Großbritannien

Erstes landesweites Inhalator-Recycling-Programm mit Haken

Stuttgart - 12.10.2023, 13:05 Uhr

Solche Recycling-Sammelstellen für Inhalatoren können Apotheken künftig in Großbritannien aufstellen. (Foto: Grundon Waste Management)

Solche Recycling-Sammelstellen für Inhalatoren können Apotheken künftig in Großbritannien aufstellen. (Foto: Grundon Waste Management)


Eigentlich ist es ein Grund zur Freude: In Großbritannien ist vor Kurzem das erste landesweite Recyclingprogramm für Inhalatoren gestartet. Jede Apotheke, die möchte, kann mitmachen – für die Kosten muss sie bislang allerdings selbst aufkommen.

Im März 2022 ist die erste deutsche S1-Handlungsempfehlung für die klimabewusste Verordnung von inhalativen Arzneimitteln erschienen. Diese zielt vor allem darauf ab, den Einsatz von Dosieraerosolen und damit von schädlichen Treibmitteln zu reduzieren. Das funktioniert – dort wo Patient:innen damit umgehen können – über den Austausch durch Pulverinhalatoren, sofern es entsprechende Präparate im Handel gibt.

Allerdings hinterlässt auch der Einsatz von Pulverinhalatoren viel Müll und nicht alle Patient:innen werden künftig auf Dosieraerosole verzichten können. Inhalatoren zu recyceln klingt deshalb nach einer guten Idee, die auch schon seit längerem beispielsweise in Großbritannien verfolgt wird, aber noch nicht in großem Stil zum Einsatz kommt. Ansätze schaffen es oft nicht über die Pilotphase einzelner räumlich begrenzter Firmenprojekte hinaus. Und der NHS (National Health Service) in Großbritannien erklärte im August 2021 gegenüber dem „Pharmaceutical Journal“, dass er keine Pläne für ein landesweites Inhalator-Recyclingprogramm habe. Doch nun möchte – nach erfolgreichen Testphasen – ein Abfallwirtschaftsunternehmen diese Lücke füllen.

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Das berichtet das „Pharmaceutical Journal“ und beruft sich auf eine Mitteilung der Firma „Grundon Waste Management“ vom 20. September 2023: Das Unternehmen recycelt demnach nicht nur den Kunststoff und das Aluminium, aus dem die Geräte und Patronen bestehen, sondern auch die Fluorkohlenwasserstoffgase von Dosieraerosolen. Letztere sollen anschließend in der Kühlindustrie wiederverwendet werden.

Die Firma bringt einige Erfahrung mit, denn sie soll hinter einigen der bisherigen Recycling-Initiativen von entsprechenden Pharmaherstellern gesteckt haben und in einer spezialisierten Recyclinganlage mehr als 200.000 Inhalatoren pro Tag verarbeiten können. Organisationen – wobei explizit auch Apotheken genannt werden – könnten den Grundon-Recyclingdienst nun nutzen und dafür Behälter zur Aufbewahrung der Inhalatoren erwerben.

Apotheken müssen Recycling selbst finanzieren

Allerdings gibt es einen Haken, wie eine Apothekerin mit Erfahrung im Inhalator-Recycling gegenüber dem „Pharmaceutical Journal“ erklärt: „Die Herausforderung besteht nun darin, dass dies wirklich ein nationales System sein muss, aber der NHS hat kein Geld, um es zu finanzieren.“ Apotheken, die das Recycling ihren Kund:innen anbieten möchten, müssten jetzt also einen Weg finden, es selbst zu finanzieren.

Somit kann man nicht gerade von einem attraktiven Vorbild für Apotheken in Deutschland sprechen. Doch da es in Deutschland bislang keine vergleichbaren Projekte gibt, lohnt es sich vielleicht dennoch, die Entwicklungen in Großbritannien im Blick zu behalten.

Literatur

The Pharmaceutical Journal, PJ, September 2023, Vol 311, No 7977;311(7977)::DOI:10.1211/PJ.2023.1.197598

Pressemitteilung der Firma Grundon vom 20.09.2023. Grundon aims to help NHS cut carbon emissions as it launches first UK-wide inhaler recycling scheme. www.grundon.com/grundon-aims-to-help-nhs-cut-carbon-emissions-as-it-launches-first-uk-wide-inhaler-recycling-scheme/


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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