Klinische Studie

Tiefe Venenthrombosen – verlängerte Rivaroxaban-Behandlung vorteilhaft

Wiesbaden - 17.02.2023, 09:15 Uhr

Nicht mehr Blutungsereignisse, aber weniger Thromboserezidive: Die Verlängerung der sechswöchigen Therapiedauer mit Rivaroxaban um weitere sechs Wochen scheint vorteilhaft. (Abbildung: Ageno et al.) 

Nicht mehr Blutungsereignisse, aber weniger Thromboserezidive: Die Verlängerung der sechswöchigen Therapiedauer mit Rivaroxaban um weitere sechs Wochen scheint vorteilhaft. (Abbildung: Ageno et al.


Der Gerinnungshemmer Rivaroxaban (Xarelto) könnte das Rezidiv-Risiko distaler tiefer Venenthrombosen im Unterschenkel bei einer dreimonatigen Therapie, im Vergleich mit einer sechswöchigen Verabreichung, wirksam senken. Das Blutungsrisiko erhöht sich durch die verlängerte Arzneimittelgabe nicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine im „The BMJ“ veröffentlichte klinische Studie aus Italien.

Bei einer venösen Thromboembolie (VTE) verstopft ein Blutgerinnsel eine Vene. Die isolierte distale tiefe Venenthrombose (TVT) der Beine macht 31-56 Prozent aller tiefen Venenthrombosen aus. Wird die TVT nicht behandelt, kann es zur proximalen tiefen Venenthrombose mit schlechterer Prognose oder einer Lungenembolie kommen. Obwohl die isolierte distale tiefe Venenthrombose häufig vorkommt, bleibt die optimale Behandlung und Dauer der Therapie umstritten. Internationale Leitlinien empfehlen eine gerinnungshemmende Behandlung nur für Patienten mit schweren Symptomen oder mit Risikofaktoren für eine Ausdehnung.

Design der Rivaroxaban-Studie

In der randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten klinischen Studie wurde eine sechswöchige mit einer dreimonatigen Rivaroxaban-Behandlung bei Patienten mit symptomatischer isolierter tiefer Venenthrombose verglichen.

Die 448 Patienten mit TVT (zu 42 Prozent mit unbekannter Ursache) hatten ein Durchschnittsalter von 65 Jahren. 94 Prozent waren Hochrisikopatienten und 58 Prozent weiblich. Alle Patienten der Studie erhielten drei Wochen lang zweimal täglich 15 mg Rivaroxaban und anschließend drei Wochen lang einmal täglich 20 mg Rivaroxaban.

46 Patienten wurden während der ersten sechs Wochen von der Randomisierung ausgeschlossen. Die beiden Hauptgründe für den Ausschluss waren die Rücknahme der Einverständniserklärung oder die fehlende Bereitschaft, an den Untersuchungen teilzunehmen (n=18) sowie unerwünschte Ereignisse (n=13). Nach Ablauf der sechs Wochen wurden die Patienten, bei denen keine thrombotischen oder hämorrhagischen Komplikationen aufgetreten waren, nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt: Für weitere sechs Wochen erhielten 200 Erwachsene randomisiert einmal täglich 20 mg Rivaroxaban und 202 ein Placebo. Bei 81 (40 Prozent) der Patienten in der Verum-Gruppe bzw. bei 86 (43 Prozent) der Patienten in der Placebo-Gruppe war die isolierte distale TVT unprovoziert. Die Nachbeobachtungszeit betrug 24 Monate ab Studieneinschluss. Es erfolgten fünf Kontrolluntersuchungen zum Start, nach drei Wochen, sechs Wochen, drei Monaten und 24 Monaten.

Weniger rezidivierende venöse Thromboembolien

Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war die rezidivierende venöse Thromboembolie während der Nachbeobachtungszeit, (definiert als das Zusammentreffen des Fortschreitens einer isolierten distalen TVT, einer rezidivierenden isolierten distalen TVT, einer proximalen TVT, einer symptomatischen Lungenembolie oder einer tödlichen Lungenembolie). Ein primärer Endpunkt trat bei 23 (11 Prozent) Patienten in der Rivaroxaban-Gruppe und 39 (19 Prozent) in der Placebo-Gruppe auf. Das entspricht einem relativen Risiko von 0,59; 95 % Konfidenzintervall = 0,36 bis 0,95; (P = 0,03). Zu einer rezidivierenden isolierten distalen TVT kam es bei 16 (8 Prozent) Patienten in der Rivaroxaban-Gruppe und bei 31 (15 Prozent) in der Placebo-Gruppe, entsprechend einem relativen Risiko von 0,52, 95 % (KI) = 0,29 bis 0,92; (P = 0,02). 

Den primären Sicherheitsendpunkt bildeten größere Blutungen nach der Randomisierung bis zwei Tage nach der letzten Dosis von Rivaroxaban oder Placebo. Es traten keine schwerwiegenden Blutungsereignisse auf.

Fazit

Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass Rivaroxaban das Risiko rezidivierender venöser Thromboembolien bei einer dreimonatigen Verabreichung von Rivaroxaban im Vergleich zu einer sechswöchigen Behandlung bei Patienten mit isolierter distaler TVT wirksam und sicher senkt. Diese Ergebnisse gelten nicht für Patienten mit einer krebsbedingten isolierten distalen TVT, die von der Studie ausgeschlossen waren. Es sind noch weitere Untersuchungen erforderlich.


Alexandra Hinsken, Apothekerin, DAZ-Autorin
redaktion@daz.online


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