Reiseberatung

STIKO empfiehlt Gelbfieber-Impfung aufzufrischen

Stuttgart - 15.08.2022, 10:45 Uhr

Reicht eine einzige Gelbfieber-Impfung als lebenslanger Schutz? Dieser Frage hat sich die STIKO gewidmet. (s / Foto: Kseniia / AdobeStock)

Reicht eine einzige Gelbfieber-Impfung als lebenslanger Schutz? Dieser Frage hat sich die STIKO gewidmet. (s / Foto: Kseniia / AdobeStock)


Obwohl die WHO 2013 entschied, dass eine einzige Gelbfieber-Impfung für die meisten Personen einen lebenslangen Schutz vor der Erkrankung bietet, wurde seither unter Experten immer wieder darüber diskutiert. Die Ständige Impfkommission hat nun neue Empfehlungen veröffentlicht. Sie betreffen Reisende in Endemiegebieten und exponiertes Laborpersonal.

Jahrelange Diskussionen unter Experten über den lebenslangen Schutz einer einzigen Gelbfieber-Impfung führten nun zu einer Neubewertung durch die Ständige Impfkommission (STIKO). Das Ergebnis: Sind zehn oder mehr Jahre nach einer Gelbfieber-Impfung vergangen, sollte vor erneuter oder bei fortgesetzter Exposition eine einmalige Auffrischimpfung erfolgen. Nach einer zweiten Dosis seien keine weiteren Auffrischimpfungen notwendig, wie die Expertengruppe im Epidemiologischen Bulletin vom 11. August 2022 mitteilt. Diesen Beschluss hatte die STIKO bereits am 8. Juni 2022 auf ihrer 102. Sitzung gefasst. Er ergänzt die bisherige Empfehlung einer Gelbfieber-Impfung für Reisende in Endemiegebieten und Laborpersonal, das mit vermehrungsfähigen Gelbfiebervirus(GFV)-Wildtypstämmen arbeitet. Die Erstimpfung sollte mindestens zehn Tage vor Exposition gegenüber dem GFV erfolgen.

Empfehlungen für besondere Personengruppen

Haben Frauen ihre erste Gelbfieber-Impfung während einer Schwangerschaft erhalten, sollen sie vor erneuter oder bei fortgesetzter Exposition einmalig eine zweite Impfdosis erhalten, und zwar unabhängig vom Abstand zur ersten Impfung. Nach der zweiten Impfdosis seien dann keine weiteren Impfungen notwendig.

Generell sollte man dazu wissen: In Deutschland ist derzeit nur ein attenuierter Lebendimpfstoff, Stamaril®, zugelassen. Der Hersteller Sanofi weist in der Fachinformation darauf hin, dass das Gelbfieber-Vakzin „nicht während der Schwangerschaft verabreicht werden sollte, außer bei eindeutiger Indikation und nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung“. Nach einer Impfung mit Lebendimpfstoff sollte eine Schwangerschaft laut STIKO für einen Monat vermieden werden.

Hatten Personen zum Zeitpunkt ihrer ersten Gelbfieber-Impfung eine Immundefizienz, sollen auch sie vor einer weiteren Exposition eine Auffrischimpfung erhalten – vorausgesetzt es besteht keine Kontraindikation dagegen. Dies gilt unabhängig vom Abstand zur Erstimpfung. Serologische Kontrollen vor oder nach der Auffrischimpfung seien nicht erforderlich. Ob vor erneuter oder bei bestehender Exposition weitere Impfdosen gegeben werden, müsse individuell entschieden werden.

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Bei Kindern, die ihre Impfung vor dem zweiten Geburtstag erhalten haben, soll vor wiederholter oder bei fortgesetzter Exposition eine zweite Gelbfieber-Impfung gegeben werden – allerdings frühestens fünf Jahre nach der Erstimpfung. Im Erwachsenenalter sei dann nach zwei Impfdosen im Kindesalter keine weitere Auffrischung nötig. Wurde ein Erwachsener als Kind nur einmal geimpft, wird vor erneuter Exposition eine zweite Impfdosis empfohlen.

Erfolgte die Erstimpfung nach dem zweiten Geburtstag des Kindes, sollte vor erneuter oder bei bestehender Exposition frühestens nach zehn Jahren eine Auffrischimpfung erfolgen. Eine weitere Impfung sei danach nicht notwendig.

Entscheidungsgrundlage der STIKO-Empfehlung

Für ihre Bewertung führte die STIKO in Kooperation mit einem unabhängigen Forschungsunternehmen einen systematischen Review mit Meta-Analyse zur Schutzdauer nach ein oder mehreren Gelbfieber-Impfdosen durch. Dabei wurde die verfügbare Literatur bis zum 12. November 2021 beachtet. Die gewonnenen Resultate diskutierte die STIKO mit der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globalen Gesundheit (DTG). In ihrer 2020 gemeinsam gegründeten Arbeitsgruppe für Reiseimpfungen STIKO-DTG-AG erarbeiteten sie die genannten Empfehlungen. Bei der Sitzung der STIKO im Juni wurden neben diesen auch die Stellungnahmen des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), der obersten Gesundheitsbehörden der Bundesländer sowie betroffener Fachgesellschaften einbezogen.

Hintergrund zu den Empfehlungen zur Gelbfieber-Impfung

Nach der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2013 reicht eine Dosis Gelbfieber-Impfstoff zum Schutz vor einer Gelbfieber-Erkrankung lebenslang aus – ausgenommen davon wurden unter anderem Schwangere und HIV-Infizierte. Dieser Empfehlung folgte die STIKO 2015 und erkannte eine einzige Impfdosis als ausreichend an. Dass diese Empfehlung seit 2013 immer wieder von Experten diskutiert wurde, veranlasste die STIKO schließlich zu einer Neubewertung.


Desiree Aberle, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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