BfArM informiert

Import medizinischer Cannabisblüten steigt um 40 Prozent

08.08.2024, 11:15 Uhr

(IMAGO / Fotostand)

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Infolge der stark gestiegenen Nachfrage nach Medizinalcannabis in Blütenform reagieren die Anbieter und steigern ihre Exporte nach Deutschland. Expert*innen gehen davon aus, dass ein großer Teil davon nicht für medizinische Zwecke genutzt wird.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat aktuelle Zahlen zu den Einfuhrmengen von medizinischem Cannabis veröffentlicht. Demnach wurden im zweiten Quartal 11,7 Tonnen getrocknete Cannabisblüten für die medizinische Nutzung importiert. Damit stieg die Einfuhrmenge gegenüber dem ersten Quartal (8,1 Tonnen) um fast 40 Prozent.

2023 wurden rund 32,5 Tonnen Cannabisblüten aus 24 Staaten nach Deutschland importiert. Im ersten Halbjahr 2024 waren es bereits 19,8 Tonnen aus 15 verschiedenen Staaten. Die größten Mengen stammen aus Kanada (11,1 Tonnen), Portugal (3,5 Tonnen) und Dänemark (1,6 Tonnen).

Selbstzahler steigern Nachfrage nach Blüten

Verantwortlich für den deutlichen Anstieg der Importe ist die gestiegene Nachfrage infolge der Teillegalisierung von Genusscannabis im April. Seitdem ist insbesondere bei den Selbstzahler*innen ein starker Anstieg der Verschreibungen zu verzeichnen. Nach Aussage des Verbandes der Cannabis versorgenden Apotheken liegt deren Anteil bei den eingelösten Cannabis-Rezepten derzeit bei 80 Prozent. Im Gegensatz zu den kassenfinanzierten Cannabisrezepten, bei denen hauptsächlich Cannabis-Extrakte und Fertigarzneimittel abgegeben werden, fragen die Selbstzahler*innen vor allem Cannabis-Blüten nach.

Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft warnte im Juli davor, dass Medizinalcannabis seit der Teillegalisierung verstärkt zu Genusszwecken genutzt wird. Die Mehrheit der Selbstzahler*innen bezieht ihre Rezepte über Telemedizinplattformen, deren Geschäftspraktiken von vielen Expert*innen kritisiert werden.

Missbrauch zu Genusszwecken

Studienergebnisse legen nahe, dass schon vor der Teillegalisierung ein erheblicher Teil der verschriebenen Cannabisblüten nicht für medizinische Zwecke genutzt wurde. Darauf wiesen Peter Cremer-Schaeffer und Solveig Langer im Mai dieses Jahres im Deutschen Ärzteblatt hin. Sie hatten Daten zur Verschreibung von Cannabis aus dem Jahr 2021 untersucht. Demnach war der Anteil der Selbstzahler vor allem in den Altersgruppen der 20- bis 40-Jährigen besonders hoch, bei den Älteren überwog der Anteil der Kassenrezepte:

„Der hohe Männeranteil (87,7%) und das geringe Durchschnittsalter (36 Jahre), bei alleiniger Betrachtung der Verordnungen auf Privatrezepten, lässt es möglich erscheinen, dass eine Versorgung mit Cannabisblüten erfolgt, die der Gesetzgeber so nicht bezweckt hat.“


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Alles im Lot

von Stefan Haydn am 08.08.2024 um 19:58 Uhr

Der hohe Männeranteil (87,7%) und das geringe Durchschnittsalter (36 Jahre), bei alleiniger Betrachtung der Verordnungen auf Privatrezepten, lässt es möglich erscheinen, dass eine Versorgung mit Cannabisblüten erfolgt, die der Gesetzgeber so nicht bezweckt hat.“

Überraschung! Wie prophezeit, bzw. bestellt!

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