Geld der Kunden ist sicher

Neue Noventi-Vorstände betonen Verlässlichkeit und Partnerschaft mit Apotheken

München - 09.09.2022, 11:00 Uhr

Die Vorstände Frank Steimel (links) und Mark Böhm wenden sich in einem Schreiben an die Noventi-Kunden. (Fotos: Noventi)

Die Vorstände Frank Steimel (links) und Mark Böhm wenden sich in einem Schreiben an die Noventi-Kunden. (Fotos: Noventi)


Der Abgang von zwei Vorständen beim Rechenzentrum Noventi hat offenbar viele Kunden verunsichert. Die Nachfolger bemühen sich nun um Beruhigung und wenden sich mit einem Brief an die Apotheken. Die Diktion setzt auf Verlässlichkeit und partnerschaftliche Zusammenarbeit. Die Vorstände Mark Böhm und Frank Steimel betonen vor allem die Sicherheit der Abrechnungsgelder.

Am Montagabend hatte Noventi, der Marktführer unter den Apothekenrechenzentren, bekannt gegeben, dass der Vorstandsvorsitzende Hermann Sommer und Vorstand Victor Castro das Unternehmen verlassen. Nun wenden sich die beiden Nachfolger, die Vorstände Mark Böhm und Frank Steimel, in einem Schreiben an die Kunden von Noventi. Böhm ist bereits seit Herbst 2021 Vorstand „Markt und IT“. Steimel ist der neue Finanzvorstand des Unternehmens.

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In dem Schreiben an die Kunden mit dem Titel „Ihr verlässlicher Partner im Dienste der Apotheke vor Ort“ stellen sich die beiden Vorstände vor, „damit Sie wissen, was Sie von uns zu erwarten haben und wofür wir stehen“. Offensichtlich möchten Böhm und Steimel mit ihrem Schreiben den Markt beruhigen und Spekulationen über die Fortführung der verschiedenen Geschäftsfelder und zur Sicherheit der Abrechnungsgelder entgegentreten. Das Schreiben ist auf Solidität und Orientierung auf die Apothekerkunden ausgerichtet. Damit unterscheidet es sich von früheren Verlautbarungen von Noventi mit hochfliegenden Marketingideen.

Noventi: „Sicherheit der Rezeptabrechnung existenziell“

Böhm und Steimel beschreiben Noventi als verlässlichen Partner und seit 122 Jahren als zukunftssicheren Begleiter der Apotheken. „Das soll und das wird auch so bleiben“, betonen Böhm und Steimel und erklären: „Wir wissen, dass die Sicherheit der Rezeptabrechnung existenziell ist und wir sind sehr stolz darauf, dass es in unserer Unternehmensgeschichte noch nie zu einer eigenverschuldeten Verzögerung bei der Auszahlung der Rezeptabrechnung kam.“ Noventi habe ein festes, von der Apobank geführtes Finanzierungskonsortium, das die Zahlungen an die Apotheken jederzeit sicherstelle. 

Für die Abrechnung sei besonders die in den Vertragsbedingungen verankerte rechtliche Absicherung hervorzuheben. Dabei würden die Kunden bis zur erfolgten Auszahlung der Rezeptgelder uneingeschränkt Eigentümer der Rezepte bleiben. Zu dieser sogenannten Zug-um-Zug-Abtretung verweisen die Vorstände auf die Abrechnungs- und Factoringvereinbarung und auf ein früheres Schreiben von Noventi vom Mai dieses Jahres.  

Hintergrund: Zug-um-Zug-Abtretung

Es geht dabei um die Abtretung der Forderungen aus den abgerechneten Rezepten, die erst dann vollzogen wird, wenn die Apotheken bereits die geschuldete Auszahlung erhalten haben. Den Hintergrund dafür bot offenbar eine Erfahrung aus der Insolvenz des Rechenzentrums AvP. Dort hatten diejenigen Apotheken, die eine Zusatzvereinbarung mit einer solchen bedingten Forderungsabtretung abgeschlossen hatten, Aussonderungsrechte an der Vermögensmasse der insolventen AvP erhalten. Daher gilt diese Klausel als wirkungsvolle Sicherungsmaßnahme bei Forderungsabtretungen. Daraufhin hatte Noventi seinen Abrechnungskunden schon im Februar 2021 eine solche Klausel angeboten und im Schreiben von Mai 2022 daran erinnert. Denn offenbar hatten viele Kunden die zusätzliche Klausel nicht unterzeichnet. Noventi hat daraufhin nochmals um Bestätigung der Zug-um-Zug-Abtretung gebeten. Ob weiterhin solche Bestätigungen ausstehen, geht aus dem jüngsten Schreiben nicht hervor.

Rezeptabrechnung und Warenwirtschaft als Kerngeschäft

In ihrem aktuellen Schreiben erklären Böhm und Steimel weiter: „Wir fokussieren uns künftig auf unser Kerngeschäft Rezeptabrechnung und Warenwirtschaft sowie auf ausgewählte Zukunftsprojekte.“ Dies sei das Fundament für die vertrauensvolle und transparente Zusammenarbeit mit den Apotheken. Böhm und Steimel stellen damit klar, dass auch die Warenwirtschaft weiter zum Kerngeschäft gehört. Sie erklären aber nicht, welche Zukunftsprojekte weitergeführt werden sollen und welche nicht.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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