Gadotersäure-Meglumin

Gadotersäure-Meglumin 

ATC-Code

V: Varia

V08: Kontrastmittel

V08C: Kontrastmittel für die Magnetresonanztomographie

V08CA: Paramagnetische Kontrastmittel

V08CA02: Gadotersäure

Wirkungsmechanismus

Gadoterat-Meglumin (Dotarem®) ist ein makrozyklisches Gadolinium-Chelat, das für diagnostische Magnetresonanztomographie-Untersuchungen entwickelt wurde. Die Gadotersäure ist ein ionischer Gadoliniumkomplex aus Gadoliniumoxid und 1,4,7,10-Tetraazacyclododecan-N,N`,N``,N```-Tetraessigsäure (Dota) und liegt als Megluminsalz vor. Das Dota-Molekül weist Kohlenstoff- und Sauerstoffatome auf, die durch Stickstoffatome verbunden sind, was ihm eine dreidimensionale Struktur verleiht. Das Gadolinium-Ion wird vom Dota-Molekül komplett umschlossen und kann so seine paramagnetischen Wirkungen entfalten.

Gadotersäure passiert die intakte Blut-Hirn-Schranke nicht. Sie reichert sich daher im gesunden Hirngewebe oder in Läsionen mit intakter Blut-Hirn-Schranke nicht an.

Pharmakokinetik

Nach intravenöser Gabe verteilt sich die Gadotersäure rasch im Extrazellulärraum. Das Verteilungsvolumen beträgt ca. 18 Liter, das entspricht ungefähr dem Volumen der extrazellulären Flüssigkeit. Gadotersäure bindet nicht an Proteine wie z. B. Serumalbumin.

Die Gadotersäure wird schnell (89 % nach 6 Stunden; 95 % nach 24 Stunden) in unveränderter Form durch glomeruläre Filtration über die Nieren ausgeschieden. Die über den Stuhl ausgeschiedene Dosis ist sehr gering. Metaboliten wurden nicht nachgewiesen. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt ca. 1,6 Stunden bei Patienten mit normaler Nierenfunktion. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist die Eliminationshalbwertszeit verlängert.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Dotarem® darf nur intravenös angewendet werden. Die Infusionsgeschwindigkeit sollte zwischen 3 und 5 ml/Minute betragen. Bei angiographischen Untersuchungen können höhere Infusionsgeschwindigkeiten von bis zu 120 ml/Minute, d. h. 2 ml/s, verwendet werden.

Eine optimale Bildgebung wird innerhalb von 45 Minuten nach der Injektion erreicht. Die intravasale Kontrastmittelgabe ist möglichst am liegenden Patienten vorzunehmen. Nach der Anwendung sollte der Patient noch mindestens eine halbe Stunde überwacht werden, da die Mehrzahl an Nebenwirkungen innerhalb dieser Zeit auftritt.

Die Dosierung richtet sich nach der untersuchten Körperregion:

  •  Kraniale und spinale MRT: Bei neurologischen Untersuchungen kann die Dosis zwischen 0,1 bis 0,3 mmol/kg Körpergewicht (KG), entsprechend 0,2 bis 0,6 ml/kg KG, variieren. Bei Patienten mit zerebralen Tumoren kann, nach Gabe von 0,1 mmol/kg KG, die zusätzliche Gabe von 0,2 mmol/kg KG die Tumorcharakterisierung verbessern und die therapeutische Entscheidung erleichtern.
  •  MRT anderer Organe sowie Angiographie: Um einen diagnostisch angemessenen Kontrast zu erzielen, beträgt die empfohlene Dosierung für die intravenöse Injektion 0,1 mmol/kg (d. h. 0,2 ml/kg
  •  Angiographie: In besonderen Fällen (z. B. wenn die zufriedenstellende Darstellung eines ausgedehnten Gefäßareals misslingt), kann die nochmalige Gabe einer zweiten Injektion von 0,1 mmol/kg KG, entsprechend 0,2 ml/kg KG, gerechtfertigt sein. Wenn jedoch bereits zu Beginn der Untersuchung die Gabe einer zweiten Injektion von Dotarem® geplant ist, empfiehlt sich, abhängig vom Untersuchungsgerät, eine Dosierung pro Injektion von 0,05 mmol/kg KG, entsprechend 0,1 ml/kg KG.
  •  Kinder: Die Dosis von 0,1 mmol/kg KG gilt für alle Anwendungsgebiete außer der Angiographie, weil die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Dotarem? bei pädiatrischen Patienten in diesem Anwendungsgebiet nicht untersucht wurde.
  •  Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion: Die Dosisempfehlungen für Erwachsene sind auch auf Patienten mit leichter und mittelschwerer Niereninsuffizienz anwendbar.
  •  Patienten mit Leberfunktionsstörung: Die Dosisempfehlungen für Erwachsene sind auch auf diese Patienten anwendbar

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber Gadotersäure, Meglumin oder anderen gadoliniumhaltigen Arzneimitteln. Schwere Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min).

Unerwünschte Wirkungen

Die Nebenwirkungen, die im Zusammenhang mit der Anwendung von Dotarem® auftreten, sind in der Regel leicht bis mittelschwer und vorübergehend. Die am häufigsten beobachteten Reaktionen sind Wärme- oder Kältegefühl und/oder Schmerzen an der Injektionsstelle.

Während der klinischen Prüfung wurden Kopfschmerzen oder Parästhesie sehr häufig (> 10%), Übelkeit, Erbrechen und Hautreaktionen wie erythematöser Hautausschlag und Juckreiz wurden häufig (> 1% - < 10%) beobachtet. In seltenen Fällen traten anaphylaktoide Reaktionen auf, die sehr selten schwerwiegend und lebensbedrohlich oder mit Todesfolge sein können, besonders bei Patienten mit Allergieanamnese. Allergoide Reaktionen können unabhängig von der angewendeten Menge und der Art der Anwendung in Form von einem oder mehreren der folgenden Symptome auftreten: Angioödem, anaphylaktischem Schock, Herz- und Kreislaufstillstand, Hypotonie, Larynxödem, Bronchospasmus, Laryngospasmus, Lungenödem, Dyspnö, Stridor, Husten, Pruritus, Rhinitis, Niesen, Konjunktivitis, Urtikaria sowie Hautausschlag (Rash). Einige dieser Symptome können erste Anzeichen eines beginnenden Schockzustandes sein. Spätreaktionen sind möglich.

Seit der Markteinführung wurde über folgende Nebenwirkungen sehr selten (< 0,01%) berichtet:

  •  Allgemeinsymptome und Reaktionen an der Injektionsstelle: Brustschmerzen, Rückenschmerzen, Unwohlsein, Fieber, vermehrtes Schwitzen, Kältegefühl, Blässe sowie Synkope. Die Injektion von Dotarem® in kleinlumige Venen kann Nebenwirkungen wie Rötung und Schwellung verursachen. Im Falle einer Extravasation können lokal Schmerzen im Gewebe auftreten. Es wurde über seltene Fälle von oberflächlicher Phlebitis berichtet, diese stehen möglicherweise mit der Injektionstechnik in Zusammenhang.
  •  Störungen des Respirationstraktes, des Thorax sowie des Mediastinums: Atembeschwerden.
  •  Gastrointestinale Störungen: abdominale Schmerzen.
  •  Störungen der Haut und des Subkutangewebes: Ekzem, Erythem, Urtikaria, Pruritus und Vorexanthem (Rash).
  •  Reaktionen des zentralen Nervensystems: Schwindel, generalisierte Konvulsionen, Tremor, Müdigkeit und Somnolenz.
  •  Störungen des muskuloskelettalen Systems, des Bindegewebes und der Knochen: Muskelkrämpfe, Muskelschwäche.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln wurden nicht beobachtet. Studien zu Arzneimittelwechselwirkungen wurden nicht durchgeführt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  •  Dotarem® darf nicht subarachnoidal (oder epidural) injiziert werden.
  •  Wie auch bei anderen gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln können Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten. Die meisten dieser Reaktionen stellen sich innerhalb einer halben Stunde nach Injektion des Kontrastmittels ein. Jedoch kann, wie auch bei anderen Kontrastmitteln derselben Klasse, das Auftreten von Spätreaktionen mit einer Latenz bis zu mehreren Tagen nicht ausgeschlossen werden. Patienten mit allergischer Veranlagung oder einer anamnestisch bekannten Kontrastmittelreaktion haben ein erhöhtes Risiko für eine schwerwiegende Reaktion. Vor der Injektion eines Kontrastmittels sollte der Patient über bestehende Allergien (z. B. Heuschnupfen, Urtikaria, Asthma) befragt werden. Bei solchen Patienten sollte die Entscheidung zur Anwendung von Dotarem® nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung gestellt werden.
  •  Aus der Anwendung iodhaltiger Kontrastmittel ist bekannt, dass Überempfindlichkeitsreaktionen bei Patienten, die Betablocker erhalten, in verstärkter Form auftreten können, insbesondere wenn Bronchialasthma vorliegt. Diese Patienten sprechen dann möglicherweise auf eine Standardbehandlung gegen Überempfindlichkeitsreaktionen mit Beta-Agonisten nicht an.
  •  Wenn Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten, muss die Zufuhr des Kontrastmittels sofort abgebrochen werden und - falls notwendig - eine spezifische Therapie eingeleitet werden. Deshalb sollte ein venöser Zugang während der ganzen Untersuchung freigehalten werden. Um im Notfall unverzüglich reagieren zu können, sollten entsprechende Medikamente (z. B. Adrenalin, Antihistaminika), ein Trachealtubus und ein Beatmungsgerät griffbereit sein.
  •  Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bei Patienten mit schweren Herz-KreislaufErkrankungen sollte Dotarem® nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden, da zu Zeit nur begrenzt Erfahrungen vorliegen.
  •  Störungen des zentralen Nervensystems: Wie auch bei anderen gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln ist bei Patienten mit erniedrigter Anfallsschwelle besondere Vorsicht geboten. Vorsichtsmaßnahmen sollten getroffen werden, z. B. genaue Beobachtung. Alle notwendigen Geräte und Arzneimittel müssen vorher griffbereit sein, um einen Krampfanfall, der auftreten kann, entgegen zu wirken.
  •  Ambulant behandelte Patienten sollten beim Führen eines Fahrzeuges oder Bedienen von Maschinen das gelegentliche Auftreten von Übelkeit berücksichtigen.

Schwangerschaft und Stillzeit

Über die Anwendung von Dotarem® bei schwangeren Frauen liegen keine Daten vor. Tierversuche ergaben allerdings bisher keine Hinweise auf eine schädigende Wirkung. Die Plazentaschranke ist für Dotarem® durchgängig. Das Arzneimittel sollte während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, eine Anwendung ist unbedingt erforderlich.

Daten über die Sekretion von Dotarem® in die Muttermilch beim Menschen liegen ebenfalls nicht vor. Tierversuche ergaben nur eine geringfügige Sekretion in die Muttermilch. Wenn die Anwendung während der Stillzeit notwendig ist, sollte das Stillen mindestens 24 Stunden unterbrochen werden.

Handelspräparat Dotarem® 

Hersteller

Einführungsdatum

Zusammensetzung

1 ml Injektionslösung enthält 279,32 mg Gadotersäure (als Megluminsalz), entsprechend 0,5 mmol. 10 (15; 20) ml Injektionslösung enthalten 2793,2 (4189,8; 5586,4) mg Gadotersäure(als Megluminsalz), entsprechend (5; 7,5; 10) mmol.

Hilfsstoffe:

Meglumin, Wasser für Injektionszwecke.

Packungsgrößen, Preise, PZN

Dotarem Injektionslösung in Durchstechflaschen:
10 ml, Euro 75,91, PZN 1501299;
15 ml, Euro 99,05, PZN 1501307;
20 ml, Euro 117,79, PZN 1501394.
Fertigspritzen:
15 ml, Euro 100,93, PZN 1501595;
20 ml, Euro 119,79, PZN 1501661.
Durchstechflaschen für Mehrfachentnahme:
60 ml, Euro 331,90, PZN 1501508;
100 ml, Euro 529,82, PZN 1501514.

Indikation

Zur Kontrastverstärkung bei der Untersuchung mittels Magnetresonanztomographie (MRT) und damit zur besseren Darstellung bzw. Abgrenzung von Läsionen des Gehirns, des Rückenmarks und des umgebenden Gewebes; von Läsionen der Leber, der Nieren, des Pankreas, des Beckens, der Lunge, des Herzens, der Brust sowie des muskuloskelettalen Systems. Zur Kontrastverstärkung in der MR-Angiographie der Nierenarterien mit daraus resultierender verbesserter Genauigkeit in der Detektion arterieller Läsionen oder Stenosen.

Dosierung

Kraniale und spinale MRT: 0,1 - 0,3 mmol/kg Körpergewicht (KG), entsprechend 0,2 bis 0,6 ml/kg KG; MRT anderer Organe sowie Angiographie: 0,1 mmol/kg KG (d. h. 0,2 ml/kg)

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber Gadotersäure, Meglumin oder anderen gadoliniumhaltigen Arzneimitteln. Schwere Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min).

Unerwünschte Wirkungen

Wärme- oder Kältegefühl und/oder Schmerzen an der Injektionsstelle; Übelkeit, Erbrechen, Hautreaktionen, Juckreiz.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln wurden nicht beobachtet.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Wie auch bei anderen gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln können Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten. Bei Patienten mit erniedrigter Anfallsschwelle ist besondere Vorsicht geboten. Ambulant behandelte Patienten sollten beim Führen eines Fahrzeuges oder Bedienen von Maschinen das gelegentliche Auftreten von Übelkeit berücksichtigen.

 

Kurz zusammengefasst 

Bei der Kernspintomographie werden heute unterschiedliche Gadolinium-Chelate als Kontrastmittel eingesetzt. Gadotersäure-Meglumin (Dotarem®) ist ein neues paramagnetisches Kontrastmittel für die Magnetresonanztomographie (MRT). Der kontrasterhöhende Effekt wird durch die Gadotersäure vermittelt. Diese ist ein ionischer Gadoliniumkomplex aus Gadoliniumoxid und 1,4,7,10Tetraazacyclododecan-N,N`,N``,N``` -Tetraessigsäure (Dota) und liegt als Megluminsalz vor. Das Dota-Molekül weist Kohlenstoff- und Sauerstoffatome auf, die durch Stickstoffatome verbunden sind, was ihm eine dreidimensionale Struktur verleiht. Das Gadolinium-Ion wird vom Dota-Molekül komplett umschlossen und kann so seine paramagnetischen Wirkungen entfalten.

Dotarem® dient der besseren Darstellung und Abgrenzung von Läsionen des Gehirns, des Rückenmarks und des umgebenden Gewebes sowie von Läsionen der Leber, der Nieren, des Pankreas, des Beckens, der Lunge, des Herzens, der Brust und des muskuloskelettalen Systems. Es wird auch zur Kontrastverstärkung in der MR-Angiographie der Nierenarterien eingesetzt. Dotarem® verbessert die Genauigkeit in der Detektion arterieller Läsionen oder Stenosen. Gadotersäure passiert die intakte Blut-Hirn-Schranke nicht. Sie reichert sich daher im gesunden Hirngewebe oder in Läsionen mit intakter Blut-Hirn-Schranke nicht an. Die in einem bestimmten Organ vorliegende Dotarem®-Konzentration hängt von der Durchblutung des Organs ab.

Nach intravenöser Gabe verteilt sich die Gadotersäure rasch im Extrazellulärraum. Sie wird schnell (89% nach 6 Stunden; 95% nach 24 Stunden) in unveränderter Form durch glomeruläre Filtration über die Nieren ausgeschieden. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt ca. 1,6 Stunden bei Patienten mit normaler Nierenfunktion. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist die Eliminationshalbwertszeit verlängert.

Copyright

Datenstand