Karnevalsumzug in Feldberg

Apotheken-Horror am Rosenmontag (mit Bildergalerie)

Berlin - 21.02.2023, 13:45 Uhr


Viel schwarze Schminke, ein Sarg für die Vor-Ort-Apotheken und das rote A am Galgen: Das Team der Luzin Apotheke lehrte die Feiernden beim Rosenmontagsumzug in Feldberg das Fürchten. Inhaberin Doreen Wegner wollte so auf die prekäre Lage der Präsenzapotheken aufmerksam machen – mit Erfolg, wie sie der DAZ berichtet.

Denken Apothekerinnen und Apotheker an die aktuelle gesundheitspolitische Lage, dürfte es sie kräftig gruseln. Doreen Wegner aus Feldberg in Mecklenburg-Vorpommern gab dem Horror jetzt beim Rosenmontagsumzug in ihrer Heimat ein Gesicht: Sie und ihr Team verkleideten sich als Addams Family und trugen die deutschen Apotheken zu Grabe. Am Sarg prangte das Bild des Mannes, den sie in der Verantwortung sieht. „Herr Lauterbach, treten Sie zurück!“, lautet die Forderung der Apothekerin.

Ein bisschen nervös sei sie im Vorfeld gewesen, räumt Wegner im Gespräch mit der DAZ ein. „Die Aktion war schon ein wenig makaber.“ Doch die Reaktionen der Menschen seien durchweg positiv gewesen. Sie habe viel Zustimmung erfahren, berichtet Wegner. Auch am heutigen Dienstag sei sie in der Apotheke immer wieder darauf angesprochen worden.

Dass ihre Patientinnen und Patienten hinter ihr stehen, verleiht der Inhaberin Rückenwind – fertig ist sie noch lange nicht, betont Wegner, die im vergangenen Herbst als singende Apothekerin bekannt geworden war. Die mangelnde Wertschätzung der Leistungen der Apothekenteams von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will sie nicht auf sich sitzen lassen. „Die 50 Cent für das Lieferengpass-Management sind doch eine Frechheit“, sagt sie. Dass die Apothekerinnen und Apotheker in den Gender-Plänen des Ministers für die Pflichtangabe bei Arzneimittelwerbung nun gar nicht mehr auftauchen – fragen soll man künftig den Arzt oder die Ärztin oder in der Apotheke –, ist für sie ebenfalls ein Affront.

„Wir müssen endlich laut werden“

Auch die Kolleginnen und Kollegen ruft sie auf, sich zur Wehr zu setzen. „Wir müssen endlich laut werden“, betont sie. Eine Möglichkeit sei, die Aktion der IG Med und der Freien Apothekerschaft zu unterstützen: Die Vereine rufen dazu auf, im März in drei Etappen Kittel an das Bundesministerium für Gesundheit zu schicken und gegen die Sparpolitik Lauterbachs zu protestieren.

Positiv merkt die Apothekerin an, dass jetzt auch ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zunehmend deutliche Worte an den Minister richtet. „Dass sie ihm diesen offenen Brief geschrieben hat, finde ich super“, hebt sie hervor. „Da bewegt sich was.“ Gemeint ist ein Brief der ABDA-Chefin an Lauterbach, in dem sie auf den kürzlich bekannt gewordenen Entwurf eines Lieferengpass-Gesetzes reagiert und die darin vorgesehene Vergütung der Apotheken für das Lieferengpass-Management in Höhe von 50 Cent als „schamlos“ bezeichnet. Zuvor hatte sie bereits in einem Videostatement ihrem Ärger Luft gemacht.


Christina Grünberg, Apothekerin, Redakteurin DAZ (gbg)
cgruenberg@daz.online


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