Besser natürlich verhüten?

Zu viele risikoreiche „Pillen“ – AOK hofft auf neues Gestagen-Monopräparat

Stuttgart - 22.08.2022, 09:15 Uhr

Wie am besten und sichersten verhüten? Frauen machen sich über diese Frage offenbar immer mehr Gedanken. Doch Ärzt:innen verordnen immer noch zu viele risikoreiche Kontrazeptiva. (b/AdobeStock / (JLco) Julia Amaral)

Wie am besten und sichersten verhüten? Frauen machen sich über diese Frage offenbar immer mehr Gedanken. Doch Ärzt:innen verordnen immer noch zu viele risikoreiche Kontrazeptiva. (b/AdobeStock / (JLco) Julia Amaral)


Regelmäßig berichten Krankenversicherungen über rückläufige Verordnungszahlen bei oralen Kontrazeptiva. Immer wieder wird dabei aber bemängelt, dass der Anteil risikoreicher Präparate weiterhin zu hoch ist. Die AOK hofft nun auf ein neues Gestagen-Monopräparat, welches das Verordnungsverhalten verändern könnte. Außerdem stellt die aktuelle DAZ vor, wie man „natürlich sicher verhüten“ kann. 

Vergangenes Jahr im August berichtete das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO), dass bei insgesamt rückläufigem Trend die Verordnungszahlen für kombinierte hormonelle Kontrazeptiva nach einem historischen Tief 2019 im Jahr 2020 wieder gestiegen sind. Der Grund war jedoch klar: „Die Ursache für diesen Anstieg ist allein darauf zurückzuführen, dass die Altersgrenze für die Erstattung von empfängnisverhütenden Medikamenten im Jahr 2019 von 20 auf 22 Jahre angehoben wurde“, hieß es. Kritisiert wurde dennoch, dass nach wie vor mehr als die Hälfte der Mädchen und jungen Frauen Wirkstoffe mit einem erhöhten oder unklaren Risiko für die Bildung von venösen Thromboembolien erhält.

Ein Jahr später bestätigt die AOK nun in einer Mitteilung den insgesamt abnehmenden Trend – immer weniger junge Frauen verhüten mit der „klassischen Pille“. Die AOK macht aber auch darauf aufmerksam, dass neue risikoärmere Präparate die Verordnungspraxis verändern könnten.

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Während der Verordnungsanteil oraler Kontrazeptiva im Jahr 2010 noch auf einem 20-Jahres-Höchststand von 46 Prozent (Anteil der GKV-versicherten Frauen mit Verordnungen der Pille zur Verhütung) gelegen habe, wurden im vergangenen Jahr nur noch 32 Prozent verzeichnet. Doch auch dieses Jahr heißt es wieder: „Nach der Auswertung werden noch immer zu viele kombinierte orale Kontrazeptiva mit einem höheren Risiko verordnet. Im Jahr 2021 lag der Verordnungsanteil dieser risikoreicheren Präparate bei 48,2 Prozent und damit nur knapp zwei Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres.“ 

Interessanterweise macht die AOK in diesem Zusammenhang auf ein „neues Gestagen-Monopräparat“ aufmerksam, das ein vergleichsweise niedriges Risiko für Thrombosen und Embolien mit einem guten Empfängnisschutz verbinden soll. „In diesem Falle handelt es sich um Drospirenon als Monopräparat. Das neue Präparat bietet mit einem Pearl-Index von 0.73 einen sehr guten Empfängnisschutz und hat laut Studien zugleich ein niedrigeres Risikopotenzial als die kombinierten oralen Kontrazeptiva“, so Dr. Eike Eymers, Ärztin im Stab Medizin des AOK-Bundesverbands. Es geht um das Präparat Slinda®.

„Slinda® enthält das aus kombinierten oralen Kontrazeptiva bekannte Drospirenon und wird nach dem Schema 24/4 angewendet; d. h. über 24 Tage wird das Hormon stets zur gleichen Uhrzeit (!) eingenommen, gefolgt von einer viertägigen hormonfreien Pause. Wichtig bei der Beratung ist der Hinweis, dass unter Slinda® das Blutungsmuster nicht vorhersehbar ist. Mit zunehmender Einnahmedauer ver­längern sich jedoch die blutungsfreien Intervalle. Nach Absetzen kann es bis zu einem Jahr dauern, bevor eine erneute Ovulation erfolgt. Ein weiterer Pluspunkt der reinen Gestagen-Pille: Durch die antimineralocorticoide und antiandrogene Wirkung von Drospirenon können sich die Anwenderinnen über eine ausbleibende Gewichts­zunahme und Verbesserung des Haut­bildes freuen.“ (Quelle: DAZ 52/2021)

Die DAZ 23/2021 berichtete ausführlich über die „Verhütung nur mit Gestagen“. Und in Großbritannien dürfen seit Juli vergangenen Jahres in Apotheken Gestagen-Monopräparate sogar ohne Rezept abgegeben werden. Der Frage, ob das auch für Deutschland eine gute Idee wäre, ist die DAZ bereits im Juni nachgegangen.

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„Eine Erklärung für den insgesamt rückläufigen Trend bei den Pillenverordnungen kann sein, dass immer mehr jungen Frauen bewusst ist, dass es sich bei der Pille nicht um ein Lifestyle-Präparat handelt, sondern dass in den Hormonhaushalt eingegriffen wird. Das wiederum kann Nebenwirkungen nach sich ziehen“, sagt Eymers. Diesen Trend hat die DAZ jetzt zum Anlass genommen, im Detail vorzustellen, wie man auch „natürlich sicher verhüten“ kann. Wie funktioniert die Methode? Welche Parameter sind entscheidend? Und wie sicher ist sie wirklich? 


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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