RKI-Daten

Mehr als 2.000 Fälle von Affenpocken in Deutschland

Berlin - 20.07.2022, 07:00 Uhr

Vergangene Woche starteten in Berlin die Impfungen gegen Affenpocken. Die Nachfrage ist groß. (Foto: IMAGO / Sabine Gudath)

Vergangene Woche starteten in Berlin die Impfungen gegen Affenpocken. Die Nachfrage ist groß. (Foto: IMAGO / Sabine Gudath)


Rund zwei Monate nach dem ersten nachgewiesenen Fall von Affenpocken in Deutschland hat das Robert Koch-Institut am gestrigen Dienstag auf seiner Webseite genau 2.033 Betroffene in Deutschland ausgewiesen. Besonders viele Nachweise kommen aus Berlin – mit 1.140 wurden hier mehr als die Hälfte der Fälle gemeldet.

Alle Bundesländer haben inzwischen Affenpocken-Erkrankungen gemeldet. Die meisten haben bisher nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) jeweils weniger als 100 Fälle gemeldet, in einigen Ländern sind es sogar weniger als zehn. Anders ist die Lage in Berlin. Laut dem Landesamt für Gesundheit und Soziales sind hier bislang 1.140 Nachweise des Erregers gemeldet worden.

Mit Ausnahme von vier Frauen bundesweit sind nach RKI-Angaben alle Erkrankten Männer. „Die Übertragungen erfolgen in diesem Ausbruch nach derzeitigen Erkenntnissen in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten, aktuell insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben“, schreibt das RKI. Grundsätzlich kann sich mit dem Virus jeder anstecken, der engen körperlichen Kontakt mit einem Infizierten hat. Eine mögliche Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung schätzt das RKI derzeit als gering ein.

Impfungen gegen Affenpocken, die bislang nur bestimmten Gruppen empfohlen werden, sind in Berlin Mitte vergangener Woche angelaufen. Die Senatsverwaltung für Gesundheit sprach auf Anfrage von einer sehr hohen Nachfrage. Wie viele Menschen schon geimpft wurden, war am Dienstag aber noch nicht klar. Das Impfmonitoring laufe gerade an. Die rund 8.000 in der Metropole verfügbaren Impfdosen dürften nach Einschätzung der Behörde aber schnell aufgebraucht sein. Man brauche deshalb zeitnah Nachschub vom Bund, hieß es. Einen genauen Zeitpunkt für weitere Lieferungen gebe es aber noch nicht, bisher sei vom dritten Quartal die Rede gewesen. Die Apotheken sind nach Angaben der Kammer Berlin in die Distribution der Impfstoffe nicht eingebunden.

Für die vergangene Woche zeigt sich in den Meldezahlen für Berlin ein leichter Rückgang. „Aufgrund der Schwankungen in den Fallzahlen müssen wir jedoch abwarten, ob es sich um einen stabilen Trend handelt“, erklärte die Gesundheitsverwaltung. Die Entwicklung könne mit Veränderungen in der Vollständigkeit der Erfassung zusammenhängen und/oder einen tatsächlichen Rückgang der Ansteckungshäufigkeit widerspiegeln, etwa durch sich langsam aufbauende natürliche Immunität oder durch Veränderungen im Risikoverhalten der hauptsächlich betroffenen Gruppe.

Anfänglich viele Ansteckungen auf Gran Canaria 

In der frühen Phase des Ausbruchs hatte noch rund die Hälfte der bis dahin Betroffenen in Berlin die Ansteckung offenbar von Reisen mitgebracht, wie aus einer Untersuchung im Journal „Eurosurveillance“ hervorgeht. Viele seien Mitte Mai bei einem Pride-Event auf Gran Canaria gewesen. Ab dem 23. Mai habe der Ausbruch in der Hauptstadt an Fahrt gewonnen. Die Fachleute sehen dann eine Verschiebung hin zu Ansteckungen vor allem in Deutschland und insbesondere in Berlin. Dort gibt es laut der Untersuchung eine bundesweit gesehen vergleichsweise große Gruppe von Männern, die gleichgeschlechtlichen Sex haben. Berlin sei auch ein wichtiger internationaler Hotspot der Community.

Die Krankheit verläuft nach RKI-Angaben bei den meisten Menschen mild und heilt in der Regel von alleine ab. Schwere Verläufe sind aber möglich, insbesondere bei Kindern oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Das Ansteckungsrisiko lässt sich laut einem Flyer von RKI und Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verringern, indem die Zahl der Sexpartner reduziert wird. Auch Kondome könnten das Infektionsrisiko verringern, hieß es – sie schützten aber nicht vor einer Übertragung, wenn Hautveränderungen an anderen Stellen des Körpers berührt würden. Wer an Affenpocken erkrankt ist, soll den Behörden zufolge auf Sex, Berührungen und Küsse verzichten.


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