Etoricoxib
Etoricoxib
ATC-Code
M: Muskel- und Skelettsystem
M01: Antiphlogistika und Antirheumatika
M01A: Nichtsteroidale Antiphlogistika und Antirheumatika
M01AH: Coxibe
M01AH05: Etoricoxib
Wirkungsmechanismus
Etoricoxib ist innerhalb des klinischen Dosierungsbereichs ein oraler, selektiver Cyclooxygenase-2-(COX-2-)Hemmer. In Dosen bis zu 150 mg täglich hemmt Etoricoxib dosisabhängig die COX-2 ohne Hemmung der COX-1. Etoricoxib blockiert dementsprechend die Prostaglandinsynthese im Magen nicht und hat keinen Einfluss auf die Thromboxansynthese.
Hintergrundinformation
Mehr Herzinfarkte durch Ungleichgewicht von Thromboxan und Prostacyclin
Rofecoxib (Vioxx®) musste Ende September vom Markt genommen werden, weil es schwere kardiale Probleme auslösen kann. Auch bei Patienten ohne entsprechendes Risiko kamen schwere thrombotische kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt, stabile Angina pectoris, Herzstillstand, plötzlicher Tod oder ischämischer Schlaganfall unter einer Rofecoxib-Therapie signifikant häufiger vor als unter einer Behandlung mit Naproxen.
Eine eventuelle Erklärung: COX-2-Hemmer verringern über die Hemmung der COX 2 systemisch die Bildung des schützenden Prostacyclins (Prostaglandin I2), ohne gleichzeitig die Thromboxanbildung in den Thrombozyten zu beeinflussen, an der die COX 1 maßgeblich beteiligt ist. Prostacyclin erweitert die Gefäße, verhindert die Plättchenaggregation sowie die Proliferation der glatten Gefäßmuskelzellen und wirkt als physiologischer Gegenspieler des gerinnungsfördernden Thromboxan A2. Das Ungleichgewicht von zu viel Thromboxan und zu wenig Prostacyclin könnte dafür verantwortlich sein, dass es unter einer Coxib-Therapie zu erhöhtem Blutdruck, beschleunigter Atherosklerose und einer übersteigerten thrombotischen Reaktion auf eine Plaqueruptur kommen kann.
In Deutschland sind nach der Marktrücknahme von Vioxx® derzeit vier COX-2Inhibitoren zugelassen: Celecoxib (Celebrex®), Parecoxib (Dynastat®) und Valdecoxib (Bextra®). Ein weiteres Coxib, Lumiracoxib (Prexige®), hat die klinische Prüfung abgeschlossen und wurde bereits in Grossbritannien zugelassen.
Nach Aussage der Firma Pfizer ist die kardiovaskuläre Unbedenklichkeit von Celecoxib durch mehrere Untersuchungen belegt, in denen Celecoxib, im Gegensatz zu Rofecoxib, nicht mit einer erhöhten Rate von Herzinfarkten assoziiert war. Auch in einer Studie, in der Lumiracoxib an mehr als 18.000 Teilnehmern angewendet wurde, erhöhte das Coxib die Zahl der kardialen Ereignisse nicht. Allerdings waren kardiale Risikopatienten von der Teilnahme der Studie ausgeschlossen.
Konkrete Hinweise aus den bisherigen klinischen Studien auf ein mögliches kardiotoxisches Risiko als Klasseneffekt aller Coxibe scheint es demnach derzeit zwar nicht zu geben, die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hat aber nach der Marktrücknahme von Rofecoxib zu Recht angekündigt, dass andere Coxibe einer genauen Prüfung unterzogen werden sollen. Das BfArM und die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) empfehlen beim Einsatz der weiterhin auf dem Markt befindlichen Coxibe besondere Vorsicht und eine sorgfältige individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung, vor allem bei längerfristiger Therapie. Insbesondere sollte bei älteren und Risikopatienten, die COX-2Inhibitoren erhalten, die zusätzliche Gabe eines Thrombozytenaggregationshemmers wie Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel erwogen werden.
Pharmakokinetik
- Resorption: Oral verabreichtes Etoricoxib wird gut resorbiert. Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt ca. 100%. Die maximale Plasmakonzentration wird nach einer Gabe von 120 mg einmal täglich nach Erreichen des Steady state beim Erwachsenen unter Nüchternbedingungen nach etwa einer Stunde (tmax) erreicht. Die Pharmakokinetik von Etoricoxib verläuft innerhalb des klinischen Dosierungsbereichs linear.
- Verteilung: Etoricoxib wird beim Menschen in einem Konzentrationsbereich zwischen 0,05 und 5 µg/ml zu ca. 92% an Plasmaproteine gebunden. Das Verteilungsvolumen im Steady state beim Menschen beträgt ca. 120 l. Etoricoxib ist bei Ratten und Kaninchen plazentagängig und überwindet bei Ratten die BlutHirn-Schranke.
- Metabolismus: Etoricoxib wird weitgehend metabolisiert, weniger als 1% der Ausgangssubstanz wird im Urin wiedergefunden. Der Hauptweg der Metabolisierung wird durch CYP-Enzyme katalysiert. CYP3A4 scheint in vivo zur Metabolisierung von Etoricoxib beizutragen.
- Elimination: Nach intravenöser Verabreichung einer radioaktiv markierten Einzeldosis von 25 mg Etoricoxib an gesunde Probanden wurden 70% der Radioaktivität im Urin und 20% in den Fäzes wiedergefunden, vor allem in Form von Metaboliten. Weniger als 2% wurden unverändert ausgeschieden. Die Elimination von Etoricoxib erfolgt, wie erwähnt, fast ausschließlich über Metabolisierung, gefolgt von renaler Ausscheidung. Steady-state-Konzentrationen von Etoricoxib werden nach einmal täglicher Verabreichung von 120 mg innerhalb von sieben Tagen erreicht.
- Leberinsuffizienz: Bei Patienten mit leichter Leberfunktionsstörung (ChildPugh-Score 5 - 6), die Etoricoxib 60 mg einmal täglich erhielten, war die mittlere AUC um ca. 16% größer als bei gesunden Probanden unter demselben Behandlungsregime. Bei Patienten mit mäßiger Leberfunktionsstörung (ChildPugh-Score 7 - 9), die jeden zweiten Tag 60 mg Etoricoxib erhielten, entsprach die mittlere AUC jener von gesunden Probanden, die 60 mg Etoricoxib einmal täglich erhielten. Für Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung (ChildPugh-Score > 10) liegen keine klinischen oder pharmakokinetischen Studiendaten vor.
- Niereninsuffizienz: Die Pharmakokinetik einer Einzeldosis von 120 mg Etoricoxib bei Patienten mit mäßiger bis schwerer Niereninsuffizienz oder dialysepflichtigen Patienten mit einer Niereninsuffizienz im Endstadium unterschied sich nicht signifikant von der bei gesunden Probanden. Der Anteil der Hämodialyse an der Elimination war zu vernachlässigen (Dialyse-Clearance ca. 50 ml/min).
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Arcoxia® wird oral angewendet und kann unabhängig von der Nahrungsaufnahme eingenommen werden. Die Wirkung kann schneller eintreten, wenn es ohne Nahrung eingenommen wird.
- Arthrose: Die empfohlene Dosis beträgt 60 mg einmal täglich.
- Rheumatoide Arthritis: Die empfohlene Dosis beträgt 90 mg einmal täglich.
- Akute Gichtarthritis: Die empfohlene Dosis beträgt 120 mg einmal täglich. Etoricoxib 120 mg sollte nur während der akuten symptomatischen Phase eingenommen werden. In klinischen Studien wurde Etoricoxib bei akuter Gichtarthritis 8 Tage lang angewendet. Höhere Dosen als die für die jeweilige Indikation empfohlenen zeigten entweder keine weitere Steigerung der Wirkung oder wurden nicht untersucht. Deshalb ist die für jede Indikation empfohlene Dosis auch die empfohlene Maximaldosis.
- Ältere Patienten: Für ältere Patienten ist keine Dosisanpassung erforderlich.
- Leberinsuffizienz: Bei Patienten mit leichter Leberfunktionsstörung (ChildPugh-Score 5 - 6) soll eine Tagesdosis von 60 mg nicht überschritten werden. Bei Patienten mit mäßiger Leberfunktionsstörung (Child-Pugh-Score 7 - 9) soll die empfohlene Dosis von 60 mg jeden zweiten Tag nicht überschritten werden.
- Niereninsuffizienz: Für Patienten mit einer Kreatinin-Clearance > 30 ml/min ist keine Dosisanpassung erforderlich. Die Anwendung von Etoricoxib bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance < 30 ml/min ist kontraindiziert.
Kontraindikationen
- Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der sonstigen Bestandteile.
- Aktives peptisches Ulkus oder aktive gastrointestinale Blutung.
- Patienten, bei denen nach der Anwendung von Acetylsalicylsäure oder nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) einschließlich COX-2-(Cyclooxygenase-2-) Hemmern Bronchospasmus, akute Rhinitis, Nasenschleimhautschwellungen, angioneurotisches Ödem, Urtikaria oder allergieartige Reaktionen auftraten.
- Schwangerschaft und Stillzeit.
- Schwere Leberfunktionsstörungen.
- Geschätzte Kreatinin-Clearance <30 ml/min.
- Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren.
- Entzündliche Darmerkrankungen.
- Schwere dekompensierte Herzinsuffizienz (NYHA III - IV).
Unerwünschte Wirkungen
In klinischen Studien wurde Etoricoxib bei rund 4800 Patienten untersucht, davon 3400 Patienten mit Arthrose, rheumatoider Arthritis oder chronischen Rückenschmerzen. Etwa 600 Patienten mit Arthrose oder rheumatoider Arthritis wurden über ein Jahr oder länger behandelt.
Folgende Nebenwirkungen wurden in klinischen Studien, in denen Patienten mit Arthrose, rheumatoider Arthritis oder chronischen Rückenschmerzen bis zu 12 Wochen lang Etoricoxib 60 mg oder 90 mg erhielten, häufiger als unter Plazebo beobachtet oder nach Markteinführung berichtet (sehr häufig: >1/10; häufig: >1/100, <1/10; gelegentlich: >1/1000, <1/100, selten: >1/10 000, <1/1000; sehr selten: <1/10 000 einschließlich Einzelfälle)
- Infektionen und parasitäre Erkrankungen: gelegentlich: Gastroenteritis, Infektionen der oberen Atemwege, Harnwegsinfektionen
- Erkrankungen des Immunsystems: sehr selten: Überempfindlichkeitsreaktionen einschließlich Angioödem, anaphylaktische/anaphylaktoide Reaktionen
- Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen: gelegentlich: Appetitveränderungen, Ödeme/Flüssigkeitsretention, Gewichtszunahme
- Psychiatrische Erkrankungen: gelegentlich: Angstgefühl, Depressionen, Konzentrationsstörungen
- Erkrankungen des Nervensystems: häufig: Schwindel, Kopfschmerzen; gelegentlich: Geschmacksstörungen, Schlaflosigkeit, Parästhesie/Hypästhesie, Schläfrigkeit
- Augenerkrankungen: gelegentlich: Verschwommensehen.
- Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths: gelegentlich: Tinnitus
- Herzerkrankungen: gelegentlich: Herzinsuffizienz, unspezifische EKG-Veränderungen; sehr selten: Myokardinfarkt
- Gefäßerkrankungen: gelegentlich: Flush, Hypertonie; sehr selten: zerebrovaskulärer Insult
- Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums: gelegentlich: Husten, Atemnot, Epistaxis
- Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: häufig: gastrointestinale Beschwerden (z. B. Bauchschmerzen, Blähungen, Sodbrennen), Diarrhö, Dyspepsie, Oberbauchbeschwerden, Übelkeit. Gelegentlich: aufgeblähtes Abdomen, Säurereflux, Darmmotilitätsstörungen, Obstipation, trockener Mund, gastroduodenale Ulzera, Reizdarmsyndrom, Ösophagitis, Ulzera der Mundschleimhaut, Erbrechen; sehr selten: peptische Ulzera einschließlich Magen-Darm-Perforationen und -Blutungen (insbesondere bei älteren Patienten)
- Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: gelegentlich: Ekchymose, Gesichtsödeme, Pruritus, Hautausschlag. Sehr selten: Urtikaria
- Skelettmuskulatur- und Bindegewebserkrankungen: gelegentlich: Muskelkrämpfe/
- spasmen, muskuloskeletale Schmerzen/Steifigkeit
- Erkrankungen der Nieren und der Harnwege: gelegentlich: Proteinurie. Sehr selten: Niereninsuffizienz einschließlich Nierenversagen, nach Absetzen der Therapie in der Regel reversibel
- Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden an der Applikationsstelle: häufig: Asthenie/Müdigkeit, grippeartige Erkrankung; gelegentlich: Schmerzen im Brustkorb
- Untersuchungen: häufig: Anstieg der ALT, Anstieg der AST. Gelegentlich: Erhöhung des Harnstoff-Stickstoffs (BUN), Erhöhung der Kreatinkinase, Verminderung des Hämatokrits, Verminderung des Hämoglobins, Hyperkaliämie, Verringerung der Leukozyten, Verringerung der Thrombozyten, Anstieg des Serum-Kreatinins, Anstieg der Harnsäure Folgende schwerwiegende Nebenwirkungen wurden im Zusammenhang mit der Anwendung von NSAR berichtet und können für Etoricoxib nicht ausgeschlossen werden: Nephrotoxizität einschließlich interstitieller Nephritis und nephrotischem Syndrom; Lebertoxizität einschließlich Leberversagen und Gelbsucht; Haut- und Schleimhautreaktionen sowie schwere Hautreaktionen.
Wechselwirkungen
- Orale Antikoagulanzien: Bei Patienten unter Dauertherapie mit Warfarin kam es unter Anwendung von Etoricoxib 120 mg täglich zu einer ca. 13%-igen Verlängerung der Prothrombinzeit (INR). Patienten unter oraler AntikoagulanzienTherapie sollten daher hinsichtlich ihrer Prothrombinzeit INR engmaschig überwacht werden, insbesondere in den ersten Tagen nach Therapiebeginn mit Etoricoxib oder nach Dosisänderung von Etoricoxib.
- Diuretika und ACE-Hemmer: NSAR können die Wirkungen von Diuretika und anderen Antihypertensiva abschwächen. Bei einigen Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (z. B. dehydratisierten Patienten oder älteren Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion) kann die gleichzeitige Anwendung eines ACEHemmers und Hemmstoffen der Cyclooxygenase zu einer weiteren, üblicherweise reversiblen Verschlechterung der Nierenfunktion führen. Diese Wechselwirkungen sollten bei Patienten, die Etoricoxib und ACE-Hemmer gleichzeitig erhalten, beachtet werden.
- Acetylsalicylsäure: In einer Studie mit gesunden Probanden hatte im Steady state die Anwendung von 120 mg Etoricoxib einmal täglich keine Wirkung auf die thrombozytenaggregationshemmenden Eigenschaften von Acetylsalicylsäure (81 mg einmal täglich). Etoricoxib kann mit Acetylsalicylsäure in der zur kardiovaskulären Prophylaxe empfohlenen Dosierung kombiniert werden (niedrig dosierte Acetylsalicylsäure). Die gleichzeitige Anwendung von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure und Etoricoxib kann jedoch im Vergleich zur Monotherapie mit Etoricoxib vermehrt zu gastrointestinalen Ulzera oder anderen Komplikationen führen. Die gleichzeitige Anwendung von Etoricoxib mit Acetylsalicylsäure in höheren Dosen als den zur kardiovaskulären Prophylaxe empfohlenen oder mit anderen NSAR wird nicht empfohlen.
- Ciclosporin und Tacrolimus: Die gleichzeitige Anwendung von Ciclosporin oder Tacrolimus mit Etoricoxib wurde nicht untersucht; jedoch kann die gleichzeitige Anwendung dieser Arzneimittel mit NSAR die nephrotoxischen Wirkungen von Ciclosporin oder Tacrolimus verstärken. Die Nierenfunktion sollte überwacht werden, wenn Etoricoxib zusammen mit einer von beiden Substanzen angewendet wird.
- Lithium: NSAR vermindern die renale Ausscheidung von Lithium und erhöhen dadurch die Plasmakonzentration von Lithium. Daher sollte die Konzentration von Lithium im Blut bei Bedarf engmaschig überwacht und die Lithiumdosis entsprechend angepasst werden, solange beide Arzneimittel angewendet werden und wenn das NSAR abgesetzt wird.
- Methotrexat: In zwei Studien wurde die gleichzeitige Anwendung von 60, 90 oder 120 mg Etoricoxib einmal täglich über sieben Tage hinweg bei Patienten untersucht, die Methotrexat in Dosen von 7,5 bis 20 mg einmal wöchentlich bei rheumatoider Arthritis erhielten. Etoricoxib 60 und 90 mg hatten keine Wirkung auf die Plasmakonzentrationen von Methotrexat oder seine renale Clearance. In einer weiteren Studie hatte Etoricoxib 120 mg ebenfalls keine Wirkung auf die Methotrexat-Kinetik, in der anderen Studie aber erhöhte Etoricoxib 120 mg die Plasmakonzentration von Methotrexat um 28% und verringerte dessen renale Clearance um 13%. Eine entsprechende Überwachung toxischer Methotrexat-Wirkungen ist daher angebracht, wenn Etoricoxib mit Methotrexat gleichzeitig verabreicht wird.
- Orale Kontrazeptiva: Die 21 Tage lang dauernde gleichzeitige oder um 12 Stunden versetzte Anwendung von Etoricoxib 120 mg und einem oralen Kontrazeptivum mit 35 µg Ethinylestradiol (EE) und 0,5 bis 1 mg Norethindron erhöhte den Blutspiegel von Ethinylestradiol; die Norethindron-Konzentrationen stiegen jedoch im Allgemeinen nicht in einem klinisch relevanten Ausmaß an. Ein Anstieg der Ethinylestradiol-Exposition kann zu einer erhöhten Häufigkeit der spezifischen Nebenwirkungen oraler Kontrazeptiva führen (z. B. venösen thromboembolischen Ereignissen bei Risikopatientinnen).
- Digoxin: Die einmal tägliche Anwendung von Etoricoxib 120 mg für 10 Tage veränderte bei gesunden Probanden weder die Steady-state-AUC0-24 h noch die renale Ausscheidung von Digoxin. Die Cmax von Digoxin stieg dagegen an (um ca. 33%). Hochrisikopatienten für eine Digoxin-Toxizität sollten überwacht werden, wenn Etoricoxib und Digoxin gleichzeitig verabreicht werden.
- Wirkung von Etoricoxib auf Arzneimittel, die durch Sulfotransferasen metabolisiert werden: Etoricoxib ist ein Inhibitor der humanen SulfotransferaseAktivität, insbesondere der SULT1E1, und es wurde - wie oben angegeben gezeigt, dass es zu einem Anstieg der Serum-Konzentration von Ethinylestradiol führt. Da die Kenntnisse über die Wirkungen multipler Sulfotransferasen gegenwärtig begrenzt sind und die klinischen Konsequenzen für viele Arzneimittel noch untersucht werden, wird empfohlen, mit Vorsicht vorzugehen, wenn Etoricoxib gleichzeitig mit anderen Arzneimitteln verabreicht wird, die hauptsächlich durch humane Sulfotransferasen metabolisiert werden (z. B. Salbutamol oral und Minoxidil).
- Wirkung von Etoricoxib auf Arzneimittel, die durch CYP-Isoenzyme metabolisiert werden: Basierend auf In-vitro-Studien wird durch Etoricoxib keine Inhibition der Cytochrom-(CYP-)P450-Isoenzyme 1A2, 2C9, 2C19, 2D6, 2E1 oder 3A4 erwartet. In einer Studie an gesunden Probanden veränderte die tägliche Anwendung von Etoricoxib 120 mg die hepatische CYP3A4-Aktivität nicht.
- Wirkungen anderer Arzneimittel auf die Pharmakokinetik von Etoricoxib: Etoricoxib wird hauptsächlich über CYP-Enzyme metabolisiert. Die gleichzeitige Gabe von Etoricoxib und Rifampicin, einem starken Induktor der CYP-Enzyme, bewirkte eine 65%ige Abnahme der Plasmakonzentration von Etoricoxib. Diese Wechselwirkung kann zu einem Rückfall der Beschwerden führen, wenn Etoricoxib und Rifampicin kombiniert werden. Obwohl diese Angaben eine Dosiserhöhung nahe legen könnten, wurden höhere Dosierungen von Etoricoxib als für das jeweilige Anwendungsgebiet angegebene in Kombination mit Rifampicin nicht untersucht und können daher nicht empfohlen werden.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Unter der Behandlung mit Etoricoxib traten Komplikationen im oberen Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Perforationen, -Ulzera oder -Blutungen) auf, einige mit letalem Ausgang. Bei der Therapie von Risikopatienten für die Entwicklung gastrointestinaler Komplikationen unter NSAR-Behandlung ist Vorsicht angebracht. Ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Nebenwirkungen besteht für Etoricoxib, andere COX-2-Hemmer und NSAR, wenn sie gleichzeitig mit Acetylsalicylsäure (selbst in niedrigen Dosen) eingenommen werden.
- Selektive COX-2-Hemmer sind aufgrund der fehlenden Wirkung auf die Blutplättchenfunktion kein Ersatz für Acetylsalicylsäure zur Prophylaxe kardiovaskulärer thromboembolischer Erkrankungen. Etoricoxib hemmt die Thrombozytenaggregation nicht; deshalb sollten thrombozytenaggregationshemmende Therapien (z. B. Acetylsalicylsäure) nicht abgesetzt und, falls therapeutisch erforderlich, bei Patienten mit bestehendem Risiko für das Auftreten von kardiovaskulären oder anderen thrombotischen Ereignissen oder entsprechenden Erkrankungen in der Anamnese (Myokardinfarkt, Angina pectoris, ischämischer Herzerkrankung, atherosklerotischer Herzerkrankung, zerebrovaskulärem Insult, zerebraler Ischämie, koronaren Bypass-Operationen oder peripheren gefäßchirurgischen Eingriffen in der Krankengeschichte) in Betracht gezogen werden. Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit ischämischer Herzerkrankung in der Anamnese angebracht.
- Renale Prostaglandine können bei der Aufrechterhaltung der Nierenperfusion eine wichtige Rolle spielen. Bei bestehender Einschränkung der Nierenperfusion kann daher die Anwendung von Etoricoxib zu einer Reduktion der Prostaglandinsynthese und nachfolgend der Nierendurchblutung führen und dadurch die Nierenfunktion beeinträchtigen. Patienten mit bereits signifikant eingeschränkter Nierenfunktion, dekompensierter Herzinsuffizienz oder Leberzirrhose sind für eine solche Reaktion besonders gefährdet.
- Wie bei anderen Prostaglandinsynthese-Hemmern wurden bei Patienten unter Etoricoxib-Gabe Flüssigkeitseinlagerungen, Ödeme und Hypertonie beobachtet. Bei Patienten mit anamnestisch bekannter Herzinsuffizienz, linksventrikulärer Dysfunktion oder Hypertonie und bei Patienten mit vorbestehenden Ödemen anderer Ursache ist Vorsicht angezeigt.
- Bei ca. 1% der Patienten, die in klinischen Studien bis zu einem Jahr mit Etoricoxib 60 mg und 90 mg täglich behandelt wurden, wurde eine Erhöhung der Alaninaminotransferase (ALT) und/oder der Aspartataminotransferase (AST) (auf ca. das Dreifache oder mehr des oberen Normwertes) beobachtet. Bei Symptomen und/oder Anzeichen einer Leberfunktionsstörung oder bei pathologischen Leberfunktionswerten muss der Verlauf kontrolliert werden. Bei ersten Anzeichen für eine Leberinsuffizienz oder persistierender Erhöhung der Leberwerte (um das Dreifache des oberen Normwertes) sollte Etoricoxib abgesetzt werden.
- Schwerwiegende Hautreaktionen einschließlich exfoliativer Dermatitis, Stevens-Johnson-Syndrom und toxischer epidermaler Nekrolyse (Lyell-Syndrom) wurden im Zusammenhang mit der Anwendung von NSAR einschließlich anderer COX2(Cyclooxygenase 2)-Hemmer berichtet und können für Etoricoxib nicht ausgeschlossen werden.
- Überempfindlichkeitsreaktionen (Anaphylaxie und Angioödem) können unter der Therapie mit Etoricoxib auftreten. Etoricoxib ist beim ersten Anzeichen einer Überempfindlichkeit abzusetzen.
- Etoricoxib kann Fieber oder andere Symptome einer Entzündung oder Infektion maskieren.
- Wie für andere Arzneimittel, die die Cyclooxygenase/Prostaglandinsynthese hemmen, wird die Anwendung von Etoricoxib bei Frauen, die beabsichtigen, schwanger zu werden, nicht empfohlen.
- Arcoxia®-Tabletten enthalten Lactose. Patienten mit einer der seltenen Erbkrankheiten der Galactose-Intoleranz, Lapp-Lactase-Mangel oder GlucoseGalactose-Malabsorption dürfen dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
- Patienten, die unter Behandlung mit Etoricoxib Schwindel, Vertigo (Schwindelgefühl) oder Schläfrigkeit verspüren, sollten weder Auto fahren noch Maschinen bedienen.
Schwangerschaft und Stillzeit
Wie für andere Wirkstoffe, die bekanntermaßen die COX-2 hemmen, wird die Anwendung von Etoricoxib nicht für Frauen empfohlen, die versuchen, schwanger zu werden. Tierstudien haben reproduktionstoxische Wirkungen aufgezeigt. Das Risikopotenzial für den Menschen während der Schwangerschaft ist allerdings nicht bekannt. Etoricoxib kann, wie andere Arzneimittel, die die Prostaglandinsynthese hemmen, während des letzten Trimenons der Schwangerschaft zu Wehenschwäche und zu einem vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus Botalli führen. Die Anwendung von Etoricoxib in der Schwangerschaft ist somit kontraindiziert. Wird eine Frau während der Therapie schwanger, muss Etoricoxib abgesetzt werden.
Es ist nicht bekannt, ob Etoricoxib beim Menschen in der Muttermilch ausgeschieden wird doch wird es in der Milch säugender Ratten gefunden. Frauen, die Etoricoxib einnehmen, dürfen nicht stillen.
Handelspräparat Arcoxia®
Hersteller
Einführungsdatum
Zusammensetzung
1 Tablette enthält 60, 90 bzw. 120 mg Etoricoxib.
Sonstige Bestandteile
Tablettenkern: Calciumhydrogenphosphat, Croscarmellose-Natrium, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), mikrokristalline Cellulose.
Tablettenüberzug: Carnaubawachs, Lactose-Monohydrat, Hypromellose, Titandioxid (E 171), Triacetin. Die 60-mgund 120-mg-Filmtabletten enthalten ferner Eisen(III)-hydroxid-oxid H2O(E 172) und Indigocarmin, Aluminiumsalz (E 132).
Packungsgrößen, Preise, PZN
Arcoxia 60 mg:
7 Filmtabletten, Euro 19,06, PZN 2761051;
20 Stück Euro 36,49, PZN 2761074;
50 Stück, Euro 80,32, PZN 2761080;
100 Stück; Euro 148,71, PZN 2761097.
Arcoxia 90 mg:
7 Filmtabletten, Euro 19,06, PZN 2761111,
20 Stück, Euro 36,49, PZN 2760962;
50 Stück, PZN 2760979, Euro 80,32;
100 Stück, Euro 148,71, PZN 2760985.
Arcoxia 120 mg:
7 Filmtabletten, Euro 19,06, PZN 2761016;
14 Stück, Euro 28,37, PZN 2761022;
28 Stück, Euro 49,11, PZN 2761039.
Indikation
Zur Behandlung von Symptomen bei Reizzuständen degenerativer und entzündlicher Gelenkerkrankungen (Arthrose und rheumatoide Arthritis) sowie von Schmerzen und Entzündungszeichen bei akuter Gichtarthritis.
Dosierung
Arthrose: Die empfohlene Dosis beträgt 60 mg einmal täglich. Rheumatoide Arthritis: Die empfohlene Dosis beträgt 90 mg einmal täglich. Akute Gichtarthritis: Die empfohlene Dosis beträgt 120 mg einmal täglich.
Kontraindikationen
Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der sonstigen Bestandteile; aktives peptisches Ulkus oder aktive gastrointestinale Blutung; Patienten, bei denen nach der Anwendung von Acetylsalicylsäure oder nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) einschließlich COX-2-(Cyclooxygenase2-)Hemmern Bronchospasmus, akute Rhinitis, Nasenschleimhautschwellungen, angioneurotisches Ödem, Urtikaria oder allergieartige Reaktionen auftraten; Schwangerschaft und Stillzeit; schwere Leberfunktionsstörungen; geschätzte KreatininClearance < 30 ml/min; Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren; entzündliche Darmerkrankungen; schwere dekompensierte Herzinsuffizienz (NYHA III - IV).
Unerwünschte Wirkungen
Schwindel, Kopfschmerzen; gastrointestinale Beschwerden (z. B. Bauchschmerzen, Blähungen, Sodbrennen), Diarrhö, Dyspepsie, Oberbauchbeschwerden, Übelkeit; Asthenie/Müdigkeit, grippeartige Erkrankung; Anstieg der ALT und AST.
Wechselwirkungen
Bei gleichzeitiger Anwendung mit Warfarin oder anderen oralen Antikoagulanzien ist Vorsicht angebracht, da sich die Prothrombinzeit (INR) verlängern kann. NSAR können die Wirkungen von Diuretika und anderen Antihypertensiva abschwächen. Die gleichzeitige Anwendung von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure und Etoricoxib kann im Vergleich zur Monotherapie mit Etoricoxib vermehrt zu gastrointestinalen Ulzera oder anderen Komplikationen führen. Die gleichzeitige Anwendung von Ciclosporin oder Tacrolimus mit Etoricoxib kann die nephrotoxischen Wirkungen von Ciclosporin oder Tacrolimus verstärken. NSAR vermindern die renale Ausscheidung von Lithium und erhöhen dadurch die Plasmakonzentration von Lithium. Etoricoxin kann zu einem Anstieg der Ethinylestradiol-Exposition und damit zu einer erhöhten Häufigkeit der spezifischen Nebenwirkungen oraler Kontrazeptiva führen. Etoricoxib hemmt die humane SulfotransferaseAktivität; daher wird empfohlen, mit Vorsicht vorzugehen, wenn Etoricoxib gleichzeitig mit anderen Arzneimitteln verabreicht wird, die hauptsächlich durch humane Sulfotransferasen metabolisiert werden (z. B. Salbutamol oral und Minoxidil).
Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme
Unter der Behandlung mit Etoricoxib traten Komplikationen im oberen Gastrointestinaltrakt auf, einige mit letalem Ausgang. Selektive COX-2-Hemmer sind aufgrund der fehlenden Wirkung auf die Blutplättchenfunktion kein Ersatz für Acetylsalicylsäure zur Prophylaxe kardiovaskulärer thromboembolischer Erkrankungen. Bei einer Einschränkung der Nierenperfusion kann Etoricoxib zu einer Reduktion der Prostaglandinsynthese und nachfolgend der Nierendurchblutung führen und dadurch die Nierenfunktion beeinträchtigen. Bei ca. 1% der Patienten erhöhten sich die Alaninaminotransferase (ALT) und/oder die Aspartataminotransferase (AST); bei ersten Anzeichen für eine Leberinsuffizienz oder persistierender Erhöhung der Leberwerte (um das Dreifache des oberen Normwertes) sollte Etoricoxib abgesetzt werden. Wie für andere Arzneimittel, die die Cyclooxygenase/Prostaglandinsynthese hemmen, wird die Anwendung von Etoricoxib bei Frauen, die beabsichtigen, schwanger zu werden, nicht empfohlen.
Kurz zusammengefasst
Etoricoxib (Arcoxia®) ist ein weiterer COX-2-Hemmer zur Behandlung von Schmerzen. In Deutschland wurde Etoricoxib zur Behandlung der Arthrose, der Rheumatoiden Arthritis und der Gichtarthritis zugelassen. In Dosen von 60 mg einmal täglich lindert es Schmerzen wirkungsvoll. Erstmals zeigte mit Etoricoxib ein COX-2-Hemmer seine Wirksamkeit bei akuter Gichtarthritis, die sich durch eine starke Entzündung und extreme Schmerzen auszeichnet. Nach oraler Einnahme wird Etoricoxib rasch und nahezu vollständig resorbiert. Die Wirkung setzt rasch ein und hält lange an: Bereits nach 0,5 bis 1 Stunden ist die maximale Plasmakonzentration erreicht. Etoricoxib wird vor allem durch CYP3A4 in der Leber metabolisiert. Die Eliminationshalbwertszeit ist mit 20 bis 30 Stunden höher als die anderer COX-2-Hemmer.
Wie andere COX-2-Hemmer soll Etoricoxin weniger gastrointestinale Nebenwirkungen aufweisen als herkömmliche nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR). In zwei 12-wöchigen doppelblinden Endoskopiestudien war die kumulative Häufigkeit gastroduodenaler Ulzerationen unter der Gabe von Etoricoxib 120 mg einmal täglich signifikant geringer als bei Patienten unter der Therapie mit Naproxen 500 mg zweimal täglich oder Ibuprofen 800 mg dreimal täglich. Im Vergleich zu Plazebo traten unter Etoricoxib-Therapie allerdings mehr Ulzerationen auf. Möglicherweise ist der Vorteil der Coxibe gegenüber anderen nichtsteroidalen Antirheumatika im Hinblick auf die gastrointestinaler Sicherheit geringer als ursprünglich angenommen.
Einen eindeutigen Hinweis auf ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko durch Etoricoxib gab es bisher nicht. In klinischen Studien wurden rund 3100 Patienten mit Etoricoxib in Dosen von mehr als 60 mg täglich über 12 Wochen oder länger behandelt. Dabei traten schwere thrombotische kardiovaskuläre Ereignisse bei den Patienten unter der Therapie mit Etoricoxib genauso häufig auf wie bei denen unter NSAR-Behandlung (außer Naproxen) und unter Plazebo-Therapie. Die Patienten in der Etoricoxib-Gruppe waren jedoch häufiger betroffen als diejenigen unter der Behandlung mit 500 mg Naproxen zweimal täglich.