Landesapothekerverband Niedersachsen

Apotheker im „rechtsunsicheren Raum“

Berlin - 14.04.2023, 16:31 Uhr

Sieht ein „Versagen der Politik“: Berend Groeneveld, der Vorstandsvorsitzende des Landesapothekerverbandes Niedersachsen. (Foto: LAV Nds./ Lorena Kirste)

Sieht ein „Versagen der Politik“: Berend Groeneveld, der Vorstandsvorsitzende des Landesapothekerverbandes Niedersachsen. (Foto: LAV Nds./ Lorena Kirste)


Die erleichterten Austauschregeln für Apotheken aus der Pandemie gelten nicht mehr. Eine Verlängerung bis Ende Juli ist zwar beschlossen, aber das Gesetz noch nicht im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Der nahtlose Übergang wurde von der Bundesregierung versprochen, sie habe „aber nicht Wort gehalten“, kritisiert der Landesapothekerverband Niedersachsen – und das habe Konsequenzen für die Versorgung der Patientinnen und Patienten mit Medikamenten.

Noch immer ist das UPD-Gesetz nicht in Kraft und rechtlich gesehen gelten seit dem 8. April die erleichterten Austauschregeln aus der Corona-Pandemie nicht mehr. Der Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV) hat am heutigen Freitag in einer Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass die Vor-Ort-Apotheken sich deswegen gegenwärtig in einem „rechtsunsicheren Raum beim Austausch von Medikamenten bei Lieferengpässen“ befinden.

„Die Bundesregierung hat uns Apothekerinnen und Apothekern eine nahtlose Verlängerung der erleichterten Austauschregelungen bis zum 31. Juli zugesichert, aber nicht Wort gehalten“, sagt LAV-Chef Berend Groeneveld. „Die Apotheken können jetzt bei Engpässen die Patientinnen und Patienten nicht mehr so leicht mit Arzneimitteln versorgen.“ Wegen des „Versagens der Politik“ müssten die Patientinnen und Patienten jetzt mit mehr Wartezeit rechnen. „Ist das Arzneimittel in der Apotheke außerdem nicht verfügbar, müssen wir die Patientinnen und Patienten wieder in die Arztpraxis schicken, um sich ein neues Rezept ausstellen zu lassen, auch, wenn wir alternative Arzneimittel mit demselben Wirkstoff vorrätig hätten. Für die Apotheken bedeutet dies jetzt einen noch höheren Mehraufwand, mehr Bürokratie und unzufriedene Patientinnen und Patienten, die wir zurück in die Arztpraxen schicken müssen“, kritisierte Groeneveld. 

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„Unzuverlässigkeit der Politik“

Die Bundesregierung habe zwar den Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen gebeten, von Retaxationen abzusehen, „aber es gibt für uns Apothekerinnen und Apotheker keine hundertprozentige Sicherheit, dass wir bei einem Austausch die abgegebenen Arzneimittel von den Krankenkassen zurückerstattet bekommen!“ Es sei „unfassbar“ und „macht uns wütend“, so Groeneveld, „dass wir uns aufgrund dieser Unzuverlässigkeit der Politik nun in dieser unsicheren Rechtssituation befinden“.

In diesem Zusammenhang kritisierte der LAV-Vorstandsvorsitzende auch die geplante 50-Cent-Entschädigung im Kabinettsentwurf für das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetzes (ALBVVG): „Als Engpass-Ausgleich für den Personal- und Zeitaufwand brauchen wir keine Almosen, sondern eine faire Vergütung! Wertschätzung der Arbeit, die unsere Apothekenteams täglich für die Arzneimittelversorgung der Patientinnen und Patienten leisten, sieht anders aus und muss fair honoriert werden!“


Matthias Köhler, Redakteur DAZ.online
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Wo bleibt die "Standesvertretung" ??

von Alfons Neumann am 16.04.2023 um 2:24 Uhr

Eigentlich ist es Aufgabe einer jeder Apothekerkammer, sich grundsätzlich darum zu kümmern ! Dazu gehört aber auch, wenn die Rahmenbedingungen nicht mehr stimmen, nicht die Interessen der (Zwangs-)zahlenden (Zwangs-)Mitglieder grundsätzlich zu ignorieren, sondern mal Leistungen wie bpsw. Notdienst alle 15km zu kürzen.
Ich sage nur mal aktuelle Streiks für 10% +...

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Verdient oder nicht...

von Franz am 14.04.2023 um 19:06 Uhr

ist vielleicht müßig zu fragen oder zu diskutieren. Hatten "früher" besser repräsentierte Apotheker auch besseres verdient oder haben sie nicht einfach aufgrund günstigerer Umstände besser verdient ohne es sich mehr zu verdienen?

Das mit der Passivität neigt sich dem Ende. Habe selten so viel Frust und (berechtigte) Wut auch von vergleichsweise saturierten Inhabern mitbekommen wie in den letzten Monaten. Das wird sich seine Bahn suchen.

Haben viele auch schon gemerkt, dass die ABDA-Beiträge tatsächlich in punkto Interessenvertretung eher vergeudet sind, während die Freien Apotheker mit deutlicher weniger Mitteln klare Kante zeigen.

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Passive Apothekerschaft

von Dr. Radman am 14.04.2023 um 17:20 Uhr

Die einzige Sorge, die er hat ist die Retaxation nach den Austauschregeln. Was soll man noch dazu sagen. Keine Honoraranpassung Seit 20 Jahren. Darüber verliert er kein Wort. Die ABDA verschlingt Millionen von unseren Beiträgen und tun nichts für die Durchsetzung unserer Forderungen. Aber, wir haben es auch nicht anderes verdient. Für diese Passivität der Apothekerschaft kann man nur diese ABDA verdienen.

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