Almotriptan

Almotriptan 

ATC-Code

N: Nervensystem

N02: Analgetika

N02C: Migränemittel

N02CC: Selektive Serotonin-5HT1-Rezeptoragonisten

N02CC05: Almotriptan

Wirkungsmechanismus

Almotriptan ist ein selektiver 5-HT1B/1D-Rezeptoragonist. Diese Rezeptoren vermitteln die Vasokonstriktion bestimmter Hirngefäße. Almotriptan interagiert außerdem mit dem trigeminovaskulären System und hemmt dabei die Extravasation von Plasmaproteinen aus den Duralgefäßen nach Stimulation der Trigeminusganglien, die ein Merkmal der Neuronenentzündung darstellt und an der Pathophysiologie der Migräne beteiligt zu sein scheint. Almotriptan zeigt keine signifikante Wirkung auf andere 5-HT-Rezeptorsubtypen und keine signifikante Affinität zu adrenergen, Adenosin-, Angiotensin-, Dopamin-, Endothelin- oder Tachykinin-Bindungsstellen.

Pharmakokinetik

Almotriptan besitzt mit rund 70% die höchste Bioverfügbarkeit aller Triptane. Die Substanz wird nach oraler Aufnahme schnell resorbiert, wobei die Resorption durch zusätzliche Nahrungsaufnahme nicht beeinträchtigt wird. Maximale Plasmaspiegel werden nach 1,5 bis 3,0 Stunden erreicht, die Eliminationshalbwertszeit liegt zwischen 3 und 4 Stunden. Über 75% der verabreichten Dosis werden mit dem Urin ausgeschieden, der Rest mit den Fäzes. Dabei wird Almotriptan zu 50% unverändert über die Nieren mit dem Urin und weitere 5% unverändert in den Fäzes exkretiert. Der Rest wird überwiegend über die Monoaminoxidase A durch oxidative Desaminierung zum Indolessigsäure-Metaboliten abgebaut.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Almogran® sollte nach Einsetzen der Migränekopfschmerzen zusammen mit Flüssigkeit eingenommen werden. Die Tabletten können unabhängig von den Mahlzeiten appliziert werden.

Die empfohlene Dosis für Erwachsene (18 - 65 Jahre) ist eine Tablette mit 12,5 mg Almotriptan. Eine zweite Dosis kann eingenommen werden, wenn die Symptome innerhalb von 24 Stunden erneut auftreten. Diese zweite Dosis darf nur eingenommen werden, wenn die Einnahme der ersten Dosis mindestens zwei Stunden zurückliegt. Wenn ein Patient auf die erste Dosis nicht anspricht, sollte keine zweite Dosis für denselben Anfall eingenommen werden. Die empfohlene Höchstdosis beträgt zwei Gaben innerhalb von 24 Stunden. Über die Anwendung von Almotriptan bei Kindern und Jugendlichen liegen keine Daten vor, daher wird die Anwendung bei dieser Altersgruppe nicht empfohlen. Bei älteren Patienten ist keine Dosisanpassung erforderlich. Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Almotriptan bei Patienten über 65 Jahre wurde allerdings nicht systematisch untersucht.

Bei Patienten mit leichter oder mittelschwerer Nierenfunktionsstörung ist keine Dosisanpassung erforderlich. Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung dürfen nicht mehr als eine 12,5-mg-Tablette innerhalb von 24 Stunden einnehmen.

Über die Anwendung von Almotriptan bei Patienten mit Leberfunktionsstörung liegen keine Daten vor. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Leberkrankheit, und bei Patienten mit schwerer Leberkrankheit ist die Behandlung kontraindiziert.

Kontraindikationen

  • Wie andere 5-HT-Rezeptoragonisten ist Almotriptan kontraindiziert bei Patienten mit Symptomen - auch in der Anamnese - ischämischer Herzkrankheit (Myokardinfarkt, Angina pectoris, belegte stumme Ischämie, Prinzmetal-Angina), schwerer Hypertonie und unkontrollierter leichter oder mittelschwerer Hypertonie.
  • Vorangegangene Apoplexie oder temporäre Ischämie.
  • Periphere Gefäßkrankheit.
  • Schwere Leberfunktionsstörung.
  • Die gleichzeitige Verabreichung mit Ergotamin, Ergotaminderivaten (einschließlich Methysergid) und anderen 5-HT-Agonisten ist kontraindiziert. Die gleichzeitige Verabreichung von Almotriptan und Lithium ist ebenfalls zu vermeiden.

 

Hintergrundinformation

Therapiefortschritt mit Triptanen
Bei schweren Migräneattacken, die auf die einfachen Analgetika nicht mehr ansprechen, sind Triptane indiziert, von denen bislang vier (Sumatriptan, Zolmitriptan, Naratriptan, Rizatriptan) und jetzt als fünftes Almotriptan zur Verfügung stehen. Triptane sind selektive 5-HT1B/1D-Rezeptoragonisten, die die entzündungsbedingt weitgestellten Gefäße in der Hirnhaut verengen und so den Migräneanfall durchbrechen. Allen Triptanen ist gemein, dass sie rasch und zuverlässig wirken und relativ wenig unerwünschte Wirkungen aufweisen. Generell werden auch mit den hoch wirksamen Triptanen nur 70 bis 80% aller Migränepatienten erreicht. Bei Nichtansprechen eines Triptans kann eine Therapie mit einem anderen Vertreter dieser Wirkstoffgruppe versucht werden, da die Triptane eine unterschiedliche Rezeptorspezifität aufweisen.

Unerwünschte Wirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen im therapeutischen Dosisbereich waren in den klinischen Studien Schwindel, Schläfrigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit. Keine der Nebenwirkungen hatte eine Inzidenz über 1,5%. In der folgenden Aufstellung sind in absteigender Häufigkeit und nach Körpersystemen zusätzliche Nebenwirkungen bei Patienten aufgeführt, die eine oder zwei 12,5-mg-Dosen Almotriptan innerhalb von 24 Stunden während klinischer Kurz- oder Langzeitstudien erhalten hatten:

  • Körper als Ganzes: allgemeine Beschwerden: Müdigkeit.
  • Beschwerden im Gastrointestinaltrakt: Übelkeit, Erbrechen
  • Störungen des zentralen und peripheren Nervensystems: Schwindel
  • Psychiatrische Störungen: Somnolenz Über die folgenden Nebenwirkungen (in abnehmender Häufigkeit) wurde mit einer Inzidenz von unter 1% berichtet: Parästhesien, Diarrhö, Brustschmerzen, Verdauungsstöungen, Mundtrockenheit, Engegefühl im Hals, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Schwäche, Herzklopfen, Schmerzen, Tinnitus.

Wechselwirkungen

Interaktionsstudien wurden mit Monoaminoxidase-A-Hemmern, Betablockern, selektiven Serotonin-Reuptake-Hemmern, Ergotaminderivaten, Calciumantagonisten und Inhibitoren der Cytochrom-P450-Isoenzyme 3A4 und 2D6 durchgeführt. Klinisch relevante Wechselwirkungen wurden nicht beobachtet. Es wird geraten, nach Anwendung von Almotriptan einen zeitlichen Abstand von mindestens 6 Stunden bis zur Verabreichung von Ergotamin einzuhalten. Mindestens 24 Stunden sollten nach Verabreichung eines ergotaminhaltigen Arzneimittels vergehen, bevor Almotriptan verabreicht wird. Obwohl in einer klinischen Studie, in der 12 gesunde Versuchspersonen Almotriptan und Ergotamin oral erhielten, keine additiven vasospastischen Effekte auftraten, sind letztere theoretisch möglich.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wie andere 5-HT-Rezeptoragonisten darf Almotriptan ohne vorherige Untersuchung auf eine mögliche zugrunde liegende Herz-Kreislauf-Erkrankung nicht an Patienten verabreicht werden, bei denen eine nicht diagnostizierte koronare Herzkrankheit bestehen könnte. Zu diesen Patienten zählen Frauen nach der Menopause, Männer über 40 Jahre und Patienten mit anderen Risikofaktoren für eine koronare Herzkrankheit wie z. B. unkontrollierte Hypertonie, Hypercholesterinämie, Adipositas, Diabetes mellitus, Rauchen oder deutliche familiäre Vorbelastung mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In sehr seltenen Fällen sind schwerwiegende Herzreaktionen bei Patienten ohne zugrunde liegende HerzKreislauf-Erkrankung aufgetreten, wenn 5-HT-Agonisten verabreicht wurden. Nach der Verabreichung kann Almotriptan vorübergehende Symptome einschließlich Brustschmerzen und Engegefühl hervorrufen, die intensiver Art sein und auch den Hals betreffen können. In Fällen, wo diese Symptome als Anzeichen einer ischämischen Herzkrankheit gedeutet werden können, darf keine weitere Dosis eingenommen werden, und eine entsprechende Untersuchung muss durchgeführt werden.

Vorsicht ist geboten, wenn Almotriptan Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen Sulfonamide verschrieben wird.

Wie andere 5-HT-Rezeptoragonisten kann Almotriptan leichte, vorübergehende Blutdruckanstiege hervorrufen, die sich bei älteren Patienten ausgeprägter äußern können.

Die empfohlene Höchstdosis von Almotriptan darf nicht überschritten werden. Über die Wirkung von Almotriptan auf die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr oder die Bedienung von Maschinen liegen keine Studien vor. Da es aber bei Migräneanfällen zu Schläfrigkeit kommen kann, die auch als Nebenwirkung der Behandlung mit Almotriptan beschrieben wurde, ist für Patienten, die entsprechende Tätigkeiten ausüben, Vorsicht geboten.

Schwangerschaft und Stillzeit

Die Unbedenklichkeit von Almotriptan bei Anwendung während der Schwangerschaft wurde nicht belegt. Tierexperimentelle Studien haben gezeigt, dass Almotriptan keine schädlichen Wirkungen auf Gestation, Geburt oder postnatale Entwicklung ausübt, und an Ratten oder Kaninchen wurden keine Geburtsdefekte im Zusammenhang mit dem Arzneimittel beobachtet. Eine Anwendung von Almotriptan in der Schwangerschaft sollte trotzdem nur erwogen werden, wenn der zu erwartende Vorteil für die Mutter die möglichen Risiken für den Fötus überwiegt.

Es liegen keine Daten zum Übergang von Almotriptan in die Muttermilch bei Menschen vor. Untersuchungen an Ratten haben gezeigt, dass Almotriptan und/oder seine Metaboliten in die Muttermilch übergehen. Die Verordnung des Arzneimittels ist daher bei stillenden Frauen sorgsam abzuwägen. Das Risiko der Arzneistoffaufnahme für das Kind kann minimiert werden, wenn 24 Stunden nach der Behandlung nicht gestillt wird.

Handelspräparat Almogran® 

Hersteller

Einführungsdatum

Zusammensetzung

1 Filmtablette enthält 12,5 mg Almotriptan in Form von Almotriptan[(RS)hydroxysuccinat

Hilfsstoffe:

Tablettenkern: D-Mannitol; mikrokristalline Cellulose; Povidon K; Poly(O-carboxymethyl)-stärke, Natriumsalz; Octadecylhydrogenfumarat, Natriumsalz.

Überzug: Hypromellose, Titandioxid (E 171), Macrogol 400, Carnaubawachs. Drucktinte: Hypromellose, Propylenglykol, Indigocarmin (E 132)

Packungsgrößen, Preise, PZN

3 Filmtabletten, DM 63,38, PZN 1483118;
6 Filmtabletten, DM 113,11, PZN 1483130

Indikation

Zur akuten Behandlung der Kopfschmerzphase von Migräneanfällen mit oder ohne Aura.

Dosierung

Erwachsene (18 - 65 Jahre): einmal 12,5 mg Almotriptan. Eine zweite Dosis kann eingenommen werden, wenn die Symptome innerhalb von 24 Stunden erneut auftreten.

Kontraindikationen

Anamnese, Symptome oder Zeichen ischämischer Herzkrankheit, unkontrollierte leichte oder mittelschwere und schwere Hypertonie; vorangegangene Apoplexie oder temporäre Ischämie (TIA); periphere Gefäßkrankheit; schwere Leberfunktionsstörung. Gleichzeitige Verabreichung mit Ergotamin, Ergotaminderivaten (einschließlich Methysergid) und anderen 5-HT-Agonisten.

Unerwünschte Wirkungen

Schwindel, Schläfrigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit

Wechselwirkungen

Nach Anwendung von Almotriptan sollte ein zeitlicher Abstand von mindestens 6 Stunden bis zur Verabreichung von Ergotamin eingehalten werden. Mindestens 24 Stunden sollten nach Verabreichung eines ergotaminhaltigen Arzneimittels vergehen, bevor Almotriptan verabreicht wird.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Nach der Verabreichung kann Almotriptan vorübergehende Symptome einschließlich Brustschmerzen und Engegefühl hervorrufen, die intensiver Art sein und auch den Hals betreffen können. In Fällen, wo diese Symptome als Anzeichen einer ischämischen Herzkrankheit gedeutet werden können, darf keine weitere Dosis eingenommen werden, und eine entsprechende Untersuchung muss durchgeführt werden. Wie andere 5-HT-Rezeptoragonisten kann Almotriptan leichte, vorübergehende Blutdruckanstiege hervorrufen, die sich bei älteren Patienten ausgeprägter äußern können.

 

Literatur

Cabarrocas, X.: Long-term efficacy and safety of oral almotriptan: interim analysis of a 1-year open study. Headache 41 (1), 57 - 62 (2001). Colmann, S. S., et al.: Treatment satisfaction, functional status, and healthrelated quality of life of migraine patients treated with almotriptan or sumatriptan. Clin. Ther. 23 (1), 127 - 145 (2001).

Rabasseda, X.: Almotriptan in the treatment of migraine. Drugs of Today 37 (1), 5 -21 (2001).

 

Kurz zusammengefasst 

Almotriptan (Almogran®) ist das fünfte Triptan auf dem deutschen Markt. Wie die anderen Triptane ist es zur akuten Behandlung der Kopfschmerzphase von Migräneanfällen mit oder ohne Aura indiziert und wirkt selektiv an Serotoninrezeptoren als 5-HT1B/1D-Rezeptoragonist.

Almotriptan besitzt mit rund 70% die höchste Bioverfügbarkeit aller Triptane. Die Substanz wird nach oraler Aufnahme schnell resorbiert, wobei die Resorption durch zusätzliche Nahrungsaufnahme nicht beeinträchtigt wird. Maximale Plasmaspiegel werden nach 2,5 bis 2,7 Stunden erreicht, die Halbwertszeit liegt zwischen 3 und 4 Stunden.

Die Wirksamkeit von Almotriptan in der akuten Behandlung von Migräneanfällen wurde in vier multizentrischen, plazebokontrollierten klinischen Prƒfungen an über 700 Patienten, die 12,5 mg erhielten, nachgewiesen. Die Schmerzlinderung setzte 30 Minuten nach Verabreichung ein, und nach zwei Stunden sprachen 57 bis 70% der Patienten unter der Therapie mit Almotriptan und 32 bis 42% der Patienten unter Plazebo-Gabe auf die Behandlung an. In einer klinischen Studie wurde mit 12,5 und 25 mg Almotriptan dieselbe Schmerzlinderung erreicht wie mit Sumatriptan; Vergleiche mit anderen Triptanen liegen nicht vor. Nach diesen Daten sind therapeutischer Nutzen und Nebenwirkungen von Almotriptan dem der anderen Triptane vergleichbar, die Rate an Wiederkehr-Kopfschmerzen liegt mit 18 bis 27% vermutlich niedriger als bei anderen Triptanen. Im Vergleich zu Sumatriptan führt Almotriptan seltener zu kardiovaskulären Nebenwirkungen. Wie Sumatriptan und Naratriptan hat Almotriptan eine Sulfonamidstruktur, deshalb müssen entsprechende Überempfindlichkeiten beachtet werden.

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