Protestaktion gegen höheren Kassenabschlag

Saarländische Apotheken planen Streik am 19. Oktober

Berlin - 10.10.2022, 10:45 Uhr

Im Saarland sind die Apotheken am Mittwoch, dem 19. Oktober ab 12 Uhr aufgerufen, ihre Türen zu schließen. (Foto: picture alliance / dpa | Franziska Kraufmann)

Im Saarland sind die Apotheken am Mittwoch, dem 19. Oktober ab 12 Uhr aufgerufen, ihre Türen zu schließen. (Foto: picture alliance / dpa | Franziska Kraufmann)


Die Apotheken im Saarland kämpfen weiter gegen das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz. Der Apothekerverein des Landes hat zu einer Protestaktion am 19. Oktober aufgerufen: Ab 12 Uhr sollen die Apotheken schließen, um ein „deutliches Signal nach Berlin“ zu senden. Dort soll einen Tag später vom Bundestag das Spargesetz verabschiedet werden.

Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz geht in den Endspurt: Schon nächste Woche Donnerstag ist im Deutschen Bundestag die abschließende Lesung geplant – zuvor können die Ampelfraktionen noch Änderungsanträge einbringen. Bislang gibt es allerdings keine Anzeichen, dass die geplante Erhöhung des Apothekenabschlags auf 2 Euro in den kommenden beiden Jahren aus dem Gesetzentwurf fallen wird.

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Doch im Saarland will man noch nicht aufgeben. Der dortige Apothekerverein macht nun mobil zu landesweiten Apothekenschließungen. Die geplanten Einsparungen seien nicht hinnehmbar, heißt es in einer Vorab-Mail an die Apotheken – gerade „im Hinblick auf die galoppierende Inflation, die extremen Steigerungen im Energiesektor sowie die drastisch gestiegenen Lohnkosten“. Das Gegenteil sei der Fall: Nach zehn Jahren ohne Honorarerhöhung sei eine substanzielle Erhöhung des Honorars erforderlich. Die vorgesehenen Kürzungen trieben viele Kolleg:innen „regelrecht in den wirtschaftlichen Ruin“.

Der Saarländische Apothekerverein habe sich daher entschlossen, kurzfristig und zeitlich vor der 2. und 3. Lesung im Bundestag sowie dem 2. Durchgang im Bundesrat (28. Oktober 2022), eine Protestaktion durchzuführen. Sie soll „sowohl der Bevölkerung, aber vor allem der Politik klar vor Augen führen, dass Apotheken die nunmehr geforderten Belastungen nicht mehr (er-)tragen können“.

Alle Apothekeninhaber:innen im Saarland werden daher aufgerufen, am Mittwoch, dem 19. Oktober 2022 ab 12:00 Uhr, ihre Apotheken zu schließen, um sich der Protestaktion anzuschließen. „Damit wollen wir ein deutliches Signal nach Berlin senden“.

Dienstbereite Apotheken vom Aufruf ausgenommen

Die Patientenversorgung soll dabei nicht gefährdet werden. Daher sind diejenigen Apotheken vom Aufruf ausgenommen, die zur apothekerlichen Dienstbereitschaft eingeteilt sind. „Schließlich wollen wir unseren Protest zwar spürbar, aber nicht auf dem Rücken der Patient:innen austragen“. Der Verein weist darauf hin, dass eine Schließung so auch rechtlich zulässig ist. Gemäß Ziffer 1 der Allgemeinverfügung zur Dienstbereitschaft vom 25. Juni 2003 der Apothekerkammer des Saarlandes könnten Apotheken an einem Wochentag ab 12.00 Uhr ohne weiteres schließen.

ABDA hat Unterstützung zugesagt

Laut dem Saarländischen Verein hat auch die ABDA aktive Unterstützung zugesagt. Es würden gerade Plakate und Handzettel vorbereitet, die die Apotheken im Saarland noch diese Woche bekommen sollen (zwei Plakate und 100 Handzettel je Apotheke). Der Handzettel werde die Argumente der Apotheker:innen gegen das Spargesetz laiengerecht darstellen.

Der Verein regt in seiner Mail zudem an, sich mit einem Schreiben an die Politiker:innen in ihrem Wahlkreis zu wenden, um auf die Situation in den Apotheken hinzuweisen. Den passenden Brief gibt es als Anlage gleich dazu.

Die Protestaktion soll auch medial begleitet werden: mit Pressemitteilungen, einer Pressekonferenz sowie Anzeigen in der Saarbrücker Zeitung, die auf ihre Gründe hinweisen.

Alternativ: Klappendienst

Abschließend heißt es in der Mail: „Wir wissen natürlich, dass die komplette Schließung der Apotheken nicht unerhebliche wirtschaftliche Folgen für jede Apotheke hat. Die aktuelle politische Situation mit dem derzeitigen Gesundheitsminister lässt aber keine andere Wahl“. Ausdrücklich werden daher alle Apotheken gebeten, sich an der Protestaktion aktiv zu beteiligen. Soweit dies etwa für Center-Apotheken wegen mietrechtlicher Vorgaben schwierig sei, sollten die betroffenen Kolleg:innen Rücksprache mit ihren Vermietern halten und um Erlaubnis zur Protestteilnahme bitten beziehungsweise alternativ nur Klappendienst vorsehen.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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5 Kommentare

Protestaktion

von Andreas May| ADEXA- Die Apothekengewerkschaft am 10.10.2022 um 14:00 Uhr

Eine tolle Idee mit dieser Protestaktion. Wobei: Streik bzw. Warnstreik sind Maßnahmen der Gewerkschaft im Arbeitskampf, nach gescheiterten Tarifverhandlungen.
Und: ADEXA hat noch keiner gefragt, ob wir uns beteiligen. Warum eigentlich nicht? Wir haben der ABDA oft genug angeboten, dass wir unsere Strukturen für gemeinsame Protestaktionen nutzen können. Und gegenüber der Politik ist es sicherlich wirksamer, wenn Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmervertretung gemeinsam protestieren.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Protestaktion

von Anita Peter am 10.10.2022 um 14:21 Uhr

Vielen Dank für Ihre Ausführungen und der Info, dass es trotz Angebots Ihrerseits keinerlei Kontaktaufnahme der ABDA gegeben hat.
Der Streik sollte anders aussehen -> Sofortige Einstellung der Zahlung der Kammerbeiträge!

Warum Warten?

von Thomas Eper am 10.10.2022 um 11:48 Uhr

Worauf warten? Übermorgen geht´s los, Freunde!
Und bitte in allen Bundesländern.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Streik

von Conny am 10.10.2022 um 11:08 Uhr

Mittwochnachmittag !

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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