Linezolid
Linezolid
ATC-Code
J: Antiinfektiva zur systemischen Anwendung
J01: Antibiotika zur systemischen Anwendung
J01X: Andere Antibiotika
J01XX: Andere Antibiotika
J01XX08: Linezolid
Wirkungsmechanismus
Linezolid hemmt die bakterielle Proteinsynthese über einen einzigartigen Wirkmechanismus. Es bindet spezifisch an eine Bindungsstelle des bakteriellen Ribosoms (23S der 50S-Untereinheit) und verhindert so die Bildung eines funktionellen 70S-Initiationskomplexes, der einen wesentlichen Teil des Translationsprozesses darstellt.
- Empfindliche Organismen: grampositive Aerobier: Enterococcus faecalis, Enterococcus faecium, Staphylococcus aureus, koagulasenegative Staphylokokken, Streptococcus agalactiae, Streptococcus pneumoniae, Streptococcus pyogenes, Streptokokken der Gruppe C, Streptokokken der Gruppe G; grampositive Anaerobier: Clostridium perfringens, Peptostreptococcus anaerobius, Peptostreptococcus-Spezies.
- Resistente Organismen: Haemophilus influenzae, Moraxella cartarrhalis, Neisseria-Spezies, Enterobacteriaceae, Pseudomonas-Spezies.
- Kreuzresistenz: Die Wirkungsweise von Linezolid unterscheidet sich von der aller anderen Antibiotikaklassen. In-vitro-Untersuchungen mit klinischen Isolaten, einschließlich Methicillin-resistenter Staphylokokken, Vancomycinresistenter Enterokokken und Penicillin- und Erythromycin-resistenter Streptokokken zeigen, dass Linezolid im Allgemeinen gegen Organismen wirkt, die gegenüber einer oder mehrerer anderer Antibiotikaklassen resistent sind.
- Resistenzentwicklung: In vitro tritt gegenüber Linezolid eine Resistenz mit einer Häufigkeit von 1 x 10(hoch-9) bis 1 x 10(hoch-11) auf und ist mit Punktmutation in der 23SrRNA verbunden.
Pharmakokinetik
- Resorption: Linezolid wird nach oraler Gabe schnell und zu einem sehr hohen Prozentsatz resorbiert. Die maximalen Plasmakonzentrationen werden innerhalb von 2 Stunden nach der Einnahme erreicht. Die absolute orale Bioverfügbarkeit von Linezolid (orale und intravenöse Dosierung in einer Cross-over-Studie) ist vollständig (ca. 100%). Die Resorption wird von Nahrungsmitteln nicht signifikant beeinflusst, und die Resorption der Suspension zum Einnehmen entspricht der, die mit einer Filmtablette erreicht wird.
- Cmax und Cmin von Linezolid (Mittelwert [Standardabweichung]) im Steadystate nach zweimal täglicher Applikation von 600 mg intravenös wurden mit 15,1 [2,5] mg/l und 3,68 [2,68] mg/l bestimmt. In einer anderen Studie mit oraler Gabe von 600 mg Linezolid zweimal täglich bis zum Steady-state wurde Cmax und Cmin mit 21,2 [5,8] mg/l und 6,15 [2,94] mg/l ermittelt. Steadystate-Bedingungen wurden am zweiten Tag der Applikation erreicht.
- Verteilung: Das Verteilungsvolumen im Steady-state beträgt bei gesunden Erwachsenen ca. 40 bis 50 Liter und entspricht damit ungefähr dem Gesamtkörperwasser. Die Plasmaproteinbindung liegt bei ca. 31% und ist nicht konzentrationsabhängig. Das Verhältnis von Linezolid im Plasma zur die Epithelien umgebenden Flüssigkeit und den Alveolarzellen der Lunge betrug bei Cmax unter Steady-stateBedingungen 4,5 : 1,0 bzw. 0,15 : 1,0.
- Metabolismus: Linezolid wird primär durch Oxidation des Morpholinringes metabolisiert, wobei hauptsächlich zwei inaktive Derivate der Carbonsäure mit offenen Ringstrukturen entstehen. Der Hydroxyethylglycin-Metabolit (PNU-142586) ist beim Menschen der Hauptmetabolit, und man geht davon aus, dass er durch einen nicht-enzymatischen Prozess gebildet wird.
- Elimination: Bei Patienten mit normaler Nierenfunktion oder leichter bis mäßiger Niereninsuffizienz wird Linezolid unter Steady-state-Bedingungen hauptsächlich im Urin als PNU-142586 (40%), als unveränderte Substanz (30%) und als PNU-142300 (10%) ausgeschieden. Praktisch keine unveränderte Substanz erscheint in den Fäzes, wohingegen etwa 6% jeder Dosis als PNU-142586 und 3% als PNU-142300 in den Fäzes gefunden werden. Die Eliminationshalbwertszeit von Linezolid beträgt durchschnittlich etwa 5 bis 7 Stunden. Die nicht-renale Clearance entspricht ungefähr 65% der totalen Linezolid-Clearance.
- Patienten mit Niereninsuffizienz: Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min) zeigte sich nach Einmalapplikation von 600 mg Linezolid ein 7- bis 8-facher Anstieg der beiden Hauptmetaboliten im Plasma. Die AUC für Linezolid blieb unbeeinflusst. Obwohl die Hauptmetaboliten von Linezolid in geringem Ausmaß durch Hämodialyse entfernt werden, waren die Plasmaspiegel der Metaboliten nach einmaliger Gabe von 600 mg nach der Dialyse noch erheblich höher als bei Patienten mit normaler Nierenfunktion oder leichter bis mäßiger Niereninsuffizienz.
- Patienten mit Leberinsuffizienz: Limitierte Daten weisen darauf hin, dass die pharmakokinetischen Parameter von Linezolid, PNU-142300 und PNU-142586 bei Patienten mit leichter bis mäßiger Leberinsuffizienz (z. B. Child-Pugh A oder B) unverändert bleiben. Da Linezolid durch einen nicht-enzymatischen Prozess metabolisiert wird, ist nicht zu erwarten, dass eine Einschränkung der Leberfunktion den Stoffwechsel signifikant beeinflusst.
- Kinder und Jugendliche (< 18 Jahre alt): Für Kinder und Jugendliche wurde bisher keine Empfehlung für eine sichere und wirksame Dosis festgelegt. Die Gabe einer Dosis von 10 mg/kg zweimal täglich bei Kindern in einem Alter von mindestens 5 Jahren entsprach in etwa der Gabe von 600 mg zweimal täglich bei Erwachsenen.
- Ältere Menschen: Die Pharmakokinetik von Linezolid ist bei älteren Menschen von 65 Jahren und älter nicht signifikant verändert.
- Frauen: Frauen haben ein geringgradig niedrigeres Verteilungsvolumen als Männer, und die mittlere Clearance ist ungefähr 20%, korrigiert auf das Körpergewicht, geringer als bei Männern. Die Plasmakonzentrationen sind bei Frauen höher, was zum Teil auf Unterschiede beim Körpergewicht zurückzuführen ist. Da sich allerdings die mittlere Halbwertszeit von Linezolid bei Männern und Frauen nicht wesentlich unterscheidet, ist davon auszugehen, dass die Plasmakonzentrationen bei Frauen nicht wesentlich über den als gut verträglich geltenden liegen. Deswegen sind Anpassungen der Dosis nicht erforderlich.
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Therapie kann mit Zyvoxid®-Infusionslösung, -Filmtabletten oder -Suspension zum Einnehmen begonnen werden. Initial mit der parenteralen Darreichungsform behandelte Patienten können auf eine der oralen Darreichungsformen umgestellt werden, wenn es klinisch angezeigt ist. In solchen Fällen ist eine Dosisanpassung aufgrund der oralen Bioverfügbarkeit von Linezolid von ca. 100% nicht erforderlich.
Die Dauer der Behandlung ist abhängig vom Krankheitserreger, vom Ort und dem Schweregrad der Infektion und dem klinischen Ansprechen des Patienten. Bislang betrug die maximale Behandlungsdauer 28 Tage.
Bei der nosokomialen und der ambulant erworbenen Pneumonie sowie schweren Haut- und Weichteilinfektionen werden 600 mg zweimal täglich an 10 bis 14 aufeinanderfolgenden Tagen oral oder intravenös verabreicht. Die Daten zur Pharmakokinetik, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Linezolid für Kinder und Jugendliche (< 18 Jahre) sind nicht ausreichend, um Dosierungsempfehlungen festzulegen. Deshalb wird die Anwendung von Linezolid nicht empfohlen, solange keine weiteren Daten vorliegen.
Bei älteren Patienten und Patienten mit Nieren- oder Leberinsuffizienz ist eine Dosisanpassung nicht erforderlich. Aufgrund der unbekannten klinischen Bedeutung der bis zu 10-fach höheren Konzentration der beiden Hauptmetaboliten von Linezolid bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz sollte in diesen Fällen eine Behandlung mit Linezolid mit besonderer Vorsicht erfolgen und nur, wenn der zu erwartende Nutzen das theoretische Risiko überwiegt. Da bei Hämodialyse ca. 30% einer Linezolid-Dosis in 3 Stunden entfernt werden, sollte Linezolid bei Hämodialyse-Patienten nach der Dialyse angewendet werden. Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz, die sich einer Dialyse unterziehen, sollte Linezolid mit besonderer Vorsicht angewendet werden und nur, wenn der zu erwartende Nutzen das theoretische Risiko überwiegt.
Kontraindikationen
Linezolid sollte bei Patienten, die ein Arzneimittel, das die Monoaminoxidase A oder B (z. B. Phenelzin, Isocarboxazid, Selegilin, Moclobemid) hemmt, einnehmen oder innerhalb der letzten zwei Wochen eingenommen haben, nicht angewendet werden.
Linezolid sollte bei Patienten mit folgender zugrunde liegender klinischer Symptomatik oder unter folgenden Begleitmedikationen nicht angewendet werden, es sei denn, es liegen Möglichkeiten zur genauen Beobachtung und zur Kontrolle des Blutdrucks vor:
- Patienten mit unkontrollierter Hypertonie, Phäochromozytom, Karzinoid, Thyreotoxikose, bipolarer Depression, schizoaffektiver Psychose, akuten Verwirrtheitszuständen.
- Patienten, die eines der folgenden Arzneimittel einnehmen: Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, trizyklische Antidepressiva, Serotonin-5-HT1-Rezeptoragonisten (Triptane), direkt oder indirekt wirkende Sympathomimetika (einschließlich adrenerger Bronchodilatatoren, Pseudoephedrin oder Phenylpropanolamin), vasopressorische Mittel (z. B. Adrenalin, Noradrenalin), dopaminerge Mittel (z. B. Dopamin, Dobutamin), Pethidin oder Buspiron.
Unerwünschte Wirkungen
Nebenwirkungen traten in den klinischen Studien bei ca. 22% der Patienten auf; am häufigsten waren Kopfschmerzen (2,1%), Diarrhö (4,2%), Übelkeit (3,3%) und Candidiasis (insbesondere orale [0,8%] und vaginale [1,1%]). Nebenwirkungen mit einer Häufigkeit von >=0,1 % (häufig: >= 1/100 bis < 1/10, gelegentlich >= 1/1000 bis < 1/100)
- Körper allgemein: häufig: Kopfschmerzen, Candidiasis (insbesondere orale und vaginale Candidiasis) oder Mykose; gelegentlich: lokalisierte oder allgemeine Abdominalschmerzen, Schüttelfrost, Müdigkeit, Fieber; Schmerz an der Injektionsstelle, Phlebitis/Thrombophlebitis, lokalisierte Schmerzen.
- Blut und Lymphsystem: gelegentlich: Eosinophilie, Leukopenie, Neutropenie, Thrombozytopenie.
- Stoffwechsel und Ernährung: häufig: veränderte Leberfunktionstests.
- Nervensystem: gelegentlich: Schwindel, Hypästhesie, Schlaflosigkeit, Parästhesie.
- Sinnesorgane: häufig: Geschmacksstörungen (metallischer Geschmack); gelegentlich: verschwommenes Sehen, Tinnitus.
- Herz-Kreislauf: gelegentlich: Hypertonie.
- Magen-Darm-Trakt: häufig: Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen; gelegentlich: Obstipation, Mundtrockenheit, Dyspepsie, Gastritis, Glossitis, vermehrter Durst, weicher Stuhl, Pankreatitis, Stomatitis, Zungenverfärbung oder -veränderung.
- Haut: gelegentlich: Dermatitis, Diaphorese, Pruritus, Hautausschlag, Urtikaria.
- Urogenitaltrakt: gelegentlich: vulvovaginale Störung, Polyurie, Vaginitis.
- Veränderte Laborwerte mit einer Häufigkeit von > 0,1%: häufig: erhöhte AST, ALT, LDH, alkalische Phosphatase, BUN, Kreatinkinase, Lipase, Amylase oder Glucose (nicht nüchtern); vermindertes Gesamteiweiß, Albumin, Natrium oder Calcium; erhöhtes oder reduziertes Kalium oder Bicarbonat; gelegentlich: erhöhtes Gesamtbilirubin, Kreatinin, Natrium oder Calcium, reduzierter Glucosespiegel (im nüchternen Zustand), erhöhtes oder reduziertes Chlorid.
- Hämatologie: häufig: erhöhte Neutrophile oder Eosinophile, reduziertes Hämoglobin, Hämatokrit oder reduzierte Erythrozytenzahl; erhöhte oder reduzierte Thrombozytenoder Leukozytenzahlen; gelegentlich: erhöhte Retikulozytenzahl, reduzierte Neutrophile. Folgende Nebenwirkungen unter der Therapie mit Linezolid wurden in Einzelfällen als schwerwiegend betrachtet: lokalisierte Abdominalschmerzen, transiente ischämische Attacken, Hypertonie, Pankreatitis und Nierenversagen.
Wechselwirkungen
Linezolid ist ein reversibler, nichtselektiver Monoaminoxidase(MAO)-Hemmer; bei Dosierungen, die zur antibakteriellen Therapie angewendet werden, besitzt es jedoch keine antidepressive Wirkung. Es liegen sehr begrenzte Daten aus Studien zu Arzneimittelwechselwirkungen und Daten zur Unbedenklichkeit von Linezolid für Patienten vor, die aufgrund einer Grunderkrankung oder Begleitmedikation durch eine MAO-Hemmung einem Risiko ausgesetzt sein könnten. Deshalb ist in diesen Fällen die Anwendung von Linezolid nicht empfohlen, es sei denn, eine genaue Beobachtung und Kontrolle des Patienten ist möglich. Linezolid verstärkte den durch Pseudoephedrin oder Phenylpropanolaminhydrochlorid induzierten Blutdruckanstieg bei normotensiven gesunden Probanden. Bei gleichzeitiger Gabe von Linezolid wird empfohlen, vasopressive Arzneimittel, einschließlich Dopaminergika, vorsichtig zu titrieren, bis das gewünschte Ansprechen erreicht ist.
Bei gesunden Probanden, die Linezolid und Dextromethorphan bekamen, wurden keine Anzeichen eines Serotoninsyndroms (Verwirrtheit, Delirium, Unruhe, Tremor, Erröten, Diaphorese, Hyperpyrexie) beobachtet.
Bei Probanden, die Linezolid zusammen mit weniger als 100 mg Tyramin erhielten, wurde keine signifikante Pressorreaktion beobachtet. Dies legt nahe, dass es nur nötig ist, übermäßige Mengen solcher Nahrungsmittel und Getränke zu vermeiden, die einen hohen Tyramingehalt aufweisen (z. B. reifer Käse, Hefeextrakte, undestillierte alkoholische Getränke und fermentierte Sojabohnenprodukte wie z. B. Sojasoße).
Linezolid wird vom Cytochrom-P450(CYP)-Enzymsystem nicht nachweisbar metabolisiert und hemmt keine der klinisch signifikanten menschlichen CYP-Isoformen (1A2, 2C9, 2C19, 2D6, 2E1, 3A4). Ebenso werden P450-Isoenzyme von Ratten durch Linezolid nicht induziert. Daher sind mit Linezolid keine Wechselwirkungen zu erwarten, die auf Interaktionen mit dem Cytochrom-P450-Enzymsystem beruhen.
Die Zugabe von Warfarin zur Linezolid-Therapie im Steady-state ergab bei gleichzeitiger Anwendung eine Senkung der mittleren maximalen INR um 10% mit einer 5%-igen Senkung der AUC-INR. Die Daten von Patienten, die Warfarin und Linezolid erhielten, reichen nicht aus, um die klinische Bedeutung dieser Befunde zu beurteilen, falls diesem Befund überhaupt eine Bedeutung zukommen sollte.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Unter der Anwendung von Linezolid trat bei einigen Patienten eine Myelosuppression (einschließlich Leukopenie, Panzytopenie, Anämie und Thrombozytopenie) auf. Bei den Fällen, in denen der Ausgang bekannt ist, erreichten die hämatologischen Parameter nach Absetzen von Linezolid wieder die Ausgangswerte. Das Risiko dieser Nebenwirkung hängt möglicherweise von der Behandlungsdauer ab. Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz ð ob mit oder ohne Dialyse ð kann eine Thrombozytopenie häufiger auftreten. Bei Patienten mit vorbestehender Anämie, Granulozytopenie oder Thrombozytopenie, Patienten unter Begleitmedikationen, die den Hämoglobinspiegel, die Blutzellzahl, die Thrombozytenzahl oder -funktion mindern können, Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz oder mit einer Linezolid-Therapie von mehr als 10 bis 14 Tagen sollte deshalb das Blutbild genau kontrolliert werden. Tritt unter der Therapie mit Linezolid eine signifikante Myelosuppression auf, sollte die Therapie abgebrochen werden, falls nicht eine unbedingte Notwendigkeit besteht, sie fortzuführen. In diesen Fällen sollte das Blutbild intensiv kontrolliert werden. Zusätzlich sollte ein großes Blutbild (einschließlich Bestimmung der Hämoglobinwerte, Thrombozyten, der Gesamt-Leukozytenzahl und des Leukozyten-Differenzialblutbildes) wöchentlich bei Patienten unter der Therapie mit Linezolid unabhängig von den Ausgangswerten des Blutbildes bestimmt werden.
- Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz sollte Linezolid mit besonderer Vorsicht angewendet werden und nur, wenn der zu erwartende Nutzen das theoretische Risiko überwiegt.
- Bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz wird die Anwendung von Linezolid nur empfohlen, wenn der zu erwartende Nutzen das theoretische Risiko überwiegt.
- Pseudomembranöse Kolitis wurde unter der Anwendung von nahezu allen Antibiotika, einschließlich Linezolid, berichtet. Es ist daher wichtig, diese Diagnose bei Patienten mit Diarrhö nach Anwendung eines antibakteriellen Mittels zu berücksichtigen. Bei Verdachtsfällen oder Fällen von nachgewiesener Antibiotika-assoziierter Kolitis kann das Absetzen von Linezolid erforderlich sein. Angemessene Therapiemaßnahmen sind zu ergreifen.
- Die Anwendung von Antibiotika kann gelegentlich zu einem übermäßigen Wachstum nichtempfindlicher Organismen führen. Beispielsweise entwickelten ca. 3% der Patienten, die die empfohlenen Dosierungen von Linezolid erhielten, während der klinischen Prüfungen eine arzneimittelbedingte Candidiasis. Tritt während der Behandlung eine Superinfektion auf, müssen entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden.
- Linezolid verminderte die Fertilität und induziert eine Veränderung der Spermienmorphologie männlicher Ratten etwa bei Expositionswerten, die den beim Menschen zu erwartenden Werten gleich sind. Mögliche Auswirkungen auf die reproduktiven Organe sind nicht bekannt.
- Die Patienten sollten gewarnt werden, dass unter Linezolid-Behandlung möglicherweise Schwindel auftreten kann, und darauf hingewiesen werden, in solchen Fällen nicht Auto zu fahren oder Maschinen zu bedienen.
Schwangerschaft und Stillzeit
Daten zur Anwendung von Linezolid bei schwangeren Frauen liegen nicht ausreichend vor. Tierexperimentelle Studien haben Wirkungen auf die Reproduktion gezeigt. Für Menschen besteht möglicherweise ein Risiko.
Linezolid sollte während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn es eindeutig notwendig ist, d. h. wenn der zu erwartende Nutzen das theoretische Risiko überwiegt.
Daten aus tierexperimentellen Studien deuten darauf hin, dass Linezolid und seine Metaboliten möglicherweise in die Muttermilch übergehen; dementsprechend sollte vor und während der Behandlung abgestillt werden.
Handelspräparat Zyvoxid®
Hersteller
Einführungsdatum
Zusammensetzung
Zyvoxid 600 mg Filmtabletten: 1 Filmtablette enthält 600 mg Linezolid.Zyvoxid 100 mg/5 ml Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen: Nach Herstellung mit 123 ml Wasser enthalten jeweils 5 ml der Suspension 100 mg Linezolid.Zyvoxid 2 mg/ml Infusionslösung: 1 ml Infusionslösung enthält 2 mg Linezolid. Infusionsbeutel mit jeweils 300 ml enthalten 600 mg Linezolid. Hilfsstoffe: Glucose-Monohydrat, Natriumcitrat (E 331), wasserfreie Citronensäure (E 330), Salzsäure (E 507), Natriumhydroxid (E 524), Wasser für Injektionszwecke.
Hilfsstoffe:
Tablettenkern: mikrokristalline Cellulose (E 460), Maisstärke, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A), Hyprolose (E 463), Magnesiumstearat (E 572), Filmüberzug: Hypromellose (E 464), Titandioxid (E 171), Macrogol 400, Carnaubawachs (E 903), rote Tinte, Eisen(III)-oxid (E 172).
Hilfsstoffe
Sucrose (Saccharose), Mannitol (E 421), mikrokristalline Cellulose (E 460), Carmellose-Natrium (E 466), Aspartam (E 951), hochdisperses Siliciumdioxid (E 551), Natriumcitrat (E 331), Xanthangummi, Natriumbenzoat (E 221), wasserfreie Citronensäure (E 330), Natriumchlorid, Süßstoffe (Fructose, Maltodextrin, Monoammoniumglycyrrhizinat, Sorbitol), Orangenaroma, Orangencremearoma, Pfefferminzaroma und Vanillearoma (Acetoin, Alpha-Tocopheol-Acetaldehyde, Anis-Aldehyde, Beta-Caryophyllene, n-Buttersäure, Butylbutyryllactat, Decalacton-Delta, Dimethylbenzylcarbacetat, Ethylalkohol, Ethylbutyrat, Ethylmaltol, Ethylvanillin, Furaneol, Grapefruit-Terpene, Heliotropin, Maltodextrin, modifizierte Stärke, Monomethylsuccinat, Orangen-Aldehyde, Orangenöl FLA CP, Orangenöl Valencia 2X, Orangenöl 5X Valencia, Orangenessenzöl, Orangenfrucht Carbonyle, Orangenterpene, Pfefferminzöl, Propylenglycol, Tangerinöl, VanilleExtrakt, Wasser).
Packungsgrößen, Preise, PZN
Zyvoxid 600 mg Filmtabletten:
10 Stück, EUR 1135,00, PZN 1640374;
30 Stück, EUR 2975,90, PZN 1640405.
Zyvoxid 100 mg/5 mg Granulat:
1 Stück, EUR 600,85, PZN 1640457.
Zyvoxid 2 mg/ml Infusionsbeutel:
10 Stück, EUR 1135,00, PZN 1640411.
Indikation
Zur Anwendung bei Infektionen, die durch gegen Linezolid empfindliche Erreger hervorgerufen werden.
Dosierung
Bei der nosokomialen und der ambulant erworbenen Pneumonie sowie schweren Haut- und Weichteilinfektionen werden 600 mg zweimal täglich an 10 bis 14 aufeinanderfolgenden Tagen oral oder intravenös verabreicht
Kontraindikationen
Einnahme eines Arzneimittels, das die Monoaminoxidase A oder B hemmt. Unkontrollierte Hypertonie, Phäochromozytom, Karzinoid, Thyreotoxikose, bipolare Depression, schizoaffektive Psychose, akute Verwirrtheitszustände. Einnahme eines der folgenden Arzneimittel: Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, trizyklische Antidepressiva, Serotonin-5-HT1-Rezeptoragonisten (Triptane), direkt oder indirekt wirkende Sympathomimetika, vasopressorische Mittel, dopaminerge Mittel.
Unerwünschte Wirkungen
Kopfschmerzen, Diarrhö, Übelkeit und Erbrechen; erhöhte AST, ALT, LDH, alkalische Phosphatase, BUN, Kreatinkinase, Lipase, Amylase oder Glucose (nicht nüchtern); vermindertes Gesamteiweiß, Albumin, Natrium oder Calcium; erhöhte Neutrophile oder Eosinophile, reduziertes Hämoglobin, Hämatokrit oder reduzierte Erythrozytenzahl; erhöhte oder reduzierte Thrombozyten- oder Leukozytenzahlen
Wechselwirkungen
Den Patienten ist davon abzuraten, große Mengen tyraminreicher Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Linezolid verstärkte den durch Pseudoephedrin oder Phenylpropanolaminhydrochlorid induzierten Blutdruckanstieg. Bei gleichzeitiger Gabe von Linezolid wird empfohlen, vasopressive Arzneimittel, einschließlich Dopaminergika, vorsichtig zu titrieren, bis das gewünschte Ansprechen erreicht ist.
Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme
Unter der Anwendung von Linezolid trat bei einigen Patienten eine Myelosuppression auf. Pseudomembranöse Kolitis wurde unter der Anwendung von nahezu allen Antibiotika, einschließlich Linezolid, berichtet. Die Anwendung von Antibiotika kann gelegentlich zu einem übermäßigen Wachstum nichtempfindlicher Organismen führen; tritt während der Behandlung eine Superinfektion auf, müssen entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden. Unter Linezolid-Behandlung kann möglicherweise Schwindel auftreten, in solchen Fällen sollten die Patienten nicht Auto fahren oder Maschinen bedienen.
Kurz zusammengefasst
Linezolid (Zyvoxid®) ist der erste Vertreter der Oxazolidinone, einer neuen Antibiotikaklasse. Der vollständig synthetische antimikrobielle Wirkstoff ist zugelassen zur Behandlung von im Krankenhaus und ambulant erworbenen Pneumonien und bei schweren Haut- und Weichteilinfektionen, wenn diese durch grampositive Erreger hervorgerufen sind. Dazu gehören aerobe grampositive Keime wie Enterokokken, Staphylokokken und Streptokokken sowie anaerobe grampositive Keime wie Clostridien und Peptostreptokokken-Spezies. Linezolid wirkt auch gegen multiresistente grampositive Erreger. Die Wirkung ist bakteriostatisch. Linezolid sollte vor allem als Reserveantibiotikum bei schweren KrankenhausInfektionen eingesetzt werden, wenn Vancomycin nicht wirkt.
Oxazolidinone hemmen die bakterielle Proteinsynthese gleich zu Beginn des Syntheseprozesses, indem sie an die 50S-Untereinheiten der Ribosomen binden. Dies verhindert die Ausbildung eines 70S-Ribosomenkomplexes. Damit kann kein Initiationskomplex entstehen, der die Voraussetzung für die weitere Proteinsynthese wäre. Dieser Wirkungsmechanismus unterscheidet sich von anderen Proteinsynthese-Inhibitoren. Kreuzresistenzen mit anderen Antibiotikaklassen sind daher nicht zu erwarten. Allerdings weisen Wirkmechanismus und chemische Struktur von Linezolid Parallelen zu Chloramphenicol auf.
Linezolid wird zweimal täglich in einer Dosis von 600 mg appliziert. Der Wirkstoff kann peroral oder intravenös gegeben werden. Nach oraler Gabe ist er zu 100% bioverfügbar und flutet rasch an. Eine Umstellung von der intravenösen auf die orale Applikation ist ohne Dosisanpassung möglich.
Linezolid wird im Lungengewebe, dem Wirkungsort, angereichert: Die Konzentration in der Lungenepithelflüssigkeit ist viermal höher als die Konzentration im Plasma.
Die Halbwertszeit von Linezolid beträgt vier bis sieben Stunden, so dass eine einmal tägliche Applikation ausreicht. Die Substanz wird zum großen Teil zu unwirksamen Metaboliten abgebaut, die dann vorwiegend renal eliminiert werden. Enzyme des Cytochrom-P450-Systems werden nicht beeinflusst, entsprechende Interaktionen sind daher nicht zu erwarten.
Linezolid hemmt reversibel und nicht selektiv die Monoaminoxidase, wirkt jedoch in den verwendeten Dosierungen nicht antidepressiv. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Diarrhö, Übelkeit und Erbrechen. Nach längerer Anwendung kann es in seltenen Fällen wie bei Chloramphenicol zu einer Knochenmarkdepression mit Thrombozytopenie, Anämie, Leukozytopenie, Neutropenie und Panzytopenie kommen. Längere Behandlungsdauer, schwere Niereninsuffizienz und eine blutschädigende Komedikation erhöhen das Risiko.