BPI-Report: OTC-Daten 2023

Selbstmedikationsmarkt wieder auf Vor-Corona-Niveau

München - 31.03.2023, 16:45 Uhr

Der OTC-Markt schwächelte in der Pandemie, jetzt erholt er sich. (Foto: DAZ / Schelbert)

Der OTC-Markt schwächelte in der Pandemie, jetzt erholt er sich. (Foto: DAZ / Schelbert)


Der OTC-Markt erholt sich nach den Einbrüchen in der Pandemie wieder. Das geht aus den aktuellen OTC-Daten 2023 des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie hervor. Deutliche Absatz- und Umsatzzuwächse im Versandhandel wie auch bei den Vor-Ort-Apotheken gingen dabei mit wachsenden Marktanteilen der Versandhändler und stark gestiegenen Erzeugerpreisen der Pharmaunternehmen einher. 

Der OTC-Markt ist nach gut zwei Jahren Pandemie wieder auf Wachstumskurs. Das legen die Zahlen aus dem aktuellen BPI-Report „OTC-Daten 2023“ nahe, in dem die Entwicklung im Jahr 2022 untersucht wird. Demnach befindet sich das Geschäft mit OTC-Produkten nach zwei schwächeren Jahren 2020 und 2021 wieder auf dem Vor-Corona-Niveau.

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Nach Angaben des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI ) verzeichneten sowohl Vor-Ort-Apotheken als auch der Versandhandel in Deutschland im Jahr 2022 deutliche Absatz- und Umsatzzuwächse. Konkret stieg der Absatz mit OTC-Produkten gegenüber 2021 um 12 Prozent auf 999 Millionen Packungen. Der Umsatz legte demnach von 9,56 Milliarden Euro im Jahr 2021 um 9,9 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro in 2022 zu.  

Laut BPI erreichten die Absatz- und Umsatzzuwächse im OTC-Markt ihren Höhepunkt im vierten Quartal 2022. Infektionswellen, insbesondere die Grippewelle im Dezember, hätten zu einem ungewöhnlich hohen Bedarf an OTC-Arzneimitteln geführt. „Von den knapp 1,8 Milliarden abgegebenen Packungen im Jahr 2022 war mehr als jedes zweite Arzneimittel nicht verschreibungspflichtig. Dies unterstreicht noch einmal den Stellenwert von OTC-Arzneimitteln – sie sind die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung“, sagt BPI-Hauptgeschäftsführer Kai Joachimsen. 

Der Apothekenmarkt insgesamt verzeichnete nach Angaben des Verbands im vergangenen Jahr ein Umsatzwachstum von 5,5 Prozent und einen Absatzzuwachs von 8 Prozent. Dabei seien Packungen im Wert von 46,6 Milliarden Euro zum Abgabepreis der pharmazeutischen Unternehmen an Patienten abgegeben worden. 

Steigende Erzeugerkosten

Allerdings habe parallel zum Abflauen der Pandemie mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und inflationsbedingten Preisexplosionen die nächste Krise den Markt getroffen. Vor allem hohe Preise für Energie, Rohstoffe und Vorprodukte hätten sich spürbar zulasten pharmazeutischer Unternehmen ausgewirkt.

 „Im vergangenen Jahr erlebte die pharmazeutische Industrie einen Kostenboom. Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte stiegen im Jahresdurchschnitt um 32,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch ist nicht abzusehen, inwiefern die Kostensteigerungen den Selbstmedikationsmarkt langfristig verändern“, sagt Joachimsen.

Marktentwicklung: Vor-Ort-Apotheken versus Versandhandel

Die BPI-Untersuchung zeigt außerdem, dass der Versandhandel im OTC-Segment im Gegensatz zum Verschreibungsmarkt seit Jahren an Bedeutung gewinnt. So konnte der Versandhandel seinen prozentualen Anteil beim Absatz von OTC-Produkten im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 von 16 auf 22 Prozent und beim Umsatz von 18 auf 23 Prozent steigern, während der Marktanteil der Vor-Ort-Apotheken beim Absatz von 84 auf 78 Prozent und beim Umsatz von 82 auf 77 Prozent zurückging. Laut BPI haben die mit der Pandemie einhergehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens und das veränderte Konsumentenverhalten dem Versandhandel zu einem starken Aufschwung verholfen.  

Insgesamt habe sich der Apothekenversandhandel über die Jahre hinweg als stabiler Vertriebskanal etabliert. Demnach wurden 2022 rund 272 Millionen Packungen durch Versender abgesetzt. Der überwiegende Anteil der Packungen entfiel dabei auf OTC-Arzneimittel (60 Prozent), gefolgt von Gesundheitsmitteln (20 Prozent) sowie Kosmetika und Körperpflegeprodukte (13 Prozent). Den Umsatz durch den Versandhandel beziffert der BPI für 2022 auf über 3,1 Milliarden Euro, wobei fast jeder zweite Euro durch den Versand von OTC-Arzneimitteln erzielt worden sei.  

Der BPI-Report zeigt, dass von den rund 18.000 Vor-Ort-Apotheken in Deutschland im Jahr 2022 rund 3.000 Apotheken eine Versandhandelserlaubnis hatten. Allerdings hätten lediglich 150 dieser Apotheken einen echten Webshop und seien in den relevanten Preissuchmaschinen gelistet. Allein auf die beiden Marktführer aus dem EU-Ausland, Shop Apotheke und DocMorris, sei 2022 fast die Hälfte des Umsatzes der Top-10-Arzneimittel-Versandhändler entfallen. 

Die „OTC-Daten 2023“ bilden aktuelle Marktentwicklungen ab und erscheinen einmal im Jahr. Im BPI, der nach eigener Darstellung das breite Spektrum der pharmazeutischen Industrie auf nationaler und internationaler Ebene vertritt, haben sich mehr als 270 Unternehmen zusammengeschlossen. 


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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