DAZ-Podcast einfach erklärt – auf die Ohren

Nahrungsergänzungsmittel bei Krebs: wichtig oder gefährlich?

Berlin - 05.09.2022, 07:00 Uhr

Damit es nicht zu gefährlichen Wechselwirkungen kommt, sollten Apotheker:innen evidenzbasiert zu Nahrungsergänzungsmitteln beraten. (a / Foto: natagolubnycha / AdobeStock)

Damit es nicht zu gefährlichen Wechselwirkungen kommt, sollten Apotheker:innen evidenzbasiert zu Nahrungsergänzungsmitteln beraten. (a / Foto: natagolubnycha / AdobeStock)


Vier von fünf Krebspatienten greifen auf Nahrungsergänzungsmittel zurück – oft, ohne beraten zu werden. Wem ein Mangel diagnostiziert wurde, kann von Supplementen profitieren. Doch zugleich können bestimmte Vitaminpräparate den Erfolg einer Krebstherapie gefährden. Im DAZ-Podcast erläutert Ernährungsmediziner Martin Smollich, warum Apotheker:innen Krebspatienten unbedingt auf dieses Thema ansprechen sollten. 

Wer Nahrungsergänzungsmittel verkauft, setzt heute oft auf Influencer-Marketing: Dabei bezahlen Firmen Blogger mit großer Reichweite auf Instagram oder TikTok dafür, ihre Produkte zu bewerben. Zahlreiche medizinische Laien, aber auch approbierte Mediziner:innen mit Prominenz auf sozialen Medien leben heute von solchen Werbekooperationen. 

Auch Krebspatienten stoßen auf die Werbeversprechen und könnten Hoffnung darin sehen. Wie Autoren einer jüngst erschienenen ernährungsmedizinischen Studie analysierten, nehmen vier von fünf Patienten, die an Krebs leiden, Nahrungsergänzungsmittel ein. Dabei gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, keine Beratung bezüglich der Einnahme der Mittel erhalten zu haben.  

Mehr zum Thema

Gastkommentar zur Vitamin-D-Versorgung und den „neuen“ Berechnungen des DKFZ

Mehr als ein Hype?

Wie kann das sein? Darüber sprach im DAZ-Podcast „Einfach erklärt“ einer der Autoren selbst: Prof. Dr. Martin Smollich. Der Apotheker und Ernährungsmediziner leitet seit 2018 die Arbeitsgruppe Pharmakonutrition am Institut für Ernährungsmedizin in Lübeck. Er berät das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sowie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Zusätzlich gründete er Ernährungsmedizin.blog und ist im Herausgeberbeirat der Deutschen Apotheker Zeitung. 

Er schätzt: Für viele Mediziner:innen steht das Thema Nahrungsergänzung neben Diagnostik, Operationen oder der Chemotherapie eher am Rande. Smollich glaubt, dass Patienten Apotheker:innen bezüglich Vitaminen und Co. ein größeres Vertrauen schenken, als vielen Ärzten. Sein Rat: Krebspatienten im Beratungsgespräch unbedingt auf Nahrungsergänzungsmittel ansprechen. 

Denn viele der Substanzen können die Wirkung einer Chemotherapie herabsetzen. Besonders bei der akuten Strahlentherapie werden antioxidativ wirksame Mittel zum Problem. Aber auch andere Wechselwirkungen mit Chemotherapeutika können eine Rolle spielen. Andererseits können Apotheker:innen Patienten ermuntern, bestimmte Laborwerte untersuchen zu lassen, um dann ein geeignetes Nahrungsergänzungsmittel auswählen zu können.  

Das Beratungsgespräch bei Krebspatient:innen zu Nahrungsergänzungsmitteln kann Gefahren minimieren und Potenziale der Therapie ausschöpfen. Wie das gelingt, erklärt Martin Smollich in Folge 4 des Podcasts „Einfach erklärt“ mit Christine Gitter und Marius Penzel. 


Deutsche Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Hilfreich, sinnlos, gefährlich

Nahrungsergänzungsmittel haben viele Gesichter

Ein Interview zur Rolle von antientzündlicher Ernährung

Übergewicht abbauen reduziert Entzündungen am effektivsten

Onkologische Ernrährungspraxis

Wie sollen sich Krebserkrankte ernähren?

Wissenschaftlich fundierte Ernährungstipps für Brustkrebspatientinnen

Grüntee-Extrakt-Kapseln besser meiden!

Mit Ernährung Krebs vorbeugen (Teil 3 von 3)

Wie gut sind Ballaststoffe, Seefisch und Nahrungsergänzungsmittel?

DAZ-Podcast Einfach erklärt – auf die Ohren

Pill Shaming: Wer hat Angst vor Psychopharmaka?

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.