„Safety-FIRST“

Bundesweites Modellprojekt für mehr AMTS bei der oralen Tumortherapie

Stuttgart - 10.11.2022, 13:45 Uhr

Patienten mit einer oralen Tumortherapie profitieren von einem therapiebegleitenden Schulungs- und Betreuungskonzept mit intensivierter klinisch-pharmazeutischer Betreuung. (Foto: ABDA)

Patienten mit einer oralen Tumortherapie profitieren von einem therapiebegleitenden Schulungs- und Betreuungskonzept mit intensivierter klinisch-pharmazeutischer Betreuung. (Foto: ABDA)


Im kommenden Frühjahr startet mit „Safety-FIRST“ ein bundesweites Modellprojekt mit dem Ziel, die interprofessionelle Betreuung und somit die Arzneimitteltherapiesicherheit für Patient:innen mit oraler Tumortherapie zu stärken. Das Projekt, das vom Bundesgesundheitsministerium mit insgesamt 600.000 Euro gefördert wird, wird unter anderem von Pharmazeut:innen des Uniklinikums Erlangen und der Universität Bonn geleitet.

Dass unerwünschte Arzneimittelwirkungen immer wieder für Krankenhausaufenthalte verantwortlich sind, ist mittlerweile bekannt. Ebenso weiß man, dass viele davon vermeidbar sind. Deswegen hat das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) bereits im Jahr 2007 den Aktionsplan zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) ins Leben gerufen (Aktionsplan AMTS). Seitdem wurde er mehrfach fortgeschrieben, die aktuelle Variante wurde im vergangenen Jahr beschlossen und läuft bis 2024.

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Im Rahmen des Aktionsplans werden zahlreiche Modellprojekte gefördert. Eines davon ist „Safety-FIRST“. Ziel des Vorhabens, das vom BMG drei Jahre lang mit insgesamt 600.000 Euro unterstützt wird, ist es, ein deutschlandweites Sicherheitsnetz mit 24 Zentren aus Arztpraxen, Medizinischen Versorgungszentren, Klinikambulanzen, öffentlichen Apotheken und Krankenhausapotheken zu bilden, um die interprofessionelle Vor-Ort-Kompetenz bei der Betreuung von Patient:innen mit oraler Tumortherapie zu stärken und die AMTS in diesem Bereich zu verbessern. 

Phamazeut:innen aus Erlangen und Bonn federführend beteiligt

Geleitet wird das Projekt durch ein AMTS-Kompetenzzentrum mit Medizin:innen und Pharmazeut:innen des Uniklinikums Erlangen, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Beteiligt sind beispielsweise Professor Ulrich Jaehde, der die Klinische Pharmazie in Bonn leitet, Professor Martin Fromm, Direktor des Instituts für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Uni Erlangen, sowie Professor Frank Dörje, Chefapotheker des Uniklinikums Erlangen.

Erlanger Forschungsprojekt Grundlage für das Betreuungskonzept

Von letzteren stammt gewissermaßen die Vorarbeit für „Safety-FIRST“. Im Forschungsprojekt AMBORA (Arzneimitteltherapiesicherheit bei der Behandlung mit neuen oralen Antitumor-Wirkstoffen) konnten die Erlanger nachweisen, dass Patienten mit einer oralen Tumortherapie von einem therapiebegleitenden Schulungs- und Betreuungskonzept mit intensivierter klinisch-pharmazeutischer beziehungsweise -pharmakologischer Betreuung erheblich profitieren. 

Der umfassend evaluierte „Erlangen AMBORA Standard“ bildet nun die Grundlage für das bundesweite Modellprojekt, wie Dörje auf Nachfrage der DAZ bestätigt. Es gehe dabei um ein umfassendes Medikationsmanagement. „Diese Form der intensivierten Therapiebegleitung sollte möglichst vielen Patientinnen und Patienten angeboten werden. Wir freuen uns sehr, dass die Projektgruppe Safety-FIRST an der deutschlandweiten beispielhaften Umsetzung des Betreuungskonzepts interprofessionell arbeiten wird“, so Dörje. 

Die beteiligten Zentren erhielten für ihre wissenschaftlichen Dokumentationsaufwände eine Anerkennungsgebühr, erläutert er. Die Studienleistungen der Zentren werden somit nicht vollumfänglich vergütet. Zurzeit rekrutiere man in Bonn und Erlangen die für die Projektdurchführung unbedingt notwendigen personellen Verstärkungen für die Projektdurchführung in der Projektleitung. Im Frühjahr 2023 soll es dann losgehen.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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