Versender-Test vom DISQ

DocMorris & Co. sind nicht am günstigsten

Traunstein - 29.09.2022, 10:46 Uhr

Da nur vier der 20 getesteten Versender eine 24-Stunden-Lieferung anbieten, sind sie bei dringend benötigten Medikamenten „nicht unbedingt die erste Wahl.“ (a / Foto: Chaay_tee / AdobeStock)

Da nur vier der 20 getesteten Versender eine 24-Stunden-Lieferung anbieten, sind sie bei dringend benötigten Medikamenten „nicht unbedingt die erste Wahl.“ (a / Foto: Chaay_tee / AdobeStock)


Bei Arzneimittelversendern gibt es deutliche Preisunterschiede ­– das zeigt ein vom Deutschen Institut für Servicequalität durchgeführter Test bei 20 Anbietern. Unter die Lupe genommen wurde zudem die Servicequalität, keine Rolle spielte hingegen die Beratungsleistung.

Pünktlich zur Erkältungssaison hat das Deutsche Institut für Servicequalität (DISQ) einen Test von 20 Arzneimittelversendern, den es im Auftrag des Nachrichtensenders ntv durchgeführt hat, veröffentlicht. Im Fokus stand dabei die Frage: Lohnt der Einkauf in der Online-Apotheke? Der Test zeigt: „Trotz vieler Preisangebote ist ein aktueller Vergleich immer sinnvoll.“

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Wie leistungsfähig sind Arzneimittelversender?

Insgesamt fällt das Urteil recht positiv aus: „Viele Versandapotheken punkten mit professionellen Websites, oft attraktiven Preisen sowie kundenfreundlichen Bestell- und Zahlungsbedingungen“, heißt es in der Meldung. „Zwei Versandapotheken erzielen das Qualitätsurteil ‚sehr gut‘, 17 weitere sind gut und lediglich eine Online-Apotheke schneidet mit einem befriedigenden Gesamtergebnis ab.“ Wobei sich die Frage stellt, ob ab 80 von 100 Punkten ein „sehr gut“ und ab 70 Punkten ein „gut“ wirklich gerechtfertigt sind oder ob hier nicht sehr viel Wohlwollen im Spiel ist.

Durchgeführt wurde die Preisanalyse bereits Ende Juni 2022, zugrunde gelegt wurden dabei 35 vorab festgelegte rezeptfreie Apothekenprodukte. Dabei zeigten sich bei allen Produkten deutliche Preisunterschiede: „So kann bei der Wahl der jeweils günstigsten gegenüber der teuersten Online-Apotheke im Schnitt über ein Drittel (rund 35 Prozent) gespart werden – im Einzelfall sogar bis zu gut 63 Prozent.“ Allerdings gebe es nicht den einen Anbieter, der bei jedem Medikament am günstigsten ist. Die Wahl der Online-Apotheke hänge somit stets vom individuellen Bestellwunsch der Kunden ab.

Deutsche Versender in der Spitzengruppe

Das Ergebnis ist insofern überraschend, als die Marktführer DocMorris und Shop Apotheke Europe beim Preisvergleich auf dem zehnten (73,5 von 100 Punkten) bzw. fünfzehnten Platz (66,8 Punkte) landen. Beim Gesamtergebnis schneiden sie mit dem sechsten (76,7 Punkte) bzw. neunten Platz (75,3 Punkte) etwas besser ab, da sie bei der Teilkategorie Online-Service (s.u.) punkten können: Hier liegt Shop Apotheke auf dem zweiten und DocMorris auf dem vierten Platz.

Testsieger ist Medikamente-per-Klick.de mit dem Qualitätsurteil „sehr gut“ (84,2 von 100 Punkten). Das Unternehmen liegt zudem bei der Preisanalyse auf dem ersten Platz mit 95,0 Punkten. „In 14 von 35 untersuchten Fällen bietet keine Versandapotheke im Test einen günstigeren Preis“, heißt es. Hinter Medikamente-per-Klick steht die Luitpold Apotheke im oberfränkischen Bad Steben. Laut Website versendet sie ab einem Warenbestellwert von 10 Euro versandkostenfrei innerhalb von Deutschland. Zudem bietet sie auch die Anfertigung aller Arten von Rezepturen – „ob Salben, Cremes oder Kapseln“ – an.

Auf dem zweiten Platz folgt disapo.de mit 81,1 Punkten, auch bei der Preisanalyse steht der Anbieter mit 92,6 Punkten auf Platz zwei. Auf der Website des im niederländischen Heerlen ansässigen Versenders steht, dass die Disapo Apotheke 2005 von Familie Peikert gegründet und seit einiger Zeit gemeinsam mit Familie Kraus weitergeführt werde. Beide Namen finden sich zwar auch im Impressum, aber seit Anfang dieses Jahres gehört das Unternehmen zum Parfümeriekonzern Douglas. Laut Testbericht liefert auch Disapo ab einem Bestellwert von 10 Euro versandkostenfrei, auf der Website gilt das Angebot allerdings erst ab 19 Euro.

Auf dem dritten Platz steht mit 79,4 Punkten wieder eine deutsche Apotheke: Fliegende-Pillen.de. Bei der Preisanalyse liegt das Unternehmen ebenfalls auf dem dritten Platz mit 83,1 Punkten. Fliegende Pillen wird laut Website vom Team der Birken-Apotheke in Köln betrieben. Inhaber ist Erik Tenberken, der in Apothekerkreisen vor allem durch verschiedene Videospots bekannt ist, in denen unter dem Hashtag #Weilesnochniewichtigerwar die Bedeutung der Vor-Ort-Apotheken eindrucksvoll und emotional dargestellt wird.

Neben dem Preis wurde auch die Servicequalität der Versender getestet – und zwar „anhand einer detaillierten Analyse des Internetauftritts sowie je zehn Prüfungen der Websites durch geschulte Testnutzer“. Zudem wurden die Bestell- und Zahlungsbedingungen bewertet. Auf dem ersten Platz dieser Teilkategorie Online-Service steht Volksversand.de mit 83,4 Punkten. Der Versender ist zwar im tschechischen Liberec ansässig, bringt aber seine Pakete laut Website im Post-Verteilzentrum im sächsischen Ottendorf-Okrilla auf den Weg. Auf dem zweiten Platz folgt Shop Apotheke (81,3 Punkte) und auf dem dritten die im niedersächsischen Bad Laer ansässige Sanicare-Apotheke (78,1 Punkte).

DISQ empfiehlt Großbestellungen

Das DISQ hat noch weitere Tipps parat: Da nur vier der 20 getesteten Versender eine Express- bzw. 24-Stunden-Lieferung anbieten, seien bei dringend benötigten Medikamenten „Online-Apotheken somit nicht unbedingt die erste Wahl“. Und da alle getesteten Anbieter ab einem bestimmten Bestellwert kostenfrei liefern, sei es empfehlenswert, mehrere Medikamente, die man immer wieder benötigt, zusammen zu bestellen: „Das schont den Geldbeutel und durch weniger Verpackungsmüll auch die Umwelt.“

Ob die Versender ihre Kunden auch sachgemäß beraten, interessiert das DISQ bei seiner Untersuchung allerdings nicht. „Die Beratungsleistung, die die Anbieter etwa am Telefon erbringen, zählte nicht zum Testgegenstand“, heißt es lapidar in der Meldung.


Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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