Amprenavir

Amprenavir 

ATC-Code

J: Antiinfektiva zur systemischen Anwendung

J05: Antivirale Mittel zur systemischen Anwendung

J05A: Direkt wirkende antivirale Mittel

J05AE: Proteasehemmer

J05AE05: Amprenavir

Wirkungsmechanismus

Amprenavir ist ein kompetitiver Hemmer der HIV-Protease. Es hemmt die Fähigkeit der viralen Protease, die für die Virusreplikation notwendigen Proteine aus deren Vorläufermolekülen abzuspalten. Amprenavir ist in vitro ein potenter und selektiver Hemmer der Replikation von HIV-1 und HIV-2.

Pharmakokinetik

Nach peroraler Einnahme wird Amprenavir schnell resorbiert, die absolute Bioverfügbarkeit liegt bei 90%. Maximale Plasmawerte sind nach ein bis zwei Stunden erreicht. Amprenavir wird zu 90% an Plasmaproteine gebunden. Wegen seiner langen Halbwertszeit von 7,1 bis 10,6 Stunden kann Amprenavir zweimal täglich unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden, ohne dass auf die Einhaltung eines strengen 12-Stunden-Intervalls geachtet werden muss. Die Substanz wird hauptsächlich über das Cytochrom-P450-System verstoffwechselt, weniger als 3% werden unverändert ausgeschieden. Daher kann es zu zahlreichen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln kommen, die mit diesem Enzymsystem interagieren.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Agenerase®-Lösung zum Einnehmen wird oral verabreicht und kann, wie erwähnt, unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Agenerase® ist auch als Kapsel erhältlich. Die Bioverfügbarkeit von Amprenavir als Lösung zum Einnehmen ist um 14% geringer als die von Amprenavir als Kapsel; daher sind Agenerase®-Kapseln und Lösung zum Einnehmen auf Milligramm-pro-MilligrammBasis nicht austauschbar. Die Patienten sollten, sobald sie in der Lage sind, die Kapseln zu schlucken, mit der Einnahme der Lösung aufhören.

  • Patienten im Alter von 4 Jahren und älter, die Agenerase®-Kapseln nicht schlucken können: Die empfohlene Dosis für Agenerase®-Lösung beträgt 17 mg (1,1 ml) Amprenavir/kg Körpergewicht dreimal täglich in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln bis zu einer Tageshöchstdosis von 2800 mg Amprenavir, die nicht überschritten werden sollte. Die pharmakokinetischen Wechselwirkungen zwischen Amprenavir und niedrigen Dosen von Ritonavir oder anderen Proteasehemmern wurden bei Kindern nicht untersucht. Derartige Kombinationen sollten bei Kindern vermieden werden.
  • Erwachsene und Jugendliche über 12 Jahre (über 50 kg Körpergewicht): Die empfohlene Dosis für Agenerase®-Kapseln beträgt 1200 mg Amprenavir zweimal täglich in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln. Wenn Agenerase®-Kapseln bei Erwachsenen in Kombination mit Ritonavir angewendet werden, wird eine reduzierte Dosierung von Amprenavir (600 mg zweimal täglich) und Ritonavir (100 - 200 mg zweimal täglich) empfohlen. Wenn Efavirenz Bestandteil des Behandlungsplans ist, sollten die pharmakokinetischen Wechselwirkungen berücksichtigt und die Dosen entsprechend angepasst werden.
  • Kinder und Personen mit weniger als 50 kg Körpergewicht: Die empfohlene Dosis für Agenerase®-Kapseln beträgt 20 mg Amprenavir/kg Körpergewicht zweimal täglich in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln bis zu einer Tageshöchstdosis von 2400 mg Amprenavir, die nicht überschritten werden sollte.
  • Eine Dosisanpassung wird bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion nicht für notwendig erachtet, jedoch sollte Amprenavir mit Vorsicht bei diesen Patienten angewendet werden.
  • Amprenavir sollte bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion nicht eingesetzt werden.

Kontraindikationen

Aufgrund des potenziellen Risikos einer toxischen Reaktion als Folge des hohen Propylenglycolgehalts ist Agenerase®-Lösung zum Einnehmen bei Kleinkindern und Kindern unter 4 Jahren, schwangeren Frauen, Patienten mit Leberoder Nierenversagen und Patienten, die mit Disulfiram oder Metronidazol behandelt werden, kontraindiziert.

Terfenadin, Cisaprid, Pimozid, Triazolam, Diazepam, Midazolam, Flurazepam, Ergotamin, Dihydroergotamin und Astemizol sind bei Patienten, die Amprenavir erhalten, ebenfalls kontraindiziert. Die gleichzeitige Verabreichung kann zu einer kompetitiven Hemmung der Verstoffwechselung dieser Produkte und somit zu schwerwiegenden, lebensbedrohlichen Ereignissen führen.

Unerwünschte Wirkungen

Unerwünschte Ereignisse, die möglicherweise in Zusammenhang mit der Anwendung von Amprenavir stehen, waren gastrointestinale Symptome, Hautausschläge und orale/periorale Parästhesie. Die meisten mit der Amprenavir-Behandlung verbundenen Nebenwirkungen waren leicht bis mäßig ausgeprägt, traten früh auf und führten selten zum Behandlungsabbruch. Das Sicherheitsprofil bei Kindern ähnelt dem, das man bei Erwachsenen beobachtet.

Hautausschläge waren normalerweise leicht bis mäßig ausgeprägt, erythematöser oder makulopapulöser Natur, mit oder ohne Juckreiz und traten i. d. R. während der zweiten Behandlungswoche auf. Sie verschwanden spontan innerhalb von zwei Wochen ohne Abbruch der Behandlung mit Amprenavir. Eine höhere Inzidenz von Hautausschlägen kam bei Patienten vor, die mit Amprenavir in Kombination mit Efavirenz behandelt wurden. Schwere oder lebensbedrohliche Hautreaktionen einschließlich Stevens-Johnson-Syndrom traten bei Patienten, die mit Amprenavir behandelt wurden, selten ( 1%) auf.

Anzeichen für eine abnorme Fettumverteilung waren unter einer AmprenavirTherapie selten. Unter 113 antiretroviral nicht vorbehandelten Personen, welche mit Amprenavir in Kombination mit Lamivudin/Zidovudin über eine mittlere Dauer von 36 Wochen therapiert worden waren, wurde nur ein Fall (Stiernacken) beobachtet.

Änderungen der Laborwerte traten unter Therapie mit Amprenavir gelegentlich auf, vor allem bei Patienten, die schon vor Behandlungsbeginn abnorme Laborwerte hatten.

Ein erhöhter Kreatininphosphokinasewert (CPK), Myalgie, Myositis und selten Rhabdomyolyse wurden unter Proteasehemmer-Behandlung berichtet, vor allem in Kombination mit Nukleosidanaloga.

Wechselwirkungen

Amprenavir wird hauptsächlich in der Leber über das Cytochrom-P450-Isoenzym 3A4 (CYP3A4) metabolisiert. Daher können Arzneimittel, die entweder auf dem gleichen Weg metabolisiert werden oder die Aktivität von CYP3A4 beeinflussen, die Pharmakokinetik von Amprenavir verändern. Umgekehrt kann Amprenavir in ähnlicher Weise die Pharmakokinetik von anderen Arzneimitteln, die über diesen Weg verstoffwechselt werden, beeinflussen. Die Kombination mit entsprechenden Arzneimitteln kann zu schwerwiegenden und/oder lebensbedrohlichen Wechselwirkungen führen.

Amprenavir darf daher nicht gleichzeitig mit Arzneimitteln verabreicht werden, die eine geringe therapeutische Breite besitzen und außerdem Substrate des Cytochrom-P450-Isoenzyms 3A4 (CYP3A4) darstellen. Die gleichzeitige Verabreichung kann zu einer kompetitiven Hemmung der Metabolisierung dieser Substanzen führen und möglicherweise schwerwiegende und/oder lebensbedrohliche Nebenwirkungen hervorrufen wie Herzrhythmusstörungen (z. B. bei Kombination mit Terfenadin, Astemizol, Cisaprid, Pimozid), verlängerte Sedierung oder Atemdepression (z. B. bei Kombination mit Triazolam, Diazepam, Flurazepam, Midazolam).

Die Serumkonzentrationen von Diltiazem, Nicardipin, Nifedipin, Nimodipin, Atorvastatin, Cerivastatin, Fluvastatin, Lovastatin, Pravastatin und Simvastatin können durch Amprenavir erhöht werden, wodurch möglicherweise die Aktivität und Toxizität dieser Arzneimittel erhöht wird.

Amprenavir darf nicht zusammen mit Rifampicin verabreicht werden, da Rifampicin die minimale Plasmakonzentration (Cmin) von Amprenavir um ca. 92% senkt.

Basierend auf den Daten für andere Proteasehemmer ist bei der Verordnung von Sildenafil für Patienten, die Amprenavir erhalten, Vorsicht geboten. Die gleichzeitige Einnahme von Amprenavir und Sildenafil kann zu einer gravierenden Erhöhung der Plasmakonzentrationen von Sildenafil und somit zu mit Sildenafil assoziierten Nebenwirkungen führen.

Patienten, die mit Amprenavir behandelt werden, dürfen nicht gleichzeitig Arzneimittel, die Johanniskraut (Hypericum perforatum) enthalten, einnehmen, da erwartet werden kann, dass es dadurch zu reduzierten Plasmakonzentrationen von Amprenavir kommt. Dieser Effekt beruht möglicherweise auf einer Induktion von CYP3A4 und kann zu einer Verminderung der therapeutischen Wirkung und zur Resistenzentwicklung führen.

Basierend auf den Daten anderer Proteasehemmer ist es ratsam, dass Antazida nicht zur gleichen Zeit wie Amprenavir eingenommen werden, da es zu Resorptionsstörungen kommen kann. Es wird empfohlen, dass zwischen der Einnahme von Amprenavir und einem Antazidum ein Zeitraum von mindestens einer Stunde liegt.

Personen, die sich einer Opiat-Entgiftungsbehandlung unterziehen, sollten sorgfältig überwacht werden, da die gleichzeitige Verabreichung von Amprenavir und Opiatderivaten zu signifikanten Wechselwirkungen führen kann. Aufgrund der Möglichkeit metabolischer Wechselwirkungen mit Amprenavir kann die Wirksamkeit von hormonellen Kontrazeptiva reduziert sein. Daher werden für Frauen im gebärfähigen Alter zusätzliche zuverlässige Verhütungsmethoden empfohlen.

Die AUC, Cmin und Cmax von Amprenavir waren um 131%, 484% bzw. 33% erhöht, wenn Ritonavir (200 mg zweimal täglich) in Kombination mit Amprenavir (1200 mg zweimal täglich) verabreicht wurde. Im Falle einer Kombinationsbehandlung bei Erwachsenen sollten die Dosen beider Arzneimittel reduziert werden. In der klinischen Praxis werden Dosierungen von 600 mg Amprenavir zweimal täglich und Ritonavir 100 mg zweimal täglich eingesetzt; die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit dieser Therapieregimes wird derzeit noch untersucht.

Bei Kindern und Patienten mit Nierenfunktionsstörungen kann zur Anwendung von Amprenavir in Kombination mit anderen Proteasehemmern keine Dosierungsempfehlungen gegeben werden. Bei Patienten mit Leberfunktionsstörung sollten derartige Kombinationen vermieden werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Auf Basis der derzeit vorliegenden Daten sollte Amprenavir immer in Kombination mit mindestens zwei anderen antiretroviralen Substanzen angewendet werden. Wenn Amprenavir als Monotherapeutikum verabreicht wird, treten schnell resistente Viren auf.

Amprenavir und Propylenglycol (in Agenerase®-Lösung) werden in erster Linie über die Leber metabolisiert. Bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen sollte Agenerase®-Lösung zum Einnehmen nicht angewendet werden. Patienten, die Agenerase®-Lösung einnehmen, vor allem solche mit Nierenfunktionsstörung oder solche, deren Fähigkeit, Propylenglycol abzubauen, vermindert ist (z. B. Personen asiatischen Ursprungs), sollten auf mit dem Propylenglycolgehalt (550 mg/ml) in Verbindung stehende Nebenwirkungen beobachtet werden. Dazu gehören Krampfanfälle, Benommenheit, Tachykardie, Hyperosmolarität, Laktatazidose, Nierenvergiftung, Hämolyse. Die gleichzeitige Anwendung von Agenerase®-Lösung zum Einnehmen mit Disulfiram oder anderen Arzneimitteln, die den Alkoholabbau mindern (z. B. Metronidazol), oder Arzneimitteln, die Alkohol enthalten (z. B. Ritonavir-Lösung zum Einnehmen) oder die zusätzliche Gabe von Propylenglycol sollte vermieden werden.

Die meisten Patienten mit einem schwachen oder mittelgradigen Hautausschlag können die Einnahme von Amprenavir fortsetzen. Geeignete Antihistaminika (z. B. Cetirizindihydrochlorid) können den Juckreiz reduzieren und das Abklingen des Hautausschlages beschleunigen. Amprenavir sollte auf Dauer abgesetzt werden, wenn ein Hautausschlag von systemischen oder allergischen Symptomen begleitet wird oder die Schleimhäute beteiligt sind. Bei Patienten, die eine antiretrovirale Proteasehemmer-haltige Therapie erhielten, wurde über das Auftreten von Diabetes mellitus, Hyperglykämie oder eine Exazerbation eines bestehenden Diabetes mellitus berichtet. Bei einigen dieser Patienten war die Hyperglykämie schwerwiegend und in einigen Fällen zusätzlich mit einer Ketoazidose verbunden. Viele der Patienten hatten andere Erkrankungen, zu deren Therapie Medikamente erforderlich waren, die mit der Entwicklung eines Diabetes mellitus oder einer Hyperglykämie in Verbindung gebracht werden.

Eine antiretrovirale Kombinationsbehandlung unter Einschluss von Proteasehemmern ist bei einigen Patienten mit einer Umverteilung des Körperfettes verbunden.

Proteasehemmer zeigen ferner metabolische Veränderungen wie Hypertriglyzeridämie, Hypercholesterolämie, Insulinresistenz und Hyperglykämie. Bei hämophilen Patienten (Typ A und B), die mit Proteasehemmern behandelt wurden, liegen Berichte über eine Zunahme von Blutungen einschließlich spontaner kutaner Hämatome und Hämarthrosen vor.

Schwangerschaft und Stillzeit

Die sichere Anwendung von Amprenavir während der Schwangerschaft wurde nicht belegt. Agenerase®-Lösung zum Einnehmen darf aufgrund möglicher toxischer Reaktionen des Fötus auf das enthaltene Propylenglycol nicht während der Schwangerschaft angewendet werden.

Es wird empfohlen, dass Mütter, die mit Amprenavir behandelt werden, ihre Kinder nicht stillen. Außerdem wird generell empfohlen, dass HIV-infizierte Frauen ihre Kinder nicht stillen, um eine Übertragung des Virus zu vermeiden.

Handelspräparat Agenerase® 

Hersteller

Einführungsdatum

Zusammensetzung

1 ml Lösung zum Einnehmen enthält 15 mg Amprenavir. 1 Weichkapsel enthält: 50 mg bzw. 150 mg Amprenavir.

Hilfsstoffe: Agenerase 15 mg/ml Lösung zum Einnehmen: Propylenglycol, Macrogol 400 (PEG400), Tocofersolan (TPGS), Acesulfam-Kalium, Saccharin-Natrium, Natriumchlorid, künstliches Kaugummi-Trauben-Aroma, natürliches Pfefferminzaroma, Levomenthol, Citronensäure, Natriumcitrat-Dihydrat, gereinigtes Wasser.

Agenerase 50 mg/150 mg Weichkapseln: Kapselhülle: Gelatine, Glycerol, Sorbitol und Sorbitollösung, Titandioxid und rote Tinte zum Bedrucken; Kapselfüllstoffe: Tocofersolan (TPGS), Macrogol 400 (PEG 400), Propylenglycol

Packungsgrößen, Preise, PZN

15 mg/ml, 240 ml Lösung, DM 89,55, PZN 0587028.
Agenerase 50 mg, 480 Kapseln, DM 540,47, PZN 0587011;
Agenerase 150 mg 480 Kapseln, DM 1486,28, PZN 0587005.

Indikation

Amprenavir ist in Kombination mit anderen retroviralen Arzneimitteln zur Behandlung von HIV-1-infizierten, mit Proteasehemmern vorbehandelten Erwachsenen und Kindern ab 4 Jahren angezeigt.

Dosierung

Patienten im Alter von 4 Jahren und älter, die Agenerase®-Kapseln nicht schlucken können: Agenerase®-Lösung: 17 mg (1,1 ml) Amprenavir/kg Körpergewicht dreimal täglich in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln bis zu einer Tageshöchstdosis von 2800 mg Amprenavir. Erwachsene und Jugendliche über 12 Jahre (über 50 kg Körpergewicht): Agenerase®-Kapseln: 1200 mg Amprenavir zweimal täglich in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln; in Kombination mit Ritonavir reduzierte Dosierung von Amprenavir (600 mg zweimal täglich) und Ritonavir (100 - 200 mg zweimal täglich). Kinder und Personen mit weniger als 50 kg Körpergewicht: Agenerase®-Kapseln: 20 mg Amprenavir/kg Körpergewicht zweimal täglich in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln bis zu einer Tageshöchstdosis von 2400 mg Amprenavir

Kontraindikationen

Agenerase®-Lösung ist bei Kleinkindern und Kindern unter 4 Jahren, schwangeren Frauen, Patienten mit Leber- oder Nierenversagen und Patienten, die mit Disulfiram oder Metronidazol behandelt werden, kontrainduziert.

Unerwünschte Wirkungen

Gastrointestinale Symptome, Hautausschläge und orale/periorale Parästhesie. Eine antiretrovirale Kombinationsbehandlung unter Einschluss von Proteasehemmern ist bei einigen Patienten mit einer Umverteilung des Körperfettes verbunden. Proteasehemmer zeigen ferner metabolische Veränderungen wie Hypertriglyzeridämie, Hypercholesterolämie, Insulinresistenz und Hyperglykämie. Bei hämophilen Patienten (Typ A und B), die mit Proteasehemmern behandelt wurden, liegen Berichte über eine Zunahme von Blutungen einschließlich spontaner kutaner Hämatome und Hämarthrosen vor.

Wechselwirkungen

Amprenavir darf nicht zusammen mit Arzneimitteln verabreicht werden, die eine geringe therapeutische Breite aufweisen und Substrate für CYP3A4 darstellen. Die Kombination mit solchen Arzneimitteln kann zu schwerwiegenden und/oder lebensbedrohlichen Wechselwirkungen führen. Es ist daher Vorsicht geboten, wenn Amprenavir zusammen mit Arzneimitteln verabreicht wird, die als Induktoren, Hemmer oder Substrate von CYP3A4 gelten. Aufgrund der Möglichkeit metabolischer Wechselwirkungen mit Amprenavir kann die Wirksamkeit von hormonellen Kontrazeptiva reduziert sein.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Amprenavir sollte immer in Kombination mit mindestens zwei anderen antiretroviralen Substanzen angewendet werden. Bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen sollte Agenerase®-Lösung zum Einnehmen nicht angewendet werden. Amprenavir sollte auf Dauer abgesetzt werden, wenn ein Hautausschlag von systemischen oder allergischen Symptomen begleitet wird oder die Schleimhäute beteiligt sind.

 

Kurz zusammengefasst 

Amprenavir (Agenerase®) ist ein kompetitiver Hemmer der HIV-Protease, der zur Kombinationsbehandlung der HIV-Infektion indiziert ist. Die Substanz wird peroral in Kapseln oder als Lösung eingesetzt und sollte immer in Kombination mit mindestens zwei anderen antiretroviralen Substanzen angewendet werden. Wenn Amprenavir als Monotherapeutikum verabreicht wird, treten schnell resistente Viren auf. Die wichtigsten Nebenwirkungen waren in den klinischen Studien gastrointestinale Symptome, Hautausschläge und orale/periorale Parästhesie. Anzeichen für eine abnorme Fettumverteilung (Lipodystrophie) waren unter der Behandlung mit Amprenavir selten.

Amprenavir ist in Kombination mit anderen retroviralen Arzneimitteln zur Behandlung von HIV-1-infizierten, mit Proteasehemmern vorbehandelten Erwachsenen und Kindern ab vier Jahren angezeigt. Sein Einsatz sollte unter Berücksichtigung des individuellen viralen Resistenzmusters und der Vorbehandlung des Patienten erfolgen. Amprenavir wird nicht zur Anwendung in der Monotherapie empfohlen, da sehr schnell resistente Viren selektiert würden. Die Daten aus mehreren klinischen Studien zeigen, dass bei mit anderen Proteasehemmern vorbehandelten Patienten eine Folgetherapie mit Amprenavir effektiv sein kann. Bei mit Proteasehemmern nicht vorbehandelten Patienten ist Amprenavir weniger wirksam als Indinavir. Bei intensiv mit Proteasehemmern vorbehandelten Patienten wurde die Anwendung von Amprenavir noch nicht ausreichend untersucht.

Das Resistenzprofil, das man mit Amprenavir in der klinischen Anwendung beobachtet, unterscheidet sich von dem der anderen Proteasehemmer. In vitro blieben die Varianten, die gegen Amprenavir resistent waren, auf Saquinavir, Indinavir und Nelfinavir empfindlich, zeigten aber eine 3- bis 5-fach erniedrigte Empfindlichkeit gegen Ritonavir. Viele in vitro gegen Proteasehemmer resistente HIV-Varianten und 322 von 433 (74%) klinisch gegen Proteasehemmer resistente HIV-Varianten, jeweils mit einer Vielzahl von Mutationen, die zu einer Resistenz gegenüber Proteasehemmern führten, waren gegen Amprenavir empfindlich. Bei mit mehreren Proteasehemmern vorbehandelten Patienten erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolgs mit der zunehmenden Anzahl aktiver Arzneistoffe (d. h. Substanzen, gegen die das Virus empfindlich ist) in der Folgetherapie.

Die Anzahl der Schlüsselmutationen für eine Resistenz steigt deutlich, je länger eine unzureichende Therapie mit einem Proteasehemmer fortgeführt wird. Um die Anhäufung einer Vielzahl von Mutationen in Grenzen zu halten, die sich auf die nachfolgende Behandlung nachteilig auswirken kann, wird der frühzeitige Abbruch einer insuffizienten Therapie empfohlen. Kreuzresistenzen zwischen Amprenavir und Reverse-Transkriptase-Hemmern treten wahrscheinlich nicht auf, da die Zielenzyme unterschiedlich sind.Amprenavir

Amprenavir (Agenerase®) ist der fünfte Hemmstoff der HIV-Protease, der bei uns auf den Markt kommt. Er wird peroral in Kapseln oder als Lösung zur Behandlung der HIV-Infektion eingesetzt. Amprenavir sollte immer in Kombination mit mindestens zwei anderen antiretroviralen Substanzen angewendet werden. Wenn Amprenavir als Monotherapeutikum verabreicht wird, treten schnell resistente Viren auf. Bei mit Proteasehemmern nicht vorbehandelten Patienten ist Amprenavir weniger wirksam als Indinavir. Das Resistenzprofil von Amprenavir unterscheidet sich von dem anderer Proteasehemmer und ist damit eine gute Option für mit Proteasehemmern vorbehandelten Patienten. Andererseits bleiben für Patienten mit Therapieversagen unter Amprenavir-Gabe weitere Optionen für Proteasehemmer offen. Zu Ritonavir besteht eine teilweise Kreuzresistenz.

Nach peroraler Einnahme wird Amprenavir schnell resorbiert, die absolute Bioverfügbarkeit liegt bei 90%. Maximale Plasmawerte sind nach ein bis zwei Stunden erreicht. Wegen seiner langen Halbwertszeit von 7,1 bis 10,6 Stunden kann Amprenavir zweimal täglich unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden, ohne dass auf die Einhaltung eines strengen 12-Stunden-Intervalls geachtet werden muss. Die Substanz wird hauptsächlich über das CytochromP450-System verstoffwechselt. Daher kann es zu zahlreichen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln kommen, die mit diesem Enzymsystem interagieren. Amprenavir darf daher nicht gleichzeitig mit Arzneimitteln verarbreicht werden, die eine geringe therapeutische Breite besitzen und außerdem Substrate des Cytochrom-P450-Isoenzyms 3A4 (CYP3A4) darstellen, da dies zu einer kompetitiven Hemmung der Metabolisierung dieser Substanzen führen und möglicherweise schwerwiegende und/oder lebensbedrohliche Nebenwirkungen hervorrufen kann. Die wichtigsten Nebenwirkungen waren in den klinischen Studien gastrointestinale Symptome, Hautausschläge und orale/periorale Parästhesie. Anzeichen für eine abnorme Fettumverteilung (Lipodystrophie) waren unter Amprenavir-Therapie selten.

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