Escitalopram

Escitalopram 

ATC-Code

N: Nervensystem

N06: Psychoanaleptika

N06A: Antidepressiva

N06AB: Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer

N06AB10: Escitalopram

Wirkungsmechanismus

Escitalopram ist ein selektiver Serotonin-(5-HT-)Wiederaufnahme-Hemmer. Die pharmakologischen und klinischen Effekte von Escitalopram lassen sich einzig über den Wirkmechanismus der 5-HT-Wiederaufnahmehemmung erklären. Escitalopram hat keine oder nur eine sehr geringe Affinität zu einer Reihe von anderen Rezeptoren.

Pharmakokinetik

  •  Resorption: Die Resorption erfolgt nahezu vollständig und unabhängig von der Nahrungsaufnahme. Wie beim razemischen Citalopram ist die absolute Bioverfügbarkeit auch für Escitalopram mit nahezu 80% zu erwarten.
  •  Verteilung: Das scheinbare Verteilungsvolumen nach oraler Gabe beträgt etwa 12 bis 26 l/kg. Die Plasmaproteinbindung von Escitalopram und seinen Hauptmetaboliten liegt unter 80%.
  •  Biotransformation: Escitalopram wird in der Leber zum demethylierten und didemethylierten Metaboliten verstoffwechselt. Diese beiden Substanzen sind pharmakologisch aktiv. Alternativ kann der Stickstoff zum N-Oxid oxidiert werden. Sowohl die Muttersubstanz als auch die Metaboliten werden zum Teil als Glucuronide ausgeschieden. Die Biotransformation von Escitalopram zum demethylierten Metaboliten wird hauptsächlich über CYP2C19 vermittelt. Eine gewisse Beteiligung von CYP3A4 und CYP2D6 ist möglich.
  •  Elimination: Die Eliminationshalbwertszeit nach Mehrfachgabe beträgt etwa 30 Stunden und die orale Plasmaclearance etwa 0,6 l/min. Die Hauptmetaboliten haben eine signifikant längere Halbwertszeit. Escitalopram und seine Hauptmetaboliten werden vermutlich sowohl über die Leber (metabolisch) als auch über die Nieren eliminiert, wobei der größte Teil der Dosis als Metaboliten über den Urin ausgeschieden wird.
  •  Die Pharmakokinetik ist linear. Die Plasmaspiegel sind etwa innerhalb einer Woche im Steady state. Durchschnittliche Steady-state-Konzentrationen von 50 nmol/l (Bereich 20 bis 125 nmol/l) werden bei einer täglichen Dosis von 10 mg erreicht.
  •  Escitalopram wird von älteren Patienten (> 65 Jahre) anscheinend langsamer eliminiert als von jüngeren Patienten. Die systemische Verfügbarkeit (AUC) ist bei älteren Patienten im Vergleich zu jüngeren Probanden um ca. 50% erhöht.
  •  Escitalopram wurde bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion nicht untersucht. Die Halbwertszeit von razemischem Citalopram war ungefähr doppelt so lang (83 gegenüber 37 Stunden) und die Steady-state-Konzentration war im Mittel bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion um ca. 60 % höher als bei Patienten mit normaler Leberfunktion. Citalopram wurde nicht stereoselektiv gemessen, deshalb ist die Höhe des Anstiegs des pharmakologisch aktiven S-Enantiomers (Escitalopram) unbekannt. Daher sollten diese Daten mit Vorsicht interpretiert werden.
  •  Mit razemischem Citalopram wurde eine verlängerte Halbwertszeit und ein geringfügiger Anstieg der Plasmakonzentrationen bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion beobachtet. Die Plasmakonzentration der Metabolite wurde nicht untersucht, kann vermutlich aber erhöht sein.
  •  Es wurde beobachtet, dass Personen mit eingeschränkter CYP2C19-Funktion (poor metabolisers) eine doppelt so hohe Plasmakonzentration von Escitalopram aufweisen wie Personen mit diesbezüglich hoher Stoffwechselrate (extensive metabolisers). Bei Personen mit eingeschränkter CYP2D6- Funktion wurde keine signifikante Änderung der Plasmakonzentration festgestellt.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die übliche Dosis beträgt 10 mg einmal täglich. Je nach individuellem Ansprechen des Patienten kann die Dosis auf maximal 20 mg täglich erhöht werden. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Bis zum Ansprechen sind in der Regel 2 bis 4 Wochen erforderlich. Nach Rückbildung der Symptome ist eine mindestens sechsmonatige Behandlung notwendig, um den Therapieerfolg zu sichern.

  •  Panikstörung mit und ohne Agoraphobie: Die empfohlene Anfangsdosis beträgt in der ersten Behandlungswoche 5 mg, dann wird auf 10 mg täglich gesteigert. Je nach Ansprechen des Patienten kann die Dosis bis auf maximal 20 mg täglich weiter erhöht werden. Das Wirkungsmaximum wird nach etwa 3 Monaten erreicht. Die Behandlung dauert mehrere Monate.
  • Bei älteren Patienten (> 65 Jahre) sollten eine Anfangsbehandlung mit der Hälfte der üblichen Dosierung und eine reduzierte Höchstdosis in Erwägung gezogen werden
  •  Beim Absetzen der Behandlung sollte die Dosis über ein bis zwei Wochen schrittweise erniedrigt werden, um mögliche Absetzsymptome zu vermeiden.
  •  Bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Niereninsuffizienz ist keine Dosisanpassung erforderlich. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion.
  •  Bei Leberinsuffizienz wird in den ersten zwei Behandlungswochen eine Dosis von 5 mg täglich empfohlen. Abhängig vom individuellen Ansprechen des Patienten kann die Dosis auf 10 mg erhöht werden.
  •  Patienten, von denen eine verringerte Verstoffwechselung über CYP2C19 bekannt ist, sollten in den ersten zwei Wochen mit einer Anfangsdosis von 5 mg täglich behandelt werden. Abhängig vom individuellen Ansprechen des Patienten kann die Dosis auf 10 mg erhöht werden.

Kontraindikationen

  •  Überempfindlichkeit gegen Escitalopram oder einen der Hilfsstoffe
  •  Gleichzeitige Behandlung mit nicht selektiven, irreversiblen MAO-Hemmern

Unerwünschte Wirkungen

Am häufigsten treten Nebenwirkungen in der ersten oder zweiten Behandlungswoche auf und nehmen normalerweise bei fortgesetzter Behandlung an Intensität und Häufigkeit ab. Die häufigste Nebenwirkung ist Übelkeit. Die weiteren unerwünschten Wirkungen entsprechen denen anderer Substanzen aus der Arzneimittelklasse der SSRI. Dazu gehören Schlaflosigkeit, Schwindel, Mundtrockenheit, vermehrtes Schwitzen, Tachykardie, Miktionsbeschwerden und Potenzstörungen.

Nach längerer Anwendung kann das abrupte Absetzen von SSRIs bei einigen Patienten eine Absetzsymptomatik hervorrufen. Obwohl es bei Absetzen der Therapie zu Absetzsymptomen kommen kann, ergeben die vorliegenden präklinischen und klinischen Daten keine Hinweise darauf, dass SSRIs zu einer Abhängigkeit führen. Absetzsymptome wurden für Escitalopram nicht systematisch untersucht. Für das razemische Citalopram wurden allerdings Absetzsymptome beobachtet: Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit. Diese waren in der Regel leicht und vorübergehend.

In doppelblinden, plazebokontrollierten Studien traten außerdem folgende unerwünschte Wirkungen mit Escitalopram häufig (> 1/100, < 1/10) auf: verminderter Appetit; verminderte Libido, Orgasmusstörungen (Frauen); Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit, Schwindel; Sinusitis, Gähnen; Diarrhö, Obstipation; vermehrtes Schwitzen; Ejakulationsstörungen, Impotenz; Erschöpfung, Fieber.

Wechselwirkungen

  •  Bei Patienten, die einen SSRI in Kombination mit einem nicht selektiven Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) erhielten, und bei Patienten, die erst vor kurzem einen SSRI abgesetzt und mit einem MAO-Hemmer begonnen haben, wurden Fälle von schwerwiegenden Nebenwirkungen berichtet. In einigen Fällen entwickelten die Patienten ein Serotonin-Syndrom. Deshalb sind derartige Kombinationen im Prinzip kontraindiziert (siehe aber unten).
  •  14 Tage nach Beendigung einer Therapie mit einem irreversiblen MAO-Hemmer sowie frühestens einen Tag nach Absetzen einer Behandlung mit dem reversiblen MAO-Hemmer Moclobemid kann mit der Einnahme von Escitalopram begonnen werden. Eine Behandlung mit einem nicht selektiven MAO-Hemmer darf frühestens 7 Tage nach Absetzen von Escitalopram begonnen werden.
  •  Die gleichzeitige Anwendung von Escitalopram und einem MAO-A-Hemmer ist, wie erwähnt, wegen des Risikos der Entwicklung eines Serotonin-Syndroms normalerweise nicht angezeigt. Wenn eine derartige Kombination jedoch unbedingt notwendig erscheint, muss mit der kleinsten empfohlenen Dosis begonnen und der Patient klinisch sehr genau überwacht werden.
  •  In Kombination mit Selegilin (einem irreversiblen MAO-B-Hemmer) ist wegen der möglichen Entwicklung eines Serotonin-Syndroms ebenfalls Vorsicht geboten. Selegilin in Dosen bis zu 10 mg/Tag konnte allerdings zusammen mit razemischem Citalopram unbedenklich angewendet werden.
  •  Auch eine gleichzeitige Anwendung mit serotonergen Arzneimitteln (z. B. Tramadol, Sumatriptan und anderen Triptanen) kann zu einem Serotonin-Syndrom führen.
  •  SSRIs können die Schwelle für Krampfanfälle herabsetzen. Bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, die ebenfalls die Schwelle für Krampfanfälle herabsetzen, ist Vorsicht geboten.
  •  Es liegen Berichte über Wirkungsverstärkungen nach gleichzeitiger Anwendung von SSRIs und Lithium oder Tryptophan vor, daher sollen SSRIs zusammen mit diesen Arzneimitteln mit Vorsicht angewendet werden.
  •  Die gleichzeitige Gabe von Escitalopram und Johanniskrautpräparaten (Hypericum perforatum) kann zu einer erhöhten Gefahr von Nebenwirkungen führen.
  •  Bei Kombination von Escitalopram und oralen Antikoagulanzien kann es zu Veränderungen der Blutgerinnung kommen. Bei Patienten, die orale Antikoagulanzien erhalten, müssen die Gerinnungsfaktoren bei Beginn oder Beendigung einer Escitalopram-Behandlung sorgfältig überwacht werden.
  •  Zwischen Escitalopram und Alkohol sind weder pharmakodynamische noch pharmakokinetische Interaktionen zu erwarten. Dennoch ist, wie bei anderen psychotropen Arzneimitteln, die Kombination mit Alkohol nicht ratsam.
  •  Die gleichzeitige Gabe von Arzneimitteln, die CYP2C19 inhibieren, kann zu einem erhöhten Plasmaspiegel von Escitalopram führen. Bei der Anwendung solcher Arzneimittel, z. B. Omeprazol, ist Vorsicht angebracht. Eine Erniedrigung der Dosis von Escitalopram kann notwendig sein.
  •  Die Kombination von razemischem Citalopram mit Cimetidin (einem mäßig starken allgemeinen Enzyminhibitor) führte zu einer Erhöhung der Plasmakonzentrationen des Razemats (Anstieg > 45%). Daher ist im oberen Dosisbereich von Escitalopram bei gleichzeitiger Gabe von hohen Cimetidin-Dosen Vorsicht angezeigt. Citalopram wurde nicht stereoselektiv gemessen, und deshalb ist die Höhe des Anstiegs des pharmakologisch aktiven S-Enantiomers (Escitalopram) unbekannt. Daher sollten diese Daten mit Vorsicht interpretiert werden. In-vitro-Studien haben gezeigt, dass Escitalopram auch eine schwache Hemmung von CYP2C19 hervorrufen kann. Vorsicht ist angezeigt bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, die von CYP2C19 metabolisiert werden. Escitalopram ist außerdem, wie erwähnt, ein Inhibitor des Enzyms CYP2D6. Vorsicht ist geboten, wenn Escitalopram gemeinsam mit Arzneimitteln gegeben wird, die hauptsächlich durch dieses Enzym metabolisiert werden und die eine geringe therapeutische Breite haben, wie Flecainid, Propafenon und Metoprolol (wenn bei Herzinsuffizienz eingesetzt) oder einigen ZNS-wirksamen Arzneimittel, die hauptsächlich durch CYP2D6 metabolisiert werden, z. B. Antidepressiva wie Desipramin, Clomipramin und Nortriptylin oder Neuroleptika wie Risperidon, Thioridazin und Haloperidol. Eine Dosisanpassung kann angeraten sein. Die gleichzeitige Anwendung mit Desipramin oder Metoprolol führte in beiden Fällen zu einer Verdopplung der Plasmaspiegel dieser zwei CYP2D6Substrate.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  •  Escitalopram sollte bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht angewendet werden, da entsprechende Studien fehlen.
  •  Es liegen zurzeit nur wenige klinische Erfahrungen zum gleichzeitigen Einsatz von Cipralex® und Elektrokrampftherapie vor, sodass hier Vorsicht geboten ist.
  •  Wenn die Behandlung mit Cipralex® abgebrochen wird, sollte die Dosis allmählich über ein bis zwei Wochen ausschleichend reduziert werden, um mögliche Absetzsymptome zu vermeiden.
  •  Aufgrund begrenzter klinischer Erfahrung ist bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung Vorsicht geboten. Die folgenden Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen gelten für die Arzneimittelklasse der SSRIs (selektiven Serotoninwiederaufnahme-Hemmer):
  •  Bei einigen Patienten mit Panikstörung können zu Beginn der Behandlung mit Antidepressiva verstärkte Angstsymptome auftreten. Diese Reaktion verschwindet jedoch meistens nach zwei Wochen weiterer Behandlung von selbst. Zur Verringerung der Wahrscheinlichkeit dieser paradoxen Angstsymptome wird eine niedrige Anfangsdosis empfohlen.
  •  Treten bei Patienten Krampfanfälle auf, sollte das Arzneimittel abgesetzt werden. SSRIs sollten bei Patienten mit instabiler Epilepsie nicht angewendet werden und Patienten mit kontrollierter Epilepsie sollten sorgfältig über wacht werden. SSRIs sollten abgesetzt werden, sobald die Häufigkeit von Krampfanfällen zunimmt.
  •  SSRIs sollten bei Patienten mit Manie/Hypomanie in der Anamnese mit Vorsicht angewendet werden. Sollte ein Patient unter der Therapie in eine manische Phase geraten, sind SSRIs abzusetzen.
  •  Bei Diabetikern kann die Behandlung mit SSRIs die Zuckerwerte verändern. Es ist möglich, dass die Insulindosis und/oder die Dosis oraler Antidiabetika angepasst werden muss.
  •  Von SSRIs ist allgemein klinisch bekannt, dass das Suizidrisiko in den ersten Wochen der Behandlung erhöht sein kann. In diesem Stadium ist eine engmaschige Beobachtung des Patienten erforderlich.
  •  Hyponatriämie, wahrscheinlich aufgrund einer inadäquaten antidiuretischen Hormon-Sekretion (SIADH), ist unter der Therapie mit SSRIs selten beschrieben worden und ist im Allgemeinen nach Absetzen der Therapie reversibel. Bei Risikopatienten, wie älteren Patienten, Zirrhose-Patienten oder Patienten, die gleichzeitig mit Arzneimitteln behandelt werden, die eine Hyponatriämie verursachen können, ist Vorsicht geboten.
  •  Es liegen Berichte über pathologische Hautblutungen wie z. B. Ekchymosen und Purpura unter SSRI-Therapie vor. Vorsicht ist geboten bei Patienten, die SSRIs einnehmen, insbesondere bei gleichzeitiger Einahme mit oralen Antikoagulanzien, und mit Arzneimitteln, die bekanntermaßen die Thrombozytenfunktion beeinträchtigen. Dies sind z. B. atypische Antipsychotika und Phenothiazine, die meisten trizyklischen Antidepressiva, Acetylsalicylsäure und nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR, Ticlopidin und Dipyridamol) sowie bei Patienten mit bekannter Blutungsneigung.

Schwangerschaft und Stillzeit

Für Escitalopram liegen keine klinischen Angaben zu einer Verwendung während der Schwangerschaft vor. In Reproduktionstoxizitätsstudien an Ratten, die mit Escitalopram durchgeführt worden waren, wurden embryofetotoxische Effekte, aber keine erhöhte Inzidenz für Missbildungen beobachtet. Das potenzielle Risiko für den Menschen ist unbekannt. Cipralex sollte daher bei schwangeren Frauen nur wenn unbedingt notwendig und nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko angewendet werden.

Es ist davon auszugehen, dass Escitalopram in die Muttermilch übertritt. Stillende Frauen sollten nicht mit Escitalopram behandelt werden oder müssen abstillen.

Handelspräparat Cipralex® 

Hersteller

Einführungsdatum

Zusammensetzung

1 Filmtablette enthält 10 bzw. 20 mg Escitalopram (als Oxalat).

Hilfsstoffe:

Tablettenkern: mikrokristalline Cellulose, hochdisperses Siliciumdioxid, Talkum, Croscarmellose-Natrium, Magnesiumstearat.

Tablettenhülle: Hypromellose, Macrogol 400, Titandioxid (E 171).

Packungsgrößen, Preise, PZN

Cipralex® 10 mg:
20 Stück, Euro 36,89, PZN 1638549;
50 Stück, Euro 82,52, PZN 1638555;
100 Stück, Euro 153,25, PZN 1638561;
Cipralex® 20 mg:
20 Stück, Euro 59,31, PZN 1638578;
50 Stück, Euro 128,93, PZN 1638584;
100 Stück, Euro 226,93, PZN 1638590.
Tagestherapiekosten: Euro 1,53 - 2,27

Indikation

Zur Behandlung von Episoden einer Major Depression sowie bei Panikstörungen mit oder ohne Agoraphobie

Dosierung

10 mg einmal täglich. Je nach individuellem Ansprechen des Patienten kann die Dosis auf maximal 20 mg täglich erhöht werden.

Kontraindikationen

Gleichzeitige Behandlung mit nicht selektiven MAO-Hemmern

Unerwünschte Wirkungen

Übelkeit; verminderter Appetit; verminderte Libido, Orgasmusstörungen (Frauen); Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit, Schwindel; Sinusitis, Gähnen; Diarrhö, Obstipation; vermehrtes Schwitzen; Ejakulationsstörungen, Impotenz; Erschöpfung, Fieber

Wechselwirkungen

Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer); serotonerge Arzneimittel wie Tramadol, Sumatriptan und andere Triptane; Lithium oder Tryptophan; Johanniskrautpräparate (Hypericum perforatum); orale Antikoagulanzien. Die gleichzeitige Gabe von Arzneimitteln, die CYP2C19 inhibieren, kann zu einem erhöhten Plasmaspiegel von Escitalopram führen. Im oberen Dosisbereich von Escitalopram ist bei gleichzeitiger Gabe von hohen Cimetidin-Dosen Vorsicht geboten. Vorsicht ist ferner angezeigt, wenn Escitalopram gemeinsam mit Arzneimitteln gegeben wird, die hauptsächlich durch CYP2D6 metabolisiert werden und die eine geringe therapeutische Breite haben, wie Flecainid, Propafenon und Metoprolol (wenn bei Herzinsuffizienz eingesetzt) oder einige ZNS-wirksame Arzneimittel z. B. Antidepressiva wie Desipramin, Clomipramin und Nortriptylin oder Neuroleptika wie Risperidon, Thioridazin und Haloperidol.

Eine Dosisanpassung kann angeraten sein. Die gleichzeitige Anwendung mit Desipramin oder Metoprolol führte in beiden Fällen zu einer Verdopplung der Plasmaspiegel dieser zwei CYP2D6-Substrate.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Escitalopram sollte bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht angewendet werden, da entsprechende Studien fehlen. Ansonsten gelten die Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Arzneimittelklasse der SSRI (selektiven Serotoninwiederaufnahme-Inhibitoren).

 

Kurz zusammengefasst 

Mit Escitalopram (Cipralex®) ist das wirksame S-Enantiomer von Citalopram eingeführt worden. Citalopram (Sepram®, Cipramil®) zählt zu den am meisten verordneten selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRI) zur Therapie bei Depressionen in Deutschland. Citalopram ist eine chirale Verbindung, die als Razemat vorliegt. Seine antidepressive Wirkung wird durch das S-Enantiomer vermittelt, während das R-Enantiomer nicht antidepressiv wirksam ist. Escitalopram ist dementsprechend ein etwa doppelt so potenter Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wie Citalopram und mehr als 100-fach stärker wirksam als das REnantiomer. 10 mg Escitalopram entsprechen damit in der Wirksamkeit 20 mg des Razemats Citalopram.

Die maximalen Plasmakonzentrationen (tmax) von Escitalopram werden nach oraler Gabe nach etwa drei Stunden erreicht. Die Plasmahalbwertszeit (t1/2) beträgt rund 30 Stunden und ermöglicht eine tägliche Einmaldosierung. Für Dosierungen zwischen 10 und 30 mg besteht eine lineare Beziehung zwischen Dosis und Plasmakonzentration. Im Tierversuch wird Escitalopram nach einmaliger Gabe innerhalb von 24 Stunden nahezu vollständig aus dem zentralen Nervensystem eliminiert.

Die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Escitalopram wurde in kontrollierten klinischen Studien bei insgesamt mehr als 2000 Patienten mit einer unipolaren Depression untersucht. Dabei wurde Escitalopram in Akutstudien in einer variablen oder Fixdosis von 10 bzw. 20 mg/d gegen Plazebo und/oder Citalopram geprüft. Das Design war in allen Studien gleich; der Beobachtungszeitraum betrug jeweils acht Wochen. Beide Verumpräparate waren wirksamer als Plazebo, wobei Escitalopram bereits ab der ersten Woche, Citalopram ab der vierten Woche signifikant besser war. Die Dosis von Escitalopram kann im Vergleich zu Citalopram ohne Wirkungseinbußen um die Hälfte reduziert werden, was Tagesdosen von 10 bis 20 mg entspricht. In dieser Dosis können anfangs Kopfschmerzen und Übelkeit auftreten, die Langzeittherapie mit dem neuen Wirkstoff wird aber sehr gut vertragen. Eine Subgruppenanalyse speziell schwer depressiver Patienten ergab eine gegenüber Citalopram deutlichere Überlegenheit als bei dem gesamten Patientenkollektiv (p < 0,05 Escitalopram vs. Citalopram). Die unerwünschten Wirkungen entsprachen denen von Citalopram. Dazu gehören Übelkeit, Störungen der Sexualfunktion, vermehrtes Schwitzen und Schlaflosigkeit.

Langzeitstudien belegen, dass die Behandlung mit Escitalopram zu einer effektiven und lang anhaltenden Rezidivprophylaxe führt. Dabei gehen die unter der Akuttherapie mit Escitalopram erzielten Symptombesserungen im Laufe der Erhaltungstherapie noch weiter zurück. In einer Langzeitstudie mit 590 ambulant behandelten depressiven Patienten über ein Jahr betrug die Remissionsrate am Studienende 86 Prozent.

Escitalopram 10 bis 20 mg/d wird auch von Patienten mit einer schweren wiederkehrenden Depression überwiegend gut vertragen, bei denen andere SSRI wegen Unverträglichkeiten abgesetzt werden mussten. Dies gilt auch für Patienten, die zuvor mit Citalopram behandelt worden waren.

In der Octopus-Studie, einer kontrollierten, randomisierten, mehrarmigen Vergleichsuntersuchung, wurden 46 Patienten, die eine Therapie mit Citalopram, Fluoxetin, Paroxetin oder Sertralin wegen intolerabler Nebenwirkungen abgebrochen hatten, nach einer einwöchigen Washout-Periode auf Escitalopram 10 bis 20 mg/d umgestellt. Bei mehr als 75 Prozent aller Studienteilnehmer wurde im Verlauf des 8-wöchigen Beobachtungszeitraumes eine gute Toleranz und Akzeptanz der Medikation festgestellt. Gleichzeitig besserte sich die depressive Affektlage deutlich. Eine Umstellung ist mit entsprechender Dosisreduktion direkt von einem Tag auf den anderen möglich und wird gut toleriert.

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