Ebastin

Ebastin 

ATC-Code

R: Respirationstrakt

R06: Antihistaminika zur systemischen Anwendung

R06A: Antihistaminika zur systemischen Anwendung

R06AX: Andere Antihistaminika zur systemischen Anwendung

R06AX22: Ebastin

Wirkungsmechanismus

Ebastin wirkt wie andere H1-Antihistaminika über eine Hemmung von H1-Rezeptoren. Zentrale Funktionen werden nicht beeinträchtigt, auch hat Ebastin keine anticholinergen Wirkungen.

Pharmakokinetik

Ebastin wird schnell resorbiert und unterliegt einem ausgeprägten First-passMetabolismus nach oraler Applikation. Es wird nahezu vollständig in den aktiven Metaboliten Carebastin überführt. Nach oraler Gabe von 10 mg Ebastin wurden die höchsten Plasmaspiegel von Carebastin (80 bis 100 ng/ml) nach 2,6 bis 4 Stunden gemessen. Die Halbwertszeit des Metaboliten beträgt 15 bis 19 Stunden, 66% davon werden als konjugierte Metaboliten im Urin ausgeschieden. Nach Mehrfachapplikation von 10 mg täglich wird ein Steady state nach 3 bis 5 Tagen mit Plasmaspiegeln von 130 bis 160 ng/ml erreicht.

Die Proteinbindung sowohl von Ebastin als auch von Carebastin beträgt mehr als 95%.

Die Metabolisierung von Ebastin zu Carebastin erfolgt vorwiegend über das CYP450-3A4-Enzymsystem (vgl. auch unter Wechselwirkungen).

Bei Patienten mit Niereninsuffizienz verlängert sich die Halbwertszeit des Metaboliten Carebastin auf 23 bis 26 h. Bei Patienten mit Leberinsuffizienz beträgt sie ca. 27 h.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

  • Allergische Rhinitis: Für Kinder ab 12 Jahren und Erwachsene gelten folgende Dosierungsempfehlungen: 1 Filmtablette (10 mg Ebastin) einmal täglich. Bei starker Symptomatik sowie bei perennialer allergischer Rhinitis kann die Dosis auf 2 Filmtabletten (20 mg Ebastin) einmal täglich erhöht werden.
  • Urtikaria: Für Erwachsene über 18 Jahre gelten folgende Dosierungsempfehlungen: 1 Filmtablette (10 mg Ebastin) einmal täglich. Bei Patienten unter 18 Jahren liegen bisher zur Wirksamkeit bei Urtikaria noch keine klinischen Erfahrungen vor. Die Filmtabletten sind unzerkaut mit etwas Flüssigkeit einzunehmen. Ebastin kann zu den Mahlzeiten oder unabhängig davon eingenommen werden.

Kontraindikationen

  • Überempfindlichkeit gegenüber Ebastin oder einen der sonstigen Inhalts stoffe
  • Schwere Leber- oder Niereninsuffizienz
  • Auf die Anwendung von Ebastin bei Jugendlichen unter 18 Jahren sollte bei Urtikaria vorläufig verzichtet werden, da zur Zeit nur wenig Erfahrungen bei dieser Altersgruppe bzw. keine Erfahrungen bei Kindern unter 12 Jahren vorliegen.

Unerwünschte Wirkungen

Nach oraler Gabe überschreiten weder Ebastin noch der aktive Metabolit die Blut-Hirn-Schranke. Dieser Befund steht im Einklang mit der nur geringfügig sedierenden Wirkung, die in Untersuchungen zu möglichen Effekten von Ebastin auf das ZNS festgestellt wurde.

In kontrollierten klinischen Studien wurde über unerwünschte Wirkungen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Mundtrockenheit, Pharyngitis, Abdominalschmerzen, Verdauungsstörungen, Schwächegefühl, Nasenbluten, Schnupfen, Nebenhöhlenentzündung, Übelkeit und Schlafstörungen unter der Therapie mit Ebastin bei kurzfristiger Anwendung vergleichbar häufig berichtet wie unter Plazebo-Behandlung. Ihr ursächlicher Zusammenhang mit dem Wirkstoff Ebastin ist fraglich. (Bei längerer Anwendung als 3 Monate liegen hierzu keine vergleichenden Untersuchungen vor.)

In spezifischen Studien zu kardialen Wirkungen von Ebastin wurden bei vorgeschriebener Dosierung keine QTc-Intervall-Verlängerungen oder andere kardiale Nebenwirkungen beobachtet.

Wechselwirkungen

Die Metabolisierung von Ebastin zu Carebastin erfolgt, wie bereits erwähnt, vorwiegend über das CYP450-3A4-Enzymsystem. Bei gleichzeitiger Verabreichung von Ketoconazol oder Erythromycin (beide CYP450-3A4-Inhibitoren) wurden signifikante Erhöhungen der Plasmaspiegel von Ebastin und Carebastin festgestellt. Sowohl Ketoconazol als auch Erythromycin verlängern das QTc-Intervall. Bei gemeinsamer Gabe mit Ebastin erhöhte sich der Ebastin-Plasmaspiegel, und das QTc-Intervall verlängerte sich um etwa 10 msec mehr als nach alleiniger Gabe von Ketoconazol oder Erythromycin.

In entsprechenden klinischen Untersuchungen konnten keine Wechselwirkungen von Ebastin mit Theophyllin, Warfarin, Cimetidin, Diazepam oder Alkohol beobachtet werden.

Bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme kommt es zu einem Anstieg des Plasmaspiegels von Carebastin, dem aktiven Hauptmetaboliten von Ebastin, sowie der AUC um das 1,5- bis 2,0-fache, während Tmax unverändert bleibt. Die klinische Wirksamkeit wird jedoch dadurch nicht beeinflusst.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wie bei anderen Antihistaminika ist Vorsicht geboten bei Verabreichung von Ebastin an Patienten mit bekannter QTc-Intervallverlängerung im EKG, Hypokaliämie sowie bei gleichzeitiger Einnahme von Arzneimitteln, für die eine QTcIntervallverlängerung oder Hemmung des hepatischen CYP450-3A4-Enzymsystems bekannt sind, wie Azolantimykotika und Makrolidantibiotika.

Bei Patienten mit renaler Insuffizienz oder leicht bis mäßig ausgeprägter Leberinsuffizienz ist Vorsicht geboten.

Die meisten mit Ebastin behandelten Patienten können Auto fahren oder andere Tätigkeiten ausüben, die ein gutes Reaktionsvermögen erfordern. Um jedoch empfindliche Personen zu identifizieren, die ungewöhnlich auf Ebastin reagieren, ist es ratsam, die individuellen Reaktionen zu kennen, bevor ein Patient Auto fährt oder komplizierte Tätigkeiten ausübt.

Schwangerschaft und Stillzeit

Untersuchungen an Ratten und Kaninchen ergaben keine Hinweise auf eine direkte oder indirekte schädigende Wirkung im Hinblick auf die Entwicklung des Embryo, des Fötus oder den Trächtigkeitsverlauf und die peri- und postnatale Entwicklung. Teratogene Effekte konnten bei Tieren nicht aufgezeigt werden. Gut kontrollierte Studien an Schwangeren liegen allerdings nicht vor, und Reproduktionsstudien sind nicht immer auf die Reaktion beim Menschen übertragbar. Deshalb sollte Ebastin während der Schwangerschaft nur bei strenger Indikation eingesetzt werden.

In der Stillzeit darf Ebastin nicht angewendet werden, da nicht bekannt ist, ob der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht.

Handelspräparat Ebastel® 

Hersteller

Einführungsdatum

Zusammensetzung

Jede Filmtablette enthält 10 mg Ebastin.

Hilfsstoffe:

Mikrokristalline Cellulose, Lactose, Maisstärke, Croscarmellose-Natrium, Magnesiumstearat, Hypromellose, Macrogol 6000, Titandioxid

Packungsgrößen, Preise, PZN

20 Filmtabletten, Euro 16,21, PZN 2249620;
50 Filmtabletten, Euro 35,03, PZN 2249637;
100 Filmtabletten, Euro 64,17, PZN 2249643
(nur an krankenhausversorgende Apotheken)

Indikation

Zur Anwendung als Antiallergikum/Antihistaminikum

Dosierung

1 Filmtablette (10 mg Ebastin) einmal täglich. Bei starker Symptomatik sowie bei perennialer allergischer Rhinitis kann die Dosis auf 2 Filmtabletten (20 mg Ebastin) einmal täglich erhöht werden.

Kontraindikationen

Schwere Leber- oder Niereninsuffizienz

Unerwünschte Wirkungen

Kopfschmerzen, Müdigkeit, Mundtrockenheit, Pharyngitis, Abdominalschmerzen, Verdauungsstörungen, Schwächegefühl, Nasenbluten, Schnupfen, Nebenhöhlenentzündung, Übelkeit, Schlafstörungen

Wechselwirkungen

Arzneimittel, die das QTc-Intervall verlängern, und Arzneimittel, die CYP4503A4-hemmen

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Vorsicht bei Verabreichung an Patienten mit bekannter QTc-Intervallverlängerung im EKG und Hypokaliämie, ebenso bei Patienten mit renaler Insuffizienz oder leicht bis mäßig ausgeprägter Leberinsuffizienz.

 

Kurz zusammengefasst 

Das H1-Antihistaminikum Ebastin (Ebastel®) ist eine Entwicklung des spanischen Pharmaunternehmens Almirall Prodesfarma. Es wird in Deutschland in einer Kooperation mit der Bayer Vital GmbH eingeführt. Auf dem spanischen Markt ist es bereits seit Anfang der 90er-Jahre erhältlich. Antihistaminika vom Typ der H1-Blocker besetzen den H1-Histamin-Rezeptor und verhindern dadurch die Wirkung des Botenstoffs an diesem Rezeptor. Antihistaminika der so genannten ersten Generation passieren die Blut-Hirn-Schranke und wirken auf H1-Rezeptoren im Gehirn, Müdigkeit ist die unerwünschte oder bei Verwendung als Schlafmittel die erwünschte Folge. Neuere Antihistaminika der zweiten Generation weisen diese Wirkung nur noch in sehr geringem Ausmaß auf und wirken nicht mehr sedierend. Dazu gehören z. B. Cetirizin und Loratadin.

Auch Ebastin ist ein solches Antihistaminikum der zweiten Generation, das nicht müde macht. Es ist zur Behandlung der saisonalen und der ganzjährigen (perennialen) allergischen Rhinitis bei Kindern ab 12 Jahren sowie bei Patienten ab 18 Jahren zur Juckreizstillung der Urtikaria zugelassen. In Spanien ist Ebastin auch zur Behandlung von Kindern zugelassen, bei uns soll diese Zulassung beantragt werden.

Nach oraler Gabe wird Ebastin rasch resorbiert und in der Leber in den aktiven Metaboliten Carebastin umgewandelt, der sich durch eine hohe selektive Affinität zu peripheren H1-Rezeptoren auszeichnet. Ebastin hat eine lange Halbwertszeit von 15 bis 19 Stunden, die eine Einmalgabe möglich macht. Nach oraler Gabe von 10 mg tritt die Wirkung von Ebastin rasch ein, und es kommt zu einer signifikanten und anhaltenden Besserung von Allergiesymptomen. In seiner Wirkung ist Ebastin mit anderen Antihistaminika der zweiten Generation vergleichbar. Durch eine Verdoppelung der Dosis auf 20 mg/Tag kann die Wirkung gesteigert werden. Daher ist bei starker Symptomatik eine Dosiserhöhung auf 20 mg einmal täglich zugelassen.

Eine messbare Sedierung trat unter keiner der Dosierungen auf. Die Fahrtüchtigkeit wird bei den meisten Patienten nicht eingeschränkt. Unerwünschte kardiale Effekte wie EKG-Veränderungen wurden unter der Behandlung mit Ebastin nicht beobachtet.

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