Wie unser Gehirn unterschiedlich aktiviert wird

Liebe ist nicht gleich Liebe

18.09.2024, 09:15 Uhr

Die Liebe von Eltern zu ihrem Kind ist einzigartig und sehr stark. (Foto: Jenko Ataman / AdobeStock)

Die Liebe von Eltern zu ihrem Kind ist einzigartig und sehr stark. (Foto: Jenko Ataman / AdobeStock)


In einer Studie wurde mithilfe funktioneller Magnetresonanztomographie untersucht, wie verschiedene Arten von Liebe Bereiche des Gehirns aktivieren. Welche ist die intensivste Form der Liebe?

„Ihr Kind läuft Ihnen freudig auf einer sonnigen Wiese entgegen. Sie lächeln zusammen und die Sonnenstrahlen flackern auf euren Gesichtern. Du fühlst Liebe für dein Kind.“ So oder so ähnlich klangen die Kurzgeschichten, die finnische Forscher der Aalto Universität ihren Probanden in einer Studie vorspielten. Was in den Geschichten wechselte, war der Protagonist: vom romantischen Partner, dem Kind, einem Freund bis hin zum Haustier (Hund oder Katze) oder einem Fremden. Auch die umgebende schöne Natur wurde als Beispiel genutzt, um die Emotionen der Probanden anzusprechen. Ziel war es, über funktionelle Magnetresonanztomographie zu beobachten, wie verschiedene Arten von Liebe Bereiche des Gehirns aktivieren. Zur Kontrolle wurden auch neutrale Geschichten abgespielt und die Ergebnisse verglichen. 

Die intensivste Form der Liebe

Als intensivste Form der Liebe gilt die romantische und elterliche Liebe, welche besonders das Belohnungssystem des Gehirns, wie Striatum, Thalamus und Hirnstamm aktivieren, die alle mit Motivation, Bindung und Belohnung in Verbindung stehen. Freundschaftliche Liebe und Liebe zu seinem Haustier zeigen ähn­liche Muster, jedoch weniger intensiv. Das Ergebnis deutet darauf hin, dass die Liebe zu Haustieren bei Tierbesitzern neuronal eher zur zwischenmenschlichen Liebe passt als bei Teilnehmern ohne Haustiere. 

Aber warum empfinden wir stärkere Zuneigung zu Menschen, die uns nahe stehen im Vergleich zu Fremden? Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass engere Beziehungen mit einer stärkeren Aktivierung des Belohnungssystems verbunden sind. Die Reaktion zu Fremden sei eher ein Ausdruck von Dankbarkeit oder Mitgefühl – keine Liebe. 

Die Liebe zur Natur

Während romantische und elterliche Liebe stark das Belohnungssystem anregen, ist die Liebe zur Natur weniger mit sozialen und emotionalen Prozessen verknüpft. Stattdessen aktiviert sie visuell-ästhetische Bereiche, wie den Gyrus parahippocampale. 

Insgesamt zeigt die Studie, dass jede Art von Liebe ihren eigenen „neuronalen Fingerabdruck“ hinterlässt, der von biologischen, aber auch kulturellen Faktoren geprägt ist – während das Belohnungssystem bei fast allen Arten von Liebe eine Rolle spielt.

Literatur

Rinne P, Lahnakoski JM, Saarimäki H et al. Six types of loves differentially recruit reward and social cognition brain areas. Cerebral Cortex August 2024, https://doi.org/10.1093/cercor/bhae331


Sarah Decker-Izzo, Apothekerin, DAZ-Redakteurin
redaktion@daz.online


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