One Day to #SaveOurPharmacies

Britische Apothekenteams protestieren am 20. Juni

Berlin - 06.06.2024, 12:15 Uhr

Apothekerinnen und Apotheker machen im März in London mit einer Landkarte auf das Apothekensterben aufmerksam. (Foto: IMAGO / ZUMA Wire)

Apothekerinnen und Apotheker machen im März in London mit einer Landkarte auf das Apothekensterben aufmerksam. (Foto: IMAGO / ZUMA Wire)


Nachdem Ende Mai die Apothekenteams in Frankreich auf die Straßen gegangen waren, kündigen nun auch die Briten Proteste an: Am 20. Juni wollen die Apotheken mit verschiedenen Aktionen auf das sich beschleunigende Apothekensterben aufmerksam machen.

Die National Pharmacy Association (NPA) spricht von einem „Notstand im gesamten Apothekensektor“: Für den 20. Juni plant der Apothekenverband Proteste im gesamten Vereinigten Königreich. Unter dem Titel „One Day to #SaveOurPharmacies“ sollen Apothekenteams „symbolische Aktionen“ durchführen, „die auf die dunklen Zeiten für den angeschlagenen Apothekensektor hinweisen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbands von diesem Dienstag.

An Schließungen denkt die NPA aber offensichtlich nicht. Sie schlägt unter anderem vor, das Licht auszuschalten, schwarze Kleidung zu tragen, die Fenster zu verdunkeln. Aber auch Kommunikation wird erwartet, so sollen die Apothekenteams den Tag nutzen, um mit Patientinnen und Patienten zu reden, Kandidaten der in vier Wochen anstehenden Parlamentswahl sollen eingeladen werden.

Online soll in den sozialen Medien unter dem Hashtag #saveourpharmacies auf die Situation hingewiesen werden. Das ist der Name der neuen Kampagne, zu der es Plakate und Aufkleber gibt. Zudem werden Unterschriften gesammelt.

NPA-Geschäftsführer Paul Rees spricht mit Blick auf die Proteste von einem „beispiellosen Schritt“. „Die Finanzierung der öffentlichen Apotheken wurde in den letzten zehn Jahren immer weiter gekürzt, was dazu geführt hat, dass sich der Sektor nun in einer echten Notlage befindet“, so Rees.

Zehn Apotheken machen wöchentlich dicht

Auch in Großbritannien grassiert das Apothekensterben. Laut NPA machen in England derzeit wöchentlich zehn Apotheken dicht – in Schottland, Wales und Nordirland wächst die Gefahr. Bereits Mitte Mai hatte der Verband darauf hingewiesen, dass im laufenden Jahr die Zahl der Schließungen 50 Prozent höher liege, als im Vergleichszeitraum 2023.

Mit der Wahl des Datums – dem 20. Tag des Monats – soll betont werden, dass ab diesem Tag die „durchschnittliche Apotheke“ in die Verlustzone gerät. Laut NPA reicht die Finanzierung durch das National Health System (NHS) nur die ersten drei Wochen des Monats, ab dem Tag wird der Apothekendienst vom Unternehmen subventioniert.

Die konservative Regierung Großbritanniens hatte Anfang Februar ihre „Pharmacy-First-Strategie“ gestartet. So sollen leichte Erkrankungen wie Hals- oder Ohrenschmerzen gleich in der Apotheke behandelt werden.

Auch französischen Apothekenteams reicht es

In Frankreich waren bereits Ende Mai die Apothekenteams auf die Straße gegangen. Laut den Gewerkschaften Fédération des Syndicats pharmaceutiques de France (FSPF) und Union des syndicats de pharmaciens d'officine (USPO) demonstrierten landesweit 30.000 Apothekeninhaber, -angestellte und Pharmaziestudierende. 18.000 Apotheken machten dicht – fast 90 Prozent des Landes. „Die Patienten sollen vor pharmazeutischen Wüsten gewarnt werden“, hieß es in dem Aufruf der Gewerkschaften. Allein im ersten Quartal des Jahres schlossen laut ihren Angaben hundert Apotheken.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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