Solifenacin
Solifenacin
ATC-Code
G: Urogenitalsystem und Sexualhormone
G04: Urologika
G04B: Urologika
G04BD: Mittel bei häufiger Blasenentleerung und Harninkontinenz
G04BD08: Solifenacin
Wirkungsmechanismus
Die Harnblase wird von parasympathischen, cholinergen Nerven innerviert. Acetylcholin bewirkt über Muscarinrezeptoren, hauptsächlich über den Subtyp M3, eine Kontraktion der glatten Muskulatur des M. detrusor. Solifenacin ist ein kompetitiver, spezifischer, cholinerger Rezeptorantagonist, der den Muscarinrezeptor vom Subtyp M3 kompetitiv hemmt. Solifenacin weist nur eine geringe oder keine Affinität zu anderen Rezeptoren und Ionenkanälen auf.
Hintergrundinformation
Die Behandlung der überaktiven Blase
Eine instabile Blase (Synonyma: überaktive Blase, Blasen-Überaktivitäts-Syndrom, overactive bladder, OAB-Syndrom) äußert sich in starkem Harndrang und häufigem Wasserlassen. Ein weiteres Symptom ist die Drang-(Urge-)Inkontinenz, die häufigste Form der Inkontinenz bei Frauen im höheren Alter. Sie kommt aber auch bei älteren Männern vor. Im Extremfall kann eine überaktive Blase ein normales Leben wegen des ständig notwendigen Toilettengangs unmöglich machen, und die gestörte Nachtruhe beeinträchtigt das Wohlbefinden. 16 bis 22 Prozent der erwachsenen, vor allem älteren Europäer leiden unter derartigen Beschwerden.
Die Ursache einer überaktiven Blase mit Dranginkontinenz ist häufig eine instabiler Detrusor. Dieser glatte Muskel in der Blasenwand ist für die Blasenentleerung zuständig. Neben der Detrusorinstabilität kann auch eine Detrusorhyperreflexie zur Inkontinenz führen; man spricht dann von Reflexinkontinenz. Diese Inkontinenzform tritt beispielsweise bei Personen mit Multipler Sklerose oder Paraplegie auf.
Die Harnblase wird von parasympathischen, cholinergen Nerven innerviert. Medikamentös kann die Aktivität der glatten Muskulatur in der Blasenwand mit Anticholinergika gehemmt werden. Dabei werden Trospiumchlorid, Oxybutynin, Propiverin, Tolterodin und jetzt auch das neue Solifenacin eingesetzt. Trospiumchlorid ist nicht liquorgängig und hat im Vergleich zu Oxybutynin, Propiverin und Tolterodin weniger zentralnervöse Nebenwirkungen. Es wird jedoch nur schlecht resorbiert. Oxybutynin ist erst in einer relativ hohen Dosierung von 15 mg täglich wirksam und hat dementsprechend viel unerwünschte Wirkungen, die bei bis zu einem Viertel der Patienten zum Abbruch der Behandlung führen. Die Substanz wird insbesondere bei ausgeprägten Formen der Detrusor-Hyperaktivität eingesetzt. Tolterodin ist bei vergleichbarer Wirksamkeit besser verträglich als Oxybutynin. Propiverin ist in der klinischen Wirksamkeit mit Oxybutynin ungefähr vergleichbar und hat als einziger anticholinerger und zugleich muskulotrop wirkender Arzneistoff auch eine Zulassung für Kinder.
Pharmakokinetik
- Resorption: Die Plasmaspitzenkonzentration (Cmax) von Solifenacin wird 3 bis 8 Stunden nach der Einnahme der Solifenacin-Tabletten erreicht. Tmax ist dosisunabhängig. Cmax und die Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC) nehmen zwischen 5 mg und 40 mg dosisproportional zu. Die absolute Bioverfügbarkeit liegt bei ungefähr 90%. Die Nahrungsaufnahme hat keinen Einfluss auf Cmax oder die AUC von Solifenacin.
- Verteilung: Das apparente Verteilungsvolumen von Solifenacin nach intravenöser Applikation beträgt ungefähr 600 l. Solifenacin wird großenteils (zu etwa 98%) an Plasmaproteine gebunden, vor allem an saures Alpha-1-Glykoprotein.
- Metabolisierung: Solifenacin wird hauptsächlich über die Leber verstoffwechselt, in erster Linie von Cytochrom P450 3A4 (CYP3A4). Es gibt jedoch auch andere Stoffwechselwege, die an der Metabolisierung von Solifenacin beteiligt sein können. Die systemische Clearance von Solifenacin liegt bei ungefähr 9,5 l/h, und die terminale Halbwertszeit beträgt 45 bis 68 h. Nach peroraler Anwendung wurden neben Solifenacin ein pharmakologisch wirksamer Metabolit (4R-Hydroxysolifenacin) und drei inaktive Metaboliten (N-Glucuronid, N-Oxid und 4 R-Hydroxy-N-Oxid) im Plasma festgestellt.
- Ausscheidung: Nach der Applikation einer Einzeldosis von 10 mg [14C-markiertem] Solifenacin wurden in einem Zeitraum von 26 Tagen ungefähr 70% der Radioaktivität im Urin und 23% im Stuhl nachgewiesen. Im Urin wurden ungefähr 11% der radioaktiven Substanz als unverändert ausgeschiedener Wirkstoff wiedergefunden, von den Metaboliten etwa 18% des N-Oxids, 9% des 4-R-Hydroxy-N-Oxids und 8% des 4-R-Hydroxy-Metaboliten (aktiver Metabolit).
- Eine Anpassung der Dosis im Hinblick auf das Lebensalter der Patienten ist nicht erforderlich. Studien mit älteren Patienten ergaben, dass die Exposition gegenüber Solifenacin, als AUC zum Ausdruck gebracht, nach der Applikation von Solifenacinsuccinat (5 mg bzw. 10 mg einmal täglich) bei gesunden älteren Probanden (im Alter von 65 bis 80 Jahren) und bei gesunden jüngeren Probanden (unter 55 Jahren) ähnlich ist. Die mittlere Resorptionsrate war bei den älteren Patienten leicht verringert und die terminale Halbwertszeit um ungefähr 20% verlängert.
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die empfohlene Dosierung beträgt 5 mg Solifenacinsuccinat einmal täglich. Bei Bedarf kann sie auf 10 mg Solifenacinsuccinat einmal täglich erhöht werden. Solifenacinsuccinat wird peroral eingenommen und unzerkaut mit Flüssigkeit geschluckt. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.
- Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion: Eine Dosisanpassung ist für Patienten mit leicht bis mäßig eingeschränkter Nierenfunktion (KreatininClearance > 30 ml/min) nicht erforderlich. Patienten mit einer stark eingeschränkten Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min) sollen mit besonderer Vorsicht behandelt werden und nicht mehr als 5 mg einmal täglich erhalten.
- Bei Patienten mit leicht eingeschränkter Leberfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich. Patienten mit mäßig eingeschränkter Leberfunktion (ChildPugh-Score von 7 bis 9) sollen mit besonderer Vorsicht behandelt werden und nicht mehr als 5 mg einmal täglich erhalten.
- Bei gleichzeitiger Anwendung von Ketoconazol oder von anderen starken CYP3A4-Inhibitoren, wie Ritonavir, Nelfinavir oder Itraconazol, in therapeutischer Dosierung ist die Höchstdosis von Solifenacinsuccinat auf 5 mg zu begrenzen.
Kontraindikationen
Solifenacin ist bei Patienten mit Harnverhaltung, einer schweren gastrointestinalen Erkrankung (einschließlich eines toxischen Megakolons), einer Myasthenia gravis oder einem Engwinkelglaukom sowie bei Patienten, die ein Risiko für diese Erkrankungen aufweisen, kontraindiziert.
Weitere Gegenanzeigen:
- Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen den arzneilich wirksamen Bestandteil oder einen der sonstigen Bestandteile;
- Hämodialyse-Patienten,
- Patienten mit einer stark eingeschränkten Leberfunktion;
- Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz oder mäßig eingeschränkter Leberfunktion, die gleichzeitig mit einem CYP3A4-Inhibitor (z. B. Ketoconazol) behandelt werden.
- Die Sicherheit und die Wirksamkeit bei Kindern wurden noch nicht bestimmt. Solifenacin darf daher nicht bei Kindern angewendet werden.
Unerwünschte Wirkungen
Aufgrund seines pharmakologischen Wirkprofils kann Solifenacin anticholinerge Nebenwirkungen von (in der Regel) leichtem bis mittlerem Schweregrad hervorrufen. Die Häufigkeit des Auftretens dieser Nebenwirkungen ist dosisabhängig. Die am häufigsten beschriebene Nebenwirkung war Mundtrockenheit. Sie trat bei 11% der Patienten, die mit 5 mg einmal täglich behandelt wurden, bei 22% der Patienten, die mit 10 mg einmal täglich behandelt wurden, und bei 4% der mit Plazebo behandelten Patienten auf. Die Mundtrockenheit war in der Regel leichten Schweregrades und führte nur gelegentlich zum Therapieabbruch. Die Compliance war im Allgemeinen sehr hoch (ungefähr 99%), und ungefähr 90% der Patienten, die Solifenacin erhielten, nahmen über die gesamte Dauer von 12 Wochen an der Studie teil und schlossen sie ab.
Die folgenden Daten zu Nebenwirkungen wurden in klinischen Studien zu Solifenacin gewonnen (häufig > 1/100 und < 1/10; gelegentlich > 1/1000 und < 1/100, selten < 1/1000).
- Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes: häufig: Obstipation, Übelkeit, Dyspepsie, Bauchschmerzen; gelegentlich: gastroösophageale Refluxkrankheit, trockene Kehle; selten: Kolonobstruktion, Koprostase
- Infektionen und parasitäre Erkrankungen: gelegentlich: Harnwegsinfektion, Zystitis
- Erkrankungen des Nervensystems: gelegentlich: Somnolenz, Dysgeusie
- Augenerkrankungen: häufig: verschwommenes Sehen; gelegentlich: Augentrockenheit
- Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort: gelegentlich: Müdigkeit, Ödeme der unteren Extremitäten
- Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und des Mediastinums: gelegentlich: Trockenheit der Nase
- Erkrankungen der Haut: gelegentlich: trockene Haut
- Erkrankungen der Nieren und Harnwege: gelegentlich: erschwerte Miktion, Harnverhaltung Im Rahmen der klinischen Entwicklung wurden keine allergischen Reaktionen beschrieben. Das Auftreten allergischer Reaktionen kann jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Wechselwirkungen
- Die gleichzeitige Gabe anderer Arzneimittel mit anticholinergen Eigenschaften kann sowohl die therapeutische Wirkung als auch die Nebenwirkungen verstärken. Zwischen dem Ende der Therapie mit Solifenacin und der Einleitung einer anderen anticholinergen Therapie sollte ungefähr eine Woche liegen. Die therapeutische Wirkung von Solifenacin kann durch die gleichzeitige Gabe cholinerger Rezeptoragonisten vermindert werden. Solifenacin kann die Wirkung von Arzneimitteln, die stimulierend auf die Motilität des Gastrointestinaltrakts wirken, wie Metoclopramid und Cisaprid, vermindern.
- In-vitro-Studien belegen, dass Solifenacin in therapeutischen Konzentrationen die CYP-Enzyme 1A1/2, 2C9, 2C19, 2D6 und 3A4 aus humanen Lebermikrosomen nicht hemmt. Es ist daher unwahrscheinlich, dass Solifenacin die Clearance von Arzneimitteln beeinflusst, die von diesen CYP-Enzymen verstoffwechselt werden.
- Solifenacin wird von CYP3A4 metabolisiert. Die gleichzeitige Gabe von Ketoconazol (200 mg/Tag), einem starken CYP3A4-Inhibitor, führte zu einer zweifachen Zunahme der AUC von Solifenacin, während Ketoconazol in einer Dosierung von 400 mg/Tag zu einer Zunahme der AUC von Solifenacin um das Dreifache führte. Daher ist bei gleichzeitiger Anwendung mit Ketoconazol oder mit anderen starken CYP3A4-Inhibitoren (z. B. Ritonavir, Nelfinavir oder Itraconazol) in therapeutischer Dosierung die Höchstdosis von Solifenacinsuccinat auf 5 mg zu begrenzen.
- Die gleichzeitige Behandlung mit Solifenacin und einem starken CYP3A4-Inhibitor ist, wie erwähnt, bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion oder mit mäßig eingeschränkter Leberfunktion kontraindiziert.
- Die Wirkungen einer Enzyminduktion auf die pharmakokinetischen Eigenschaften von Solifenacin und dessen Metaboliten sowie die Wirkung von hochaffinen CYP3A4-Substraten auf die Exposition mit Solifenacin wurden nicht geprüft. Da Solifenacin von CYP3A4 metabolisiert wird, sind pharmakokinetische Wechselwirkungen mit anderen Substraten von CYP3A4 mit einer höheren Affinität (z. B. Verapamil, Diltiazem) und mit CYP3A4-Induktoren (z. B. Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin) möglich.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Vor der Behandlung mit Solifenacin sind sonstige Ursachen der erhöhten Miktionsfrequenz (Herzinsuffizienz oder Nierenerkrankung) auszuschließen. Bei einer Harnwegsinfektion ist eine geeignete antibakterielle Therapie einzuleiten.
Solifenacin ist mit Vorsicht anzuwenden bei Patienten mit:
- klinisch signifikanter, obstruktiver Blasenentleerungsstörung, bei denen das Risiko der Harnverhaltung besteht,
- einer obstruktiven gastrointestinalen Erkrankung,
- dem Risiko einer verminderten gastrointestinalen Motilität,
- einer stark eingeschränkten Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min). Bei diesen Patienten darf eine Dosierung von 5 mg nicht überschritten werden,
- einer mäßig eingeschränkten Leberfunktion (Child-Pugh-Score von 7 bis 9). Bei diesen Patienten darf eine Dosierung von 5 mg nicht überschritten werden,
- gleichzeitiger Therapie mit einem starken CYP3A4-Inhibitor, z. B. Ketoconazol
- einer Hiatushernie/gastroösophagealem Reflux und/oder bei Patienten, die gleichzeitig Arzneimittel anwenden, die eine Ösophagitis hervorrufen oder zu einer Exazerbation der Ösophagitis führen können (z. B. Bisphosphonate) oder zu einer Exazerbation der Ösophagitis führen können (Bisphosphonate) oder
- einer autonomen Neuropathie. Die Sicherheit und die Wirksamkeit bei Patienten mit einer Detrusor-Überaktivität infolge neurogener Ursachen wurden bisher nicht nachgewiesen.
- Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lapp-LactaseMangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
- Die maximale Wirkung von Solifenacin kann frühestens nach 4 Wochen bestimmt werden.
- Da Solifenacin, wie andere Anticholinergika, zu verschwommenem Sehen und gelegentlich zu Somnolenz und Müdigkeit führen kann, können die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, eingeschränkt sein.
Schwangerschaft und Stillzeit
Es liegen keine Daten über Frauen vor, die unter der Anwendung von Solifenacin schwanger wurden. Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf direkt schädigende Wirkungen auf die Fertilität, die Entwicklung des Embryos/Fetus oder den Geburtsverlauf schließen. Das mögliche Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Bei der Verschreibung für Schwangere ist Vorsicht geboten. Es liegen keine Daten über die Exkretion von Solifenacin in die Muttermilch beim Menschen vor. Bei Mäusen gingen Solifenacin und/oder dessen Metaboliten in die Muttermilch über, was bei neugeborenen Mäusen zu einer dosisabhängigen Wachstumsstörung führte. Die Anwendung von Solifenacin in der Stillzeit ist daher zu vermeiden.
Handelspräparat Vesikur®
Hersteller
Einführungsdatum
Zusammensetzung
Eine Filmtablette enthält 5 bzw. 10 mg Solifenacinsuccinat, entsprechend 3,8 bzw. 7,5 mg Solifenacin.
Sonstige Bestandteile
Tablettenkern: Maisstärke, Lactose-Monohydrat, Hypromellose, Magnesiumstearat (Ph. Eur.).
Filmüberzug: Macrogol 8000, Talkum, Hypromellose, Titandioxid (E 171).
Vesikur 5 mg Filmtabletten: Eisen(III)-hydroxid-oxid g H2O (E 172). Vesikur 10 mg Filmtabletten: Eisen(III)-oxid (E 172)
Packungsgrößen, Preise, PZN
Vesicur 5 mg:
30 Stück, Euro 60,30, PZN 2781898;
50 Stück, Euro 93,50, PZN 3682520;
90 Stück, 151,88, PZN 2782030.
Vesicur 10 mg:
30 Stück, Euro 70,20, PZN 2782053;
50 Stück, Euro 107,50, PZN 3682589;
90 Stück, Euro 174,67, PZN 2782082.
Indikation
Symptomatische Therapie der Dranginkontinenz und/oder der Pollakisurie und des imperativen Harndrangs, wie sie bei Patienten mit dem Syndrom der überaktiven Blase auftreten können.
Dosierung
5 mg Solifenacinsuccinat peroral einmal täglich, bei Bedarf auf 10 mg einmal täglich erhöhen
Kontraindikationen
Harnverhaltung, schwere gastrointestinale Erkrankung (einschließlich eines toxischen Megakolons), Myasthenia gravis, Engwinkelglaukom, Hämodialyse, stark eingeschränkte Leberfunktion; Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz oder mäßig eingeschränkter Leberfunktion, die gleichzeitig mit einem CYP3A4Inhibitor (z. B. Ketoconazol) behandelt werden. Solifenacin darf nicht bei Kindern angewendet werden.
Unerwünschte Wirkungen
Obstipation, Übelkeit, Dyspepsie, Bauchschmerzen; verschwommenes Sehen
Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Gabe anderer Arzneimittel mit anticholinergen Eigenschaften kann sowohl die therapeutische Wirkung als auch die Nebenwirkungen verstärken. Solifenacin kann die Wirkung von Arzneimitteln, die stimulierend auf die Motilität des Gastrointestinaltrakts wirken, wie Metoclopramid und Cisaprid, vermindern. Die gleichzeitige Behandlung mit Solifenacin und einem starken CYP3A4-Inhibitor, z. B. Ketoconazol, ist bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion oder mit mäßig eingeschränkter Leberfunktion kontraindiziert, ansonsten ist Vorsicht geboten. Da Solifenacin von CYP3A4 metabolisiert wird, sind pharmakokinetische Wechselwirkungen mit anderen Substraten von CYP3A4 mit einer höheren Affinität (z. B. Verapamil, Diltiazem) und mit CYP3A4-Induktoren (z. B. Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin) möglich.
Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme
Vor der Behandlung mit Solifenacin sind sonstige Ursachen der erhöhten Miktionsfrequenz (Herzinsuffizienz oder Nierenerkrankung) auszuschließen. Bei einer Harnwegsinfektion ist eine geeignete antibakterielle Therapie einzuleiten. Solifenacin ist mit Vorsicht anzuwenden bei Patienten mit klinisch signifikanter, obstruktiver Blasenentleerungsstörung, bei denen das Risiko der Harnverhaltung besteht; einer obstruktiven gastrointestinalen Erkrankung; dem Risiko einer verminderten gastrointestinalen Motilität; einer stark eingeschränkten Nierenfunktion; einer mäßig eingeschränkten Leberfunktion; einer Hiatushernie/gastroösophagealem Reflux und/oder bei Patienten, die gleichzeitig Arzneimittel anwenden, die eine Ösophagitis hervorrufen oder zu einer Exazerbation der Ösophagitis führen können (wie z. B. Bisphosphonate); einer autonomen Neuropathie. Da Solifenacin, wie andere Anticholinergika, zu verschwommenem Sehen und gelegentlich zu Somnolenz und Müdigkeit führen kann, können die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, eingeschränkt sein.
Kurz zusammengefasst
Solifenacin (Vesikur®) ist ein oral wirksamer Muscarinrezeptor-(M3-) Antagonist, der zur Behandlung der so genannten Reizblase eingesetzt wird. Der Wirkstoff kann Patienten mit Blasenschwäche helfen, die sich als Dranginkontinenz und/oder Pollakisurie äußert. Vor der Behandlung mit dem Arzneimittel müssen sonstige Ursachen der erhöhten Miktionsfrequenz, zum Beispiel Herzinsuffizienz oder Nierenerkrankungen, sowie andere Ursachen der Reizblase, wie eine Harnwegsinfektion oder eine Prostataerkrankung, ausgeschlossen werden. Die empfohlene Dosierung für Erwachsene beträgt 5 mg Solifenacinsuccinat einmal täglich, bei Bedarf kann sie auf 10 mg einmal täglich erhöht werden. Solifenacin wird nach oraler Einnahme gut resorbiert, die absolute Bioverfügbarkeit liegt bei ungefähr 90%, Spitzenplasmakonzentrationen werden 3 bis 8 Stunden nach der Einnahme erreicht.
Solifenacin wird hauptsächlich über die Leber verstoffwechselt, in erster Linie von Cytochrom P450 3A4 (CYP3A4) und zu etwa 70% im Urin und 23% im Stuhl ausgeschieden. Die terminale Halbwertszeit beträgt 45 bis 68 Stunden.
Solifenacin wurde in vier randomisierten und plazebokontrollierten Studien mit mehr als 3700 Patienten mit Reizblasensydrom eingesetzt. Die Wirksamkeit war innerhalb von einer Woche nach Therapiebeginn spürbar und stabilisierte sich über einen Zeitraum von 12 Wochen. Nach einer Therapiedauer von 12 Wochen waren Inkontinenzepisoden um 66% (5 mg/täglich) und 70% (10 mg/täglich) vermindert. Etwa die Hälfte der Patienten mit Harninkontinenz vor Therapiebeginn waren frei von Inkontinenzepisoden. Auch die Häufigkeit der Miktionen verringerte sich um 19 bzw. 23%, nächtlicher Harndrang trat um 36% seltener auf. 35% der Patienten erreichten eine Miktionshäufigkeit von weniger als acht Miktionen täglich. Auch in der Langzeittherapie über 40 Wochen erwies sich Solifenacin als wirksam und gut verträglich.
Aufgrund des pharmakologischen Wirkprofils von Solifenacin können dosisabhängige anticholinerge Nebenwirkungen von in der Regel leichtem bis mittlerem Schweregrad auftreten. Dazu gehören Mundtrockenheit, verschwommenes Sehen und Verstopfung. Mundtrockenheit trat bei 11% der Patienten, die mit 5 mg einmal täglich behandelt wurden, bei 22% der Patienten, die mit 10 mg einmal täglich behandelt wurden und bei 4% der mit Plazebo behandelten Patienten auf. Die gleichzeitige Gabe anderer Arzneimittel mit anticholinergen Eigenschaften kann sowohl die therapeutische Wirkung als auch die Nebenwirkungen verstärken. Da Solifenacin über CYP3A4 metabolisiert wird, sind pharmakokinetische Wechselwirkungen mit anderen Substraten von CYP3A4 mit einer höheren Affinität (z. B. Verapamil, Diltiazem) und mit CYP3A4-Induktoren (z. B. Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin) möglich. Die gleichzeitige Behandlung mit Solifenacin und einem starken CYP3A4-Inhibitor, z. B. Ketoconazol, ist bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion oder mit mäßig eingeschränkter Leberfunktion kontraindiziert, ansonsten ist Vorsicht geboten.
Ein weiterer Muscarinrezeptor-(M3-)Antagonist, der zur Behandlung der Dranginkontinenz entwickelt wird, ist Darifenacin (vorgesehener Handelsname in Europa Emselex®). Darifenacin ist in der EU bereits zur Zulassung empfohlen, die Firma Novartis strebt die Markteinführung noch in diesem Jahr an.