Kampf gegen Lieferengpässe

CDU Thüringen will Arzneimittelvorräte der Apotheken transparent machen

Berlin - 10.02.2023, 13:45 Uhr

Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, Mario Voigt, will Lieferengpässe kurzfristig abmildern. (Foto: IMAGO / Jacob Schröter)

Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, Mario Voigt, will Lieferengpässe kurzfristig abmildern. (Foto: IMAGO / Jacob Schröter)


Um in Zeiten knapper Arzneimittel diese besser im Land verteilen zu können als bisher, regt der CDU-Politiker Mario Voigt aus Thüringen an, ein für alle Apotheken zugängliches System zu schaffen, das bestehende Vorräte bestimmter Medikamente und Wirkstoffe anzeigt. Zudem fordert er, die Präsenzapotheken zu stärken, um Engpässe wie jüngst bei den Fiebersäften für Kinder auch künftig abfedern zu können. Ebenfalls müssten deutlich mehr Studienplätze für Pharmazie her.

Lieferengpässe bei Arzneimitteln sind kein neues Phänomen. Schon seit vielen Jahren weisen vor allem Apothekerinnen und Apotheker darauf hin, dass es immer wieder zu Knappheiten kommt, die sie nur mit viel Mühe auffangen können. Doch inzwischen nimmt der Mangel überhand und die Kompensationsmechanismen stoßen an ihre Grenzen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will jetzt schnell handeln und ein Lieferengpass-Gesetz auf den Weg bringen, das kurz- bis mittelfristig Erleichterung bringen soll. Die Eckpunkte liegen bereits vor. Doch der hierauf basierende Referentenentwurf, der eigentlich für Ende Januar angepeilt war, lässt auf sich warten. Mittlerweile heißt es im Bundesgesundheitsministerium nur noch, es sei im erste Quartal 2023 mit ihm zu rechnen.

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Was konkret nötig ist, um Lieferengpässe einzudämmen, ist umstritten. Mehr Geld für Generika und eine Rückverlagerung der Produktion von Arzneimitteln und Wirkstoffen nach Europa sind nur zwei mögliche Ansätze von vielen, die im Raum stehen. Die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag präsentiert nun eigene Vorschläge und widmet sich dabei auch der Verteilungsproblematik, die laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte bei den Fiebersäften eine entscheidende Rolle gespielt haben soll.

CDU-Politiker Voigt fordert schnelle Abhilfe

Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, Mario Voigt, macht sich in einer Pressemitteilung vom gestrigen Donnerstag zwar grundsätzlich dafür stark, wichtige Medizinprodukte und Arzneimittel wieder in Europa zu produzieren und den Pharmagroßhandel Notfallreserven anlegen zu lassen – doch das allein wird nicht reichen, glaubt Voigt. Denn das Umstellen der Produktionsprozesse werde viel Zeit in Anspruch nehmen. Aus seiner Sicht muss die Politik deshalb gezielt Schritte unternehmen, die kurzfristig wirken.

„Wir werden die Zulieferbetriebe nicht von heute auf morgen in die EU zurückbekommen“, meint Voigt. Stattdessen nimmt er die Verteilung auf Apothekenebene ins Visier: „Sinnvoll wäre deshalb die Einführung eines für alle Apotheken zugänglichen Systems, das bestehende Vorräte bestimmter Medikamente und Wirkstoffe transparent macht und so hilft, diese bei Engpässen besser zu verteilen“, sagte er. Wie sein Büro auf DAZ-Nachfrage präzisiert, bezieht sich dieser Vorschlag nicht nur auf die Apotheken, sondern auch auf Großhändler und Hersteller. Überdies, so Voigt, könnten kleinere Packungsgrößen helfen, Medikamente, die derzeit nur sehr begrenzt zur Verfügung stehen, gleichmäßiger und gerechter aufs Land zu verteilen als bisher.

Landesregierung muss für Apothekennachwuchs sorgen

Mit Blick auf Thüringen fordert Voigt die Landesregierung dazu auf, die heimischen Apotheken zu stärken, um beispielsweise durch das Herstellen von Fiebersäften für Kinder akute Mangellagen auch künftig abfedern zu könnten. Dazu gehört für den CDU-Mann offenbar auch, sich dem Fachkräftemangel anzunehmen. „Die Landesregierung muss der Nachwuchsgewinnung bei Pharmazeuten endlich Priorität einräumen“, betont Voigt. Denn auch in Zukunft müsse die Versorgung mit Arzneimitteln und Medizinprodukten durch Apotheken in allen Landesteilen Thüringens sichergestellt sein.

Konkret fordert der CDU-Politiker deshalb, mit dem Neubau des pharmazeutischen Instituts in Jena auch die Zahl der Studienplätze um mindestens 20 Prozent zu erhöhen. „Das Schneckentempo der Ramelow-Regierung wie beim Landeskrankenhausplan oder bei der Landarztquote kann sich unser Gesundheitssystem nicht länger leisten“, machte Voigt deutlich. Thüringen wird seit März 2020 von einer rot-rot-grünen Koalition regiert. Ministerpräsident ist der Linken-Politiker Bodo Ramelow.


Christina Grünberg, Apothekerin, Redakteurin DAZ (gbg)
cgruenberg@daz.online


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1 Kommentar

Mehr Studienplätze

von Gerhard Zibulak am 11.02.2023 um 6:44 Uhr

Mehr Studierende der Pharmazie für die Apotheke wird es nur mit der Aussicht auf ein angemessenes Gehalt geben Herr Voigt. Und das geht nur wenn Apotheken endlich besser vergütet werden. Als Sekretärin bei der GKV verdient man mehr.

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