Diabetes-assoziierte Nephropathie

Ist eine Proteinrestriktion bei Diabetes sinnvoll?

Stuttgart - 08.05.2023, 09:15 Uhr

Die Diabetes-assoziierte Nierenerkrankung verläuft chronisch und kann zu dialysepflichtigem Nierenversagen führen. Kann eine Ernährungsanpassung das Fortschreiten verlangsamen? (Foto: Irina Bort / AdobeStock)

Die Diabetes-assoziierte Nierenerkrankung verläuft chronisch und kann zu dialysepflichtigem Nierenversagen führen. Kann eine Ernährungsanpassung das Fortschreiten verlangsamen? (Foto: Irina Bort / AdobeStock)


Die renalen Funktionen vieler Diabetikerinnen und Diabetiker sind eingeschränkt, weil das feine Gefäßgeäst der Nierenkörperchen durch den erhöhten Blutglucosespiegel geschädigt werden kann. Um die Nieren zu entlasten, wird deshalb nicht nur eine reduzierte Kohlenhydrate-Zufuhr empfohlen, sondern auch der reduzierte Salz- oder Proteinverzehr immer wieder diskutiert. Ist eine Ernährungsumstellung in diesem Sinne sinnvoll? Zwei Cochrane-Reviews haben diese Fragestellung kürzlich untersucht. 

Als nicht-pharmakologische Methode wird Personen mit Bluthochdruck häufig geraten, eine salzarme Ernährung einzuhalten, um die systolischen Blutdruckwerte zu senken. Es wird davon ausgegangen, dass ungefähr ein Drittel der Bevölkerung salzsensitiv ist, also mit einer Blutdrucksteigerung auf hohen Salzkonsum reagiert. Erst vor kurzem zeigte eine aktualisierte Übersichtsarbeit der „Cochrane Collaboration“, dass insbesondere Risikopatient:innen mit Diabetes, Bluthochdruck, Herzkreislauf- oder Nierenerkrankungen nicht mehr als 5 g Salz am Tag zu sich nehmen sollten. 

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Diabetikerinnen und Diabetiker haben aufgrund des erhöhten Blutglucosespiegels und den damit verbundenen Gefäßschädigungen häufig (zusätzlich) mit Nierenfunktionseinschränkungen und deren Folgen zu kämpfen. Eine Senkung des Blutdrucks soll in solchen Fällen dem Fortschreiten der Nierenerkrankung vorbeugen. Die Hälfte der von Cochrane kürzlich untersuchten Studien zur Kochsalzrestriktion bei diabetischer Nierenerkrankung zeigte infolge der Salzreduktion eine reduzierte Albumin-Ausscheidung im Urin. Die Albumin-Ausscheidung ist ein Parameter für das Vorliegen einer Nierenschädigung und zeigt: Wird der Blutdruck erniedrigt, sinkt auch der Filtrationsdruck in den Nieren, was diese schont. 

Albumin ist ein Protein, die Frage, ob eine reduzierte Eiweißzufuhr den Filtrationsdruck ebenfalls verringern und so eine pathologische Hyperfiltration verhindern kann, liegt also nicht fern. Sie wurde ebenfalls vor kurzem in einem weiteren aktualisierten Cochrane-Review untersucht.

Eiweißrestriktion – bislang kein Effekt auf Nierenfunktion nachweisbar

Das Team der Cochrane Collaboration hat in dem aktualisierten Review zur „Proteinrestriktion bei diabetischer Nierenerkrankung“ acht randomisierte und kontrollierte Studien mit Patienten und Patientinnen mit Diabetes Typ 1 oder 2 und daraus folgender nicht-dialysepflichtiger Nierenschädigung ausgewertet. In den Analysen wurde eine eiweißarme Diät (0,6 bis 0,8 g / kg Körpergewicht pro Tag) mit einer restriktionsfreien Ernährungsweise in Bezug auf renale Funktionen über mindestens ein Jahr und maximal fünf Jahre verglichen. Das Ergebnis: Eine eiweißarme Diät hatte keine signifikanten Effekte auf Niereneinschränkungen. Die Nierenfunktionsparameter Kreatinin-Clearance, glomeruläre Filtrationsrate und das Auftreten von Proteinurien wurden durch die Ernährungsintervention nicht nennenswert verändert.

Inwieweit eine proteinarme Ernährungsweise über einen längeren Zeitraum die Nierenfunktion, das Nierenversagen oder die Mortalität beeinflusst, lässt sich aus den Studiendaten allerdings nicht ableiten, da die dürftige Datenlage keine fundierten Rückschlüsse darauf zuließ, schreibt das Cochrane-Team in einer Zusammenfassung der Studie: „Die Durchführung der Studien war größtenteils mangelhaft und Daten wurden häufig nicht angegeben; daher war die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für unsere Ergebnisse entweder gering oder sehr gering.“


Juliane Russ, Volontärin DAZ
redaktion@daz.online


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