Thyrotropin alfa

Thyrotropin alfa 

ATC-Code

V: Varia

V04: Diagnostika

V04C: Andere Diagnostika

V04CJ: Schilddrüsenfunktions-Tests

V04CJ01: Thyrotropin

Wirkungsmechanismus

Das rekombinante Thyrotropin alfa ist dem natürlichen humanen schilddrüsenstimulierenden Hormon (TSH) vergleichbar. Durch die Bindung von Thyrotropin alfa an TSH-Rezeptoren auf den Schilddrüsenepithelzellen wird die Aufnahme und die Bindung von Jod sowie die Synthese und die Freisetzung von Thyreoglobulin, Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) angeregt.

Thyrotropin alfa (rekombinantes humanes schilddrüsenstimulierendes Hormon) ist ein heterodimeres Glykoprotein, das mit rekombinanter DNA-Technologie hergestellt wird. Es besteht aus zwei nicht-kovalent miteinander verbundenen Untereinheiten. Die cDNA kodiert für eine Alpha-Untereinheit aus 92 Aminosäureresten mit zwei N-Glykosylierungsstellen und eine Beta-Untereinheit aus 118 Aminosäuren mit einer N-Glykosylierungsstelle. Thyrotropin alfa hat dem natürlichen humanen schilddrüsenstimulierenden Hormon (TSH) vergleichbare biochemische Eigenschaften.

Pharmakokinetik

Die pharmakokinetischen Eigenschaften von Thyrotropin alfa wurden an Patienten mit gut differenziertem Schilddrüsenkrebs nach einer einmaligen intramus kulären Injektion von 0,9 mg untersucht. Nach der Injektion betrug der durchschnittliche Höchstwert (Cmax) 116 ± 38 mU/l und trat ungefähr 13 ± 8 Stunden nach der Verabreichung ein. Die Halbwertszeit wurde mit 22 ± 9 Stunden bestimmt. Thyrotropin alfa wird hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden und in geringem Maße über die Leber eliminiert.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Thyrogen® wird vor der geplanten Untersuchung in einer Dosis von jeweils 0,9 mg zweimal im Abstand von 24 Stunden intramuskulär injiziert. Zur Durchführung der Radiojod-Ganzkörperszintigraphie sollte das Radiojod 24 Stunden nach der letzten Thyrogen®-Injektion verabreicht werden. Die Szintigraphie sollte 48 bis 72 Stunden nach der Radiojod-Verabreichung durchgeführt werden.

Um einen Serum-Thyreoglobulintest durchzuführen, sollte die Serumprobe 72 Stunden nach der letzten Thyrogen®-Injektion entnommen werden. Bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion sollte die Dosis von I-131 sorgfältig vom Radiologen/Nuklearmediziner festgelegt werden.

Kontraindikationen

  • Vorsicht ist bei Patienten geboten, die in der Vergangenheit Überempfindlichkeitsreaktionen auf schilddrüsenstimulierendes Hormon bovinen oder humanen Ursprungs gezeigt haben.
  • Schwangerschaft

Unerwünschte Wirkungen

Folgende Nebenwirkungen traten auf: Übelkeit, Kopfschmerzen, Asthenie, Erbrechen, Schwindel, Parästhesie, Schmerz (einschließlich Schmerz an den Stellen der Metastasen), Schüttelfrost, Fieber und Grippesymptome.

Bei einer geringen Zahl von Patienten kam es bedingt durch die Art der Verabreichung zu Unwohlsein, Jucken, Nesselsucht und Ausschlag an der intramuskulären Injektionsstelle.

Leichte Anzeichen einer Überempfindlichkeit wurden bei weniger als 2% aller Patienten beobachtet. Diese äußerten sich in Nesselsucht, Jucken und Ausschlag. In klinischen Studien mit 420 Patienten hat kein Patient, weder nach einer einmaligen noch nach mehrmaliger (bei 27 Patienten) begrenzter Verabreichung des Arzneimittels, Antikörper gegen Thyrotropin alfa gebildet. Das Auftreten von Antikörpern, die eine Bestimmung des endogenen TSH stören können, kann jedoch nicht völlig ausgeschlossen werden.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen zwischen Thyrogen® und anderen Arzneimitteln wurden nicht untersucht. In klinischen Studien wurden bei gleichzeitiger Verabreichung keine Wechselwirkungen zwischen Thyrogen® und den Schilddrüsenhormonen Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) festgestellt.

Wie erwähnt, ermöglicht die Verwendung von Thyrogen® die Radiojod-Ganzkörperszintigraphie bei Patienten, die sich im Verlauf einer SchilddrüsenhormonSuppressionstherapie in einem euthyreoten Zustand befinden. Daten zur Radiojod-Kinetik weisen darauf hin, dass die Radiojod-Clearance während des euthyreoten Zustandes ungefähr 50% größer ist als im hypothyreoten Zustand mit einer eingeschränkten Nierenfunktion und der daraus resultierenden geringeren Restmenge des Radiojods im Körper zum Zeitpunkt der Szintigraphie. Dieser Faktor muss bei der Bestimmung der Aktivität des Radiojods zur Verwendung bei einer Radiojod-Ganzkörperszintigraphie berücksichtigt werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Thyrogen® darf nicht intravenös verabreicht werden.
  • Bei der Anwendung als Alternative zu einem Absetzen von Schilddrüsenhormonen garantiert die Kombination von Radiojod-Ganzkörperszintigraphie und Thyreoglobulintest nach der Thyrogen®-Verabreichung die höchste Empfindlichkeit für einen Nachweis von Schilddrüsenresten und -Krebs. Auch unter der Gabe von Thyrogen(r) kann es zu falsch-negativen Ergebnissen kommen. Liegt weiterhin ein dringender Verdacht auf Metastasierung vor, sind nach einem Absetzen der Schilddrüsenhormon-Suppressionstherapie eine zusätzliche Radiojod-Ganzkörperszintigraphie und Thyreoglobulintests zur Bestätigung in Betracht zu ziehen.
  • Bei Patienten mit Schilddrüsenkrebs wurde in mehreren Fällen während des Absetzens von Schilddrüsenhormonen für diagnostische Zwecke ein verstärktes Tumorwachstum festgestellt, bedingt durch das daraus resultierende längerfristig erhöhte Niveau des schilddrüsenstimulierenden Hormons. Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass Thyrogen® wie Hormonentzug zu stimuliertem Tumorwachstum führen kann. Allerdings sind alle in den berichteten Fällen mit Thyrogen® beobachteten Veränderungen der Tumorgröße eher auf ödematöse oder hämorrhagische Veränderungen zurückzuführen. In klinischen Studien mit Thyrotropin alfa, das nur zu einem kurzfristigen Anstieg des TSH-Niveaus im Serum führt, wurde kein Fall von Tumorwachstum festgestellt.
  • Bei vier von 55 Patienten mit Metastasen im ZNS, die in einem speziellen Behandlungsprotokoll weiter beobachtet wurden, traten ein bis drei Tage nach der Thyrogen®-Gabe akute Hemiplegie, Hemiparese oder Schmerzen auf. Die Symptome wurden auf lokale Ödeme/fokale Hämorrhagien an der Stelle der zerebralen oder Rückenmarksmetastasen zurückgeführt. Bei Patienten, deren Szintigramm nach der Therapie zerebrale oder Rückenmarksmetastasen zeigt, sowie bei Patienten, bei denen zerebrale oder Rückenmarksmetastasen durch eine Computertomographie oder Kernspintomographie nachgewiesen wurden, sollte eine Vorbehandlung mit Glucocorticoiden in Betracht gezogen werden.

Schwangerschaft und Stillzeit

Es ist nicht bekannt, ob Thyrogen® bei Verabreichung an Schwangere den Fötus schädigen oder die Fortpflanzungsfähigkeit beeinflussen kann. Da aber der Fötus durch die Radiojod-Ganzkörperszintigraphie einer hohen Dosis radioaktiven Materials ausgesetzt würde, ist Thyrogen® in der Schwangerschaft kontraindiziert. Die Patientinnen dürfen nicht stillen.

Handelspräparat Thyrogen® 

Hersteller

Einführungsdatum

Zusammensetzung

Nach dem Auflösen enthält jede Durchstechflasche Thyrogen® 0,9 mg Thyrotropin alfa in 1,0 ml.

Hilfsstoffe:

Natriumhydrogenphosphat, Monohydrat; Natriumdihydrogenphosphat, Heptahydrat; Natriumchlorid

Packungsgrößen, Preise, PZN

2 Durchstechflaschen, EUR 1222,21, PZN 0166114

Indikation

Zur Anwendung bei der Radiojod-Ganzkörperszintigraphie in Kombination mit einem Serum-Thyreoglobulintest, die durchgeführt werden, um Schilddrüsenreste und gut differenzierten Schilddrüsenkrebs bei solchen Patienten festzustellen, die nach einer Thyreoidektomie mit Schilddrüsenhormon-Suppressionstherapie behandelt werden.

Dosierung

Thyrogen® wird vor der geplanten Untersuchung in einer Dosis von jeweils 0,9 mg zweimal im Abstand von 24 Stunden intramuskulär injiziert.

Kontraindikationen

Patienten, die in der Vergangenheit Überempfindlichkeitsreaktionen auf schilddrüsenstimulierendes Hormon bovinen oder humanen Ursprungs gezeigt haben; Schwangerschaft

Unerwünschte Wirkungen

Übelkeit, Kopfschmerzen, Asthenie, Erbrechen, Schwindel, Parästhesie, Schmerz, Schüttelfrost, Fieber, Grippesymptome; Überempfindlichkeit (bei weniger als 2%)

Wechselwirkungen

Die Radiojod-Clearance während des euthyreoten Zustandes ist ungefähr 50% größer als im hypothyreoten Zustand mit einer eingeschränkten Nierenfunktion und der daraus resultierenden geringeren Restmenge des Radiojods im Körper zum Zeitpunkt der Szintigraphie. Dieser Faktor muss bei der Bestimmung der Aktivität des Radiojods zur Verwendung bei einer Radiojod-Ganzkörperszintigraphie berücksichtigt werden.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Auch unter der Gabe von Thyrogen® kann es zu falsch-negativen Ergebnissen kommen. Liegt weiterhin ein dringender Verdacht auf Metastasierung vor, sind nach einem Absetzen der Schilddrüsenhormon-Suppressionstherapie eine zusätzliche Radiojod-Ganzkörperszintigraphie und Thyreoglobulintests zur Bestätigung in Betracht zu ziehen. Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass Thyrogen® wie Hormonentzug zu stimuliertem Tumorwachstum führen kann. Bei Patienten, deren Szintigramm nach der Therapie zerebrale oder Rückenmarksmetastasen zeigt, sowie bei Patienten, bei denen zerebrale oder Rückenmarksmetastasen durch eine Computertomographie oder Kernspintomographie nachgewiesen wurden, sollte eine Vorbehandlung mit Glucocorticoiden erwogen werden.

Literatur

Haugen, B. R., et al.: A comparison of recombinant human thyrotropin and thyroid hormone withdrawal for the detection of thyroid remnant or cancer. J. Clin. Endocrin. Metabolism 84, 3877 - 3885 (1999).

Luster, M., et al.: Use of recombinant human thyrotropin before radioiodine therapy in patients with advanced differentiated thyroid carcinoma. J. Clin. Endocrin. Metabolism 85, 3640 - 3645 (2000).

Mazzaferri, E. L., et al.: Using recombinant human TSH in the management of well-differentiated thyroid cancer: current strategies and future directions. Thyroid 10, 767 - 778 (2000).

Robbins, R. J., et al.: Preparation by recombinant human thyrotropin or thyroid hormone withdrawal are comparable for the detection of residual differentiated thyroid carcinoma. J. Clin. Endocrin. Metabolism 86, 619 - 625 (2001).

Robbins, R. J., et al.: Radioiodine ablation of thyroid remnants after preparation with recombinant human thyrotropin. Thyroid 11, 865 - 869 (2001).

Kurz zusammengefasst 

Thyrotropin alfa (Thyrogen®) dient zum Test der Schilddrüsenfunktion bei Patienten, denen wegen eines Schilddrüsenkarzinoms dieses Organ entfernt werden musste. Thyrogen® wird bei der Radiojod-Ganzkörperszintigraphie und beim Serum-Thyreoglobulintest eingesetzt, um Schilddrüsenreste und -Krebs zu diagnostizieren.

Bei Patienten mit gut differenziertem Schilddrüsenkrebs wird die Schilddrüse fast vollständig oder vollständig entfernt. Diese Patienten erhalten synthetische Schilddrüsenhormone als Ersatz für die körpereigenen Hormone und um die Serumwerte von TSH zu supprimieren und damit ein TSH-stimuliertes Tumorwachstum zu vermeiden. Um Schilddrüsen-Restgewebe oder -Krebs mit der Radiojod-Ganzkörperszintigraphie oder dem Thyreoglobulintest optimal diagnostizieren zu können, ist ein erhöhter Serumspiegel an TSH notwendig, damit die Aufnahme von Radiojod und die Sekretion von Thyreoglobulin aus den Schilddrüsenzellen angeregt wird. Um erhöhte TSH-Spiegel zu erhalten, wird üblicherweise die Schilddrüsenhormon-Suppressionstherapie bei den Patienten abgesetzt. Normalerweise führt dies bei den Patienten mehrere Wochen lang zu den unangenehmen und belastenden Symptomen einer Hypothyreose.

Mit Thyrotropin alfa wird die für die Diagnoseverfahren notwendige Erhöhung der TSH-Konzentration erreicht, während die Patienten im euthyreoten Zustand unter Schilddrüsenhormon-Suppressionstherapie verbleiben. Dadurch wird die Lebensqualität dieser Patienten wesentlich verbessert.

Das rekombinante Thyrotropin alfa ist dem natürlichen humanen schilddrüsenstimulierenden Hormon (TSH) vergleichbar. Durch die Bindung von Thyrotropin alfa an TSH-Rezeptoren auf den Schilddrüsenepithelzellen wird die Aufnahme und die Bindung von Jod sowie die Synthese und die Freisetzung von Thyreoglobulin, Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) angeregt.

Thyrogen® wird vor der geplanten Untersuchung in einer Dosis von jeweils 0,9 mg zweimal im Abstand von 24 Stunden intramuskulär injiziert. An Nebenwirkungen traten Übelkeit, Kopfschmerzen, Asthenie, Erbrechen, Schwindel, Parästhesie, Schmerz, Schüttelfrost, Fieber und Grippesymptome auf. Auch kam es bei weniger als 2% der Patienten zu leichten Zeichen einer Überempfindlichkeit.

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