Apotheken künftig außen vor

Ärzte sollen Paxlovid und Evusheld dispensieren

Berlin - 18.07.2022, 14:45 Uhr

Paxlovid sollen Ärzte künftig selbst dispensieren dürfen. (x / Foto: IMAGO / Independent Photo Agency Int.)

Paxlovid sollen Ärzte künftig selbst dispensieren dürfen. (x / Foto: IMAGO / Independent Photo Agency Int.)


Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ärgert sich schon seit längerem, dass Ärzte Paxlovid zur Behandlung von COVID-19 nur sehr zögerlich verordnen. Nun hat er sich offenbar ein Konzept überlegt, um das – früh eingesetzt, oft sehr wirksame – Arzneimittel schneller an die Patienten zu bringen: Die Ärzte sollen es selbst abgeben und dafür auch vergütet werden.

Der Corona-ExpertInnenrat der Bundesregierung hatte es schon Anfang Juni gefordert, das Bundesgesundheitsministerium griff es kurz darauf in seinem 7-Punkte-Plan für seine Corona-Herbststrategie auf: COVID-19-Patienten und -Patientinnen sollen im ambulanten Bereich beziehungsweise in der Frühphase der Erkrankung einen besseren und schnelleren Zugang zu antiviraler Medikation erhalten. Im 7-Punkte-Plan hieß es, der Corona-ExpertInnenrat solle hierfür ein Konzept erarbeiten und dabei auch „die Rolle des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und die der Apotheken“ prüfen. 

Anfang Juli bestärkte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sein Vorhaben im Bundestag: Er habe mehr als eine Million Dosen Paxlovid gekauft, von denen aber noch nicht einmal 30.000 eingesetzt worden seien. Es müsse daher dafür gesorgt werden, dass geeignete Patient:innen diese Medikamente auch schnell bekommen. Mit den Hausärzten arbeite er daran, dieses Vorhaben umzusetzen.

Mehr zum Thema

Mittlerweile sind Lauterbach, der ExpertInnerat und der Hausärzteverband offenbar weiter. Wie aus Ministeriumskreisen zu hören ist, ist eine Rechtsverordnung geplant, die Ärzten ermöglicht, die Arzneimittel für COVID-19-Patienten – neben Paxlovid ist dies der monoklonale Antikörper Evusheld – nicht nur zu verordnen, sondern auch selbst abzugeben. Beides sollen sie auch vergütet bekommen. Das Apothekenprivileg soll hier also bewusst durchbrochen werden, um die Prozesse zu beschleunigen.

Woher bekommen die Praxen die Arzneimittel?

Zu hören ist, dass es ein „gut vorbereitetes System“ geben soll, bei dem auch auf Kontraindikationen eingegangen wird: Welche sind nur relativ, welche lassen sich etwa durch das Absetzen eines anderen Arzneimittels vermeiden? Schon der PCR-Befund soll künftig mitteilen, ob der Patient ein „Idealpatient“ sein könnte. Damit würde der Hausarzt informiert und könne nach der Verordnung das Arzneimittel direkt abgeben. Weitere Details sind nun abzuwarten. So stellt sich beispielsweise noch die Frage, wie die Ärztinnen und Ärzte selbst an die Arzneimittel kommen. 

Bislang erhalten die Apotheken für den Aufwand, der ihnen im Zusammenhang mit der Abgabe von vom Bund beschafften antiviralen Arzneimitteln zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit COVID-19 entsteht, eine Vergütung in Höhe von 30 Euro zuzüglich Umsatzsteuer je Packung.  Für den Botendienst gibt es 8 Euro einschließlich Umsatzsteuer dazu. Doch in der Praxis spielt dies bisher tatsächlich kaum eine Rolle. Seit Ende Juni ist Apotheken auch die unbegrenzte Bevorratung mit dem Arzneimittel erlaubt.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


Diesen Artikel teilen:


9 Kommentare

Ärzte wollen keine COVID-Patienten

von Henrik Rohde am 21.07.2022 um 10:45 Uhr

Meine Erfahrung ist, dass die Praxen versuchen COVID-Patienten nur telefonisch zu betreuen und nicht einmal für einen PCR-Test in der Praxis haben wollen.
Und das Ausstellen eines Rezeptes ist sicher keine Hürde, die verhindert, dass das Medikament einem Patienten verabreicht wird.
Eine unlogischere Argumentation kann man gar nicht aufbauen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

DAS ist .....

von Dr.Diefenbach am 19.07.2022 um 9:27 Uhr

.....der Einstieg in das verklausulierte Dispensierrecht,ggf, eine Reaktion auf die Impfaktivität in der Apotheke, die pharmazeutischen Dienstleistungen
usw.Der Minister lässt nichts aus, um unseren Beruf zu diskreditieren!! Insofern ist auch nicht nachvollziehbar, dass sich die Berufsorganisationen
hierzu in gewohnter Zurückhaltung äussern!!Man sieht doch, dass Polemik wie im KV Hessen Schreiben,so frech sie auch ist,letztendlich für die
Verursacher nicht von Nachteil zu sein scheint.Und naiv,wer hier keine Quereinflüsse sieht.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Mit Geld geht’s?

von Thomas K am 19.07.2022 um 8:02 Uhr

Die Ärzte sollten sich genau überlegen, ob sie ein Medikament, dass sie bisher augenscheinlich abgelehnt haben, auf einmal vermehrt abgeben nur weil es jetzt richtig Geld dafür gibt. Ist die Ärzteschaft so käuflich?
Sie lassen sich normalerweise ungern vorschreiben was zu tun und zu lassen ist, mit Geld geht’s dann?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Tarnen, täuschen, bescheißen !

von Dr. Ralf Schabik am 18.07.2022 um 18:55 Uhr

Sorry, aber das ist für Fachleute einfach nur durchsichtig !!! Haben die Apothekenhasser im Bundesgesundheitsministerium BEWEISE dafür, dass der Weg über die Apotheke für Patienten Zeitverlust bedeutet ??? Vergeigt hat das Ministerium den flächigen Paxlovid-Einsatz - und nun sollen Ärzte und Apotheken erneut auseinander dividiert werden.
Anhand solcher Beispiele sieht man mal exemplarisch, was in dem Ministerium SEIT JAHREN abgeht: NUR MURKS !!!
Ihr kotzt mich nur noch an !!!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Ladenhüter

von Thomas B am 18.07.2022 um 18:50 Uhr

Interessant, dass Lagevrio nicht dabei ist......
So kann man seine Ladenhüter (immerhin kolportierte 600-700 € pro Packung) auch an den Patienten bringen. Bei Verordnungszahlen von etwa 10:1 zugunsten Lagevrio und der bereits beginnenden Resistenzentwicklung gegenüber Paxlovid ist zudem Eile geboten.
Warum aber (das teure) Evusheld? Läuft das etwa auch ab?
Oder ist das als Bonbon kollegialer Gewogenheit für die Herren Dastych und Starke zu verstehen?
Es bleibt spannend.....

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Bewußter Bruch

von ratatosk am 18.07.2022 um 18:41 Uhr

Selbst ein Lauterbach weiß, daß die niedrige Verordnungszahl nichts mit Schwierigkeiten mit der Beschaffung zu tun hat. Hier soll einfach ein Einstieg ins Dispensieren gemacht werden, getarnt mit Covid - Geschwafel.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Warum nicht als SSB?

von bmp am 18.07.2022 um 16:35 Uhr

Und was spricht dagegen sich im Rahmen des SSB über die Apotheken damit zu bevorraten? Hat der Mann keine anderen Probleme zu lösen?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Die Firma dankt

von Dr. House am 18.07.2022 um 16:20 Uhr

Und wieder danke ich Ihnen im Namen Pfizers, Herr Lauterbach, für den schnellen unbürokratischen Weg die Quartalszahlen zu retten. Liebe Grüße

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Paxlovid durch Ärzte

von Roland Mückschel am 18.07.2022 um 16:04 Uhr

Hoppla Hop, hurra die Gams.
Das ging aber schnell.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.