DAV-Wirtschaftsforum

Weniger als 18.000 Apotheken bundesweit – woran liegt es?

Berlin - 25.04.2023, 12:15 Uhr

Der kommissarische DAV-Vorsitzende Hans-Peter Hubmann eröffnete das DAV-Wirtschaftsforum mit ernüchternden Zahlen. (Foto: DAZ)

Der kommissarische DAV-Vorsitzende Hans-Peter Hubmann eröffnete das DAV-Wirtschaftsforum mit ernüchternden Zahlen. (Foto: DAZ)


Im ersten Quartal 2023 ist die Zahl der Apotheken in Deutschland erstmals unter 18.000 gesunken. Woran das liegt und was es jetzt braucht, um die Arzneimittelversorgung vor Ort zu stabilisieren, fasste der kommissarische DAV-Vorsitzende Hans-Peter Hubmann bei der Eröffnung des DAV-Wirtschaftsforums zusammen.

Nur noch 17.939 Apotheken gibt es in Deutschland – für den kommissarischen DAV-Vorsitzenden Hans-Peter Hubmann ist das eine alarmierende Zahl. Die Gründe dafür, dass Apotheken bundesweit schließen und junge Kollegen die Selbstständigkeit scheuen, sind vielfältig – neben dem generellen Personalmangel sieht Hubmann auch in der überbordenden Bürokratie eine Ursache. „Dafür haben wir nicht Pharmazie studiert“, stellte er in seiner Eröffnungsrede beim DAV-Wirtschaftsforum am vergangenen Dienstag in Berlin klar.

Hubmann: „Nicht mehr auszuhalten“

Auch die zunehmende wirtschaftliche Schwächung der Apotheken spiele eine Rolle. Dass die Kosten kontinuierlich steigen, das Fixum aber seit Jahren stagniert, sei „nicht mehr auszuhalten“. Hinzu komme, dass der Gesetzgeber jüngst den Kassenabschlag von 1,77 Euro auf 2 Euro erhöht hat. Allein das habe die Apotheken hierzulande im Februar und März dieses Jahres insgesamt 20 Millionen Euro netto gekostet. Er erneuerte die Forderung der ABDA, das Fixum auf 12 Euro anzuheben und zudem eine automatische Anpassung an die Kostenentwicklung einzubauen. Zudem gelte es, die Kassen in Sachen Nullretax in die Schranken zu weisen. Die Verweigerung der Bezahlung bereits ordnungsgemäß erbrachter Leistungen sei „Zechprellerei“ und dürfe nicht zu einer zusätzlichen Einnahmequelle für die Kassen avancieren.

Die aktuell größte Belastung für die Apotheken seien jedoch die Lieferengpässe. Das Management der Arzneimittelknappheit binde massiv personelle Kapazitäten in den Betrieben – diese Belastung zu stemmen, sei bald nicht mehr zu schaffen, warnte Hubmann. „Die Apotheken können das nicht mehr bewältigen.“ Es mangele derzeit insbesondere an Antibiotika, speziell kindgerechte Darreichungsformen seien knapp. Die Folge: In einem hochentwickelten Land wie Deutschland haben sich Scharlach wieder zu einer ernstzunehmenden Gefahr entwickelt.

Dass derweil Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) den Apotheken gerade einmal 50 Cent für ihre Mühen beim Lieferengpass-Management zugesteht, wie im Entwurf des Lieferengpass-Gesetzes vorgesehen, macht den kommissarischen DAV-Chef fassungslos. „Was für eine Geringschätzung der Arbeit der Apotheken!“ Der Betrag sei indiskutabel – denn damit würden gerade einmal 24 Sekunden Arbeitszeit bezahlt. In dieser Zeit sei auch in den simpelsten Fällen keine Lösung für ein Lieferengpass-Problem zu finden. Stattdessen, so Hubmann, brauche es einen zweistelligen Euro-Betrag, um die Mühen der Apothekenteams zu würdigen.


Christina Grünberg, Apothekerin, Redakteurin DAZ (gbg)
cgruenberg@daz.online


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4 Kommentare

Was will man erwarten

von ratatosk am 26.04.2023 um 10:32 Uhr

Was will man noch von einer Politik erwarten, die schäbigen Raub durch Retaxdrückerkolonnen ermöglicht !?
Anstand, Einhalten von grundlegenden rechtsstaatlichen Regeln ?
Den Rest machen private Vorbehalte von Karl und Konsortien.
d

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DLF

von Dr. Peter M. Schweikert-Wehner am 26.04.2023 um 9:06 Uhr

Dazu gestern im Deutschlandfunk:
Beratung gibt es nur beim Arzt. Der bestimmt alles Wesentliche. Der Mehrwert der Apotheke beschränkt sich auf Zugaben, wie Taschentücher und Bonbons. Mit Einführung der elektronischen Rezepte hat die Vor Ort Apotheke ausgedient.

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.

von Anita Peter am 26.04.2023 um 6:49 Uhr

"Weniger als 18.000 Apotheken bundesweit – woran liegt es?"

An der erfolgreichen Arbeit von Herrn Hubmann und seinen Kollegen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

…unter 18000

von Holger Rummel am 25.04.2023 um 18:41 Uhr

Die Meldung stand heute auch im Spiegel. Habe mir mal die Kommentare durchgelesen. Das Mitleid der Foristen hielt sich in Grenzen. War natürlich viel dummes Geschreibsel dabei, aber irgendwie ist die jahrelange Strategie der ABDA nicht sehr gewinnbringend gewesen.

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