Pregabalin

Pregabalin 

ATC-Code

N: Nervensystem

N03: Antiepileptika

N03A: Antiepileptika

N03AX: Andere Antiepileptika

N03AX16: Pregabalin

Wirkungsmechanismus

Der Wirkstoff Pregabalin ist ein Gamma-Aminobuttersäure-Analogon mit der chemischen Bezeichnung (S)-3-(Aminomethyl)-5-methylhexan-Säure. Pregabalin bindet an eine auxiliäre Untereinheit (alpha2-delta-Protein) von spannungsabhängigen Calciumkanälen im ZNS und ist in der Lage, [3H]-Gabapentin zu verdrängen.

 

Hintergrundinformation

Epilepsie
Unter dem Begriff "Epilepsie" wird eine Vielzahl unterschiedlichster Krankheitsbilder zusammengefasst, deren gemeinsamer Nenner wiederholte epileptische Anfälle ohne akute Ursache sind. In Deutschland leben rund 600.000 Epilepsiepatienten. Ein Drittel davon ist unter 18 Jahre alt, ein weiteres Drittel zwischen 18 und 60 Jahre und ein letztes Drittel über 60 Jahre. Durch eine Therapie mit einem Antiepileptikum können etwa 60% aller Patienten anfallsfrei werden. Bei ca. 40% liegt eine schwer behandelbare Epilepsie vor, die größtenteils mit zwei oder mehr Medikamenten behandelt wird.

Als Ersttherapie werden die so genannten klassischen Antiepileptika bevorzugt eingesetzt. Sie sind preisgünstig, haben aber aus pharmakokinetischer Sicht zahlreiche Nachteile: Sie können als Enzyminduktoren wirken und damit andere Medikamente oder das körpereigene Hormonsystem beeinflussen. Wegen der Enzyminduktion in der Leber kann die Kombination mit einem zweiten Antiepileptikum zu Nebenwirkungen oder zu niedrigen Spiegeln der Substanz im Blut führen. Daher werden vor allem in der Komedikation Substanzen eingesetzt, die nicht in der Leber metabolisiert werden.

Hintergrundinformation

Neuropathische Schmerzen
Neuropathische Schmerzen zeichnen sich durch chronische, sehr schmerzhafte Empfindungen aus, die oft als brennend, kribbelnd oder schockähnlich beschrieben werden. Diese Schmerzen gehören zu den am schwierigsten zu behandelnden chronischen Schmerzsyndromen.

Pharmakokinetik

  • Resorption: Bei Verabreichung an nüchterne Patienten wird Pregabalin rasch resorbiert. Sowohl nach Einmal- als auch nach Mehrfachanwendung werden maximale Plasmakonzentrationen innerhalb von einer Stunde erreicht. Die orale Bioverfügbarkeit von Pregabalin wird auf über 90% geschätzt und ist dosisunabhängig. Nach wiederholter Anwendung wird der Steady state innerhalb von 24 bis 48 Stunden erreicht. Bei Einnahme während der Mahlzeiten wird die Resorptionsrate von Pregabalin verringert, was zu einer Verringerung der Cmax um ca. 25 bis 30% sowie zu einer Verzögerung der Tmax auf ca. 2,5 Stunden führt. Die Verabreichung von Pregabalin mit den Mahlzeiten hat jedoch keine klinisch signifikante Auswirkung auf die Resorptionsrate von Pregabalin.
  • Verteilung: Präklinische Studien haben gezeigt, dass Pregabalin die BlutHirn-Schranke bei Mäusen, Ratten und Affen überwindet. Pregabalin geht bei Ratten in die Plazenta über und ist in der Milch von säugenden Ratten nachweisbar. Beim Menschen beträgt das Verteilungsvolumen nach oraler Anwendung ca. 0,56 l/kg. Pregabalin wird nicht an Plasmaproteine gebunden.
  • Metabolismus: Pregabalin wird beim Menschen nicht nennenswert metabolisiert. Nach einer Gabe von radioaktiv markiertem Pregabalin wurden ca. 98% unverändertes Pregabalin im Urin wiedergefunden. Das N-Methylderivat, der Hauptmetabolit von Pregabalin, macht 0,9% der Dosis im Urin aus. In präklinischen Studien ergaben sich keine Hinweise auf eine Razemisierung von Pregabalin.
  • Elimination: Pregabalin wird unverändert hauptsächlich renal ausgeschieden. Die mittlere Eliminationshalbwertszeit beträgt 6,3 Stunden. Die PlasmaClearance und renale Clearance sind direkt proportional zur KreatininClearance. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder bei Patienten, die sich einer Hämodialyse unterziehen, ist eine Reduktion der Pregabalin-Dosis notwendig.
  • Linearität/Nichtlinearität: Im empfohlenen täglichen Dosisbereich ist die Pharmakokinetik von Pregabalin linear. Seine interindividuelle pharmakokinetische Variabilität ist gering (< 20%). Die Pharmakokinetik nach Mehrfachanwendung lässt sich von den Einzeldosis-Daten ableiten. Es besteht deshalb keine Notwendigkeit für eine routinemäßige Kontrolle der Pregabalin-Plasmaspiegel.
  • Die Pregabalin-Clearance verhält sich zur Kreatinin-Clearance direkt proportional. Weiterhin kann Pregabalin effektiv hämodialysiert werden. Nach einer vierstündigen Hämodialyse reduzieren sich die Plasmakonzentrationen von Pregabalin um ca. 50%. Da die renale Elimination den hauptsächlichen Ausscheidungsweg darstellt, ist bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion eine Dosisreduktion und nach einer Hämodialyse eine Dosisergänzung notwendig.
  • Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion wurden keine speziellen Pharmakokinetikstudien durchgeführt. Nachdem Pregabalin jedoch keiner ausgeprägten Metabolisierung unterliegt und hauptsächlich als unveränderte Substanz im Urin ausgeschieden wird, erscheint es unwahrscheinlich, dass sich die Plasmakonzentrationen von Pregabalin bei eingeschränkter Leberfunktion signifikant verändern.
  • Ältere Patienten (über 65 Jahre): Die Pregabalin-Clearance hat die Tendenz, mit zunehmendem Alter abzunehmen. Diese Abnahme der oralen Pregabalin-Clearance entspricht der Abnahme der Kreatinin-Clearance mit zunehmendem Alter. Bei Patienten mit altersbedingter Einschränkung der Nierenfunktion kann eine Reduktion der Pregabalin-Dosis notwendig sein.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die Dosis liegt zwischen 150 und 600 mg täglich, verabreicht in zwei oder drei Einzeldosen. Pregabalin kann während oder zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden.

  • Neuropathische Schmerzen: Die Pregabalin-Behandlung kann mit einer Tagesdosis von 150 mg begonnen werden. Entsprechend dem Ansprechen und der individuellen Verträglichkeit, kann die Dosis nach 3 bis 7 Tagen auf 300 mg täglich erhöht werden. Bei Bedarf kann die Dosis nach weiteren 7 Tagen auf eine Höchstdosis von 600 mg täglich gesteigert werden.
  • Epilepsie: Die Pregabalin-Behandlung kann mit einer Tagesdosis von 150 mg begonnen werden. Abhängig vom Ansprechen und der individuellen Verträglichkeit kann die Dosis nach einer Woche auf 300 mg täglich erhöht werden. Die Höchstdosis von 600 mg täglich kann nach einer weiteren Woche erreicht werden.
  • Absetzen von Pregabalin: In Übereinstimmung mit der gängigen klinischen Praxis wird empfohlen, beim Absetzen von Pregabalin sowohl bei neuropathischen Schmerzen als auch bei Epilepsie die Dosis ausschleichend über einen Zeitraum von mindestens einer Woche zu verringern.
  • Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion: Pregabalin wird, wie erwähnt, aus dem Blutkreislauf hauptsächlich unverändert über die Nieren ausgeschieden. Da die Pregabalin-Clearance direkt proportional zur Kreatinin-Clearance ist, muss die Dosis bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion individuell an die Kreatinin-Clearance angepasst werden. Pregabalin wird durch Hämodialyse wirksam aus dem Plasma eliminiert (50% in 4 Stunden). Bei Patienten, die sich einer Hämodialyse unterziehen, sollte die Pregabalin-Dosis entsprechend der Nierenfunktion angepasst werden. Neben der Tagesdosis sollte eine Zusatzdosis sofort nach jeder vierstündigen Hämodialyse-Behandlung verabreicht werden.
  • Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich.
  • Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Pregabalin bei pädiatrischen Patienten unter 12 Jahren und Jugendlichen wurde nicht untersucht. Die Anwendung bei Kindern wird daher nicht empfohlen.
  • Bei älteren Patienten kann aufgrund einer verringerten Nierenfunktion die Reduzierung der Pregabalin-Dosis notwendig werden.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegen den arzneilich wirksamen Bestandteil oder einen der sonstigen Bestandteile.

Unerwünschte Wirkungen

Am klinischen Studienprogramm nahmen mehr als 9000 Patienten teil, die Pregabalin erhielten. Von diesen wurden mehr als 5000 in doppelblinde, plazebokontrollierte Studien aufgenommen. Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren Benommenheit und Schläfrigkeit. Der Schweregrad der Nebenwirkungen war in der Regel leicht bis mäßig. Bei allen kontrollierten Studien lag die Abbruchrate aufgrund von Nebenwirkungen bei 13% bei Patienten unter Pregabalin- und bei 7% bei Patienten unter Plazebo-Gabe. Die häufigsten Nebenwirkungen, die unter Pregabalin-Therapie zu einem Abbruch der Behandlung führten, waren Benommenheit und Schläfrigkeit.

Nachfolgend sind alle Nebenwirkungen aufgeführt, die mit größerer Häufigkeit als unter Plazebo-Applikation und bei mehr als einem Patienten auftraten (sehr häufig: > 1/10, häufig: > 1/100 und < 1/10, gelegentlich: > 1/1000 und < 1/100, selten: < 1/1000). Die angeführten Nebenwirkungen können auch mit der Grunderkrankung und/oder der Komedikation zusammenhängen.

  • Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems: selten: Neutropenie
  • Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen: häufig: gesteigerter Appetit; gelegentlich: Anorexie; selten: Hypoglykämie
  • Psychiatrische Erkrankungen: häufig: Euphorie, Verwirrung, verringerte Libido, Reizbarkeit; gelegentlich: Depersonalisation, Anorgasmie, Ruhelosigkeit, Depression, Agitiertheit, Stimmungsschwankungen, zunehmende Schlaflosigkeit, Niedergeschlagenheit, Wortfindungsprobleme, Halluzinationen, abnorme Träume, gesteigerte Libido, Panikattacken, Apathie; selten: Enthemmung, Stimmungsaufhellung
  • Erkrankungen des Nervensystems: sehr häufig: Benommenheit, Schläfrigkeit; häufig: Ataxie, Aufmerksamkeitsstörungen, Koordinationsstörungen, Gedächtnisstörungen, Tremor, Dysarthrie, Parästhesie; gelegentlich: kognitive Störungen, Hypästhesie, Gesichtsfeldeinengung, Nystagmus, Sprachstörungen, Myoklonus, verringerte Reflexe, Dyskinesie, psychomotorische Hyperaktivität, orthostatische Benommenheit, Hyperästhesie, Geschmacksverlust, brennendes Gefühl, Intentionstremor, Stupor, Synkopen; selten: Hypokinesie, Parosmie, Schreibstörungen
  • Augenerkrankungen: häufig: verschwommenes Sehen, Diplopie; gelegentlich: Sehstörungen, Augentrockenheit, geschwollene Augen, verringerte Sehschärfe, Augenschmerzen, Schwachsichtigkeit, verstärkter Tränenfluss; selten: Photopsie, Augenbeschwerden, Mydriasis, Augenbewegungsstörung, veränderte visuelle Tiefenwahrnehmung, "Tunnelblick", Schielen, Lichtempfindlichkeit
  • Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths: häufig: Schwindel; selten: Hyperakusis
  • Herzerkrankungen: gelegentlich: Tachykardie; selten: AV-Block ersten Grades, Sinustachykardie, Sinusarrhythmie, Sinusbradykardie
  • Gefäßerkrankungen: gelegentlich: Gesichtsrötung, Hautrötung mit Wärmegefühl; selten: Hypotonie, kalte Extremitäten, Hypertonie
  • Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums: gelegentlich: Dyspnö, trockene Nase; selten: Nasopharyngitis, Husten, verstopfte Nase, Epistaxis, Rhinitis, Schnarchen, Engegefühl im Hals
  • Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: häufig: Mundtrockenheit, Verstopfung, Erbrechen, Flatulenzen; gelegentlich: aufgeblähter Bauch, vermehrter Speichelfluss, gastroösophagealer Reflux, orale Hypästhesie; selten: Aszites, Dysphagie, Pankreatitis
  • Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: gelegentlich: Schwitzen, papulöser Ausschlag; selten: kalter Schweiß, Urtikaria
  • Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen: gelegentlich: Muskelzuckungen, Gelenkschwellungen, Muskelkrämpfe, Myalgie, Arthralgie, Rückenschmerzen, Schmerzen in den Extremitäten, Steifigkeit der Muskulatur; selten: Nackenkrampf, Nackenschmerzen, Rhabdomyolyse
  • Erkrankungen der Nieren und Harnwege: gelegentlich: Dysurie, Harninkontinenz; selten: Oligurie, Nierenversagen
  • Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse: häufig: erektile Dysfunktion; gelegentlich: verzögerte Ejakulation, Störungen der Sexualfunktion; selten: Amenorrhö, Brustschmerzen, Absonderungen aus der Brust, Dysmenorrhö, Brustvergrößerung
  • Allgemeine Erkrankungen: häufig: Müdigkeit, periphere Ödeme, Trunkenheitsgefühl, Ödeme, Gangstörungen; gelegentlich: Asthenie, sturzbedingte Verletzungen, Durst, Engegefühl in der Brust; selten: schmerzhaft exazerbierte Unterhautödeme (Anasarca), Fieber, Steifigkeit
  • Untersuchungen: häufig: Gewichtszunahme; gelegentlich: Erhöhung der AlaninAminotransferase, Kreatinphosphokinase und Aspartat-Aminotransferase; Thrombozytenzahl erniedrigt; selten: Hyperglykämie, erhöhtes Kreatinin, Kalium erniedrigt, Gewichtsverlust, Leukozytenzahl erniedrigt

Wechselwirkungen

Pregabalin wird hauptsächlich unverändert über die Nieren ausgeschieden und beim Menschen praktisch nicht metabolisiert (weniger als 2% einer Dosis finden sich als Metaboliten im Urin wieder). Pregabalin behindert in vitro nicht den Metabolismus von anderen Arzneimitteln und wird nicht an Plasmaproteine gebunden. Daher ist es unwahrscheinlich, dass es pharmakokinetische Wechselwirkungen hervorruft oder diesen unterliegt. Dementsprechend wurden in In-vivo-Studien keine klinisch relevanten pharmakokinetischen Wechselwirkungen zwischen Pregabalin und Phenytoin, Carbamazepin, Valproinsäure, Lamotrigin, Gabapentin, Lorazepam, Oxycodon oder Ethanol beobachtet.

Pharmakokinetische Populationsanalysen haben gezeigt, dass orale Antidiabetika, Diuretika, Insulin, Phenobarbital, Tiagabin und Topiramat keinen klinisch signifikanten Einfluss auf die Clearance von Pregabalin hatten. Die gleichzeitige Anwendung von Pregabalin und oralen Norethisteron- und/oder Ethinylestradiol-haltigen Kontrazeptiva hat keinen Einfluss auf den Steady state dieser Substanzen.

Orale Mehrfachdosen von Pregabalin, die gleichzeitig mit Oxycodon, Lorazepam und Ethanol verabreicht wurden, hatten keinen klinisch relevanten Einfluss auf die Atmung.

Eine durch Oxycodon hervorgerufene Beeinträchtigung der kognitiven und grobmotorischen Funktionen scheint durch Pregabalin noch verstärkt zu werden. Pregabalin kann die Wirkung von Ethanol und Lorazepam verstärken.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Patienten mit seltener hereditärer Galactose-Intoleranz, Lapp-Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption dürfen dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
  • Bei Diabetes-Patienten, bei denen es unter einer Pregabalin-Therapie zu einer Gewichtszunahme kommt, kann es notwendig werden, die Hypoglykämie-Medikation entsprechend anzupassen.
  • Die Behandlung mit Pregabalin wurde mit dem Auftreten von Benommenheit und Schläfrigkeit in Verbindung gebracht, was bei älteren Patienten zu häufigeren sturzbedingten Verletzungen führen könnte. Die Patienten sollten daher angehalten werden, sich vorsichtig zu verhalten, bis sie mit den möglichen Auswirkungen des Arzneimittels vertraut sind.
  • Es liegen keine ausreichenden Daten über das Absetzen der antiepileptischen Begleitbehandlung zur Erreichung einer Monotherapie mit Pregabalin vor, wenn unter Pregabalin-Gabe als Zusatztherapie eine Anfallskontrolle erreicht wurde.
  • Pregabalin kann Benommenheit und Schläfrigkeit hervorrufen und dadurch das Vermögen, Auto zu fahren oder Maschinen zu bedienen, beeinflussen. Deshalb wird Patienten empfohlen, weder Auto zu fahren, noch komplexe Maschinen zu bedienen oder andere potenziell gefährliche Tätigkeiten auszuführen, solange nicht bekannt ist, ob ihre Fähigkeit zur Ausübung solcher Tätigkeiten beeinträchtigt wird.

Schwangerschaft und Stillzeit

Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Pregabalin bei Schwangeren vor.

Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt. Das potenzielle Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Deshalb darf Lyrica® während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der Nutzen für die Mutter ist deutlich höher als das mögliche Risiko für den Fötus. Frauen im gebärfähigen Alter müssen eine wirksame Verhütungsmethode anwenden. Es ist nicht bekannt, ob Pregabalin beim Menschen in die Muttermilch übergeht; in der Milch von Ratten wurde es jedoch nachgewiesen. Deshalb wird empfohlen, während der Behandlung mit Pregabalin nicht zu stillen.

Handelspräparat Lyrica® 

Hersteller

Einführungsdatum

Zusammensetzung

1 Hartkapsel enthält 25/75/150/300 mg Pregabalin.

Sonstige Bestandteile

Kapselinhalt: Lactose-Monohydrat, Maisstärke, Talkum. Kapselhüllen: Gelatine, Titandioxid (E 171), Natriumdodecylsulfat, hochdisperses Siliciumdioxid, gereinigtes Wasser.

Drucktinte: Schellack, Eisen(II,III)-oxid (E 172), Propylenglycol, Kaliumhydroxid.

Bei 75- und 300-mg-Kapseln zusätzlich: Kapselhüllen: Eisen(III)-oxid (E 172).

Packungsgrößen, Preise, PZN

Lyrica 25 mg Hartkapseln:
14 Stück (N1), Euro 15,39, PZN 3389085;
100 Stück (N2), Euro 49,93, PZN 3389234.
Lyrica 75 mg:
14 Stück (N1), Euro 23,72, PZN 3389317.
Lyrica 150 mg:
56 Stück (N2), Euro 94,74, PZN 3389352;
100 Stück (N2), Euro 161,82, PZN 3389369.
Lyrica 300 mg:
56 Stück (N2), Euro 137,05, PZN 3389398;
100 Stück (N2) Euro 237,35, PZN 3389406.

Indikation

Zur Behandlung von peripheren neuropathischen Schmerzen bei Erwachsenen sowie als Zusatztherapie bei Epilepsie zur Behandlung von partiellen Anfällen mit und ohne sekundärer Generalisierung bei Erwachsenen.

Dosierung

150 bis 600 mg täglich in zwei oder drei Einzeldosen. Pregabalin kann während oder zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden. Neuropathische Schmerzen: Zu Beginn 150 mg als Tagesdosis, kann nach 3 bis 7 Tagen auf 300 mg täglich erhöht, bei Bedarf nach weiteren 7 Tagen auf eine Höchstdosis von 600 mg täglich gesteigert werden. Epilepsie: Zu Beginn 150 mg als Tagesdosis, kann nach einer Woche auf 300 mg täglich erhöht werden, die Höchstdosis von 600 mg täglich kann nach einer weiteren Woche erreicht werden.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegen den arzneilich wirksamen Bestandteil oder einen der sonstigen Bestandteile.

Unerwünschte Wirkungen

Benommenheit, Schläfrigkeit; gesteigerter Appetit; Euphorie, Verwirrung, verringerte Libido, Reizbarkeit; Ataxie, Aufmerksamkeitsstörungen, Koordinationsstörungen, Gedächtnisstörungen, Tremor, Dysarthrie, Parästhesie; verschwommenes Sehen, Diplopie; Schwindel; Mundtrockenheit, Verstopfung, Erbrechen, Flatulenzen; erektile Dysfunktion; Müdigkeit, periphere Ödeme, Trunkenheitsgefühl, Ödeme, Gangstörungen; Gewichtszunahme.

Wechselwirkungen

Eine durch Oxycodon hervorgerufene Beeinträchtigung der kognitiven und grobmotorischen Funktionen scheint durch Pregabalin verstärkt zu werden. Pregabalin kann die Wirkung von Ethanol und Lorazepam verstärken.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Patienten mit seltener hereditärer Galactose-Intoleranz, Lapp-Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption dürfen diese Arzneimittel nicht einnehmen. Bei Diabetes-Patienten, bei denen es unter einer Pregabalin-Therapie zu einer Gewichtszunahme kommt, kann es notwendig werden, die Hypoglykämie-Medikation entsprechend anzupassen. Die Behandlung mit Pregabalin wurde mit dem Auftreten von Benommenheit und Schläfrigkeit in Verbindung gebracht.

Kurz zusammengefasst 

Das Antikonvulsivum Pregabalin (Lyrica®) ist für zwei Indikationen zugelassen: für die Behandlung von peripheren neuropathischen Schmerzen und als Zusatztherapie bei fokalen epileptischen Anfällen. Es wirkt antikonvulsiv, analgetisch und anxiolytisch.

Wie Gabapentin ist Pregabalin ein GABA-(Gamma-Aminobuttersäure)-Analogon, jedoch binden beide nicht an GABA-Rezeptoren und haben deshalb keine GABAerge Wirksamkeit. Pregabalin bindet mit hoher Potenz an das alpha2delta-Protein, ein Hilfsprotein der spannungsabhängigen Calciumkanäle. Durch die Bindung schließt es die Kanäle und reduziert so den Calciumioneneinstrom an den Nervenendigungen. Dadurch wird die Freisetzung exzitatorischer Neurotransmitter, wie Glutamat, Noradrenalin und Substanz P, verhindert.

Pregabalin wirkt bereits in Dosen von 150 mg/Tag. Seine Wirkung tritt schnell innerhalb von einer Woche ein. Es ist gut verträglich und reduzierte in klinischen Studien die Anfallsfrequenz um bis zu 50% bei Höchstdosen von 600 mg/Tag.

Pregabalin wird schnell und dosisunabhängig absorbiert. Im Gegensatz zu Gabapentin hat Pregabalin eine sehr hohe Bioverfügbarkeit von über 90%. Maximale Plasmakonzentrationen werden im Mittel nach einer Stunde erreicht. Die Substanz wird nur minimal metabolisiert, im Plasma nicht an Proteine gebunden und zu 98% unverändert mit dem Urin ausgeschieden. Die Plasma-Eliminationshalbwertszeit (t1/2) liegt bei etwa sechs Stunden. Weil Pregabalin kaum metabolisiert wird, sind keine pharmakokinetischen Interaktionen zu erwarten, auch nicht mit anderen Antiepileptika, Kontrazeptiva oder Alkohol. In klinischen Studien wurden Wirksamkeit und Verträglichkeit von Pregabalin als Zusatzmedikament bei Patienten untersucht, die trotz Einnahme eines oder mehrerer anderer Antiepileptika nicht anfallsfrei waren. Bei dieser schwer zu behandelnden Patientengruppe konnte mit Pregabalin bei 8 (mittlerer Dosisbereich) bis 19% (Höchstdosis) der Patienten Anfallsfreiheit erreicht werden. Die Responderraten (mindestens 50%-ige Anfallsreduktion) fielen im Vergleich zu denen anderer Antiepileptika günstig aus. Sie betrugen bei mittlerer Dosierung (300 mg) ca. 40% und waren insgesamt dosisabhängig.

Auch in seiner zweiten Indikation, den peripheren neuropathischen Schmerzen, wurde Pregabalin in mehreren kontrollierten klinischen Studien untersucht. Die Patienten litten unter neuropathischen Schmerzen im Zusammenhang mit Herpes Zoster und diabetischer Neuropathie. Pregabalin konnte die Schmerzen im Verlauf der ersten Woche lindern, und die Linderung hielt während der Gesamtdauer der Studie an. Bei fast der Hälfte (47%) der Patienten wurden die Schmerzen durchschnittlich um 50% gelindert, und auch schmerzbedingte Schlafstörungen wurden deutlich seltener.

Die häufigsten Nebenwirkungen bei Epileptikern und Patienten mit neuropathischen Schmerzen waren Benommenheit, Müdigkeit, Schwindel, Ataxie und allgemeine Schwäche. Die meisten Nebenwirkungen waren leicht oder mittelschwer und hingen von der Dosis ab. Etwa 10% der Patienten nahmen um mindestens 7% zu. Diese Gewichtszunahme tritt vor allem bei höheren Dosen auf, Schmerzpatienten waren davon weniger betroffen.

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