Aus der Apotheke, für die Apotheke (Teil 7)

Pulse Innovations: Am Puls der Apotheken

München - 13.02.2023, 07:01 Uhr

Die PULSE Team-Software ist als webbasierte Anwendung entwickelt und kann von jedem beliebigen Ort über ein internetfähiges Endgerät genutzt werden. (s / Quelle: pulse-team.de)

Die PULSE Team-Software ist als webbasierte Anwendung entwickelt und kann von jedem beliebigen Ort über ein internetfähiges Endgerät genutzt werden. (s / Quelle: pulse-team.de)


Die cloudbasierte Management-Software Pulse hat den Anspruch, die Betriebsprozesse der Vor-Ort-Apotheken digital zu vereinfachen. Bis zu 800 zahlende Kunden nutzen die Funktionen, um ihren Alltag zu organisieren. Die Unternehmer Kay Klindwort und Dirk Götze sehen allerdings noch erhebliches Wachstumspotenzial.

Software zur Organisation des Alltags von Unternehmen gibt es zur Genüge. Sie ermöglicht die digitale Kommunikation der Mitarbeiter untereinander, bietet Kalenderfunktionen oder unterstützt bei Urlaubs-, Dienst- oder Personalplanungen.

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Das perfekte Zusammenspiel

Allerdings bieten viele dieser Produkte nur eine Auswahl an Funktionen an. Manche erfordern zudem einen Server vor Ort. Oder sie sind nicht wirklich auf die Bedürfnisse von Apotheken zugeschnitten – eine Branche, in der besonders viele Teilzeitkräfte arbeiten und die trotz ihrer temporären Anwesenheit genauso informiert sein wollen wie die Vollzeitbeschäftigten. Hinzu kommt, dass oftmals auch Filialapotheken in den Informationsfluss integriert werden müssen.

Vor diesem Hintergrund haben sich vor fünf Jahren der Apotheker Kay Klindwort (42) aus dem Schleswig-Holsteinischen Bad Schwartau und der Unternehmensberater und IT-Experte Dirk Götze (48) zusammengetan, um eine Anwendung zu entwickeln, die diese Bedürfnisse und Anforderungen abdeckt. „Wir wollten die Insellösungen abschaffen und die Möglichkeit bieten, von jedem Punkt aus Zugriff auf die Software zu haben. Wir wünschten uns außerdem, dass man mit einer Anmeldung Zugriff auf verschiedene Tools hat. Und wir wollten eine cloudbasierte Lösung, die es damals noch nicht gab“, sagt Klindwort im Gespräch mit der DAZ.

Management von Betriebsvorgängen

2018, zur Expopharm, war es dann so weit – die beiden Unternehmer stellten die erste Version von Pulse Innovations vor, oder wie es in der werbenden Selbstdarstellung auf der Pulse-Webseite heißt: „Die erste All-in-one Management-Software für das Gesundheitswesen … Managen Sie interne und externe Betriebsvorgänge einfach, effizient, zeitsparend und datenschutzkonform. Webbasiert von überall. Ohne Installation.“

Entsprechend dem Anforderungsprofil liegen die Kompetenzen der Team-Software in einer „vereinfachten internen und externen Kommunikation“, einem „ganzheitlichen Personalmanagement inklusive Personaleinsatzplanung“, in der Zeiterfassung und einer digitalen Personalakte, einem „prozessorientierten Aufgabenmanagement“ sowie einem Botendienst mit App und automatischem SMS-Versand an Endkunden.

Darüber hinaus bildet Pulse weitere Themengebiete ab wie Online-Pflichtschulungen, vollautomatisierte Temperaturüberwachung oder Qualitätsmanagementsysteme. Insgesamt umfasst die Software derzeit 16 Module. Dabei, so die Macher, sei die Ansicht für Filialbetriebe optimiert. Klassische Zeitfresser wie Zeitkorrekturen, Urlaube und Abwesenheiten würden farblich hervorgehoben. Tools wie Doc-Chat und Newsfeed ermöglichten eine filialübergreifende Kommunikation der Apothekenteams sowie den Austausch mit externen Partnern in Echtzeit.

Pulse Newsfeed ist hingegen als Tool für die interne Kommunikation gedacht. Mit der Funktion Tasks können einmalige sowie wiederkehrende Aufgaben an die Mitarbeiter übergeben werden. Dabei werden Aufgaben in Echtzeit am digitalen Schwarzen Brett Smartboard angezeigt. Eine App ermöglicht den Apothekenteams jederzeit und ortsunabhängig Einsicht beispielsweise in den Dienstplan, das Zeitkonto und den Status erstellter Aufgaben einzusehen.

Investitionen aus eigener Tasche

Die Entwicklung dieser Funktionen haben sich die beiden Unternehmer einiges kosten lassen. Die bislang aufgelaufenen Investitionen im „einstellig-siebenstelligen Bereich“ haben sie nach den Worten Götzes komplett selbst finanziert. Pulse hat mittlerweile über 1000 registrierte Apotheken und zirka 1900 Ärzte. Davon sind es insgesamt etwa 800 zahlende Kunden. Der Rest nutzt die kostenlose Version von Doc-Chat. Die Kosten variieren dabei je nach dem gebuchtem Grundpaket zwischen 99 und 359 Euro pro Monat inklusive 15 Benutzer. „Wenn man sieht, dass man im Filialbetrieb unser Produkt ab 180 Euro pro Standort bekommt, ist das eigentlich ein fairer Preis“, meint Götze. Wie hoch der Umsatz ist, wollen die Start-Up-Gründer allerdings nicht verraten.

Wachstum 25 Prozent im Jahr

Die Zeichen stehen auf Expansion. In den vergangenen beiden Jahren ist die Firma laut Götze jeweils um etwa 25 Prozent gewachsen. In Österreich und der Schweiz haben die Unternehmer ebenfalls bereits Kunden gewonnen. Und wenngleich die Zahl der Apotheken in Deutschland zurückgeht, glauben Klindwort und Götze, dass die Marktdurchdringung mit dieser Art von Betriebssoftware künftig bei 60 bis 70 Prozent liegen dürfte. Apotheker werden nach ihrer Meinung schlichtweg nicht umhinkommen, derartige Tools einzusetzen. Im Übrigen eigne sich die Software auch für andere Betriebsformen – organisiert werden müsse schließlich überall. Einige Waschstraßen und Flughafendienstleister nutzten jedenfalls schon ihr Produkt.

„Das wird ein Oligopol-Markt“

Klar, dass sie dabei nicht alleine auf dem Markt bleiben. „Das wird ein Oligopol-Markt“, ist sich Klindwort sicher. Götze, der vor einigen Jahren mit seiner Firma „View'n'Vision“ unter dem Titel „Virtuelle Sichtwahl mit Touchfunktion“ große Touchscreens entwickelt hatte, die direkt an den Kommissionierer gekoppelt sind, weiß: „Hast du ein gutes Produkt, wird es irgendwann kopiert.“ Dennoch sehen sich die beiden in einer guten Position: „Wir haben einen Entwicklungsvorsprung von drei bis vier Jahren“, so Götze.

Neue Endkunden-App  

Im Wettbewerb mit den Konkurrenten entwickelt das mittlerweile 17-köpfige Pulse-Team bestehende Module weiter und fügt den existierenden neue Funktionen hinzu. Jüngst haben sie eine Endkunden-App eingeführt und das Botendienstmodul erweitert. „Wir investieren eine Menge Geld in die Erweiterung“, so Götze.

Da erstaunt es fast, dass seinem Partner Klindwort noch Zeit bleibt, die vier Apotheken zu betreiben, die er gemeinsam mit seiner Frau in Bad Schwartau, Lübeck und Timmendorfer Strand besitzt. 


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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