Schiedsstelle muss entscheiden

Grippeimpfvergütung: Verhandlungen zwischen Kassen und Apothekern scheitern

Stuttgart - 25.08.2022, 09:15 Uhr

Noch müssen sich Apotheken gedulden, bis sie regelhaft Grippeimpfungen anbieten können. (Foto: IMAGO / Frank Sorge)

Noch müssen sich Apotheken gedulden, bis sie regelhaft Grippeimpfungen anbieten können. (Foto: IMAGO / Frank Sorge)


Bis Ende dieses Monats hatten der Deutsche Apothekerverband und der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung Zeit, sich auf die Vergütungsmodalitäten für die in Apotheken durchgeführten Grippeimpfungen zu einigen. Das ist offenbar nicht gelungen. Nun muss die Schiedsstelle ran.

Am 30. Juni dieses Jahres ist das Pflegebonusgesetz in Kraft getreten, das unter anderem regelt, dass Apotheken künftig Grippeimpfungen nicht nur in Modellprojekten, sondern als Regelleistungen anbieten können. Damit fiel für den Deutschen Apothekerverband (DAV) und den Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) der Startschuss für eine neue Verhandlungsrunde. Der Auftrag lautete, – im Benehmen mit dem Verband der Privaten Krankenversicherung – einen „Vertrag über die Durchführung von Grippeschutzimpfungen durch Apotheken bei Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben“, abzuschließen (§ 132e Abs. 1a SGB V). 

Bereits gesetzlich vorgeschrieben ist, dass in diesem Vertrag eine Vergütung von 1 Euro je Einzeldosis sowie die Umsatzsteuer für die Beschaffung der in der Apotheke angewendeten Grippeimpfstoffe vorzusehen ist. Einigen müssen sich die Vertragspartner aber noch darauf, was den Apotheken für die Impfleistung und Impfdokumentation zu zahlen ist und wie diese Vergütung abzurechnen ist. Dafür wurde ihnen bis Ende August 2022 Zeit gegeben. Hier hat der Gesetzgeber offensichtlich aus den Verhandlungen zu den pharmazeutischen Dienstleistungen und Cannabis – die sich schier endlos zogen, weil es keine Einigung gab – gelernt und eine enge Frist gesetzt. Schließlich sollen die Apotheken für die kommende Impfsaison, die im Herbst beginnt, startklar sein.

Schiedsstelle muss über Impfvergütung entscheiden

Offenbar ist es den beiden Parteien aber nicht gelungen, eine Einigung zu erzielen. Darüber informierte der Landesapothekerverband Baden-Württemberg am gestrigen Mittwoch seine Mitglieder. So heißt es in einer Randnotiz eines Rundschreibens, in dem impfende Apotheken auf die Möglichkeit einer Impfstoff-Bestellung mit vollständigem Retouren-Recht hingewiesen werden „abseits dieses Angebots noch zur Information“: 


Über die Modalitäten der Vergütung und Abrechnung konnte zwischen dem GKV-Spitzenverband und dem DAV keine vertragliche Einigung erzielt werden. Eine Entscheidung der zuständigen Schiedsstelle steht noch aus. Wir informieren Sie, sobald die Schiedsstelle entschieden hat.“

Rundschreiben des LAV BaWü vom 24. August 2022


Schiedsstelle im Gesetz bereits berücksichtigt

Auch die Möglichkeit, dass die Schiedsstelle angerufen werden muss, wurde im Gesetz berücksichtigt und auch ihr wurde eine Frist gesetzt. So heißt es dort: „Einigen sich die Vertragsparteien […] nicht bis zum 31. August 2022, legt die Schiedsstelle nach § 129 Absatz 8 innerhalb von einem Monat den Inhalt des Vertrages fest.“ Damit ist sichergestellt, dass die Regelung bis zum 1. Oktober steht und die Apotheken in die Impfkampagne einsteigen können.

Eine etwaige Klage der Kassen gegen den Schiedsspruch wie bei den pharmazeutischen Dienstleistungen steht dem zumindest nicht im Wege, denn sie hätte keine aufschiebende Wirkung.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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