Nabumeton

Nabumeton 

ATC-Code

M: Muskel- und Skelettsystem

M01: Antiphlogistika und Antirheumatika

M01A: Nichtsteroidale Antiphlogistika und Antirheumatika

M01AX: Andere nichtsteroidale Antiphlogistika und Antirheumatika

M01AX01: Nabumeton

Wirkungsmechanismus

Das Prodrug Nabumeton hat keinen Säurecharakter. Es wird nach der Resorption fast vollständig in der Leber metabolisiert. Der hierbei entstehende aktive Metabolit 6-Methoxy-2-Naphthylacetat (6-MNA) unterliegt keinem enterohepatischen Kreislauf und tritt nicht direkt mit der Schleimhaut des Gastrointestinaltraktes in Kontakt. Somit soll die Gefahr gastrointestinaler Beschwerden nach Firmenangaben geringer sein als bei herkömmlichen NSAR, doch gibt es dafür keine überzeugenden klinischen Studien. Der wirksame Metabolit unterscheidet sich chemisch nur geringfügig von Naproxen, besitzt aber eine längere Halbwertszeit von 22 Stunden, während die von Naproxen bei 14 Stunden liegt.

Pharmakokinetik

  • Resorption: Die absolute Bioverfügbarkeit des aktiven Metaboliten 6-Methoxy2-Naphthylacetat (6-MNA) liegt nach oraler Applikation von Nabumeton im Vergleich zu einer intravenösen Gabe von 6-MNA bei 36%. Maximale Plasmakonzentrationen von 6-MNA werden nach etwa sechs Stunden erreicht. 6-MNA bindet zu 99% an Plasmaproteine.
  • Ausscheidung der Metaboliten: 80% im Urin, 10% in den Fäzes.
  • Leberinsuffizienz: Die Biotransformation von Nabumeton zu 6-MNA und die weitere Verstoffwechselung zu inaktiven Metaboliten ist abhängig von der Leberfunktion und kann bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz (anamnestisch bekannter oder bioptisch gesicherter Zirrhose) vermindert sein.
  • Niereninsuffizienz/Hämodialyse: In Studien mit niereninsuffizienten Patienten war die durchschnittliche terminale Halbwertszeit von 6-MNA bei Patienten mit schweren Funktionsstörungen der Niere erhöht. Aufgrund der starken Proteinbindung ist 6-MNA nicht dialysierbar.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Normalerweise beträgt die Tagesdosis bei Erwachsenen und Jugendlichen über 14 Jahren 1000 mg Nabumeton (zwei Filmtabletten Relifex® 500 mg) und wird einmal täglich mit einer Mahlzeit oder auch nüchtern eingenommen. Die Dosis kann bei starken und anhaltenden Beschwerden auf 1500 oder 2000 mg Nabumeton pro Tag (drei bis vier Filmtabletten Relifex® 500 mg Filmtabletten) erhöht werden. Bei Tagesdosen über 1000 mg soll die Einnahme auf zwei Einnahmezeitpunkte über den Tag verteilt werden.

Insbesondere bei längerfristiger Therapie soll versucht werden, mit der niedrigstmöglichen Wirkdosis auszukommen.

Die Einnahme kann zusammen mit oder unabhängig von einer Mahlzeit erfolgen. Die Filmtabletten sollen unzerkaut und vorzugsweise mit reichlich Flüssigkeit eingenommen werden.

Kontraindikationen

Nabumeton darf nicht angewendet werden bei:

  • Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Nabumeton oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels, Salicylate oder andere nichtsteroidale Antiphlogistika,
  • Kindern unter 14 Jahren,
  • aktiven Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren.

Unerwünschte Wirkungen

(sehr häufig: >1/10, häufig: >1/100, <1/10; gelegentlich: > 1/1000, <1/100; selten: >1/10 000, <1/1000; sehr selten: >1/10000 einschließlich gemeldeter Einzelfälle)

  • Haut: gelegentlich: Hautreaktionen (Rötung, Juckreiz, Hautausschlag), periphere Ödeme; selten: Lichtempfindlichkeit, Urtikaria, Angioödem, vermehrter Haarausfall.
  • Magen-Darm: häufig: Diarrhö, Dyspepsie; gelegentlich: Obstipation, Bauchschmerzen, Blähungen, Völlegefühl, Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Mundtrockenheit; selten: okkultes Blut im Stuhl.
  • Leber/Bauchspeicheldrüse: sehr selten: Ikterus, Leberinsuffizienz.
  • Harnwege/Geschlechtsorgane: selten: Störungen der Nierenfunktion, nephrotisches Syndrom; sehr selten: akutes Nierenversagen.
  • Zentrales Nervensystem/Sinnesorgane: gelegentlich: Kopfschmerzen, Schwindel, Abgeschlagenheit, Somnolenz, Schlaflosigkeit, Tinnitus; selten: Sehstörungen; sehr selten: Verwirrtheitszustände.
  • Sonstiges: sehr selten: interstitielle Pneumonitis.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen sind insbesondere mit anderen stark an Plasmaeiweiß gebundenen Arzneimitteln möglich.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Eine strenge Indikationsstellung und regelmäßige Überwachung ist bei Patienten mit schweren Nierenfunktionsstörungen angezeigt. Falls sich die Nierenfunktionsstörung verschlechtert, kann ein Absetzen der Therapie erforderlich sein.
  • Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung sollen nicht mit Nabumeton behandelt werden. Eine Dosisanpassung ist bei Patienten mit mäßig eingeschränkter Leberfunktion in der Regel nicht erforderlich.
  • Wie bei anderen entzündungshemmenden Medikamenten aus der Gruppe der NSAR (nichtsteroidalen Antirheumatika) sollte bei Patienten mit Magen-Darm-Beschwerden, Hinweisen auf Magen- oder Darmgeschwüre oder Darmentzündungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) in der Vorgeschichte Nabumeton mit Vorsicht oder erst nach Ausheilung eingesetzt werden. Treten unter der Behandlung mit Nabumeton Magen- oder Darmgeschwüre oder Blutungen aus dem Verdauungstrakt auf, muss die Behandlung abgebrochen werden.
  • Flüssigkeitsretention, Bluthochdruck, und/oder Herzinsuffizienz: Der Patient sollte auf Zeichen einer Exazerbation der Grundkrankheit überwacht und, sofern erforderlich, eine entsprechende Therapie begonnen werden. Besonders bei der Anwendung über längere Zeit empfiehlt es sich daher, Blutbild, Leberwerte und Nierenfunktion regelmäßig zu kontrollieren.
  • Patienten mit Asthma, chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankungen, Heuschnupfen, chronischen Atemwegsinfektionen (besonders gekoppelt mit heuschnupfenartigen Erscheinungen) oder chronischer Nasenschleimhautschwellung (Nasenpolypen) sowie Patienten mit Überempfindlichkeit gegen andere Schmerzoder Rheumamittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antiphlogistika/Analgetika sind bei Anwendung von Nabumeton Filmtabletten durch Asthmaanfälle (Analgetika-Intoleranz), örtliche Haut- oder Schleimhautschwellung (Quincke-Ödem) oder Urtikaria eher gefährdet als andere Patienten. Bei diesen darf Nabumeton nur unter bestimmten Vorsichtsmaßnahmen und direkter ärztlicher Kontrolle angewendet werden. Das gleiche gilt für Patienten, die auch gegen andere Stoffe allergisch reagieren.

Schwangerschaft und Stillzeit

Nabumeton darf im letzten Trimenon der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Im ersten und zweiten Trimenon der Schwangerschaft und während der Stillzeit sollte Nabumeton nicht oder nur unter strenger Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses eingesetzt werden.

Nabumeton geht in Form seines aktiven Metaboliten (6-MNA) in die Muttermilch über. Eine Anwendung während der Stillzeit sollte nach Möglichkeit vermieden werden.

 

Handelspräparat Relifex® 

Hersteller

Einführungsdatum

Zusammensetzung

1 Filmtablette enthält 500 mg Nabumeton.

Sonstige Bestandteile

Carmellose-Natrium, mikrokristalline Cellulose, Natriumdodecylsulfat, Hypromellose, Saccharin-Natrium, Macrogol 6000, Titandioxid, Karamell-Aroma.

Packungsgrößen, Preise, PZN

20 Filmtabletten, 17,84 Euro, PZN 6643147;
50 Filmtabletten, 29,28 Euro, PZN 6643153;
100 Filmtabletten, 47,22 Euro, PZN 6643176.

Indikation

Zur symptomatischen Behandlung von chronischen Arthritiden, insbesondere rheumatoider Arthritis (chronischer Polyarthritis); Reizzuständen bei degenerativen Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen (Arthrosen und Spondylarthrosen); entzündlichen weichteilrheumatischen Erkrankungen; schmerzhaften Schwellungen und Entzündungen nach Verletzungen.

Dosierung

Einmal täglich abends 1 g.

Kontraindikationen

Kinder unter 14 Jahre; aktive Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre.

Unerwünschte Wirkungen

Häufig: Diarrhö, Dyspepsie. Gelegentlich: Obstipation, Bauchschmerzen, Blähungen, Völlegefühl, Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Mundtrockenheit; Hautreaktionen wie Rötung, Juckreiz und Hautausschlag sowie periphere Ödeme.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen sind insbesondere mit anderen stark an Plasmaeiweiß gebundenen Arzneimitteln möglich.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Eine strenge Indikationsstellung und regelmäßige Überwachung ist bei Patienten mit schweren Nierenfunktionsstörungen angezeigt. Bei Patienten mit Magen-DarmBeschwerden, Hinweisen auf Magen- oder Darmgeschwüre oder Darmentzündungen in der Vorgeschichte sollte Nabumeton mit Vorsicht oder erst nach Ausheilung eingesetzt werden. Treten unter der Behandlung mit Nabumeton Magen- oder Darmgeschwüre oder Blutungen aus dem Verdauungstrakt auf, muss die Behandlung abgebrochen werden. Besonders bei der Anwendung über längere Zeit empfiehlt es sich daher, Blutbild, Leberwerte und Nierenfunktion regelmäßig zu kontrollieren. Patienten mit Asthma und chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankungen sowie Patienten mit Überempfindlichkeit gegen andere Schmerz- oder Rheumamittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antiphlogistika/Analgetika sind bei Anwendung von Nabumeton durch Asthmaanfälle, örtliche Haut- oder Schleimhautschwellung oder Nesselsucht eher gefährdet als andere Patienten.

Kurz zusammengefasst 

Nabumeton (Relifex®), das seit dem 15. Oktober 2006 in Deutschland wieder auf dem Markt ist, ist keine neue Substanz: Ende 1986 wurde es zugelassen und unter dem Markennamen Arthaxan® als Antirheumatikum eingeführt. In den USA ist Nabumeton seit langem unter den Namen Relafen® und Relifex®, in der Schweiz als Balmox® auf dem Markt. In Deutschland wurde es Ende 1998 aus dem Handel genommen.

Relifex® ist zugelassen für die Behandlung chronischer Arthritiden (rheumatoide Arthritis), degenerativer Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen (Arthrosen), weichteilrheumatischer Erkrankungen und schmerzhafter Schwellungen oder Entzündungen nach Verletzungen. Wegen der verzögerten Freisetzung des wirksamen Metaboliten 6-MNA sind Relifex® 500 mg Filmtabletten nicht zur Einleitung der Behandlung von Erkrankungen geeignet, bei denen ein rascher Wirkungseintritt benötigt wird.

Relifex® wird als Einmalgabe in einer Dosierung von 1 g eingenommen. Die Dosis kann bei starken und anhaltenden Beschwerden auf 1500 oder 2000 mg Nabumeton pro Tag erhöht werden. Bei Tagesdosen über 1000 mg soll die Einnahme auf zwei Einnahmezeitpunkte über den Tag verteilt werden

Das Prodrug Nabumeton hat keinen Säurecharakter. Es wird nach der Resorption fast vollständig in der Leber metabolisiert. Der wirksame Metabolit 6-Methoxy2-Naphthylacetat (6-MNA) unterscheidet sich chemisch nur geringfügig von Naproxen, besitzt aber eine längere Halbwertszeit von 22 Stunden, während die von Naproxen bei 14 Stunden liegt.

Der aktive Metabolit 6-MNA unterliegt keinem enterohepatischen Kreislauf und tritt bei oraler Applikation nicht direkt mit der Schleimhaut des Gastrointestinaltraktes in Kontakt. Somit soll die Gefahr gastrointestinaler Beschwerden nach Firmenangaben geringer sein als bei herkömmlichen NSAR. Dass Nabumeton die Magenmukosa weniger schädigen soll als andere Substanzen dieser Klasse, ist jedoch in klinischen Studien nicht ausreichend belegt. In Anwendungsbeobachtungen war 1 g Nabumeton täglich besser verträglich als die sehr hohe, in Deutschland kaum, gebräuchliche Tagesdosis von 3,6 g Acetylsalicylsäure. Nach Firmenangaben wurden bisher mehr als 65 Millionen Patienten in 27 Ländern weltweit inzwischen mit Nabumeton behandelt.

In klinischen Studien kam es bei rund 0,3% der 3 bis 6 Monate, bei 0,5% der ein Jahr und bei 0,8% der zwei Jahre lang mit Nabumeton behandelten Patienten zu Geschwüren im oberen Gastrointestinalbereich, zu großflächigen Blutungen oder Perforationen. Daher sollte auch bei Patienten ohne frühere Ulkuserkrankung stets auf Anzeichen eines peptischen Geschwürs, einer Blutung im MagenDarm-Trakt oder einer Perforation geachtet werden. Bei Patienten mit MagenDarm-Beschwerden, Hinweisen auf Magen- oder Darmgeschwüre oder Darmentzündungen in der Vorgeschichte sollte Nabumeton, wenn überhaupt, mit Vorsicht oder erst nach Ausheilung eingesetzt werden.

Die unerwünschten Wirkungen entsprechen somit denen anderer nichtsteroidaler Antiphlogistika.

 

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