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Beratungswissen Spannungskopfschmerzen

Stuttgart - 02.02.2023, 16:45 Uhr

Gelegentliche Spannungskopfschmerzen lassen sich gut mit Selbstmedikationsarzneimitteln behandeln. (Foto: fizkes / AdobeStock)
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Gelegentliche Spannungskopfschmerzen lassen sich gut mit Selbstmedikationsarzneimitteln behandeln. (Foto: fizkes / AdobeStock)


Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerdebildern hierzulande. Dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge berichten rund 58 Prozent der Frauen und 44 Prozent der Männer in Deutschland über mindestens eine Kopfschmerzattacke im Jahr. Kommen Betroffene in die Apotheke, gilt es zunächst einmal, die Art ihrer Beschwerden abzuklären sowie die Red Flags für einen notwendigen Arztbesuch zu erkennen. 

Spannungskopfschmerzen – häufig und teuer

Nicht nur das RKI verfügt über Zahlen zum Thema Spannungskopfschmerz, auch die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) veröffentlicht Daten zur Häufigkeit des Beschwerdebildes. Einer Pressemitteilung der Gesellschaft zufolge, die sie im September 2022 anlässlich des „Europäischen Kopfschmerz- und Migränetags“ herausgegeben hat, sind rund 27 Prozent der Weltbevölkerung von Spannungskopfschmerz betroffen. Und es dürften künftig noch mehr werden, denn laut der DMKG nimmt die Kopfschmerz-Häufigkeit seit einigen Jahren stetig zu. Das ist nicht nur für jeden einzelnen Betroffenen eine Belastung, es ist gesellschaftlich betrachtet auch teuer, da Kopfschmerzen häufig zu kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit führen.

Kopfschmerzen betreffen jedes Alter

Bei Kopfschmerzen denkt man meist zunächst an Erwachsene. Allerdings leiden auch Kinder und Jugendliche häufig darunter. Spätestens ab dem Schulalter können Kinder klar artikulieren, wo sie Schmerzen verspüren. Schwieriger ist dies bei Kleinkindern. Hier sollten besorgte Eltern auf Verhaltensauffälligkeiten hingewiesen werden, die mit Kopfschmerzen zusammenhängen können. Dazu gehört es, dass Kinder sich immer wieder an den Kopf fassen und/oder sich lieber in eine ruhige Ecke zurückziehen, als laut zu spielen. Auch Appetitlosigkeit, Lichtempfindlichkeit und Erbrechen können auf Kopfschmerzen hinweisen. Kleinkinder mit derartigen Auffälligkeiten sollten dem Arzt vorgestellt werden.

Spannungskopfschmerz und andere Kopfschmerz-Arten

Spannungskopfschmerz ist nur eine von vielen Kopfschmerz-Arten. Man unterscheidet generell zwischen primären Kopfschmerzen sowie solchen, die ein Symptom einer anderen Erkrankung sind und somit als sekundäre Kopfschmerzen bezeichnet werden. Zu den häufigen primären Kopfschmerzen zählen neben Spannungskopfschmerzen noch Migräne und Clusterkopfschmerzen. Häufige sekundäre Kopfschmerzen werden im Rahmen einer Erkältung beobachtet. Weiterhin zählen dazu u.a. Kopfschmerzen, die durch einen Schmerzmittel-Übergebrauch entstehen, die durch eine Fehlsichtigkeit auftreten oder die Folge eines Sonnenstichs oder einer Gehirnerschütterung sind.

Spannungskopfschmerz oder Migräne?

Kopfschmerzpatienten können häufig nicht genau sagen, unter welcher Art Kopfschmerz sie leiden. Dies lässt sich in der Apotheke aber mithilfe einiger Fragen abklären. Vor allem geht es im Beratungsalltag um die Abgrenzung des Spannungskopfschmerzes von der Migräne. Orientieren kann man sich dabei an den Kriterien, die die „International Headache Society“ erstellt hat:

SpannungskopfschmerzMigräne
  • beidseitig lokalisiert
  • drückend oder beengend, nicht pulsierend
  • leichte bis mittlere Intensität
  • körperliche Aktivität (z. B. Treppensteigen) verstärkt die Schmerzen nicht
  • in der Regel keine Begleitbeschwerden wie Übelkeit/Erbrechen sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit
  • einseitig lokalisiert
  • pulsierender Charakter
  • mittlere bis starke Intensität
  • körperliche Aktivität verstärkt die Schmerzen
  • Häufig Beigleitbeschwerden wie Übelkeit/Erbrechen sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit

Kopfschmerz ist individuell

Schmerz ist eine subjektive Empfindung, sagt man. Das ist nicht ganz richtig. Werden Nozizeptoren verschiedener Personen gleich stark erregt, reagieren sie auch mit einer vergleichbaren Entladung. Allerdings spielen bei der Verarbeitung des Schmerzes eine Menge Komponenten mit hinein, die Schmerz zu einem individuellen „Erlebnis“ machen – das gilt auch für den Fall der Spannungskopfschmerzen. Um Schmerz dennoch messen zu können, bedient man sich meist einer zehnstelligen Schmerzskala, auf der angegeben wird, wie stark jemand seine Schmerzen empfindet. Im Fall von wiederkehrenden Spannungskopfschmerzen empfiehlt sich zudem das Führen eines Schmerztagebuchs. Mit seiner Hilfe lassen sich auch mögliche Schmerz-Trigger herausfinden.

Spannungskopfschmerz ­– wann zum Arzt?

Gelegentliche Spannungskopfschmerzen lassen sich gut mit Selbstmedikationsarzneimitteln behandeln. An den Arzt sollten Sie jedoch Kunden verweisen, die

  • zunehmend stärker werdende Kopfschmerzen haben bzw. wenn die Schmerzen immer wieder auftreten
  • unter sehr plötzlich aufgetretenen, starken Kopfschmerzen leiden
  • gestürzt sind und unter Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen leiden
  • weitere Symptome wie Fieber, Licht- oder Geräuschempfindlichkeit sowie Sehstörungen haben
  • auch Schmerzen beim Essen haben bzw. deren Kopf sich wund anfühlt

Dr. Beatrice Rall, Redakteurin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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