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Dysfunktionaler Perfektionismus

05.07.2022, 07:00 Uhr

Perfektionismus kann als über­genaues Streben nach Vollkommenheit mit gleichzeitiger pingeliger Fehlervermeidung beschrieben werden. (x / Foto: Microgen / AdobeStock) 

Perfektionismus kann als über­genaues Streben nach Vollkommenheit mit gleichzeitiger pingeliger Fehlervermeidung beschrieben werden. (x / Foto: Microgen / AdobeStock) 


Der Arbeitsplatz Apotheke bedarf in jedem Fall einer hohen Genauigkeit. Perfektionisten bringen die erforderlichen Eigenschaften mit und können entsprechend gute Leistungen erzielen. Problematisch ist, wenn sie nicht zwischen einem gesunden Anspruch und einer übertriebenen Perfektion unterscheiden können. Dysfunktionaler Perfektionismus macht nicht nur den Betroffenen das Leben schwer, er kann auch das ge­samte Team unter Druck setzen. 

Perfektion ist nicht alles – auch nicht in der Apotheke. Dabei geht hier nicht um eine bei der Ausführung anspruchsvoller Tätigkeiten selbstverständliche Genauigkeit. Es geht vielmehr um einen destruktiven, übertriebenen Perfektionismus, der nicht hilfreich ist, sondern die Arbeit behindert. Betroffene erreichen mit ihren überhöhten Ansprüchen zudem häufig gar nicht ihre Ziele. Vielmehr stehen sie sich aufgrund ihres Perfektionismus selbst im Weg. Für sie ist es deshalb wichtig, realistischere Ansprüche zu entwickeln, anstatt in einem dysfunktionalen Perfektionismus zu verharren. Das stärkt letztlich die Zusammenarbeit in der Apotheke, denn auch das Umfeld leidet unter den unrealistischen Ansprüchen dysfunktionaler Perfektionisten.

Doch was verbirgt sich eigentlich hinter einer perfektionistischen Veranlagung? Was verstehen wir unter Perfektionismus? Perfektionismus kann als über­genaues Streben nach Vollkommenheit mit gleichzeitiger pingeliger Fehlervermeidung beschrieben werden. Perfektionisten stellen extrem hohe Ansprüche an sich selbst. Sie vereint der innere Zwang, möglichst immer 100 Prozent zu geben. Es gibt kein „gut genug“. Die Messlatte der eigenen Ansprüche wird in der Folge oft sogar immer höher gelegt. Perfektionisten neigen dazu, den eigenen Erfolg eher misstrauisch zu bewerten. Ihr selbst gestecktes Ideal beinhaltet, Dinge fehlerfrei auszuführen. Das Problem liegt unter anderem in einem möglichen Scheitern, denn niemand kann alles perfekt erledigen. Perfektionismus kennt jedoch keine Zwischentöne, entweder das Ziel wird erreicht oder es liegt ein Versagen vor. Es wird schwarz-weiß gedacht. Zudem wird das Erreichte als nicht ausreichend angesehen.

Für Perfektionisten ist der Umgang mit anderen Menschen oft eher schwierig. Ihr „innerer Antreiber“, der zum Perfektionsstreben führt, lässt sie häufig eher angespannt und ernst wirken. Allein ihr Gesichtsausdruck und ihre Körperhaltung können das schon widerspiegeln. Das wird so auch von anderen Menschen bewusst oder unbewusst wahrgenommen. Hinzu kommen die Ambitionen, die Perfektionisten zur Schau stellen. Dieses Zusammenspiel führt dazu, dass sich andere Menschen im Beisein von Perfektionisten eher unwohl fühlen. Sie können das Empfinden entwickeln, ständig unter Druck gesetzt zu werden und irgendwie nicht zu genügen.

Welche Hintergründe ein übertriebener Perfektionismus hat und wie Betroffene diesen überwinden oder abmildern können, beschreibt AZ-Autorin Inken Rutz in der aktuellen AZ 2022, Nr. 27, S. 6


Apotheker Zeitung (AZ)
redaktion@daz.online


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