Aus der Apotheke, für die Apotheke (Teil 9)

Dr. Lennartz Laborprogramm: Prüfen, testen, dokumentieren

Köln / Stuttgart - 20.02.2023, 07:01 Uhr

Ursprünglich programmiert für den Eigengebrauch, ist das Laborprogramm mittlerweile wichtige Stütze im Alltag vieler Apotheken. (Quelle: laborprogramm.de)

Ursprünglich programmiert für den Eigengebrauch, ist das Laborprogramm mittlerweile wichtige Stütze im Alltag vieler Apotheken. (Quelle: laborprogramm.de)


Das Dr. Lennartz Laborprogramm unterstützt pharmazeutisches Personal bei der Prüfung von Ausgangsstoffen und der Erstellung von Rezepturen. Vor rund 40 Jahren von Hans Lennartz als Inventurhilfe für seine eigene Kölner Apotheke entwickelt, öffnete ihm 1987 die Reform der Apothekenbetriebsordnung den Weg auf den breiten Markt. Heute hilft das digitale Fachwerkzeug mit seinen Modulen zahlreichen Apotheker und PTAs dabei, im Labor rechtskonform zu prüfen und zu dokumentieren. 

Über die regelmäßige Inventur in seiner Apotheke „Zum goldenen Kopf“ in der Kölner Innenstadt ärgerte sich Hans Lennartz immer wieder: Die Leiter hochsteigen, Schubladen aufziehen und mühevoll die vorhandenen Drogen und Chemikalien händisch zu erfassen. Also setzte sich der technikaffine Apotheker in der Frühzeit des aufkommenden Computerzeitalters in den Jahren 1982/1983 an seinen IBM PC XT-Rechner und programmierte in der Datenbanksprache dBase eine entsprechende Software. Die sollte fortan sein Apothekerleben erleichtern und es Jahre später zu einer ungeahnten Entwicklung bringen.

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Vorerst nutzte Lennartz das Programm in seiner Apotheke zur Dokumentation der Wareneingangsprüfung von Drogen und Ausgangsstoffen im Rahmen der damals gültigen Apothekenbetriebsordnung. Da seine Apotheke außerdem eine Erlaubnis zur Herstellung von Fertigarzneimitteln hatte, erweiterte der IT-begeisterte Autodidakt das Programm 1985 um die Funktion „Dokumentation der Herstellung von Fertigarzneimitteln“ sowie „Qualitätskontrolle von Zwischen- und Endprodukten der Herstellung.“

1987: Lösung für ein neues Problem

Als 1987 die Apothekenbetriebsordnung novelliert wurde und fortan alle öffentlichen Apotheken erstmals verpflichtet waren, bei Ausgangsstoffen Identitätsprüfungen durchzuführen und die Prüfergebnisse im Detail zu dokumentieren, schlug Lennartz´ Stunde. Ihm wurde klar, dass seine Software dazu geeignet war, die vorgeschriebenen Prüfungen bei Ausgangsstoffen und Defekturen sowie die Herstellung von Defekturen in öffentlichen Apotheken zu dokumentieren. „Ich erkannte, dass die Apotheken mit der neuen Apothekenbetriebsordnung ein Problem bekamen. Aber ich hatte die Lösung bereits in der Hand.“

Nachdem der Apothekenunternehmer seine Software in die Programmiersprache Clipper für MS-DOS übertragen hatte, startete er unter dem Motto „von Kollegen für Kollegen“ mit dem Vertrieb seines Laborprogramms. Er stellte es auf Apothekertagen vor, lieferte die ersten paar Dutzend Softwarepakete eigenhändig aus und installierte diese bei den Kunden. Das, berichtet Lennartz gegenüber DAZ online, habe allerdings den Effekt gehabt, dass die Kunden bei Fragen zur Software auch bei ihm anriefen. Zeit also, sich für den Vertrieb Unterstützung durch einen externen Anbieter zu holen.

1988 führte Lennartz die „Fertigarzneimittelprüfung“ in seine Software ein und übergab die Programmierung in professionelle Hände. In den Jahren 2000 und 2001 wurde das Programm auf das Betriebssystem Windows® migriert. Sowohl die Datenpflege als auch die Auswahl geeigneter pharmazeutischer Literatur und Kriterien blieben jedoch weiterhin in seiner Verantwortung.

Durchbruch ab dem Jahr 2003

Ihren Durchbruch erlebte die Software ab 2003, als der Deutsche Apotheker Verlag die Programmierung und den Vertrieb der Software übernahm. Damit, so Lennartz, bekam sein Produkt eine ganz neue Sichtbarkeit.

Zudem erhielt die Software einen weiteren Bedeutungsschub, als in der Apothekenbetriebsordnung 2012 wesentliche Änderungen zur Dokumentationspflicht bei Rezepturen eingeführt wurden: in kurzer Zeit wurde der Programmbereich zur Rezepturdokumentation ergänzt. Seitdem unterstützt das Laborprogramm bei den vorgeschriebenen Plausibilitätsprüfungen sowie bei Herstellungsanweisungen und -protokollen.

Parallel bahnte sich ein Generationswechsel an: Ab 2012 wirkte der Apotheker Dr. Andreas S. Ziegler bei der Pflege pharmazeutischer Daten des Laborprogramms mit, ehe sich Lennartz 2017 mit 70 Jahren komplett zurückzog und die inhaltliche Pflege und Weiterentwicklung der Software an Ziegler übergab.

Produktmanagerin Riek: Alles, was die PTA braucht 

Seit 2019 ist Beate Riek beim DAV Produktmanagerin des Dr. Lennartz Laborprogramms. Nach ihrer Einschätzung enthält die Software heute alles, was die Apotheke für die Prüfung von Ausgangsstoffen und die Herstellung von Rezepturen und Defekturen braucht: Daten zu Wirkstoffen, Prüfmethoden aus dem Arzneibuch und DAC/NRF, Plausibilitätsdaten, Vorschläge für Herstellungstechniken und Inprozesskontrollen und vieles mehr. Nach Abschluss jeder Dokumentation erhalten die Anwender ein Protokoll, gedruckt oder digital, auf jeden Fall aber konform mit den gesetzlichen Vorschriften. Riek: „Das ist für das Apothekenpersonal eine große Erleichterung.“

Innovationskraft und Vorreiter

Ein ganzes Team ist im DAV damit beschäftigt, die Software ständig weiterzuentwickeln. In den vergangenen Jahren sind so die papierlose Dokumentation mit digitaler Signatur ebenso dazugekommen wie Rezepturtaxationen, der automatisierte Abruf von Prüfzertifikaten, die Ziegler Rezepturbibliothek® mit 1.800 Standardrezepturen geprüfter Plausibilität und fertig ausformulierten Herstellanweisungen oder 2022 die Einführung des DATA-Moduls zur direkten digitalen Rezepturabrechnung über die Warenwirtschaft. Künftig soll daran auch das E-Rezept angedockt werden.

So lebt das Programm noch heute von dem, was es von Anfang an ausmachte: Die hohe Innovationskraft von Fachleuten, die Entwicklungen frühzeitig antizipieren und mit ihren Ideen Vorreiter sind, wenn es darum geht, den Apotheken ihren Arbeitsalltag zu erleichtern.


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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