Ibritumomab-Tiuxetan

Ibritumomab-Tiuxetan 

ATC-Code

V: Varia

V10: Radiotherapeutika

V10X: ANDERE RADIOTHERAPEUTIKA

V10XX: Verschiedene Radiotherapeutika

V10XX02: (~h9~h0Y)Ibritumomabtiuxetan

Wirkungsmechanismus

Ibritumomab-Tiuxetan ist ein rekombinanter muriner IgG1-kappa monoklonaler Antikörper, der sich gegen das B-Zell-Antigen CD20 richtet. Ibritumomab-Tiuxetan bindet an dieses Antigen, das auf der Oberfläche von malignen und normalen B-Lymphozyten lokalisiert ist. Während der B-Zellreifung wird CD20 erstmals im Vorläuferstadium der B-Lymphoblasten (Prä-B-Zellen) exprimiert und geht erst in der letzten Phase der B-Zell-Reifung während der Ausdifferenzierung zu Plasmazellen als Oberflächenmarker verloren.

[90Y]-markiertes Zevalin® bindet spezifisch an B-Zellen, einschließlich CD20-exprimierender maligner Zellen. Das Isotop Yttrium-90 ist ein reiner Beta-Strahler mit einer mittleren Reichweite von 5 mm. Dadurch können sowohl die Zielzellen als auch benachbarte Zellen abgetötet werden. Vor der Behandlung mit Zevalin® sollte der Antikörper Rituximab eingesetzt werden. Er kann zirkulierende B-Zellen entfernen, sodass das Lymphomgewebe anschließend mit Zevalin® zielgerichtet bestrahlt werden kann. Hierbei wird Rituximab in einer niedrigeren Dosis als bei der Monotherapie verabreicht. Die Behandlung mit [90Y]-markiertem Zevalin® führt auch zur Depletion von normalen CD20-positiven B-Zellen. Dieser Effekt ist jedoch nur vorübergehend. Normale B-Zellen erholen sich innerhalb von 6 Monaten, und die mediane B-Zellzahl normalisiert sich innerhalb von 9 Monaten nach der Behandlung. Die Sicherheit und Wirksamkeit der Zevalin®-Therapie wurde in zwei multizentrischen Studien mit insgesamt 197 Patienten überprüft.

 

Hintergrundinformation

Das Non-Hodgkin-Lymphom
Das Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) ist eine maligne Erkrankung, die das lymphatische System befällt. Es ist nach Brust-, Prostata-, Lungen- und Dickdarmkrebs die fünfthäufigste Krebsart.

Das Non-Hodgkin-Lymphom wird weltweit immer häufiger. Während die Erkrankung früher außerordentlich selten war, ist sie heute die fünfthäufigste Krebsform in den Vereinigten Staaten. In Deutschland erkranken jährlich etwa 4400 Männer und 4900 Frauen neu. In Europa sind etwa 230 000 Patienten betroffen. Die jährliche Neuerkrankungsrate liegt bei 70 000. Männer erkranken im Mittel mit 60 Jahren, Frauen mit etwa 65 Jahren. 85% der Non-Hodgkin-Lymphome sind CD20-positiv, bei nahezu 60% der Erkrankungen handelt es sich um follikuläre und aggressive B-Zell-Lymphome, die durch hohe Rezidivraten gekennzeichnet sind. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zurzeit bei 52 Prozent für Männer und bei 56 Prozent für Frauen.

Unter einem Lymphom versteht man eine Vermehrung und Schwellung von Teilen des lymphatischen Systems. Der M. Hodgkin wurde nach einem englischen Arzt benannt und befällt überwiegend Lymphknoten. Die Krankheit ist durch typische Krebszellen charakterisiert.

Unter dem Begriff Non-Hodgkin-Lymphome werden alle anderen Lymphomformen zusammengefasst. Da fast überall im Körper lymphatisches Gewebe vorkommt, kann sich das Non-Hodgkin-Lymphom überall entwickeln: Die entarteten Lymphozyten können in einem einzelnen Lymphknoten, in einer Gruppe von Lymphknoten oder in einem lymphatischen Organ auftreten und sich unkontrolliert vermehren. Non-Hodgkin-Lymphome können sich aus den verschiedenen Formen und Reifungsstufen der Lymphozyten entwickeln, weshalb die systematische Einteilung kompliziert ist. Unter anderem werden B- und T-Zell-Lymphome sowie niedrig und hoch maligne Formen unterschieden. Hoch maligne Lymphome treten in der Regel bei - üngeren Menschen und bei AIDS-Patienten auf. Sie schreiten sehr schnell fort und breiten sich rasch auf andere Organe und ins Knochenmark aus. Aggressive Lymphome sind häufig T-Zell-Lymphome (mit Ausnahme der kutanen T-ZellLymphome). Indolente Lymphome betreffen eher ältere Menschen und verlaufen chronisch schleichend. In frühen Ausbreitungsstadien kann auch bei diesen Erkrankungen eine dauerhafte Heilung erzielt werden, auch spontane Rückbildungen kommen vor. In 20 bis 40% der Fälle können indolente Lymphome in aggressive übergehen, die dann auf die ursprüngliche Therapie nicht mehr ansprechen.

Meistens macht sich der Krebs zuerst durch eine schmerzlose Schwellung der Lymphknoten am Hals, am Unterarm oder am Oberschenkel bemerkbar. Weitere Symptome sind unerklärliches Fieber, Nachtschweiß, permanente Müdigkeit, unerklärbarer Gewichtsverlust, Juckreiz oder rötliche Flecken auf der Haut. Ein Non-Hodgkin-Lymphom im Frühstadium ist in aller Regel nicht schmerzhaft. Um das Stadium der Erkrankung einzuschätzen, werden die Anzahl und die Lokalisation der betroffenen Lymphknoten bestimmt und berücksichtigt, ob das Knochenmark, die Milz und Organe außerhalb des lymphatischen Systems, beispielsweise die Leber, betroffen sind.

Die Ursachen der Erkrankung sind unbekannt. Einige Chemikalien, wie Pestizide, Lösungsmittel oder Düngemittel, sind mit einem höheren Erkrankungsrisiko in Zusammenhang gebracht worden. Auch Infektionen wie das humane T-lymphotropische Virus Typ I (HTLV-I) und das Epstein-Barr-Virus erhöhen das Risiko für die Erkrankung.

Das Non-Hodgkin-Lymphom wird mit einer Chemotherapie, einer Bestrahlungstherapie oder einer Kombination von beiden behandelt.

Pharmakokinetik

Bei Patienten, die intravenöse Infusionen von 250 mg/m² Rituximab, gefolgt von intravenösen Injektionen von 15 MBq/kg [90Y]-markiertem Zevalin® erhielten, lag die mittlere effektive Halbwertszeit von [90Y]-markiertem Zevalin® im Serum bei 28 h.

Da Yttrium-90 mit Ibritumomab-Tiuxetan einen stabilen Komplex bildet, entspricht die Biodistribution des Radionuklids der des Antikörpers. Die Strahlung durch die aus Yttrium-90 emittierten Betapartikel tritt im Radius von 5 mm um das Isotop auf.

Yttrium-90 zerfällt unter Emission energiereicher Betastrahlen, wobei die physikalische Halbwertszeit bei 64,1 Stunden (2,67 Tagen) liegt. Bei dem Produkt des radioaktiven Zerfalls handelt es sich um stabiles Zirkonium-90. Die geschätzten absorbierten Strahlendosen für gesunde Organe lagen deutlich unterhalb der anerkannten oberen Sicherheitsgrenzen.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die Zevalin®-Therapie erfolgt in zwei Schritten: Zuerst wird Rituximab zweimal intravenös infundiert, danach das [90Y]-markierte Zevalin®. Die zubereitete Zevalin®-Infusionslösung muss langsam über 10 Minuten intravenös gegeben werden; sie darf nicht als intravenöse Bolusinjektion verabreicht werden.

  • Für Patienten mit mehr als 150 000 Thrombozyten pro mm³: 15 MBq [90Y]-markiertes Zevalin® pro kg Körpergewicht, bis zu einer Maximaldosis von 1200 MBq.
  • Für Patienten mit weniger als 150 000, aber mehr als 100 000 Thrombozyten pro mm³: 11 MBq [90Y]-markiertes Zevalin® pro kg Körpergewicht, bis zu einer Maximaldosis von 1200 MBq.

Kontraindikationen

  • Überempfindlichkeit gegenüber Ibritumomab-Tiuxetan, anderen murinen Proteinen, Yttriumchlorid oder einem der sonstigen Bestandteile
  • Schwangerschaft und Stillzeit

Unerwünschte Wirkungen

Bei der Mehrzahl der Patienten muss mit dem Auftreten von unerwünschten Ereignissen gerechnet werden. Die Häufigkeit der unten aufgeführten unerwünschten Reaktionen (sehr häufig > 10%, häufig > 1 bis < 10%, gelegentlich < 1 %) basiert auf in klinischen Prüfungen erhobenen Daten, unabhängig von einem kausalen Zusammenhang mit der Zevalin®-Behandlung.

  • Anaphylaktische Reaktionen und Überempfindlichkeit: Nach der intravenösen Verabreichung von Proteinen wurde bei weniger als 1% der Patienten von anaphylaktischen oder sonstigen Überempfindlichkeitsreaktionen berichtet.
  • Hämatologische unerwünschte Reaktionen: Sehr häufig trat eine hämatologische Toxizität auf. Sie ist dosislimitierend. Im Schnitt wurden 60 Tage nach Beginn der Behandlung mit Zevalin® die Thrombozyten- und Granulozyten-Nadire erreicht. Auch Thrombozytopenien und Neutropenien 3. oder 4. Grades traten auf.
  • Infektionen: In den ersten 13 Wochen nach der Behandlung mit Zevalin® kam es bei den Patienten sehr häufig zu Infektionen, häufig zu Infektionen 3. und 4. Grades. Auch während der Nachbeobachtungsphase traten Infektionen häufig auf. Davon waren Infektionen 3. Grades häufig, solche 4. Grades wurden gelegentlich beobachtet.
  • Sekundäre Malignome: Im Zusammenhang mit der Zevalin®-Behandlung wurde bei fünf von 211 Patienten über eine Myelodysplasie oder eine akute myeloische Leukämie (AML) berichtet. Das Risiko, eine sekundäre Myelodysplasie oder Leukämie nach der Therapie mit alkylierenden Agenzien zu entwickeln, ist allgemein bekannt. Da alle Patienten mit alkylierenden Substanzen vorbehandelt waren, geben die derzeit verfügbaren Ergebnisse nicht ausreichend Aufschluss darüber, ob und in welchem Ausmaß Zevalin® das Risiko, an einer Myelodysplasie zu erkranken, erhöht.
  • Gesamtorganismus: sehr häufig: Schwäche, Schüttelfrost, Fieber, Infektionen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, allgemeine Schmerzen, rauer Hals, Rückenschmerzen; häufig: Hitzegefühl, allergische Reaktionen, Brustschmerz, Nackenschmerzen, Unwohlsein, Tumorschmerzen, Blähbauch, Grippesymptome, Moniliasis (Candidiasis), Schleimhauterkrankung, Überdosierung, Achselschmerz, Beckenschmerz, Sepsis; gelegentlich: Cellulitis, Erkältungssymptome, Zufallsverletzungen, Aszites, Hypothermie, verminderte Immunglobuline, erhöhte Immunglobuline, bakterielle Infektion, Flankenschmerz.
  • Herz-Kreislauf-System: häufig: Hypotonie, Hypertonie, Tachykardie, Blässe, Herzrasen; gelegentlich: Arrhythmie, kardiovaskuläre Erkrankung, ventrikuläre Extrasystolen, myokardiale Ischämie, Migräne, Phlebitis, tiefe Thrombophlebitis, Angina pectoris, arterielle Anomalien, Gefäßanomalien, Kardiomyopathie, Lungenembolie, Vorhofflimmern, Rechtsherzinsuffizienz, Blutung, Synkope, supraventrikuläre Tachykardie, Thrombophlebitis, Vasodilatation, erhöhter venöser Druck.
  • Verdauungssystem: sehr häufig: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Anorexie; häufig: Verstopfung, Verdauungsstörungen, Mundtrockenheit, Magen-Darm-Erkrankung, Stomatitis, rektale Blutungen, Zahnfleischbluten, Meläna; gelegentlich: Dysphagie, Aufstoßen, Ösophagitis, Flatulenz, Gastritis, Gingivitis, Ikterus, Leberfunktionsstörung, orale Moniliasis (Candidiasis), ulzerative Stomatitis, vermehrter Appetit, Cholangitis, Gastroenteritis, Glossitis, gastrointestinale Blutungen, Leberinsuffizienz, Darmpassagestörungen, rektale Dysfunktion, Tenesmen, Erkrankungen der Zunge und Zähne, Ulzerationen im Mund.
  • Blut und lymphatisches System: sehr häufig: Thrombozytopenie, Anämie, Leukozytopenie, Granulozytopenie, Ekchymose; häufig: Petechien, hypochrome Anämie, febrile Neutropenie; gelegentlich: Lymphadenopathie, hämolytische Anämie, Zyanose, Hämatomneigung, Granulozytose, Lymphangitis, Panzytopenie.
  • Injektionsstelle: häufig: Schmerzen an der Injektionsstelle; gelegentlich: Entzündung und Blutung an der Injektionsstelle.
  • Stoffwechsel und Ernährungszustand: häufig: periphere Ödeme, Angioödeme, erhöhte LDH, Dehydratation, Hyperglykämie, erhöhte alkalische Phosphatase, Ödeme, erhöhte SGOT, Gewichtsabnahme, erhöhter Blutharnstoff, Hypokalzämie, erhöhte SGPT; gelegentlich: Kachexie, erhöhtes Kreatinin, Gesichtsödem, Hyperkalziämie, Hypoglykämie, Hypokaliämie, Bilirubinämie, Hyperlipidämie, Hypernatriämie, Hyperurikämie, Hypomagnesiämie, Hypophosphatämie, Durst, Gewichtszunahme.
  • Stütz- und Halteapparat: sehr häufig: Arthralgie; häufig: Myalgie, Knochenschmerzen, Beinkrämpfe, Myasthenie; gelegentlich: Arthritis, spontane Knochenfraktur, Gelenkerkrankung, Sehnenerkrankung.
  • Nervensystem: sehr häufig: Schwindelgefühl; Angst, Schlaflosigkeit, Depression, Parästhesie, Hypästhesie, Somnolenz, Vasodilatation, abnormer Gang; gelegentlich: Unruhe, emotionale Labilität, Tremor, Ataxie, Verwirrtheit, Krämpfe, gestörte Koordination, Enzephalopathie, subdurales Hämatom, Hyperkinesie, Nervosität, Neuralgie, Neuritis, vermehrte Speichelbildung, Sprachstörung, Denkstörungen, Zuckungen, Vertigo, Harnverhalt.
  • Atemwege und -organe: sehr häufig: vermehrter Husten, Dyspnö; häufig: Rhinitis, Infektion, Bronchospasmen, Sinusitis, Epistaxis, Bronchitis, Veränderung der Stimme, Brustschmerz, Pharyngitis, Pneumonie; gelegentlich: Asthma, Pleuraerguss, Lungenerkrankung, Störung der Atemfunktion, vermehrte Sputumbildung, Hypoventilation, Hypoxie, Pleuraerkrankung.
  • Haut und Hautanhangsgebilde: sehr häufig: Pruritus; häufig: Ausschlag, Urtikaria, Schwitzen, Nachtschweiß, Hauterkrankungen, Herpes simplex; gelegentlich: Herpes zoster, makulopapulärer Hautausschlag, Hauttrockenheit, Akne, Pilzdermatitis, Ekzem, Furunkulose, Hauthypertrophie, nässende Wunde, pustulärer Hautausschlag.
  • Sinnesorgane: häufig: Konjunktivitis, Amblyopie, Sehstörungen; gelegentlich: Diplopie, Augenerkrankung, Augenschmerzen, Geschmacksstörung, Katarakt, Augentrockenheit, Netzhautblutung, Keratitis, gestörte Tränensekretion, Oti tis externa, Geschmacksverlust, Tinnitus.
  • Urogenitaltrakt: häufig: Infektionen des Harntrakts, Dysurie; gelegentlich: vaginale Blutungen, Harninkontinenz, Brustschmerz, häufiger Harndrang, Albuminurie, Hämaturie, Nierensteine, Niereninsuffizienz, Nykturie, Oligurie, Erkrankungen des Urogenitaltrakts, Harnabflussstörung/-verhalt, fibroide degenerative Veränderungen des Uterus.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nicht bekannt. Formelle Untersuchungen zu Arzneimittelinteraktionen wurden nicht durchgeführt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die Strahlendosis, der der Patient aufgrund der therapeutischen Exposition ausgesetzt wird, kann sekundäre Malignome und die Entwicklung vererbbarer genetischer Defekte zur Folge haben. Es ist sicherzustellen, dass die strahlungsbedingten Risiken geringer sind als die mit der Erkrankung verbundenen Risiken.
  • Patienten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Zeichen lebensbedrohlicher hämatologischer Toxizität entwickeln, sollten Zevalin® nicht erhalten.
  • Auch folgende Patienten sollten Zevalin® nicht erhalten, da bei diesen die Sicherheit und Wirksamkeit noch nicht hinreichend belegt ist: Patienten, bei denen mehr als 25% des Knochenmarks mit Lymphomzellen infiltriert sind; Patienten, bei denen zuvor mehr als 25% des aktiven Knochenmarks extern bestrahlt wurden; Patienten mit Thrombozytenzahlen < 100 000/mm3 bzw. Neutrophilenzahlen < 1500/mm3; Patienten, die zuvor eine Knochenmark- oder Stammzelltransplantation erhalten haben sowie Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre.
  • Besondere Vorsicht ist angezeigt im Hinblick auf eine Depletion des Knochenmarks. Patienten, die vor der Behandlung mit Zevalin® murine Antikörper erhielten, sollten auf humane Anti-Maus-Antikörper (HAMA) getestet werden. Bei Patienten, die HAMA entwickelt haben, können allergische Reaktionen oder Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten, wenn sie mit Zevalin® oder anderen aus murinen Proteinen gewonnenen Präparaten behandelt werden. Nach der Anwendung von Zevalin® und vor einer weiteren Behandlung mit murinen Proteinen sollten die Patienten generell auf HAMA getestet werden.
  • Nach der intravenösen Verabreichung von Proteinen wurde bei weniger als 1% der Patienten von anaphylaktischen oder sonstigen Überempfindlichkeitsreaktionen berichtet. Medikamente für die Behandlung von Überempfindlichkeitsreaktionen wie Adrenalin, Antihistaminika und Glucocorticoide müssen für den Fall, dass es während der Verabreichung von Zevalin® zu einer allergischen Reaktion kommen sollte, unmittelbar einsatzbereit zur Verfügung stehen.
  • Zevalin® kann möglicherweise die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen, da über Schwindelgefühl als sehr häufige Nebenwirkung berichtet wurde.

Schwangerschaft und Stillzeit

Tierexperimentelle Untersuchungen zur Reproduktion wurden mit IbritumomabTiuxetan nicht durchgeführt. Da IgG bekanntermaßen plazentagängig ist, und aufgrund der gleichzeitigen Anwendung radioaktiver Strahlung darf Zevalin® während der Schwangerschaft nicht verabreicht werden. Vor Beginn der Behandlung muss bei Frauen eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Frauen im gebärfähigen Alter und auch Männer müssen während der Behandlung mit Zevalin® und bis zu 12 Monate danach eine wirksame Verhütungsmethode anwenden. Es ist nicht bekannt, ob Ibritumomab-Tiuxetan in die Muttermilch übergeht. Da humanes IgG in die Muttermilch übergeht und nicht klar ist, inwieweit es zu einer Resorption und Immunsuppression beim Säugling kommt, dürfen Frauen ihr Kind nicht stillen.

Handelspräparat Zevalin® 

Hersteller

Einführungsdatum

Zusammensetzung

Ibritumomab-Tiuxetan 1,6 mg pro ml: Eine Durchstechflasche enthält 3,2 mg Ibritumomab-Tiuxetan, gentechnisch aus einer Ovarialzelllinie des Chinesischen Hamsters (CHO) hergestellt und mit dem Chelatbildner MXDTPA konjugiert. Zevalin wird als Kit für die Zubereitung von mit Yttrium-90-markiertem Ibritumomab-Tiuxetan angeboten. Die endgültige Formulierung nach Radiomarkierung enthält 2,08 mg Ibritumomab-Tiuxetan in einem Gesamtvolumen von 10 ml.

Hilfsstoffe:

Ibritumomab-Tiuxetan-Durchstechflasche: Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke. Natriumacetat-Durchstechflasche: Natriumacetat, Wasser für Injektionszwecke. Formulierungspuffer-Durchstechflasche: Humanalbumin-Lösung, Dinatriumhydrogenphosphat 12 H2O, Natriumhydroxid, Kaliumdihydrogenphosphat, Kaliumchlorid, Pentetsäure, Salzsäure verdünnt, Wasser für Injektionszwecke.

Packungsgrößen, Preise, PZN

1 Durchstechflasche, Euro 13 032,72, PZN 2682268

Indikation

Zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit einem nach einer Behandlung mit Rituximab rezidivierenden oder refraktären CD20-positiven follikulären NonHodgkin-Lymphom (NHL) vom B-Zell-Typ.

Dosierung

Patienten mit mehr als 150 000 Thrombozyten pro mm³: 15 MBq [90Y]-markiertes Zevalin® pro kg Körpergewicht, bis zu einer Maximaldosis von 1200 MBq. Patienten mit weniger als 150 000, aber mehr als 100 000 Thrombozyten pro mm³: 11 MBq [90Y]-markiertes Zevalin pro kg Körpergewicht, bis zu einer Maximaldosis von 1200 MBq.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber Ibritumomab-Tiuxetan, anderen murinen Proteinen, Yttriumchlorid oder einem der sonstigen Bestandteile; Schwangerschaft und Stillzeit.

Unerwünschte Wirkungen

Schwäche, Schüttelfrost, Fieber, Infektionen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, allgemeine Schmerzen, rauer Hals, Rückenschmerzen; Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Anorexie; Thrombozytopenie, Anämie, Leukozytopenie, Granulozytopenie, Ekchymose; Arthralgie; Schwindelgefühl; vermehrter Husten, Dyspnö; Pruritus.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nicht bekannt. Formelle Untersuchungen zu Arzneimittelinteraktionen wurden nicht durchgeführt.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

[90Y]-markiertes Zevalin® sollte Patienten nicht verabreicht werden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Zeichen lebensbedrohlicher hämatologischer Toxizität entwickeln. Auch folgende Patienten sollten Zevalin® nicht erhalten, da bei diesen die Sicherheit und Wirksamkeit noch nicht hinreichend belegt ist: Patienten, bei denen mehr als 25% des Knochenmarks mit Lymphomzellen infiltriert sind; Patienten, bei denen zuvor mehr als 25% des aktiven Knochenmarks extern bestrahlt wurden; Patienten mit Thrombozytenzahlen < 100 000/mm³ bzw. Neutrophilenzahlen < 1500/mm³; Patienten, die zuvor eine Knochenmark- oder Stammzelltransplantation erhalten haben sowie Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre. Patienten, die vor der Behandlung mit Zevalin® murine Antikörper erhielten, sollten auf humane Anti-Maus-Antikörper (HAMA) getestet werden. Bei Patienten, die HAMA entwickelt haben, können allergische Reaktionen oder Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten, wenn sie mit Zevalin® oder anderen aus murinen Proteinen gewonnenen Präparaten behandelt werden.

Medikamente für die Behandlung von Überempfindlichkeitsreaktionen wie z. B. Adrenalin, Antihistaminika und Glucocorticoide müssen für den Fall, dass es während der Verabreichung von Zevalin® zu einer allergischen Reaktion kommen sollte, unmittelbar einsatzbereit zur Verfügung stehen. Zevalin® kann möglicherweise die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen, da über Schwindelgefühl als sehr häufige Nebenwirkung berichtet wurde.

 

Kurz zusammengefasst 

Ibritumomab-Tiuxetan (Zevalin®) ist der erste zugelassene Antikörper, der in der Radioimmuntherapie eingesetzt wird. Dabei wird der reine Betastrahler Yttrium-90 durch den Chelator Tiuxetan stabil an den Antikörper Ibritumomab gekoppelt. Dadurch werden sonst nicht mögliche Strahlendosen hochspezifisch und unter größtmöglicher Schonung gesunder Gewebe direkt am Tumor appliziert und damit die Vorteile einer Immun- mit denen der Strahlentherapie kombiniert. Da das Nuklid Yttrium-90 ausschließlich energiereiche Betastrahlen abgibt, müssen die Patienten - anders als im Fall von 131Iod-gekoppelten Antikörpernnach der Behandlung nicht isoliert werden, und ihre Umgebung ist nicht gefährdet. Die Halbwertszeit ist deutlich kürzer und die Urinausscheidung gering. Aufgrund der größeren Reichweite der Strahlung im Tumor werden auch schlecht zugängliche Tumorbereiche und benachbarte maligne Zellen zerstört (Kreuzfeuereffekt).

Der monoklonale Antikörper Ibritumomab richtet sich gegen CD20. Er wird zur Behandlung erwachsener Patienten mit CD20-positivem follikulärem B-Zell-NonHodgkin-Lymphom (NHL) eingesetzt, die auf eine Rituximab-Behandlung nicht ansprechen oder nach einer solchen Behandlung einen Rückfall erleiden. Der monoklonale Antikörper Rituximab wird schon seit über fünf Jahren zur Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen eingesetzt. Er bindet ebenfalls spezifisch an das CD20-Antigen von reifen und späten Vorstufen der B-Zellen und von B-Zell-Lymphomen. CD20 ist auf gesunden und malignen B-Zellen zu finden, jedoch nicht auf hämatopoetischen Stammzellen, normalen Plasmazellen und anderen Gewebezellen. Seine antitumorale Aktivität entwickelt Rituximab über verschiedene immunologische Wirkmechanismen, die letztlich zum Absterben der Tumorzelle führen. Der neue Antikörper Ibritumomab zerstört die Tumorzellen mit radioaktiver Strahlung.

Da beide Antikörper auch an gesunde B-Zellen binden, erhalten die Patienten vor der Behandlung mit Zevalin® zunächst den nicht radioaktiven Antikörper Rituximab in einer relativ geringen Dosis. Nach der Infusion erreicht Rituximab zuerst die B-Zellen im Blutkreislauf und besetzt hier einen Teil der Bindungsstellen für CD20. Anschließend kann Zevalin® gezielter an die Lymphomzellen binden.

Dort zerstört es nicht nur die gebundenen Zellen selbst, sondern auch umliegende Zellen. So können auch Zellen angegriffen werden, die im Inneren des Tumors liegen und mit herkömmlichen Krebstherapien schlecht zu erreichen sind. Die Zellen im Blutkreislauf werden dank der Vorbehandlung mit Rituximab weniger stark geschädigt, allerdings werden dennoch gesunde CD20-positive BZellen abgetötet. Die B-Zellen werden jedoch innerhalb von sechs bis neun Monaten nachgebildet, so dass sich das Blutbild dann wieder normalisiert. In klinischen Phase-II- und III-Studien hat die Therapie mit Zevalin® bei vorbehandelten Patienten mit refraktärem oder rezidivierendem B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom zu hohen Ansprechraten von 70 bis 80% und Komplettremissionsraten von 30 bis 45% geführt. Die Ansprechraten waren signifikant höher als bei einer Rituximab-Therapie. Außerdem kam es zu lang anhaltenden Remissionen. Die durchschnittliche Dauer des vollständigen Ansprechens lag bei zwei Jahren. Einige Patienten blieben sogar sechs Jahre lang frei von Krankheitszeichen.

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