Bimatoprost

Bimatoprost 

ATC-Code

S: Sinnesorgane

S01: Ophthalmika

S01E: Glaukommittel und Miotika

S01EE: Prostaglandin-Analoga

S01EE03: Bimatoprost

Wirkungsmechanismus

Das synthetische Prostamid Bimatoprost weist zwar eine strukturelle Ähnlichkeit zu ProstaglandinF2a(PGF2a) auf, wirkt jedoch nicht über die bekannten Prostaglandinrezeptoren. Bimatoprost ahmt selektiv die Wirkungen von vor kurzem entdeckten körpereigenen Substanzen, den so genannten Prostamiden, nach. Die Struktur des Prostamidrezeptors wurde jedoch noch nicht identifiziert.

Bimatoprost verstärkt den Kammerwasserabfluss über das Trabekelwerk. Dadurch wird der Augeninnendruck gesenkt. Diese Senkung beginnt ungefähr vier Stunden nach der ersten Anwendung und erreicht nach ungefähr 8 bis 12 Stunden eine maximale Wirkung. Diese hält mindestens über 24 Stunden an.

Pharmakokinetik

Bimatoprost penetriert in vitro gut durch die menschliche Cornea und Sklera. Bei der Anwendung am Auge ist die systemische Belastung durch Bimatoprost sehr gering, und der Wirkstoff akkumuliert nicht. Nach einmal täglicher Gabe von je einem Tropfen 0,03% Bimatoprost in beide Augen über einen Zeitraum von zwei Wochen wurden innerhalb von 10 Minuten nach der Verabreichung die Plasmaspitzenspiegel erreicht, innerhalb von 1,5 Stunden nach der Anwendung sank die Konzentration im Blut unter die Nachweisgrenze (0,025 ng/ml). Nach einer Woche stellte sich ein Fließgleichgewicht ein.

Nach der Anwendung am Auge wird im zirkulierenden Blut vor allem unverändertes Bimatoprost gefunden. Die Metabolisierung von Bimatoprost erfolgt danach durch Oxidation, N-Deethylierung und Gucuronidierung zu einer Vielzahl unterschiedlicher Metaboliten. Bimatoprost und seine Metaboliten werden vorwiegend renal ausgeschieden. Die nach intravenöser Gabe bestimmte Eliminationshalbwertszeit betrug ca. 45 Minuten; die Gesamt-Clearance aus dem Blut 1,5 l/h/kg. Anzeichen einer Akkumulation von Bimatoprost im Blut fanden sich nicht, und das Sicherheitsprofil war bei älteren und jüngeren Patienten vergleichbar.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Es wird empfohlen, einmal täglich abends einen Tropfen in das/die betroffene(n) Auge(n) einzutropfen. Die Anwendung sollte nicht häufiger als einmal täglich erfolgen, weil eine häufigere Verabreichung die augeninnendrucksenkende Wirkung vermindern kann.

Wird mehr als ein topisches Augenarzneimittel verabreicht, müssen die einzelnen Anwendungen mindestens 5 Minuten auseinander liegen.

Lumigan® wurde nur bei Erwachsenen untersucht, daher wird die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen (noch) nicht empfohlen.

Lumigan® wurde bei Patienten mit eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion ebenfalls nicht untersucht und sollte daher bei diesen Patienten nur mit Vorsicht eingesetzt werden.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber Bimatoprost oder einem der Hilfsstoffe.

Unerwünschte Wirkungen

In klinischen Studien wurden mehr als 1800 Patienten mit Lumigan® behandelt. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen waren Wachstum der Augenwimpern bei bis zu 45%, Hyperämie der Bindehaut (meistens geringgradig bis leicht) bei bis zu 44% sowie Augenjucken bei bis zu 14% der Patienten. Weniger als 9% der Patienten brachen die Behandlung wegen einer unerwünschten Wirkung ab. Weitere häufige (> 1 bis < 10%) Nebenwirkungen am Auge waren: allergische Konjunktivitis, Asthenopie, Blepharitis, Katarakt, konjunktivales Ödem, Hornhauterosion, Ausfluss aus dem Auge, Dunkelfärbung der Wimpern, Liderythem, Lidpruritus, Augenschmerzen, Fremdkörpergefühl, verstärkte Irispigmentierung, Brennen der Augen, Trockenheit der Augen, Reizung der Augen, Lichtscheu, periokuläre Pigmentierung, Keratitis punctata superficialis, Tränen der Augen, Sehstörungen und Verschlechterung der Sehschärfe. Gelegentlich (> 0,1 bis < 1%) traten am Auge auf: Blepharospasmus, zystoides Maculaödem, Lidödem, Retraktion des Augenlids, Iritis, Netzhautblutung, Uveitis.

Allgemeine häufig auftretende Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen, eine erhöhte Leberfunktion und Hypertension.

Gelegentlich kam es zu Abgeschlagenheit, Infektionen (vor allem Erkältungen und Infektionen der oberen Atemwege), Schwindel, peripheren Ödemen und Hirsutismus.

Wechselwirkungen

Arzneimittelwechselwirkungen sind beim Menschen nicht zu erwarten, da die systemischen Konzentrationen von Bimatoprost nach der Anwendung am Auge extrem niedrig sind (< 0,2 ng/ml). Bimatoprost wird durch mehrere Enzyme und Stoffwechselwege metabolisiert, und in präklinischen Studien wurden keine Wirkungen auf die arzneistoffmetabolisierenden Enzyme in der Leber beobachtet. In klinischen Studien fanden sich bei gleichzeitiger Verabreichung von Lumigan® mit verschiedenen ophthalmologischen Beta-Rezeptorenblockern keine Anzeichen von Arzneimittelwechselwirkungen. Der gleichzeitige Gebrauch von Lumigan® und anderen Glaukom-Therapeutika als topischen Beta-Rezeptorenblockern wurde während der Behandlung mit Lumigan® als Zusatzmedikation noch nicht untersucht.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Die Patienten sollten vor Behandlungsbeginn über die Möglichkeit eines verstärkten Wimpernwachstums, einer Dunkelfärbung der Haut des Augenlids und einer verstärkten Irispigmentierung informiert werden. Einige dieser Veränderungen können bleibend sein und - wenn nur ein Auge behandelt wird - ein unterschiedliches Aussehen der Augen zur Folge haben. Die Veränderung der Irispigmentierung erfolgt langsam und wird möglicherweise erst nach Monaten wahrnehmbar.

Lumigan® enthält das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid, das von weichen Kontaktlinsen absorbiert werden kann. Vor dem Eintropfen von Lumigan® sollten Kontaktlinsen daher herausgenommen und frühestens 15 Minuten nach der Anwendung der Tropfen wieder eingesetzt werden. Benzalkoniumchlorid kann eine Keratitis punctata und/oder toxische ulzerierende Keratitis auslösen. Bei häufiger oder langfristiger Anwendung von Lumigan® ist eine engmaschige Überwachung von Patienten mit Sicca-Syndrom oder vorgeschädigter Hornhaut angezeigt.

Nach Behandlung mit Bimatoprost wurde gelegentlich (> 0,1 bis < 1%) über ein zystoides Makulaödem berichtet. Lumigan® sollte daher nur mit Vorsicht bei Patienten mit bekannten Risikofaktoren für Makulaödem (z. B. aphaken Patienten, pseudophaken Patienten mit Ruptur des hinteren Kapselsacks) angewendet werden.

Von Bimatoprost sind Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen nicht zu erwarten. Falls es nach dem Eintropfen vorübergehend zu verschwommenem Sehen kommt, sollte wie auch bei anderen Augenarzneimitteln der Patient warten, bis er wieder klar sieht, bevor er am Straßenverkehr teilnimmt oder Maschinen bedient.

Schwangerschaft und Stillzeit

Die Sicherheit der Anwendung von Lumigan® bei schwangeren Frauen wurde nicht untersucht. Lumigan® sollte in der Schwangerschaft deswegen nur bei strenger Indikationsstellung angewendet werden.

Es ist nicht bekannt, ob Bimatoprost beim Menschen in die Muttermilch übergeht. Da Bimatoprost bei der Ratte nach intravenöser Verabreichung in die Muttermilch sezerniert wird, wird empfohlen, Lumigan® nicht während der Stillzeit anzuwenden.

Handelspräparat Lumigan® 

Hersteller

Einführungsdatum

Zusammensetzung

1 ml Lösung enthält 0,3 mg Bimatoprost.

Hilfsstoffe:

Benzalkoniumchlorid, Natriumchlorid, Dinatriumhydrogenphosphat 7 H2O, Citronensäure-Monohydrat, Salzsäure oder Natriumhydroxyd (zur pH-Einstellung), gereinigtes Wasser

Packungsgrößen, Preise, PZN

1 x 3 ml, Euro 27,39, PZN 2422372

Indikation

Zur Behandlung des Glaukoms

Dosierung

Abends ein Tropfen in das/die betroffene(n) Auge(n) eintropfen, nicht häufiger als einmal täglich. Wird mehr als ein topisches Augenarzneimittel verabreicht, müssen die einzelnen Anwendungen mindestens 5 Minuten auseinander liegen.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber Bimatoprost oder einem der Hilfsstoffe

Unerwünschte Wirkungen

Wachstum der Augenwimpern, Verfärbung der Iris, Hyperämie der Bindehaut, Augenjucken

Wechselwirkungen

Arzneimittelwechselwirkungen sind beim Menschen nicht zu erwarten, da die systemischen Konzentrationen von Bimatoprost nach der Anwendung am Auge extrem niedrig sind. In klinischen Studien fanden sich bei gleichzeitiger Verabreichung von Lumigan® mit verschiedenen ophthalmologischen BetaRezeptorenblockern keine Anzeichen von Arzneimittelwechselwirkungen.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Lumigan® enthält das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid. Vor dem Eintropfen von Lumigan® sollten Kontaktlinsen daher herausgenommen und frühestens 15 Minuten nach der Anwendung der Tropfen wieder eingesetzt werden. Bei häufiger oder langfristiger Anwendung von Lumigan® ist eine engmaschige Überwachung von Patienten mit Sicca-Syndrom oder vorgeschädigter Hornhaut angezeigt.

Lumigan® sollte nur mit Vorsicht bei Patienten mit bekannten Risikofaktoren für Makulaödem angewendet werden. Falls es nach dem Eintropfen zu vorübergehend verschwommenem Sehen kommt, sollte der Patient warten, bis er wieder klar sieht, bevor er am Straßenverkehr teilnimmt oder Maschinen bedient.

Kurz zusammengefasst 

Bimatoprost (Lumigan®) ist ein synthetisches Prostamid, das zwar eine strukturelle Ähnlichkeit zu Prostaglandin F2a (PGF2a) aufweist, jedoch nicht über die bekannten Prostaglandinrezeptoren wirkt. Bimatoprost ahmt selektiv die Wirkungen von vor kurzem entdeckten körpereigenen Substanzen, so genannten Prostamiden, nach. Die Struktur des Prostamidrezeptors wurde jedoch noch nicht identifiziert. Wahrscheinlich erhöht Bimatoprost wie die Prostaglandine den Kammerwasserabfluss durch das trabekuläre Netzwerk und über uveosklerale Wege.

Bimatoprost senkte in einer klinischen Studie über 12 Monate zur Monotherapie den morgendlichen Augeninnendruck gegenüber dem Ausgangswert um 7,9 bis 8,8 mmHg. Die Substanz kann auch zusätzlich zu Beta-Rezeptorenblockern angewendet werden. In einer Studie wurde Bimatoprost (0,03% einmal täglich) mit Latanoprost (0,005% zweimal täglich) verglichen. Wirkungen und Nebenwirkungen entsprechen denen anderer Prostaglandinanaloga (siehe auch bei Latanoprost). Dazu gehören eine Verfärbung der Iris und Wachstum der Wimpern sowie eine Hyperämie der Bindehaut.

Copyright

Datenstand