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Um Cardlink anzubieten
Apps für die Apotheke: Individuell oder von der Stange?
Seit einiger Zeit steht die CardLink-Technologie auch den Apotheken vor Ort zur Verfügung. Um diesen Einlöseweg anzubieten, wird allerdings zwingend eine App benötigt. Dafür gibt es verschiedene Optionen.
Ob das CardLink-Verfahren tatsächlich zu dem Gamechanger werden wird, als das es insbesondere von den Versendern noch zu Beginn des Jahres hochstilisiert wurde, bleibt abzuwarten. Jedoch hat es die Apotheken vor Ort unter Druck gesetzt. Nichts zu tun und abzuwarten, scheint die schlechteste aller Handlungsempfehlungen zu sein.
Denn immerhin ist nicht auszuschließen, dass auch die eigenen Kunden bequem von zu Hause per App ihr E-Rezept einlösen wollen. Wenn das in der Stammapotheke nicht geht, freut sich eine andere Apotheke. Im schlimmsten Fall sitzt diese andere Apotheke im EU-Ausland, lockt mit hierzulande verbotenen Rabatten und bietet den Kunden dann auch noch ein Rezept-Abo an. Solche Kunden wären dauerhaft verloren. Was also tun?
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Werfen wir einen kurzen Blick zurück: Den meisten Apotheken hätten die ursprünglich vorgesehenen Einlösewege fürs E-Rezept vermutlich ausgereicht: Gematik-App, Token-Ausdruck und, seit etwas mehr als einem Jahr, die Versichertenkarte (eGK) zum Stecken in der Apotheke vor Ort. Spätestens seit dem 17. April 2024 gibt es mit CardLink jedoch einen weiteren Einlöseweg, der lange Zeit ausschließlich niederländischen Versandapotheken vorbehalten war, während gleichzeitig durch das Inkrafttreten des Digitalgesetzes (DigiG) am 26. März 2024 die Übermittlung des Tokens durch Drittanbieter-Apps massiv eingeschränkt wurde. Im August war dann mit gesund.de das erste deutsche Apothekenportal in der Lage, E-Rezepte über CardLink zu übermitteln, mittlerweile sind über die als „Branchenlösung“ bezeichnete Infrastruktur der Gedisa auch viele andere Anbieter dazu in der Lage.
Bei CardLink werden die Versichertenstammdaten über NFC (engl. „near field communication,“ auf Deutsch „Nahfeldkommunikation“) über eine auf dem Smartphone der Patienten installierte App ausgelesen und an eine zuvor ausgewählte Apotheke übertragen. Dort wird das E-Rezept vom Gematik-Server abgerufen und den Patienten in der App angezeigt. Anders als der Token, der ein vom menschlichen Auge nicht zu entziffernder 2D-Barcode ist, haben die Patienten bei CardLink Zugriff auf alle Rezeptinformationen. Was komfortabel und bequem klingt, hat in der Praxis allerdings häufig noch seine Macken: Je nach Mobiltelefon muss die Versichertenkarte an eine andere Stelle gehalten werden, oft funktioniert das Auslesen erst beim zweiten oder dritten Versuch. Das ist dann keine User-Experience, die Lust auf mehr macht.
Nichtstun ist keine Option
Als Apotheke könnte man daher auf die Idee kommen, abzuwarten, bis auch diese Sau endgültig durchs Dorf getrieben ist. Das ist aber nicht ratsam. Denn technische Unzulänglichkeiten sind meist nicht langlebig. Beim nächsten Release der App könnten sie schon behoben sein. Und dann ist da noch ein Fernsehmoderator, der allabendlich dem Publikum vor der Tagesschau erklärt, wie das funktioniert. Sein Auftraggeber, die Shop-Apotheke, hat erst vergangene Woche erklärt, noch mehr Geld ins Marketing fürs E-Rezept zu stecken. Nicht alle Fernsehzuschauer werden deswegen sofort in Holland bestellen. Denn dazu braucht es ja erst einen Anlass: das Rezept. Aber wenn sie ein E-Rezept haben und dieses in der Apotheke vor Ort auch „wie bei Herrn Jauch“ mit Handy und eGK einlösen möchten, muss sich die Apotheke fragen, was die Konsequenz wäre, wenn sie genau diese Lösung verweigert.
Die Antwort: Im schlimmsten Fall droht Kundenverlust. Um diesen zu verhindern, sollten auch die Vor-Ort-Apotheken in Deutschland ihren Kunden das Einlösen von E-Rezepten via CardLink auf dem Smartphone anbieten. Nur dann können sie überhaupt aktive Wettbewerbsabwehr gegen den EU-Versand betreiben und für ihre Patienten auch digital präsent sein. Wie so ein Angebot der Apotheke für ihre Kunden aussehen kann, dafür gibt es mehrere Wege.
Drei Wege zur App
- Plattformen sind der niedrigschwelligste Weg, um am CardLink-Verfahren teilnehmen zu können. Während gesund.de bereits Ende Juli gemeinsam mit dem IT-Dienstleister Akquinet aus Hamburg eine eigene CardLink-Lösung auf den Markt gebracht hat, haben sich andere Plattformanbieter, wie ia.de (Zukunftspakt Apotheke), apotheken.de oder Amamed dazu entschieden, CardLink ausschließlich über die Lösung der Gedisa anzubinden. Der Rollout ist nun im September erfolgt. Manche Plattformen umweht allerdings stets ein Hauch von Ambivalenz, da nicht immer klar ist, wem die überaus wertvollen Kundendaten gehören – der Apotheke oder der Plattform? Außerdem konkurriert bei vielen die meist national starke Marke der Plattform mit der regional starken Marke der Apotheke vor Ort. Die Abwägung von Nutzen und Risiko bleibt bei Plattformen letztlich jeder Apotheke selbst überlassen.
- Auf Plattform-Technologie basierende apothekenindividuelle Apps sind daher ein aktuell stark zunehmender Trend. Unter anderem apotheken.de, Apozin, aber auch ia.de, bieten derartige Lösungen an, ebenso die meisten Warenwirtschaftshersteller. Diese apothekenindividuellen Apps bieten mehrere Vorteile. Denn die Technologie ist vorhanden und erprobt. Die Marke der Plattform spielt keine Rolle und ist allenfalls im Impressum sichtbar. Im Vordergrund steht die Apotheke, die dadurch einen Platz auf dem Handy des Kunden bekommt. Einziger möglicher Nachteil: So richtig individuell sind diese Lösungen alle nicht. Kunden, die mehrere Stammapotheken haben, werden im Zweifel schnell feststellen, dass sich die Apps vom Aufbau her ähneln. Ob das Konsequenzen auf deren Kaufverhalten hat, ist jedoch fraglich.
- Komplett individuell entwickelte Apps lösen schließlich auch dieses Problem. Sie schaffen dafür aber jede Menge andere Herausforderungen, die zu lösen vermutlich nur große Apotheken oder Apothekenverbünde imstande sein dürften. Denn einerseits ist die Entwicklung einer eigenen App sehr teuer. Von der Idee bis zur ersten Beta-Version darf man hier mit sechsstelligen Investitionen rechnen. Ist die eigene App dann einmal gelauncht und in den Stores, dann hört die Arbeit nicht auf: Wartung und Support müssen geleistet werden. Auch das kostet den Betreiber finanzielle oder personelle Ressourcen.
Fazit
Wenn es schnell gehen soll mit CardLink, so dürften Plattformen die Technologie der Wahl sein. Wer seine Kunden(daten) hingegen ungern mit Dritten teilt, sollte sich schnell mit den apothekenindividuellen Apps auseinandersetzen und den nächstmöglichen Installationstermin vereinbaren. Die App aus der eigenen Entwicklungsschmiede schließlich dürfte nur für eine Handvoll Apotheken in Deutschland überhaupt infrage kommen – und sind von diesen Apotheken mit Sicherheit bereits spezifiziert und in Auftrag gegeben.
Für welche Option die Apotheke sich auch entscheidet – erst die Zukunft wird zeigen, wie gerechtfertigt dieser Aufwand gewesen sein wird. Denn CardLink ist zwar nur als bis zum 31. März 2026 befristete Übergangslösung bis zur Einführung der GesundheitsID, einer digitalen Identität im Gesundheitswesen, vorgesehen. Doch blickt man zurück auf die Einführung des E-Rezeptes, wäre es nicht im geringsten verwunderlich, wenn auch das vermeintliche Provisorium CardLink uns noch lange begleiten würde. Und aus genau diesem Grund sind Apotheken gut beraten, den vierten Übertragungsweg ebenfalls anzubieten. Herr Jauch erklärt ihnen jeden Abend schon, wie es geht – zumindest fällt dieser Beratungsaufwand dann weg. |
3 Kommentare
Undifferenzierte Betrachtungsweise
von Hauke Timmen am 17.10.2024 um 18:54 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Technologie existiert und funktioniert aber nun mal schon
von Andreas P. Schenkel am 17.10.2024 um 23:14 Uhr
AW: Undifferenzierte Betrachtungsweise
von Beldowitz am 18.10.2024 um 11:35 Uhr
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