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Travatan®
Travoprost
Prostaglandin-Analogon zur Behandlung des Glaukoms
Travoprost (Travatan®) ist ein Prostaglandin-Analogon, das zur Monotherapie oder als Zusatzmedikation zur Senkung des erhöhten Augeninnendrucks bei Patienten mit okulärer Hypertension oder Offenwinkelglaukom eingesetzt wird, wenn diese eine andere augeninnendrucksenkende Medikation nicht vertragen oder nur ungenügend darauf ansprechen.
Travoprost
ATC-Code
S: Sinnesorgane
S01: Ophthalmika
S01E: Glaukommittel und Miotika
S01EE: Prostaglandin-Analoga
S01EE04: Travoprost
Wirkungsmechanismus
Travoprost, ein Prostaglandin-F2a-Analogon, ist ein hochselektiver voller Agonist mit hoher Affinität zum Prostaglandin-FP-Rezeptor. Der genaue Wirkungsmechanismus ist noch nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich erhöht Travoprost wie andere topische Prostaglandin-Analoga den Kammerwasserabfluss über eine Verbesserung des uveoskleralen Abflusses. Beim Menschen wird der intraokuläre Druck ungefähr 2 Stunden nach dem Eintropfen gesenkt, die maximale Wirkung ist nach 12 Stunden erreicht. Die Drucksenkung hält mindestens 24 Stunden an.
Daten zur Begleittherapie von Travoprost mit Timolol 0,5% und limitierte Daten mit Brimonidin 0,2%, die in klinischen Studien erhoben wurden, zeigten eine additive Wirkung von Travoprost mit diesen Glaukommitteln. Zur Begleittherapie mit anderen den Augeninnendruck senkenden Arzneimitteln liegen noch keine klinischen Daten vor.
Hintergrundinformation
Prostaglandin-Rezeptoren
Prostanoide wie Prostaglandine, Prostcycline und Thromboxane werden aus Arachidonsäure gebildet. Derzeit sind mehrere Typen natürlich vorkommender Prostaglandine bekannt (z. B. A, B, D, E und F), die nach der Anzahl ihrer Doppelbindungen in der Alpha- oder der Omega-Kette weiter unterteilt werden. Entsprechend ihrer bevorzugten Liganden werden auch die Rezeptoren klassifiziert (z. B. DP, EP, FP). Die meisten endogenen Prostaglandine sind jedoch nicht sehr spezifisch und binden an verschiedene Rezeptoren. Einige synthetische Derivate binden spezifischer.
Pharmakokinetik
Travoprost ist ein Ester-Prodrug. Es wird durch die Hornhaut absorbiert, wo der Isopropylester zur aktiven freien Säure hydrolysiert wird. Studien am Kaninchen ergaben ein bis zwei Stunden nach der topischen Applikation maximale Wirkstoffspiegel von 20 ng/ml freie Säure im Kammerwasser. Die Kammerwasserkonzentration nahm mit einer Halbwertszeit von ungefähr 1,5 Stunden ab. Travoprost und die aktive freie Säure werden hauptsächlich als Metabolite ausgeschieden. Die systemische metabolische Umwandlung ähnelt derjenigen von endogenem Prostaglandin-F2a, die durch Reduktion der 13,14-Doppelbindung, Oxidation der 15-Hydroxy-Gruppe und beta-oxidative Abspaltung an der oberen Seitenkette charakterisiert ist.
Nach topischer okulärer Anwendung von Travoprost an gesunden Probanden wurde nur eine geringe systemische Belastung durch die aktive freie Säure nachgewiesen. Nach 10 bis 30 Minuten wurden Spitzenkonzentrationen von bis zu 25 pg/ml beobachtet. In der Folge fielen die Plasmaspiegel innerhalb von einer Stunde nach der Anwendung schnell unter die Nachweisgrenze von 10 pg/ml.
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Travatan® wird in einer Dosierung von einmal täglich 1 Tropfen in den Bindehautsack des (der) betroffenen Auges(n) eingetropft. Die beste Wirkung wird erreicht, wenn das Präparat abends angewendet wird.
Nach der Anwendung wird Verschließen des Tränenkanals oder sanftes Schließen des Augenlids empfohlen. Dadurch können die systemische Aufnahme verringert und systemische Nebenwirkungen gemindert werden.
Wird mehr als ein topisches ophthalmisches Arzneimittel verabreicht, müssen die einzelnen Anwendungen mindestens 5 Minuten auseinander liegen. Wird die Behandlung von einem anderen topischen Antiglaukomatosum auf Travatan® umgestellt, sollte das vorherige Präparat abgesetzt und die Behandlung mit Travatan® am folgenden Tag aufgenommen werden.
Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegenüber Travoprost oder einem der sonstigen Bestandteile.
Unerwünschte Wirkungen
In klinischen Studien mit mehr als 850 Patienten wurde Travatan® einmal täglich als Monotherapie oder als Zusatzmedikation zu Timolol 0,5% getropft. In den klinischen Studien traten keine ernsthaften ophthalmischen oder systemischen Nebenwirkungen auf, die auf Travatan® zurückzuführen waren. Die häufigste behandlungsbedingte Nebenwirkung war okuläre Hyperämie (36,7% der Patienten), die bei 91,7% nur leicht ausgeprägt war. Im Lauf der Zeit nahm die Hyperämie bei diesen Patienten ab. Die Abbruchrate aufgrund der okulären Hyperämie betrug 2,5%.
Häufig traten außerdem auf: okulärer Pruritus, okuläre Missempfindung (vorübergehendes Brennen oder Stechen nach dem Eintropfen), Augenschmerzen, trockenes Auge, Fremdkörpergefühl, Irisverfärbung, Photophobie, Keratitis und Rötung;
gelegentlich: Augentränen, Schleiersehen, Konjunktivitis, Verlängerung der Augenwimpern, okuläre Irritationen, Iritis, Lidödem, Klebrigkeitsgefühl, konjunktivale Follikel, verminderter Visus, Blepharitis, Augenbrauenschmerz und konjunktivale Papillen sowie Kopfschmerzen.
Gelegentlich kam es zu Hypotension und Bradykardie sowie zu einer Verfärbung der periorbitalen Haut.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen von Travatan® mit anderen Arzneimitteln sind nicht speziell untersucht worden.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Travoprost kann die Augenfarbe allmählich verändern, indem es die Anzahl der Melanosomen (Pigmentgranula) der Melanozyten erhöht. Vor Therapiebeginn müssen Patienten auf eine mögliche Veränderung der Irisfarbe hingewiesen werden. Die unilaterale Behandlung kann eine bleibende Heterochromie zur Folge haben. Langzeitwirkungen auf die Melanozyten und etwaige Konsequenzen daraus sind derzeit nicht bekannt. Die Veränderung der Irisfarbe geschieht langsam und kann über Monate bis Jahre hinweg unbemerkt bleiben. Es ist nicht bekannt, ob diese Farbveränderung nach dem Absetzen von Travatan® reversibel ist. Diese Veränderung der Augenfarbe trat vorwiegend bei Patienten mit gemischtfarbigen Iriden auf wie zum Beispiel blaubrauner, graubrauner, gelbbrauner und grünbrauner Irisfarbe, jedoch auch bei Patienten mit braunen Augen. Typischerweise breitet sich die braune Pigmentierung vom Bereich um die Pupille herum konzentrisch aus bis hin zur Peripherie des betroffenen Auges. Aber die Iris kann auch ganz oder teilweise brauner werden. Nach Therapieabbruch ist keine weitere Erhöhung des Gehaltes an braunem Irispigment beobachtet worden. Zurzeit liegen keine klinischen Erfahrungen zur Travatan®-Behandlung vor, die über ein Jahr hinausgehen.
In kontrollierten klinischen Studien wurde im Zusammenhang mit der Anwendung von Travatan® bei 0,6% der Patienten von einem Dunklerwerden der periorbitalen Haut und/oder der Augenliderhaut berichtet.
Wie andere Prostaglandin-Analoga auch (Substanzklasseneneffekt), kann Travatan® allmählich die Augenwimpern der behandelten Augen verändern. Diese Veränderungen wurden bei etwa der Hälfte aller Patienten aus den klinischen Studien beobachtet und umfassen eine Zunahme der Länge, der Dicke, der Pigmentierung und/oder der Anzahl der Wimpern. Die Ursache der Veränderungen der Augenwimpern und die Langzeitfolgen sind derzeit nicht bekannt. Bei der Behandlung mit Prostaglandin-F2a-Analoga ist über Makulaödeme einschließlich zystoidem Makulaödem berichtet worden. Diese Berichte betrafen vor allem aphake Patienten, pseudophake Patienten mit Hinterkapselriss oder Patienten mit bekannten Risikofaktoren für ein Makulaödem. Der Hautkontakt mit Travatan® muss vermieden werden, da an Kaninchen gezeigt wurde, dass Travoprost über die Haut absorbiert wird. Benzalkoniumchlorid, das üblicherweise als Konservierungsmittel in ophthalmischen Präparaten verwendet wird, kann punktförmige und/oder toxische ulzerative Keratopathien verursachen. Da Travatan® Benzalkoniumchlorid enthält, sollten Patienten mit trockenem Auge oder eingeschränkter Hornhautfunktion bei häufigem oder fortgesetztem Gebrauch sorgfältig überwacht werden. Benzalkoniumchlorid kann außerdem Reizungen verursachen und ist dafür bekannt, dass es weiche Kontaktlinsen verfärbt. Daher müssen Patienten weiche Kontaktlinsen vor dem Eintropfen von Travatan® herausnehmen und angewiesen werden, mit dem Einsetzen der Kontaktlinsen nach dem Eintropfen von Travatan(r) 15 Minuten zu warten. Wie bei allen Augentropfen können vorübergehendes Verschwommensehen und andere Seheinschränkungen die Fähigkeit beeinträchtigen, am Straßenverkehr teilzunehmen oder Maschinen zu bedienen. Wenn sich nach dem Eintropfen Verschwommensehen einstellt, dürfen Patienten nicht am Straßenverkehr teilnehmen oder Maschinen bedienen, bis diese Beeinträchtigung abgeklungen ist.
Schwangerschaft und Stillzeit
Über die Anwendung von Travoprost bei schwangeren Frauen liegen keine adäquaten Daten vor. Tierstudien zeigten reproduktionstoxische Effekte. Das potenzielle Risiko für den Menschen ist unbekannt. Daher sollte Travatan® während der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden, es sei denn, es ist eindeutig erforderlich. Travoprost darf nicht von Frauen angewendet werden, die schwanger werden können, ohne dass ausreichende schwangerschaftsverhütende Maßnahmen ergriffen werden.
Tierstudien weisen darauf hin, dass Travoprost und seine Metaboliten in die Muttermilch übergehen können. Daher wird die Anwendung von Travatan® während der Stillzeit nicht empfohlen.
Handelspräparat Travatan®
Hersteller
Einführungsdatum
Zusammensetzung
1 ml Lösung enthält 40 Mikrogramm Travoprost.
Hilfsstoffe:
Benzalkoniumchlorid, Macrogolglycerolhydroxystearat, Trometamol, Natriumedetat, Borsäure (E284), Mannitol (E421), Natriumhydroxid und/oder Salzsäure (zur pH-Einstellung), gereinigtes Wasser.
Packungsgrößen, Preise, PZN
2,5 ml, Euro 27,39, PZN 1466172;
3 x 2,5 ml, Euro 73,95, PZN 1466189
Indikation
Zur Senkung des erhöhten Augeninnendrucks
Dosierung
Als Mono- und Zusatztherapie 1 Tropfen täglich abends in den Bindehautsack eintropfen
Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegenüber Travoprost oder einem der sonstigen Bestandteile
Unerwünschte Wirkungen
Okuläre Hyperämie, okulärer Pruritus, okuläre Missempfindung, Augenschmerzen, trockenes Auge, Fremdkörpergefühl, Irisverfärbung, Wachstum der Augenwimpern, Photophobie, Keratitis und Rötung
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen von Travatan® mit anderen Arzneimitteln sind nicht speziell untersucht worden.
Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme
Travoprost kann die Augenfarbe allmählich verändern, indem es die Anzahl der Melanosomen (Pigmentgranula) der Melanozyten erhöht. Es ist nicht bekannt, ob diese Farbveränderung nach dem Absetzen reversibel ist. Travatan® kann allmählich die Augenwimpern der behandelten Augen verlängern. Der Hautkontakt mit Travatan® muss vermieden werden, da an Kaninchen gezeigt wurde, dass Travoprost über die Haut absorbiert wird. Da Travatan® Benzalkoniumchlorid enthält, sollten Patienten mit trockenem Auge oder eingeschränkter Hornhautfunktion bei häufigem oder fortgesetztem Gebrauch sorgfältig überwacht werden. Weiche Kontaktlinsen müssen vor dem Eintropfen von Travatan® herausgenommen werden, nach dem Eintropfen von Travatan® sollten die Patienten mit dem Einsetzen 15 Minuten warten.
Literatur
Hellberg, M. R., et al: Preclinical efficacy of travoprost, a potent and selective FP prostaglandin receptor agonist. J. Ocul. Pharmacol. Ther. 17, 421 - 432 (2001).
Goldberg, I., et al.: Comparison of topical travoprost eye drops given once daily and timolol 0,5% given twice daily in patients with open-angle glaucoma or ocular hypertension. J. Glaucom. 10, 414 - 422 (2001).
Netland, P.A., et al.: Travoprost compared with latanoprost and timolol in patients with open-angle glaucoma or ocular hypertension. Am. J. Ophthalmol. 132, 472 - 484 (2001).
01.11.2001