DAZ-Adventsrätsel – Tag 4

Kaba oder Kava zu den Weihnachtsplätzchen?

Stuttgart - 04.12.2022, 07:00 Uhr

Wie Kaba- oder Kakao-Pulver sieht das nicht aus ... (Foto: MysteryShot  / AdobeStock)

Wie Kaba- oder Kakao-Pulver sieht das nicht aus ... (Foto: MysteryShot  / AdobeStock)


Am heutigen 2. Advent dürfen Sie bereits das vierte Türchen des DAZ-Adventskalenders öffnen. Machen Sie es sich am Wochenende schon mit ein paar Weihnachtsplätzchen im Kerzenschein gemütlich? Dazu vielleicht ein Tee, Kaffee, eine heiße Milch, ein Kaba – oder gar ein Kava-Trunk. Beispielsweise in New York soll Kava-Kava als Bargetränk seit einigen Jahren voll im Trend liegen. Doch war Kava-Kava-Extrakt in Deutschland nicht lange Zeit als Arzneimittel im Handel? Und war das nicht bedenklich?

Ende 2019 berichtete die DAZ, dass das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Zulassungen Kava-Kava-haltiger Arzneimittel widerruft. Kommt es Ihnen so vor, als wäre das schon länger her gewesen? Das kann gut sein, denn bereits Ende der 1990er-Jahre nahm das Kava-Drama seinen Lauf. So oder so, Kava-Kava ist spätestens seit 2019 Geschichte, oder? 

Tatsächlich widmete der Tagesspiegel erst im Februar dieses Jahres einen ganzen Artikel dem Kava-Pfeffer, auch bekannt als Rauschpfeffer (Piper methysticum) oder eben Kava-Kava. Es handelt sich um einen entfernten Verwandten des Schwarzen Pfeffers (Piper nigrum). Anders als beim uns bekannten Pfeffer, werden allerdings nicht die Früchte, sondern das ausgeprägte Rhizom verwendet. Doch wofür wurde und wird Kava-Kava eigentlich verwendet? Laut Tagesspiegel kam Kava-Kava erst als Droge zum Einsatz, mittlerweile soll es sich in vielen Ländern aber als Bargetränkt etabliert haben (z.B. in New York in den USA).  

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Als Bargetränk wirkt Kava-Kava allerdings nicht gerade attraktiv – man soll den Eindruck haben, erdiges Wasser zu trinken. Der Geschmack sei bitter und hinterlasse ein leicht taubes Gefühl auf der Zunge. So beschreibt der Tagesspiegel die Erfahrung. Auf den Inselstaaten im Pazifik ist das Getränk jedoch sozial tief verankert, in Kava-Zeremonien sollen die Menschen dort zusammenkommen. 

Anlass der Tagesspiegel-Berichterstattung war nun, dass Australien ein Verbot des kommerziellen Imports von Kava-Kava zum Dezember 2021 aufgehoben hat. In Pillenform habe man es aber schon vorher in Australien kaufen können. Dabei soll Australien Kava-Kava aufgrund seiner möglichen gesundheitsschädigenden Eigenschaften in der Vergangenheit auch schon einmal wie eine Droge behandelt haben. Dieses wechselhafte Verhältnis zu Kava-Produkten ist jedoch kein Alleinstellungsmerkmal von Australien, auch Deutschland kann auf eine wechselhafte Kava-Geschichte zurückblicken – wie eingangs erwähnt sind kavahaltige Arzneimittel in Deutschland nicht mehr erlaubt. 

Kava-Kava kann die Leber schädigen, oder nicht?

Bereits 2002 hatte das BfArM das Ruhen der Zulassung von kavahaltigen Phytopharmaka, einschließlich homöopathischer Zubereitungen mit einer Endkonzentration bis einschließlich D4, angeordnet. Denn immer wieder waren zuvor Fallbeschreibungen berichtet worden, die einen leberschädigenden Effekt von Kava-Präparaten nahelegten. Zusätzlich sah das BfArM die Wirksamkeit der im Handel befindlichen Präparate nicht als belegt an. 2007 erfolgte (vermeintlich endgültig) dann der Widerruf der Zulassung für kavahaltige Arzneimittel. 

Manch einer war allerdings der Meinung, dass das BfArM damit über das Ziel hinausgeschossen war und dem Risiko auch mit einer Unterstellung unter die Verschreibungspflicht hätte begegnen können – gemeinsam mit einer strikten Einhaltung der empfohlenen Dosierung, kurzen Therapiedauer und regelmäßigen Kontrollen der Leberwerte. Und tatsächlich: 2014 nahm der Fall eine unerwartete Wendung – das BfArM unterlag in einem Prozess vor dem Verwaltungsgericht Köln gegen verschiedene Herstellerfirmen. Der Widerruf sei nicht gerechtfertigt gewesen, hieß es, da andere Maßnahmen zur Risikominimierung hätten ergriffen werden können. Gesagt getan – doch auch die Risikominimierungsmaßnahmen gingen den Herstellern schließlich zu weit. Doch Kava-Kava-Produkte waren noch weitere Jahre im Handel erlaubt.

So kam es, dass der Fall erst 2019 wieder an Fahrt aufnahm, ehe er endgültig zum Stehen kam: Der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur bewertete das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Kava-Kava- Arzneimitteln zusammenfassend als ungünstig. Auf dieser Grundlage widerrief das BfArM wieder Zulassung von Kava-Kava-Arzneimitteln

Wie wirkt Kava-Kava?

Doch warum ist Kava-Kava als Droge oder Bargetränk teils überhaupt so beliebt, und warum war es in Deutschland jemals als Arzneimittel im Handel? Wie Priv.-Doz. Dr. Kristina Jenett-Siems in der DAZ 2018 erläuterte, gelang es in den 1960er-Jahren, die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe der Kava-Pflanze zu identifizieren: die Kava-Pyrone. Dazu zählen (+)-Kavain, Methysticin, Yangonin und verschiedene Dihydro-Derivate. Als molekulares Target der Kava-Pyrone gilt insbesondere der GABAA-Rezeptor. 

Im Gegensatz zur traditionellen Anwendung als Kava-Getränk wurden in Europa jedoch keine wässrigen Zubereitungen, sondern ethanolische bzw. acetonische Extrakte verwendet (40 bis 70 Prozent Kava-Pyron-Anteil). Auch synthetisch hergestelltes Kavain war als Reinsubstanz auf dem Markt, und auch damit kam es zu schwerwiegenden Fall-Berichten über Leberschädigung

Welche unerwünschten Wirkungen verursacht Kava-Kava?

Der genaue Mechanismus, der der möglichen Leberschädigung durch Kava ist nicht geklärt, doch auch sonst kann der Konsum zu unerwünschten Wirkungen führen. Wie das Arznei-Telegramm 1995 berichtete, sollen „vom Kavatrinken bekannte Störwirkungen an Haut, Magen-Darm-Trakt und Augen“ auch nach der Einnahme von Kapseln mit Kava-Kava-Extrakt vorkommen. Dazu zählten zum Beispiel das 

  • Sehen von Doppelbildern und Farben, aber auch
  • Durchfall, Übelkeit, Brechreiz, starke Magenkrämpfe und
  • juckende Hautekzeme.

Angesichts dieser möglichen unerwünschten Wirkungen machen wir es uns vielleicht auch in diesem Jahr lieber wieder mit einem Kaba statt einem Kava-Trunk am zweiten Adventssonntag gemütlich, oder? Doch nochmal – warum ist Kava-Kava überhaupt so beliebt?

Frage: In welcher Indikation wurde Kava-Kava früher als Arzneimittel eingesetzt?

Die Antwort lautet:

Für die Anwendung bei nervösen Angst-, Spannungs- und Unruhezuständen erstellte die Kommission E 1990 im Auftrag des damaligen Bundesgesundheitsamts eine Monographie zu Kava-Kava. Für die Selbstmedikation war eine maximale Anwendungsdauer von drei Monaten empfohlen, die Dosierung entsprach 60 mg bis 120 mg Kava-Pyronen/Tag.


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