Pathomechanismus

Myokarditis nach Corona-Impfung – Zytokinüberschuss spielt Schlüsselrolle

Stuttgart - 10.05.2023, 17:50 Uhr

Im Rahmen einer COVID-19-Erkrankung kann eine Myokarditis auftreten - aber auch nach einer entsprechenden Impfung kann dies in seltenen Fällen vorkommen. (Foto: AdobeStock / Dr_Microbe) 

Im Rahmen einer COVID-19-Erkrankung kann eine Myokarditis auftreten - aber auch nach einer entsprechenden Impfung kann dies in seltenen Fällen vorkommen. (Foto: AdobeStock / Dr_Microbe) 


Im Zusammenhang mit mRNA-Impfungen gegen COVID-19 waren als seltene Nebenwirkungen Myo- und/oder Perikarditiden beobachtet worden, insbesondere bei jungen Männern. Wie diese zustande kommen, war bislang unklar. Nun haben Forschende erste Hinweise auf den Pathomechanismus veröffentlicht. Der vermutliche Schuldige: zu viele Zytokine.

Viruserkrankungen wie COVID-19 sind ein häufiger Auslöser von Herzmuskel- und/oder Herzbeutelentzündung. In seltenen Fällen kann aber auch eine COVID-19-Impfung mit einer mRNA-Vakzine zu Myo- und/oder Perikarditiden führen - insbesondere bei jungen Männern und nach der zweiten Impfdosis. Nur warum das so ist, ist bislang noch ungeklärt.

Erste Hinweise auf das pathomechanistische Geschehen publizierte eine Forschungsgruppe der Universität Yale nun in „Science Immunology“. Hierfür verglichen sie die Immunprofile von Proband:innen, die mit einer impfassoziierten Myo- und/oder Perikarditis ins Krankenhaus aufgenommen worden waren, mit denen von gesunden, geimpften Proband:innen.

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Zunächst überprüften die Wissenschaftelr:innen hierbei zwei Hypothesen zur Entstehung der Herzentzündungen, die bereits früh nach Bekanntwerden der ersten Fälle diskutiert worden waren: Zum einen die Annahme, dass durch die Impfung gegen kardiale Zellen gerichtete Autoantikörper gebildet worden sein könnten und zum anderen die These, dass eine Hypersensitivitätsreaktion, wie sie von einigen Wirkstoffen bekannt ist, für die Schäden am Herzen verantwortlich sein könnte.

Autoimmun- und Hypersensitivitätsreaktion unwahrscheinlich

So suchten die Forschenden nach Autoantikörpern, die sich gegen eines von 526 untersuchten kardialen Epitopen richteten, fanden aber keine höheren Level als bei den gesunden Proband:innen. Auch von den gegen SARS-CoV-2 gerichteten Antikörpern bildeten die erkrankten Proband:innen nicht mehr als die gesunden.

Im Falle einer Hypersensitivitätsreaktion auf den Impfstoff, wären bei den Proband:innen erhöhte Level an eosinophilen Granulozyten und TH2 Zytokinen zu erwarten gewesen. Auch diese konnten die Forschenden bei den Myo- und/oder Perikarditis-Patient:innen nicht feststellen und bewerten somit auch die zweite Hypothese als unwahrscheinlich.

Mehr Interleukine, Chemokine und zytotoxische Immunzellen

Was den Forschenden in weiterführenden Untersuchungen hingegen auffiel, waren ungewöhnlich hohe Level bestimmter Zytokine, genauer der Interleukine IL-1β, IL-1RA und IL-15 sowie der Chemokine CCL4, CXCL1 und CXCL10. Ebenfalls erhöht im Vergleich zu den gesunden Proband:innen waren die Werte bestimmter zytotoxischer Immunzellen wie zytotoxische T-Zellen und Natürliche Killerzellen, die den Phänotyp von Zytokin-gesteuerten Killerzellen aufwiesen.

Scheinbar waren in Folge der Impfung übermäßig viele Zytokine freigesetzt worden, die wiederum zytotoxische Immunzellen aktiviert hatten, welche ihrerseits die Schäden an Herzmuskel und -beutel verursachten. 

Auch wenn es für Teile des Pathomechanismus nun Belege gibt, bleiben in Sachen Herzmuskel- und/oder -beutelentzündung nach COVID-19-Impfungen noch viele Fragen offen: Etwa, warum diese vor allem junge Männer betrifft oder weshalb die Reaktion meist nach der zweiten Impfdosis auftritt. Hierfür wären laut den Forschenden weitere Studien mit größeren Proband:innenzahlen erforderlich. Diese zu finden könnte ein Problem darstellen, schließlich handelt es sich nach wie vor um eine seltene Nebenwirkung.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Gendern

von Sonja Kirchner am 12.05.2023 um 7:57 Uhr

Liebes DAZ-Team,
ich bekomme von euren ":innen"-Texten Brechreiz.
Eine gewisse Toleranz von ca. 1 - 2 x kann ich verschmerzen, beim spätestens 3. ":innen" höre ich dann auf Ihren Artikel zu lesen!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Gendern

von cesnak am 14.05.2023 um 17:14 Uhr

dieses gendern ist eine volksnötigung

Diskriminierung

von Dr. House am 10.05.2023 um 18:49 Uhr

Ich finde es stellvertretend für alle nicht-binären Menschen verletztend (und das reicht ja eigentlich schon für einen Diskriminierungsbeweis), wie leichtfertig die Autorin hier von Männern spricht, die im erhöhten Maße von der Herzmuskelentzündung betroffen sein sollen. Als ob ein y-Chromoson darüber Auskunft geben kann. Und wiedereinmal wurden in einem Fachartikel sämtliche Transfrauen diskriminiert, einfach weggelassen. Die Anstrengung der Autorin im ganzen Artikel politisch korrekt zu gendern beißt sich mit der völligen Missachtung kontextueller Diskriminierung in diesem Artikel. Wenn man schon der Meinung ist, dass man anti-diskriminierende Texte schreiben kann, dann muss man es in völliger Konsequenz tun, weil man sonst in seine eigene Falle und den stets unterschwelligen Vorwurf tappt, die da lautet "Es gibt keine versehentliche Diskriminierung - auch nicht in der Sprache."

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Diskriminierung

von Dan Winter am 20.05.2023 um 20:20 Uhr

Wäre mir neu, wenn sich das y-Chromoson bei Transfrauen plötzlich in Luft auflösen, oder bei Genderfluiden der jeweiligen Gefühlslage anpassen würde. Der Blitz würde vermutlich vorher einschlagen, als dass sich ausgerechnet eine Transfrau, eine Perkarditis als Impfnebenwirkung einhandelt und dabei vergessen hat, dass "sie" eigentlich einen männlichen Cromosomensatz hat.
Man kann auch alles übertreiben.

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