Hypertonie und Demenzen

Veränderte Hirnstrukturen durch Bluthochdruck

Stuttgart - 03.04.2023, 10:45 Uhr

Bluthochdruck-Patienten haben ein erhöhtes Risiko für kognitive Ausfälle und Demenz. Eine Studie konnte nun nachweisen, dass Hypertonie zu veränderten Hirnstrukturen führen kann. (Foto: StockSnap / AdobeStock)

Bluthochdruck-Patienten haben ein erhöhtes Risiko für kognitive Ausfälle und Demenz. Eine Studie konnte nun nachweisen, dass Hypertonie zu veränderten Hirnstrukturen führen kann. (Foto: StockSnap / AdobeStock)


Ist der Blutdruck dauerhaft erhöht, schadet das der Gefäßgesundheit und kann zu einem Schlaganfall, Herzinfarkt oder einer Embolie führen. Bluthochdruck steigert auch das Risiko für kognitive Leistungsminderung und Demenzen. Einen möglichen Grund hierfür zeigt eine Studie auf: Bei Hypertonikern sind neun Hirnareale verändert, die unter anderem für das Lernen und Planen verantwortlich sind. Das könnte den Weg für neue Therapieoptionen und Präventionsstrategien eröffnen.

Wie sich hoher Blutdruck (über 140/90 Millimeter Quecksilbersäule) auf die Gehirnstrukturen auswirkt, hat eine Forschungsgruppe der Universität in Krakau, durch eine Kombination mehrerer bildgebender, genetischer und statistischer Methoden untersucht und im European Heart Journal veröffentlicht. Das Hauptergebnis: Hoher Blutdruck kann in neun Gehirnregionen zu veränderten Nervenfaserbündeln und Volumina führen. Betroffen sind Hirnareale, die für das Lernen, das Planen, exekutive Funktionen und die Entscheidungsfindung wichtig sind.

Zu diesen Resultaten führte eine genomweite Assoziationsanalyse mit Daten von beinahe 260.000 Teilnehmenden einer großen Langzeitbeobachtungsstudie, der UK Biobank. Genetische Polymorphismen, die Bluthochdruck fördern, wurden so identifiziert und Magnetresonanztomografie-Bilder der Gehirne der Teilnehmenden analysiert. Hypertoniker wiesen hierbei in einigen Arealen andere Strukturen auf als Menschen mit normalem Blutdruck. Mit der Mendelschen Randomisierung zur Kausalitätsprüfung wurde herausgefunden, dass die veränderten Nervenstrukturen bei Hypertonikern mit Risikogenen ursächlich mit dem Bluthochdruck zusammenhängen. Die mentale Fitness der Teilnehmenden wurde hierbei mit einem standardisierten Test ermittelt (fluid intelligence score der UK Biobank).

Neun Hirnareale der Bluthochdruck-Patienten zeigten eine veränderte Struktur und ein verringertes Volumen. Diese Regionen sind mitverantwortlich für die kognitive Performance. Beispielsweise war das Putamen betroffen, das Teil der Basalganglien ist und wichtig für die Reizreaktion, das Planen und Lernen. Außerdem waren Nervenfaserbündel der weißen Hirnsubstanz verändert, die Nervenreize an andere Hirnregionen weiterleiten und somit für kognitive und emotionale Reaktionen entscheidend sind.

Insgesamt wurden mittels MRT des Hirns 242 Phänotypen identifiziert, die mit dem systolischen Blutdruck zusammenhängen. Antihypertensive Arzneimittel, der BMI und andere konfluierende Variablen könnten die Ergebnisse verzerrt haben, gibt das Forschungsteam zu bedenken.

„Die Ergebnisse legen nahe, dass die Beeinträchtigungen der kognitiven Leistungen durch den Bluthochdruck auch auf spezifische Teile der weißen Hirnsubstanz zurückgehen“, schlussfolgerte das Forschungsteam. Ein eingehendes Verständnis der Auswirkung des Bluthochdrucks auf das Gehirn sei essenziell, um kognitive Ausfälle zu verstehen und effiziente Therapien entwickeln zu können. Ferner könne das Wissen dazu beitragen, Bluthochdruckpatienten, die gefährdet sind, an kognitiven Ausfallerscheinungen zu leiden, frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.


Juliane Russ, Volontärin DAZ
redaktion@daz.online


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