Zudem informiert die AKWL über die Debatten und Beschlüsse der Kammerversammlung am Folgetag der jeweiligen Sitzungen in Online-Mitteilungsblättern und bietet mit AKWL-TV eine filmische Aufarbeitung aktueller Themen an. Nach Angaben des Sprechers organisiert sie darüber hinaus Stammtische, um ihre Mitglieder zu erreichen. Im Repertoire hat sie dabei sowohl einen Online-Treffpunkt zum apothekerlichen Austausch als auch analoge Konzepte etwa für junge Kolleginnen und Kollegen, Seniorinnen und Senioren sowie Filialleiterinnen und -leiter. Bemerkenswert: In Westfalen-Lippe stieg die Wahlbeteiligung unter den Pharmazeuten im Praktikum zuletzt deutlich. Ein Grund dafür könnte laut AKWL-Hauptgeschäftsführer Andreas Walter sein, dass die Kammer in den vergangenen Jahren ihre Nachwuchsarbeit an der Universität Münster spürbar intensiviert hat.
Vorteile von Online-Wahlen
Online-Wahlen verdienen im Zusammenhang mit der Wahlbeteiligung offenbar ein besonderes Augenmerk. Während sie in Westfalen-Lippe als ergänzendes Angebot zur Briefwahl eventuell zur Stabilisierung beigetragen haben könnten, verbuchten Niedersachsen und Schleswig-Holstein bei Umstellung von der reinen Brief- auf eine reine Online-Wahl einen deutlichen Rückgang bei der Wahlbeteiligung. Alle drei Kammern setzten bei der technischen Umsetzung auf den Anbieter Polyas. Das Unternehmen blickt auf rund 28 Jahre Erfahrung mit Online-Wahlen zurück. Zu den Kunden zählen neben verschiedenen Arten von Kammern nach eigenen Angaben auch zum Beispiel Kommunen, Kirchen, Parteien und Hochschulen.
Angesichts der Zahlen aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen betonen Peter Schraeder, Teamkoordinator und Senior Content Marketing Manager bei Polyas, und seine Kollegin Nina Bauerfeind gegenüber der Redaktion die Vorteile, die eine reine Online-Wahl dennoch haben kann. Insbesondere die Kosten sind demnach ein wichtiger Faktor. „Briefe zu verschicken, ist teuer“, sagt Bauerfeind. Selbst wenn die Institutionen die Möglichkeit nutzen, die Wahleinladungen per Brief zu verschicken – so wie es alle drei Kammern getan haben –, sei das letztlich noch immer preiswerter als die klassische reine Briefwahl. Zudem sei es bei Nutzung eines Online-Wahlsystems unkompliziert und kostengünstig möglich, Wahlerinnerungen zu verschicken, sofern die E-Mail-Adressen der Wahlberechtigten vollständig vorliegen. „Wir registrieren, dass diese Erinnerungen durchaus etwas bringen“, unterstreicht die Wahlexpertin. Nach dem Versenden sei zu beobachten, dass anschließend besonders viele Menschen ihre Stimme abgeben.
Tipps vom Experten
Wie es gelingen kann, die Wahlbeteiligung zu steigern, damit beschäftigt sich auch Schraeder in seinem Berufsalltag. Er hat einige Tipps zusammengestellt, wie sich Wahlberechtigte animieren lassen, tatsächlich ihre Stimme abzugeben. So sei es etwa eine Option, im Wahlzeitraum eine Umfrage unter den Wählerinnen und Wählern zu starten, die bisher noch nicht gewählt haben. „Man kann zum Beispiel fragen, ob diese Personen planen zu wählen, ob ihre Wahlentscheidung schon feststeht und ob sie eher auf der Arbeit oder von zuhause aus wählen werden“, zählt Schraeder auf. Das rege dazu an, den Wahlvorgang zu visualisieren und sich innerlich mit der Wahl zu befassen. Eine eigene Wahl-Website erleichtere es den Stimmberechtigten, sich über das Prozedere und die Wahlmöglichkeiten zu informieren.
Social-Media-Kampagnen können ebenfalls dazu beitragen, Aufmerksamkeit für die Wahl zu schaffen. „Dabei sollten auch die zur Wahl stehenden Kandidatinnen und Kandidaten ihre Reichweite nutzen“, sagt der Marketing-Fachmann. Auch wenn sich seiner Erfahrung nach viele damit schwertun: Der persönliche Appell eines Kandidierenden, sich an der Wahl zu beteiligen, könne recht wirkungsvoll sein. Aufrufe von sogenannten Wahlbotschaftern seien ebenfalls geeignet, zum Wählen zu animieren. „Das sollten innerhalb des Wählerkreises möglichst bekannte Persönlichkeiten sein, mit denen sich die Stimmberechtigten identifizieren können“, erläutert Schraeder.
Nicht zuletzt gelte es, die potenziellen Wählerinnen und Wähler durch die Ansprache zu motivieren. „Man kann zum Beispiel schreiben: ‚Lieber Wähler, Ihre Stimme zählt und wirkt‘“, schlägt Schraeder vor. Denn oft hätten Wahlberechtigte das Gefühl, sie könnten eh nichts verändern und ihre Stimme sei nicht so wichtig. Vor diesem Hintergrund sei es auch denkbar, den Wählerinnen und Wählern nach der Abstimmung für ihre Teilnahme zu danken und über die Ergebnisse zu informieren.
Was sind Hindernisse für die Stimmabgabe?
Was aber sind Faktoren, die potenzielle Wählerinnen und Wähler an der Stimmabgabe hindern? Das Ergebnis einer nicht repräsentativen DAZ-Umfrage (siehe Kasten) zeigt: Gut ein Drittel (35 Prozent) der Nichtwähler ist der Meinung, Wählen brächte nichts. Fast jede:r Fünfte (19 Prozent) gibt an, nicht zu wissen, was er oder sie da genau wählt. Sonstige Gründe nannten 28 Prozent der Teilnehmenden, die zuletzt nicht gewählt hatten. Aus den Freitext-Antworten ist vor allem abzulesen, dass sich einerseits viele von ihnen nicht angemessen vertreten fühlen, es andererseits aber auch an Kenntnis der Programme der einzelnen Listen, den zur Wahl stehenden Personen und an Zeit mangelt, sich mit den Inhalten zu befassen. Zwar stellen alle Kammern diese Informationen bereit, zumeist sowohl online als auch in speziellen Mitgliederzeitschriften. Offenbar fühlen sich die Apothekerinnen und Apotheker dadurch jedoch nicht ausreichend angesprochen oder können sich auf Basis solcher Zusammenfassungen kein konkretes Bild machen, welche Kandidaten oder Listen ihre Interessen am besten repräsentieren.
3 Kommentare
Wahlbeteiligung
von Ursula Schindling am 29.09.2024 um 12:29 Uhr
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Kammerwahlen
von Landapothekerin am 26.09.2024 um 10:38 Uhr
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Kein Wunder
von Dr. Radman am 26.09.2024 um 9:34 Uhr
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