Telemedizin

TK und Teleclinic kooperieren

Berlin - 09.09.2024, 18:01 Uhr

(Foto: IMAGO / dts Nachrichtenagentur)

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Ab 1. Dezember wird die Teleclinic als Dienstleister für die Techniker Krankenkasse tätig sein: Sie wird künftig das TK-ÄrzteZentrum betreiben, das unter anderem Online-Sprechstunden anbietet. Beide Seiten versichern: Daten würden nicht an die Teleclinic-Mutter, die DocMorris AG, übermittelt. Auch Interessenkonflikte sieht man keine.  

Auf „Welt.de“ sorgte am Sonntag ein Bericht für Wirbel in der Apothekenbranche: Die TK arbeitet ab Dezember mit der Teleclinic GmbH zusammen. Das Münchener Unternehmen soll ab Dezember dieses Jahres das TK-ÄrzteZentrum betreiben. Besagtes ÄrzteZentrum bietet TK-Versicherten verschiedene Services an, etwa die ärztliche Beratung oder die Fernbehandlung in der TK-Doc App. Bislang hatte die IFE Gesundheits GmbH diesen Job gemacht – doch deren Vertrag läuft Ende November aus, wie die TK gegenüber der DAZ bestätigte. Daher habe man die Leistung neu ausgeschrieben – so wie es eine bundesunmittelbare Körperschaft des öffentlichen Rechts tun muss. Die TK erklärt, wie es zur Bezuschlagung der Teleclinic kam:


„Im Verfahren nach EU-Vergaberecht wurden allen Wettbewerbern dieselben Anforderungen an Leistung, Qualität und Wirtschaftlichkeit gestellt. Die Bewertung der Angebote richtete sich nach einem für alle Mitbietenden identischen Bewertungskatalog. Die TeleClinic GmbH hat die geforderten Kriterien qualitativ und wirtschaftlich besser erfüllt und deshalb den Zuschlag erhalten“.

Techniker Krankenkasse


Kommuniziert wurde diese neue Zusammenarbeit nicht öffentlich. Doch nun ist sie buchstäblich in der Welt und in der Apothekerschaft schrillen die Alarmglocken. Schließlich ist der Telemedizinanbieter seit gut vier Jahren in den Händen des Schweizer Unternehmens DocMorris. Diese Übernahme bewegte seinerzeit auch den Deutschen Apotheker Verlag, eine Zusammenarbeit von apotheken.de mit Teleclinic mit sofortiger Wirkung zu beenden – eine Kündigung, die auch vor Gericht Bestand hatte.

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TK wie auch Teleclinic haben damit offensichtlich kein Problem. So erklärt die TK auch gegenüber der DAZ, dass die Teleclinic GmbH ihr vertraglich zugesichert habe, unabhängig von ihrer Muttergesellschaft zu agieren. „Sie ist vertraglich verpflichtet, alles zu unterlassen, was den Eindruck erwecken könnte, sie werde bei der Erbringung ihrer Leistungen durch die pharmazeutische Industrie oder einzelne Unternehmen der pharmazeutischen Industrie beeinflusst“, so die Kasse. Es gebe daher keinen Grund zur Annahme, dass es zu Interessenskonflikten kommen sollte. Teleclinic speichere zudem alle personenbezogenen Daten in verschlüsselter Form auf Servern, die sich in Deutschland befinden – entsprechend den vertraglichen Vorgaben der TK.

Teleclinic: „Gänzlich unabhängig von DocMorris“

Und auch seitens der Teleclinic heißt es, man biete sämtliche Services „eigenständig und insbesondere unabhängig von der DocMorris AG an“. Auch datenschutzrechtlich sei alles sauber: Daten deutscher Versicherter würden nicht an die DocMorris AG bzw. in die Schweiz übermittelt. Die Ausstellung eines Rezeptes, so heißt es weiter, liege grundsätzlich im Ermessen des behandelnden niedergelassenen Arztes oder der behandelnden niedergelassenen Ärztin. Und diese seien nicht bei Teleclinic angestellt.

Skepsis bei der AKNR

Doch im Welt-Artikel kommt auch die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) zu Wort. Sie bezeichnet die Kooperation als „äußerst bedenklich“, heißt es. Sie beobachte „mit einiger Sorge“, „dass Telemedizin-Anbieter und ausländische Versender von Arzneimitteln von der Eigentümer-Struktur her de facto dieselbe Mutter haben“. Damit werde die zuverlässige Trennung zwischen Arzt und Apotheke gefährdet. Hinter den Aussagen steckt Rechtsanwalt Morton Douglas, der mit der AKNR bekanntlich zahlreiche Prozesse gegen DocMorris – und auch gegen Teleclinic – führte. 

Er traut den Beteuerungen der neuen Partner nicht: „Der Rechtsbruch ist Teil der DNA von DocMorris“, erklärt er im Namen der AKNR. Gegenüber der DAZ untermauert Douglas seine Bedenken. Er vermuteter gar einen „Marketing-Gag“ von DocMorris: Man wolle den Aktionären eine neue Kooperation präsentieren, um sie bei der Stange zu halten.

Es muss sich nun zeigen, wie die TK ihre neue Zusammenarbeit mit Teleclinic ausgestaltet. Klar ist: Sie wird seitens der Apothekerschaft scharf beobachtet. 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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