Positionspapier zur Novellierung der Approbationsordnung

Adexa zur BPhD-Kritik: Am Runden Tisch „so niemals formuliert“

Berlin - 08.09.2022, 14:30 Uhr

Adexa-Chef Andreas May stellt klar: Die Apothekengewerkschaft steht trotz der Kritik des BPhD hinter dem Positionspapier zur Novellierung der Approbationsordnung. (Foto: Adexa)

Adexa-Chef Andreas May stellt klar: Die Apothekengewerkschaft steht trotz der Kritik des BPhD hinter dem Positionspapier zur Novellierung der Approbationsordnung. (Foto: Adexa)


Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) lehnt das Positionspapier zur Novellierung der Approbationsordnung ab, unter anderem, weil damit die Stundenzahl für die angehenden Apotheker:innen weiter steigen würde. Doch offenbar hat es der Verband versäumt, seine Kritik dort zu äußern, wo sie hingehört – am Runden Tisch, der das Papier erarbeitet hat. Das berichtet Adexa-Vertreterin Ulrike Hey gegenüber der DAZ.

Wie soll das Pharmaziestudium der Zukunft aussehen? Mit dieser Frage befasste sich ein Runder Tisch, an dem neben Vertreter:innen der Bundesapothekerkammer (BAK) und des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden (BPhD) unter anderem auch die Hochschulprofessoren und die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft saßen. Gemeinsam wollte man die Weichen stellen, wie sich die apothekerliche Ausbildung weiterentwickeln soll. Das Ergebnis ist ein Positionspapier, in dem die Beteiligten festhalten, wie die Approbationsordnung für Apotheker:innen aus ihrer Sicht novelliert werden sollte.

Doch während die BAK-Mitgliederversammlung das Papier Mitte Mai absegnete, verweigerte der BPhD kurze Zeit später bei seiner Bundesverbandstagung die Zustimmung. Die Studierenden stoßen sich gleich an mehreren Punkten – zentral ist aber wohl die Befürchtung, dass die Studierenden durch eine Anpassung wie vorliegend vorgesehen durch eine Erhöhung der Stundenzahl sogar noch stärker belastet würden als bisher.

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Gute Ansätze nicht zu Ende gedacht

Mit am Runden Tisch saß auch die Apothekengewerkschaft Adexa. Wie steht man dort zu den Sorgen der Studierenden? „Natürlich können wir die Kritik der Studierendenvertretung nachvollziehen“, sagt Ulrike Hey, Leiterin der Adexa-Berufsgruppe Apotheker:innen, auf Nachfrage der DAZ. Leider habe jedoch der BPhD die Einwände, die bei der Bundesverbandstagung von den Fachschaftsdelegierten vorgebrachten wurden, am Runden Tisch „so niemals formuliert. Ein BPhD-Vertreter hat auf der letzten Sitzung des Runden Tisches zum ersten Mal das ‚Stundenproblem‘ im Hauptstudium angesprochen.“

Hey spielt den Ball zu den Studierenden zurück: „Das heißt, dass es der BPhD während der Runde-Tisch-Termine offenbar nicht geschafft hat, eine breite Meinungsbildung zu den zu beschließenden Punkten zu organisieren.“ Andernfalls hätte der BPhD auf die Unterstützung durch die Adexa-Vertreter:innen zählen können.

Die Adexa-interne AG Approbationsordnung stehe nun zu den Ergebnissen. „Die Mitglieder der AG sind sicher, dass im Prozess beim Ministerium durch die Anhörungen weiterhin Einfluss auf die Ausgestaltung der Approbationsordnung genommen werden kann“, sagt Adexa-Chef Andreas May der DAZ-Redaktion. Eine gemeinsame Stellungnahme zu erarbeiten, hält die Apothekengewerkschaft demnach für wichtig, um im zuständigen Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Gehör zu finden. Den Prozess neu aufzurollen und nochmals am Positionspapier zu schrubben, sei nicht ohne Weiteres machbar. „Der Runde Tisch in Corona-Zeiten im Online-Format war eine recht einmalige Angelegenheit, die sich in dieser dichten Form vermutlich nicht so schnell wiederholen lassen könnte“, betont May.

Wissenschaftliche Arbeit überzeugt Adexa nicht

Noch nicht ganz überzeugt ist man bei Adexa offenbar von dem Plan, dass die angehenden Apotheker:innen in einem der zwei zusätzlichen Semester noch eine neue Sonderleistung erbringen sollen. „Das Problem ist vor allem die verpflichtende wissenschaftliche Arbeit für alle Studierenden, die im geforderten Zusatzsemester auch noch untergebracht werden müsste“, erläutert Hey. „Dies hinterfragen wir.“ Aus der Perspektive der Professor:innen sei diese verpflichtende Arbeit zwar wichtig, um die Pharmazie den anderen Naturwissenschaften gleichzustellen. „Aus Sicht der Allgemeinpharmazie – und Adexa vertritt ja die Arbeitnehmer:innen, also die angestellten Apotheker:innen in öffentlichen Apotheken – würde es reichen, wenn Studierende im Staatsexamensstudiengang Pharmazie die Möglichkeit einer wissenschaftlichen Arbeit wie bisher wahrnehmen könnten, also vorwiegend im PJ“, unterstreicht Hey.

Verständnis hat die Adexa-Vertreterin dafür, dass der BPhD sich auch vor dem Hintergrund des Positionspapiers um die mentale Gesundheit der Studierenden sorgt. „Hier ließe sich nicht nur unter dem Aspekt der Novellierung der Approbationsordnung noch sehr viel mehr verbessern, wenn alle Pharmazie-Standorte sich einmal zu diesem Thema zusammentun würden“, sagt sie. „Das hat sehr eng auch mit der Attraktivität der Pharmazie und letztlich dem Apotheker:innenberuf zu tun.“


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

und wieder mal Lob ...

von Dr. Ralf Schabik am 08.09.2022 um 19:05 Uhr

... für die ADEXA !
Die verpflichtende wissenschaftliche Arbeit geht leider vollkommen an der Realität vorbei ! Nix Halbes, nix Ganzes - Zeit- und Ressourcen-Verschwendung ohne Bezug zur späteren Tätigkeit - vorgeschlagen aus den Elfenbeintürmen mancher Unis und vieler Apothekerkammern. DANKE, ADEXA, für die diplomatisch vorgebrachte Kritik.
Sehr schön auch der Vorschlag, dass sich alle Pharmazie-Standorte zusammenschließen könnten, um das Thema "mentale Gesundheit" aufzugreifen.
Ich habe an anderer Stelle mal geäußert, dass das Pharmaziestudium kein Ferienprogramm ist und auch nie werden kann. Gleichwohl ist es eine ganz ausgezeichnete Idee, mögliche "Strressoren" zu erkennen und zu überlegen, ob sie nicht abgestellt werden können. Es ist doch wie im realen Leben: Die reinen abgeleisteten Stunden sind keinerlei Maßstab für "Belastung". Es sind die Bedingungen, das Arbeitsumfeld. Finde ich super, wie das ADEXA formuliert und sich kümmert. DANKE !

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Wissenschaftliche Arbeit

von Holger am 09.09.2022 um 10:19 Uhr

Sorry, das sehe ich anders. Gerade wenn das Studium endlich(!) auf 10 Semester "aufgebohrt" wird, ist es eigentlich Pflicht, dass wir auch eine wissenschaftliche Arbeit überschaubaren Formats anfertigen. Alles andere ist doch eines akademischen Berufs unwürdig.

Die Forderung der Studierenden nach einer nicht weiter steigenden Gesamtstundenzahl unterstütze ich. Das muss mit Abwerfen von Ballast auch gehen - lassen Sie uns lieber auf ein Semester Ionen trennen und ein Semester titrieren verzichten. Aber das Hauptproblem auch für die mentale Gesundheit der Studierenden ist doch die Binnenorganisation des Studiums. Was ist das für ein Verständnis eines STUDIUMS, wenn die Studierenden in JEDER Vorlesung durch händische Unterschrift ihre Anwesenheit bestätigen müssen?? Das empfinde ich als entwürdigend. Und es hat nichts mit der Approbationsordnung zu tun, sondern lediglich mit dem Selbstverständnis machtgeiler Hochschul"leerer".

AW: @ Holger 10:19

von Dr. Ralf Schabik am 09.09.2022 um 11:25 Uhr

Nix "Sorry", sondern DANKE für Ihre Rückmeldung ;-)
Wir müssen das Thema in allen Facetten diskutieren - einer der Grundfehler der aktuellen Vorlage ist, dass die Praktiker viel zu wenig gehört wurden. Das Thema "Überarbeitung der Ausbildungen" dümpelt seit Jahren vor sich hin ... und NIX Entscheidendes passiert.

OK ... Übereinstimmung: "Binnenorganisation des Studiums". Den Begriff greife ich gerne auf. Bin vermutlich weitestgehend bei Ihnen. Das mit der Unterschrift ist mir total neu ... aber trifft wahrscheinlich Ihre Analyse "persönliche Probleme von Personen mit Bestreben nach Macht." Das werden wir aber - Sie schreiben das treffend - durch KEINE Approbationsordnung beheben. Es menschelt überall, aber das gilt für alle Seiten ...

Und nun zur "wissenschaftlichen Ausrichtung". Hier setze ich mich konsequent in die Nesseln. Ich KANN Wissenschaft (Lehre und Forschung). Aber ich KANN auch PRAXIS. Daher lehne ich mich weit aus dem Fenster und kritisiere, dass in Deutschland der verheerende Denkfehler gemacht wird, viele Berufe zu verwissenschaftlichen. Dieser Fehler beginnt bereits in der KiTa, wenn ich gefragt werde, ob meine Tochter auf das Gymnasium gehen wird. Weil danach die Vorschule ausgerichtet wird. Blödsinn. Warum rennen so viele Leute auf's Gym und beklagen sich über mentale Probleme ? Uns fehlen Hunderttausende Praktiker, dafür haben wir Millionen Theoretiker, die in der Krise NIX können. Erleben wir ja seit Januar 2020 so deutlich wie nie zuvor.
Ich liebe Pharmazie generell, mir hat die Industrie großen Spaß gemacht, und die Offizin-Pharmazie war meine Berufung. Doch was ist in der Offizin mittlerweile unser Hauptjob ? Menschenverachtende BÜROKRATIE und konsequentes Verbot, unsere pharmazeutischen Fähigkeiten einzusetzen. Selbst bei Lieferengpässen dürfen wir nicht mal eben wegtauschen, ohne Vollabsetzungen zu riskieren. Und die Beratung zu Cannabis machst Du samt Belieferung kostenlos, wenn der HashCode unheilbar falsch ist. Was soll da eine wissenschaftliche Arbeit in der Ausbildung ? Ich sage mal ganz polemisch: Wir haben doch heute schon zu viele ApothekerInnen, die viel zu "verkopft" an Herausforderungen herangehen und für banale Probleme keine Lösungen wissen. Sich wundern, dass die Tintenpatrone nicht in den Laserdrucker passt. Oder "Feueralarm" schreien, wenn die Gasmangelsicherung im Labor anspricht. Spitzen-PTA müssen Herstellungsprotokolle von Approbierten unterschreiben lassen, die auch nach wissenschaftlicher Arbeit nicht wissen, wie man Harnstoff vorbehandelt, um ihn in eine Creme einzuarbeiten. Und einem Außendienstler, der ein ach so tolles neues Präparat aufschwatzen möchte, die vorgelegten Unterlagen fachlich zu zerlegen - dazu brauche ich keine "wissenschaftliche Arbeit", sondern ein Studium auf zeitgemäßem Niveau. Wobei wir VORHER unbedingt die Lehrpläne an den SCHULEN in den Blick nehmen müssen und schauen müssen, mit welchem Wissen die jungen Menschen heute Abi haben. Unfassbar, was für Defizite ich in meinen Kursen an Berufsfachschulen aufarbeiten muss, bevor wir zum eigentlichen Stoff Arzneimittellehre kommen.

Ich sehe aber ein ganz anderes, menschliches Problem: Je "wissenschaftlicher" die Ausbildung zu sein scheint, desto verstärkt der Standesdünkel. Schon heute beschweren sich tolle PTA, wie sie von Approbierten mitunter herablassend behandelt werden. Oder wir erleben es nun bei Hebammen, dass die Uni-Absolventen etwas "Besseres" sind. Die Patientinnen merken zwar nix davon, aber die Gehaltsansprüche steigen (Letzteres sogar verständlich, wenn Ausbildung länger und ggf. teurer).

Fazit: JA, wir müssen unsere Ausbildungen auf einem optimalen Niveau halten oder sie dorthin bringen. Es besteht Handlungsbedarf - das wird niemand bestreiten. Aber es ist eine extrem schwierige Gratwanderung.
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