan werden weniger als 1% resorbiert. Aus der systemischen Therapie mit Eflornithin bekannte Nebenwirkungen traten nicht auf. Am häufigsten wurden verschiedene Hauterscheinungen wie Rötung, Brennen, Ausschlag, Stechen oder Kribbeln beobachtet. Daneben kam es zu Akne, Entzündungen der Barthaarfollikel und Juckreiz.
Vaniqa® muss regelmäßig appliziert werden. Die Creme soll nach einer Haarentfernung zweimal täglich dünn auf betroffenen Hautflächen aufgetragen und einmassiert werden. Im Verlauf mehrerer Wochen verlangsamt sich der Haarwuchs. Nach 24 Wochen erfolgloser Behandlung ist nicht mehr mit einer Verbesserung zu rechnen. Etwa acht Wochen nach Absetzen der Therapie stellt sich der Ausgangszustand wieder ein.
In zwei doppelblinden randomisierten Studien mit insgesamt 594 weiblichen Teilnehmern wurde die Wirksamkeit einer 13,9% Eflornithin HCl-Zubereitung gegenüber der wirkstofffreien Grundlage getestet. Die Patientinnen trugen die Creme über 24 Wochen zweimal täglich auf.
Ein Drittel der Frauen sprachen sehr gut und ein weiteres Drittel mittelstark auf die Creme an. In welche Gruppe die jeweilige Anwenderin gehört, kann in der Regel bereits nach acht Wochen Anwendung entschieden werden. Als Nebenwirkungen berichteten etwa 5% der Frauen über Brennen, Stechen und Kribbeln der Haut sowie akneartigen Hautausschlag.